Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kamera-Sucher mit Kathodenstrahlröhre als Monitor verwenden


von Konstantin A. (konstantinzwei)


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Hallo,
ich habe einen schönen alten Kamera-Sucher (EVF = Electronic View 
Finder, mit Kathodenstrahlröhre) gefunden und wollte den als Monitor 
verwenden:
Panasonic WV-VF65BE.
Nach einiger Recherche bin ich hier drauf gestoßen:
https://youtu.be/X0Lt9f1ykxc?t=167
Das ist ein ähnlicher Sucher, und die Person hat rausgefunden was in dem 
Stecker wo angeschlossen wird (siehe die Stelle die ich verlinkt habe).
Ich hab dann mit einem Konstant-Strom Labor-Netzeil da 12 Volt 
drangehalten am Stecker und es hat in der Tat die Röhre aufgeleuchtet 
und das Tally Licht funktioniert, aber nur kurz um dann wieder 
auszugehen. Anfangs hat das Teil einen Ampere gezogen, und wenn es dann 
nach zwei Sekunden ausgegangen ist nur noch 0.7 ampere.

Leider kam ich dann auf die blöde Idee und hab aus Interesse plus und 
minus vertauscht. Jetzt klappt garnicht mehr.
Wollte mal fragen ob das eventuelle austauschbare Sicherungen sind, oder 
ob das Teil wahrscheinlich jetzt total hin ist. Was sehr schade wäre, da 
es echt wundervolle Technik drin hat.

Und noch die allgemeine Frage: Innen drin steht überall 'HIGH-VOLTAGE'- 
und ich wollte fragen wie lange man das Ding ruhen lassen sollte, 
nachdem es am Saft war, bevor ich wieder daran herumhantiere.

von Eine Antwort (Gast)


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Für deine allgemeine Frage solltest du dir ein Multimeter zulegen, das 
sich für 2000 Volt eignet. Bei 2000V solltest du dich nicht auf 
Ratschläge aus dem Netz verlassen.

Und für deine erste Frage musst du halt Schaltplan rekonstruieren und 
messen was defekt ist. Vielleicht findest du auf elektrotanya.com das 
Servicemanual.

(Falls das Teil einen IC benutzt, der sich nicht mehr auftreiben lässt, 
ist nach Murphys Gesetz genau dieser Chip defekt).

von Nautilus (Gast)


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Konstantin A. schrieb:
> Innen drin steht überall 'HIGH-VOLTAGE'

Dieses Gerät besitzt eine Elektronenstrahlröhre, die mit einer Spannung 
von größer als 12 000 Volt an der Anode versorgt wird. An den 
Röhrensockel können Spannungen von bis zu 1000 Volt für die Fokussierung 
anliegen. Am besten einen älteren Fernsehmechaniker fragen, der kennt 
die Gefahrenstellen.

Der Stecker des Monitors ist sicher gegen das vertauschen der Polarität 
der Speisespannung. Es ist anzunehmen, dass der Hersteller keine extra 
Schutzmaßnahmen eingebaut hat. Es können nur ein paar Transistoren 
defekt sein  aber auch eventuell vorhandene Schaltkreise. Das muss man 
prüfen.

Und noch ein Hinweis: Vorsicht beim messen in den Ablenkendstufen. Hier 
treten kurze Rückschlagimpulse mit einer hohen Spannung (> 2000 Volt) 
auf. Die Eingangsstufen des Oszi bzw. auch des Multimeters kann man 
hiermit sehr leicht zerstören und weiß hinterher nicht mal die Ursache! 
Bei Kameramonitoren sind die Rücklaufzeiten meist kürzer als in normalen 
Heimfernsehern und dadurch die dadurch erzeugten Spannungen auch höher.

von Helge (Gast)


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Braucht das wirklich 12V? Manche benötigen 6V, 6,3V oder 8-9V.

von Peter D. (peda)


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Konstantin A. schrieb:
> Leider kam ich dann auf die blöde Idee und hab aus Interesse plus und
> minus vertauscht. Jetzt klappt garnicht mehr.

Hättest Du es gleich weggeschmissen, hättest Du viel Zeit gespart.
CRT will man heute keinem mehr zumuten, die Bildqualität und Auflösung 
ist viel zu gering. Auch müßte man erstmal ein Analogsignal (FBAS) 
erzeugen.

von Peter D. (peda)


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Konstantin A. schrieb:
> (siehe die Stelle die ich verlinkt habe).
> Ich hab dann mit einem Konstant-Strom Labor-Netzeil da 12 Volt

Wie kommt man darauf, an den 5V-Anschluß 12V anzulegen?

von Wolfgang (Gast)


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Konstantin A. schrieb:
> Ich hab dann mit einem Konstant-Strom Labor-Netzeil da 12 Volt
> drangehalten

Entweder es liefert Konstant-Strom, der bekanntlich in der Einheit 
Ampere gemessen wird oder es liefert eine konstante Spannung.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Also ich würde mal sagen:

mit den 12V anstatt 5V (Steht doch im Verlinkten Video) hast du in schon 
Sterbens Krank gemacht, (Einige Teile gekillt)
und danach mit Verpolung noch endgültig den Rest gegeben.
Wahrscheinlich sogar die Röhrenheizung geröstet.

R.I.P.

von Thorsten S. (thosch)


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Peter D. schrieb:
> CRT will man heute keinem mehr zumuten, die Bildqualität und Auflösung
> ist viel zu gering. Auch müßte man erstmal ein Analogsignal (FBAS)
> erzeugen.

BAS reicht völlig, die Kamerasucher waren praktisch alle schwarzweiß.
Auch die Bildröhre im Foto vom TO hat deutlich erkennbar nur eine 
Elektronenkanone.

Die Auflösung dieser Monitore war allerdings gerade wegen der 
Beschränkung auf schwarzweiß hervorragend, schließlich sollte der 
Kameramann nach diesem Bild den Fokus nachführen können.
Farbbildröhren in dieser Größe waren dazu ungeeignet, da die Auflösung 
durch die Minimalgröße der Lochmasken-Strukturen und Leuchtstoffstreifen 
auf viel geringere Werte begrenzt war. Die Auflösung der s/w Röhre 
dagengen ist praktisch nur durch die Fokusqualität der Elektronenkanone 
beschränkt, deshalb hatten professionelle Kamerasucher auch für ihre 
Bildgröße erstaunlich hohe Anodenspannungen und dynamische Fokussierung 
(die Schirmkrümmung war flacher, als der Ablenkradius).

Auch, wenn es im Zeitalter von 5" LCDs in Full-HD-Auflösung (oder mehr!) 
kaum noch Verwendung für so einen Kameramonitor gibt finde ich es 
schade, so ein Gerät einfach durch Fahrlässigkeit zu zerstören.
Obwohl ein Verpolen der Versorgung wohl eher als Vorsatz gewertet werden 
muß...

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Ja, die Dinger sind erstaunlich scharf!

http://www.wolfgangrobel.de/arcadetech/micromon.htm

Und die gibt's noch in viel kleiner, als das tote Exemplar vom TO.

von Stefan M. (derwisch)


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Ein sehr kleines Exemplar hatte ich mal aus einer Sony Kamera ausgebaut.
Konnte ich als ständigen Kontrollmonitor für Amateur-TV (ATV) benutzen.
Der lief mit 4,9V.
5V war schon nicht mehr OK, da gab es Verzerrungen im Bild.
Die Bildröhre hatte gerade mal die Fläche eines Zuckerwürfels.
Ohne Lupe kaum zu gebrauchen.

von Konstantin A. (konstantinzwei)


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Also auf dem Gerät steht 12 Volt, 1.1 Ampere.
Es ist ein anderes Modell, wie in dem verlinkten Youtube-Video, aber 
gleicher Hersteller.
Meines ist deutlich größer.
Ja, Asche auf mein Haupt, das passiert mir nicht nocheinmal. Wie schon 
einige hier geschrieben, ist das Bild bei diesen Monitoren wirklich 
erstaunlich scharf. Ich habe selbst damit als Kameramann (in einer 
Institution die tatsächlich bis vor 2-3 Jahren noch diese Technik 
verwendet hat (!!!!!)) gearbeitet und die Dinger haben einen guten 
Dienst getan.

Ein Fbas/Composite-Signal zu erzeugen wäre kein Problem gewesen, 
entweder mit der Arduino-Lösung im YoutubeVideo, & mein Rechner hat auch 
ein Video-Interface, das Composite ausgibt.

Ja, schade Marmelade. Wie gesagt, Passiert mir nicht nochmal.

: Bearbeitet durch User
von Konstantin A. (konstantinzwei)


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Wolfgang R. schrieb:
> Ja, die Dinger sind erstaunlich scharf!
>
> http://www.wolfgangrobel.de/arcadetech/micromon.htm
>
> Und die gibt's noch in viel kleiner, als das tote Exemplar vom TO.


Das verlinkte Projekt ist ja toll! Hat auf jeden Fall Humor, und könnte 
auch fast als Kunst durchgehen :)

: Bearbeitet durch User
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