Forum: Fahrzeugelektronik Kupferlitze an Alukontakt löten?


von Wolfgang W. (woolfman)


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Hallo,

vielleicht kann mir jemand hier helfen.

Bei meinem Startermotor waren die Kohlen hinüber, der Autoelektriker - 
der alte Starter und Magnetos restauriert - wollte die Reparatur nicht 
machen ("hält nicht lange, wir haben früher alles versucht und machen 
das nicht").

Also habe ich lt. WHB am Alutab der Feldwicklung die alte Kupferlitze 
leicht überstehend abgeschnitten und die neuen Kohlen (2 mit 
durchgehender Litze) dort mittels normalem Lötzinn bei 400°C verlötet - 
sieht meiner Meinung nach auch sehr sauber aus. Die anderen beiden 
Kohlen gehen direkt an den Magnetschalter mittels Verschraubung.

Jetzt meine Frage - stimmt es, daß die Lötstelle nicht lange halten 
wird?
Ich hatte nur "normales" Lot da und es damit gemacht.
Würde es mit Aluminiumweichlot wesentlich besser halten?

Mein Lötkolben ist stufenlos bis 450°C regelbar, Aluweichlot würde bei 
380°C schmelzen, das sollte also im Zweifelsfall gehen?

LG,
Wolfgang

von Bin auch neugierig (Gast)


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Zeige mal was du da gebraten hast, also Fotos wollen wir hier sehen.

von Uli S. (uli12us)


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Alu mit Zinn hält nicht, es könnte natürlich sein, dass du da einen 
schönen Abguss produziert hast. Abhilfe könnte eventuell mit Zinkatieren 
möglich sein. Dabei wird eine Zinkschicht auf dem Alu stromlos 
abgeschieden und Zink lässt sich problemlos löten. Ich habs jedoch nie 
probiert, ob das tatsächlich ausreichend ist, um eine sichere 
elektrische Verbindung hinzubringen.

von Harald W. (wilhelms)


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Uli S. schrieb:

> Alu mit Zinn hält nicht,

Nun, es gibt spezielles (Zinn-)Lot für ALU. Da ist wohl spezielles
Flussmittel drin. Vielleicht hilft ja auch die Bastlermethode ALU-
Oxid unter einem Öltropfen wegkratzrn und dann auch unter Öl zu löten.

von ...^. (Gast)


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Litze an vibrierende Teile löten ist immer scheisse. Die Litze verhärtet 
am Ende der Lötstelle und bricht dann durch die Vibration irgendwann ab.

von Wolfgang W. (woolfman)


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Harald W. schrieb:
> Uli S. schrieb:
>
>> Alu mit Zinn hält nicht,
>
> Nun, es gibt spezielles (Zinn-)Lot für ALU. Da ist wohl spezielles
> Flussmittel drin. Vielleicht hilft ja auch die Bastlermethode ALU-
> Oxid unter einem Öltropfen wegkratzrn und dann auch unter Öl zu löten.

Vielen Dank für eure Tips. Fotos habe ich nicht gemacht, der Starter ist 
eingebaut - mir ist leider zu spät eingefallen, hier im Forum 
nachzufragen....

Warum soll das Oxid unter einem Öltropfen weggekratzt werden? Was bringt 
das?

Alulit besorg ich mir jetzt sicherheitshalber, falls die Lötstelle sich 
lösen sollte.

Warum hält die Kupferlitze im Originalzustand ohne durch Vibration 
abzubrechen - die ist ans Alu punktiert worden?

von Lukas T. (tapy)


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Wolfgang W. schrieb:
> Warum soll das Oxid unter einem Öltropfen weggekratzt werden? Was bringt
> das?

Das Kratzen entfernt die Oxidschicht, die ansonsten jedes Kontaktieren 
des Aluminiums sabotiert und das Öl verhindert ein erneutes, sofortiges 
Oxidieren der Oberfläche in der Hitze beim Löten.

> Warum hält die Kupferlitze im Originalzustand ohne durch Vibration
> abzubrechen - die ist ans Alu punktiert worden?

Beim Punkten wird die Litze nicht (relevant) versteift. Da bricht sie 
höchstens direkt an der Kontaktstelle, aber das ist für die einzelnen 
Drähte jeweils ein anderer Punkt, weshalb sich die Kraft verteilt. Beim 
Löten hat man eine "Lötzinnhülse", an deren Kante dann die Einzeladern 
brechen.

Edit: Rechtschreibfehler

: Bearbeitet durch User
von c-hater (Gast)


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Wolfgang W. schrieb:

> Warum soll das Oxid unter einem Öltropfen weggekratzt werden? Was bringt
> das?

Das ermöglicht überhaupt erst eine brauchbare Lötverbindung mit Zinn. 
Aluminium ist typisch absichtlich mit einer Schutzschicht überzogen 
(eloxiert) und selbst wenn nicht, überzieht es sich innerhalb kürzester 
Zeit von alleine mit einer, durch Verbindung mit dem Sauerstoff aus der 
Luft.

Der Öltropfen sorgt dafür, dass keine Luft ran kann und das Kratzen 
sorgt dafür, dass die bereits bestehende Schicht zerstört wird, das 
metallische Aluminum an der Oberfläche ist und eine innige Verbindung 
mit dem Zinn eingehen kann. Außerdem erhöht es auch noch die wirksame 
Oberfläche für die Lötverbindung.

Übrigens ist nicht jedes Öl geeignet, inbesondere nicht Pflanzenöl.

Spezielles Zinnlot für Aluminium hingegen umgeht das Problem durch ein 
spezielles Flußmittel, was diese Trennschicht chemisch zerstört und eine 
Neubildung stark verzögert.

von Kilo S. (kilo_s)


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Harald W. schrieb:
> Vielleicht hilft ja auch die Bastlermethode ALU-
> Oxid unter einem Öltropfen wegkratzrn und dann auch unter Öl zu löten.

Geht allerdings am besten bei planen und leicht zugänglichen Lötstellen, 
alles was "Rund" ist also Drähte und Rohre usw.. fummelig.
Du musst die zu lötende Stelle ja dauerhaft unter Ausschluss von 
Sauerstoff erhitzen. Wenn du in einem lötbad mit dem Draht arbeiten 
kannst, also Draht rein und drinnen die Oxidschicht entfernst, dann ja. 
Sonst braucht es viele Versuche.

Ich kann nichts versprechen aber, vielleicht wenn du zusätzlich zum 
Entfernen der Oxidschicht noch ein aggressives säurehaltiges Flussmittel 
nimmst. Lötfett zb. Könnte das einfacher werden. Allerdings musst du die 
Lötstellen danach gut reinigen.

c-hater schrieb:
> Übrigens ist nicht jedes Öl geeignet, inbesondere nicht Pflanzenöl.

Altöl! Ein kleines Glas (Olivenglas zb.) darf für solche Sachen auf 
einen Fälle im bastelkeller fehlen.

Was auch gut funktioniert ist Kolophonium, unverdünnt als dicken Tropfen 
auf die Lötstelle.

c-hater schrieb:
> Spezielles Zinnlot für Aluminium hingegen umgeht das Problem durch ein
> spezielles Flußmittel, was diese Trennschicht chemisch zerstört und eine
> Neubildung stark verzögert.

Ich hab danach gesucht, es bisher aber nicht finden können. Nur fürs 
Hartlöten (autogen) gibt's unzähligen das leicht zu finden 
ist:https://www.weldingtool.eu/scapp-welding-autogen-set-zum-schweissen-hartloeten-von-aluminium-o-2-4-x-500-mm.html

von Teo D. (teoderix)


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Kilo S. schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Vielleicht hilft ja auch die Bastlermethode ALU-
>> Oxid unter einem Öltropfen wegkratzrn und dann auch unter Öl zu löten.
>
> Geht allerdings am besten bei planen und leicht zugänglichen Lötstellen,
> alles was "Rund" ist also Drähte und Rohre usw.. fummelig.

Nimm ~5% Salzsäure als Flussmittel, das funktioniert auch 100% run drum 
und ist wesentlich zuverlässiger (~100%), als die Öl/Kratz Methode.

von Harald W. (wilhelms)


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Wolfgang W. schrieb:

> Warum soll das Oxid unter einem Öltropfen weggekratzt werden?
> Was bringt das?

Das Oxid ist nicht lötbar. Reines Alu schon.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang W. (woolfman)


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Kilo S. schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Vielleicht hilft ja auch die Bastlermethode ALU-
>> Oxid unter einem Öltropfen wegkratzrn und dann auch unter Öl zu löten.
>
> Geht allerdings am besten bei planen und leicht zugänglichen Lötstellen,
> alles was "Rund" ist also Drähte und Rohre usw.. fummelig.
> Du musst die zu lötende Stelle ja dauerhaft unter Ausschluss von
> Sauerstoff erhitzen. Wenn du in einem lötbad mit dem Draht arbeiten
> kannst, also Draht rein und drinnen die Oxidschicht entfernst, dann ja.
> Sonst braucht es viele Versuche.
>
> Ich kann nichts versprechen aber, vielleicht wenn du zusätzlich zum
> Entfernen der Oxidschicht noch ein aggressives säurehaltiges Flussmittel
> nimmst. Lötfett zb. Könnte das einfacher werden. Allerdings musst du die
> Lötstellen danach gut reinigen.
>
> c-hater schrieb:
>> Übrigens ist nicht jedes Öl geeignet, inbesondere nicht Pflanzenöl.
>
> Altöl! Ein kleines Glas (Olivenglas zb.) darf für solche Sachen auf
> einen Fälle im bastelkeller fehlen.
>
> Was auch gut funktioniert ist Kolophonium, unverdünnt als dicken Tropfen
> auf die Lötstelle.
>
> c-hater schrieb:
>> Spezielles Zinnlot für Aluminium hingegen umgeht das Problem durch ein
>> spezielles Flußmittel, was diese Trennschicht chemisch zerstört und eine
>> Neubildung stark verzögert.
>
> Ich hab danach gesucht, es bisher aber nicht finden können. Nur fürs
> Hartlöten (autogen) gibt's unzähligen das leicht zu finden
> 
ist:https://www.weldingtool.eu/scapp-welding-autogen-set-zum-schweissen-hartloeten-von-aluminium-o-2-4-x-500-mm.html

Vielen Dank für alle eure Antworten, das hilft mir alles weiter und 
einiges neues war für mich dabei.

Ich habe tatsächlich mit Lötfett gearbeitet und die Lötstelle vorher 
leicht angeschliffen.

Zinkatieren kannte ich tatsächlich auch noch nicht. Alu-Weichlot werde 
ich mir auch noch besorgen, ev. ist da schon das passende Flussmittel 
enthalten.

Ich denke, für das nächste Mal bin ich jetzt mit genügend Ansätzen 
versorgt.

Danke!

von Axel R. (axlr)


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Wolfgang W. schrieb:
> Also habe ich lt. WHB am Alutab der Feldwicklung die alte Kupferlitze
> leicht überstehend abgeschnitten und die neuen Kohlen (2 mit
> durchgehender Litze) dort mittels normalem Lötzinn bei 400°C verlötet -
Wenn der KOlben zu klein ist, kann man zusätzlich den Bereich mit der 
Heissluftpistole anwärmen, wenn es der Lötkolben nicht schafft, genug 
Wärme nachzuliefern.
Hast also die neue Litze auf die "alten Reste" gelötet?
Also Kupfer auf Kupfer? So liest sich das für mich. Wenn Du ordentlich 
Wärme zuführen konntest (die 400Grad spielen da keine Rolle) dann sollte 
das gut halten. Merkt man ja, wenn das Zinn auf einmal fliesst. Aber mit 
Lötfett ist natürlich suboptimal. Das muss(sollte) runter.

Oder hast Du direkt aufs Alu gelötet?
Dann gilt oben gesagtes.

Beitrag #7211402 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7211496 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Wolfgang W. (woolfman)


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Axel R. schrieb:
> Wolfgang W. schrieb:
>> Also habe ich lt. WHB am Alutab der Feldwicklung die alte Kupferlitze
>> leicht überstehend abgeschnitten und die neuen Kohlen (2 mit
>> durchgehender Litze) dort mittels normalem Lötzinn bei 400°C verlötet -
> Wenn der KOlben zu klein ist, kann man zusätzlich den Bereich mit der
> Heissluftpistole anwärmen, wenn es der Lötkolben nicht schafft, genug
> Wärme nachzuliefern.
> Hast also die neue Litze auf die "alten Reste" gelötet?
> Also Kupfer auf Kupfer? So liest sich das für mich. Wenn Du ordentlich
> Wärme zuführen konntest (die 400Grad spielen da keine Rolle) dann sollte
> das gut halten. Merkt man ja, wenn das Zinn auf einmal fliesst. Aber mit
> Lötfett ist natürlich suboptimal. Das muss(sollte) runter.
>
> Oder hast Du direkt aufs Alu gelötet?
> Dann gilt oben gesagtes.

Ich habe die Litze sowohl ans Alu als auch an den Kupferrest gelötet 
(und dabei drauf geachtet, dass das Lot sich mit allem vernetzt). Ich 
wollte sichergehen, dass es gleichermassen überall hält. Deswegen auch 
vorher mit dem Lötkolben lange erhitzt und dann erst Lötzinn und 
verzinnte Litze zugeführt.

Ich habe hier ein Shop gefunden, das einen Teil der von euch angeführten 
Teile führt, falls jemand auch auf der Suche ist:

https://loettechnik24.de/de/advanced_search_result.php?categories_id=0&keywords=aluminium+weichlot&inc_subcat=1

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