Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Beschleunigungssensor für rotierende Messelektronik


von Drehwurm (Gast)


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Hallo zusammen,
ich bin auf der Suche nach einem Beschleunigungssensor für eine 
Messtechnikanwendung. Folgende Randbedingungen sollten erfüllt werden:

- Sensor rotiert mit der Elektronik mit bis zu 10Hz bzw. bis zu 50Hz. 
Sensor befindet sich etwa 40mm von der Drehachse entfernt. Es gibt zwei 
unterschiedliche Anwendungsfälle, einmal rotiert alles mit maximal 10Hz, 
einmal mit max. 50Hz. Es sind aber unabhängige Messaufbauten, es wäre 
schon schön, wenn auch nur die 10Hz Variante abgedeckt werden kann.
- Sensor soll, abgesehen von der Fliehkraft (die interessiert nicht) die 
zusätzlich auftretenden Beschleunigungen an der Drehachse messen. Diese 
können bis 50g in drei Richtungen betragen.
- Sensor soll idealerweise 3 Achsen haben, 2 wären auch schon nett. Zur 
Not könnte man auch zwei 1-Achsige nehmen und die entsprechend layouten.
- Sensorinterface ist recht flexibel, da ein Signalprozessor mit 
SPI/I2C/UART, ...  vorhanden ist. Analog wäre auch in Ordnung da es hier 
auch entsprechende Eingänge gibt.
- Auflösung >= 16 Bit, die vorhandenen Analogeingänge erzeugen über 
einen internen FIR 32 Bit bei 32kHz Ausgaberate. Ausgabeformat der 
restlichen Sensorik ist aber momentan 16 Bit, daher reichen stabile 
16Bit auch bei der Beschleunigungsmessung.
- Abtastrate wäre im idealfall >=16kHz, bei der 10Hz Konfiguration wäre 
aber auch schon 1kHz Abtastrate akzeptabel.
- Bauform natürlich wie immer möglichst klein und leicht
- Preis quasi egal, aber es wäre natürlich nett, wenn es den Sensor zu 
kaufen gibt.

Es gibt da natürlich Analog Devices, da haben wir sonst schon diverse 
Sensoren her. Die funktionieren auch recht gut und zuverlässig. Evtl. 
kennt ja aber jemand noch einen anderen Hersteller.
Das Hauptproblem ist die überlagerte Fliehkraft... die macht einem das 
Leben hier schwer. Zusätzlich sind viele Sensoren natürlich empfindlich 
auf Querbeschleunigung. Da es aber leider kein stationärer Zustand ist, 
sondern die Drehzahl variiert ist es schwierig diese Querempfindlichkeit 
weg zu kalibrieren.

Bin gespannt auf die Anmerkungen,
Gruß Drehwurm

von Hp M. (nachtmix)


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Drehwurm schrieb:
> Sensor befindet sich etwa 40mm von der Drehachse entfernt.

2 Dimensionen:
Umgib die Welle mit einem starren (Metall)ring von etwas grösserem 
Innendurchmesser, der als seismische Masse wirkt, und verbinde diesen 
sternförmig mit drei um 120° oder vier um 90° versetzten Kraftaufnehmern 
(z.B. Dehnungsmeßstreifen oder Piezos) mit der Welle.
Der Ring bewirkt eine Kompensation der Fliehkräfte, sodass die 
Kraftaufnehmer nichts mehr von der Fliehkraft, sondern nur noch 
unsymmetrische radiale Beschleunigungen sehen.


3 Dimensionen:
Die dritte Dimension, axiale Beschleunigung, bekommst du, wenn du als 
innere Befestigung der besagten Kraftaufnehmer eine Hülse nimmst, die 
axial auf der Welle verschiebbar ist, und diese über einen weiteren 
Kraftaufnehmer in axialer Richtung mit der Welle fest verbindest.

Falls nötig, kann man das von den radialen Sensoren gelieferte Signal 
z.B. mittels Analogmultiplizierern und einem Winkelsensor 
(Tachogenerator) auf feste  Raumrichtungen beziehen.  Selbstverständlich 
kann man diese Koordinatentransformation auch digital erledigen.
Der Sensor für die axiale Beschleunigung liefert ja per se ein von der 
Rotation unabhängiges Signal,

: Bearbeitet durch User
von Thomas F. (igel)


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Fertig gibt es das schon:
https://discom.de/produkte/sensoren/drehbeschleunigungs-sensor/#toggle-id-1-closed

Oder sowas:
https://www.microsensys.de/loesungen/schwingungsmessung/

Selber habe ich diese noch nicht ausprobiert, ich messe die 
Winkelbeschleunigung über eine Drehzahlerfassung.

von S. K. (hauspapa)


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2 Sensoren um 180 Grad versetzt und ziemlich viel lässt sich 
rausrechnen.

Auf die Ergebnisse eine FFT loslassen könnte auch helfen.

Über das alte Lied vom Unterschied zwischen Auflösung und Genauigkeit 
denken wir noch mal nach.

von PittyJ (Gast)


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Sowas habe ich vor 15 Jahren mal für Bohrköpfe gemacht.
ADxxxx Sensor (Nummer habe ich nicht mehr im Kopf) der die  analogen 
Beschleunigungswerte lieferte, dahinter dann 16Bit AD-Wandler. 
Samplefrequnz ca 1Khz.
Hat ganz gut geklappt. Allerdings für nur max 10Hz Drehgeschwindigkeit.

Aber mit ähnlichem Ansatz würde ich es wieder machen.

von Patrick C. (pcrom)


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- Werden realtime messdaten benoetigt oder kann es gelogt werden und 
nachdem ausgelesen ?
- Gibt es ein risiko das die Masse deiner Schaltung die Messdaten 
beeinflusst ?

Einen schoenen link von Thomas F. schrieb:
> https://www.microsensys.de/loesungen/schwingungsmessung/

Patrick aus die Niederlande

von Drehwurm (Gast)


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S. K. schrieb:
> Über das alte Lied vom Unterschied zwischen Auflösung und Genauigkeit
> denken wir noch mal nach.

Versteh ich nicht ganz? Die von mir erwähnten 16 Bit sind die Auflösung 
der restlichen Sensorik, Genauigkeit habe ich (und auch sonst niemand?!) 
erwähnt.

Die Sache mit den versetzten Beschleunigungssensoren hatte ich ja quasi 
erwähnt. Schöner/einfacher wäre natürlich gleich ein dreiachsiger Sensor 
der wenig auf Quereinflüsse reagiert.


@ Hp M.
Ja, es gibt natürlich viele mehr oder weniger geeignte Methoden das auch 
über solche mechanischen Konstrukte zu lösen. Diese können hier aber 
nicht angewand werden. Es muss ein kleiner Sensor auf der mitrotierenden 
Messelektronik sein.
Wir wollen die von außen einwirkenden Kräfte auf die Welle bestimmen. 
Das geschieht über ein Konstrukt das dem von dir beschriebenen sehr 
ähnelt. Nur müssen wir jetzt noch die Masse quasi innerhalb des 
Messzellen-Durchmessers berücksichtigen, um deren Trägheitseinfluss 
wegzurechnen.

@ PittyJ
Ja das kommt der Sache von den Rahmenbedingungen vermutlich sehr nahe. 
Bisher hatten wir nur den Anwendgungsfall bis 50Hz, da ist es (meines 
Wissens nach) so nicht wirklich realisierbar, da die Fliehkraft schon zu 
viel Signal erzeugt. Jetzt bei dem neuen Anwendungsfall mit nur 10Hz 
Drehgeschwindigkeit, sind wir eben wieder dran.
Der Ansatz funktioniert sicher auch, die Frage is eben nur welcher 
Sensor am besten geeignet ist.


@ Patrick C
Ich brauche die Daten direkt im Signalprozessor um sie mit anderen 
Messwerten zu verrechnen. Die verrechneten Daten werden dann ausgegeben 
und von einem externen Logger aufgezeichnet.
Die Masse der Schaltung mit allen Anbauteilen wird berücksichtigt. Darum 
geht es eigentlich. Ich brauche die Beschleunigungen die auf die Masse 
innerhalb unserer außen angebrachten Kraftmessaufnehmer wirkt. Über die 
Masse und die Beschleunigung, wird dann die Kraftmessung korrigiert.

von dampftroll (Gast)


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Nun, ein 3 Achsen beschleunigungssensor wird eine Achse mit der 
Zentrifugalbeschleunigung habn, und die anderen werden das messen, was 
du moechtest.

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