Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kommutator Kurzschluss durch schmierende Kohlebürsten


von chriwa (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich restauriere gerade ein Boot (BJ 1980) und der Elektromotor von der 
Hydraulikpumpe des Trimms ist defekt. (Prestolite Pumpe an Mercruiser 
3.0L).

Hier habe ich im Ersatzteilekatalog neue Kohlebürsten bestellt und diese 
verbaut. Der E-Motor lief nun auch einige Sekunden gut bis er erneut den 
Geist aufgab und enorm warm wurde.

Beim auseinandernehmen habe ich gesehen, dass wie im Foto zu sehen die 
Kohlebürste wohl die Hohlräume des Kommutators mit leitfähigem "Graphit" 
zugekleistert hat weswegen hier ein Kurzschluss vorliegt.

Nun meine Frage, wie kann man das verhindern bzw. woher kommt das 
Problem?

Vielen Dank vorab!

von Udo S. (urschmitt)


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1. Bist du dir sicher dass der Motor vorher funktionierte?
2. Wie sah der Rotor vorher aus? Falls das Schwarze kein Kohlenabrieb 
ist, ist die Isolation der Kupferlackdrähte verkohlt. Ich würde darauf 
tippen dass der Motor im Rotor Windungsschlüsse hat.
3. Waren die Kohlen Originalersatzteile oder aus unbekannter Herkunft? 
Nach ein paar Sekunden können die sich nicht so eingelaufen haben.

von Thomas R. (thomasr)


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Da hat jemand sehr großzügig das nahe Lager geschmiert. Das erhitzte 
Fett hat sich mit dem Kohleabrieb zu einem netten Problem verbacken. 
Allerdings sehen auch die Wicklungsdrähte ziemlich "fertig" aus.

Kollektor saubermachen und probieren.

Die Lager sind üblicherweise Sinterlager. Nur die winzigen HOHLRÄUME 
zwischen den Sinterperlchen sind mit Öl gefüllt und das bleibt dann auch 
da (wegen der Viskosität/Spaltgröße). Fett nützt in diesen Lagern gar 
nichts und führt genau zu solchen Problemen.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Kann es sein, daß in letzter Zeit Kohlen allgemein von schlechterer 
Qualität werden? Daß sie irgendwie elektrisch leiten, kriegt sicher jede 
Chinabude hin, aber ein definiertes Abnutzungsverhalten wird schon 
schwieriger.

Ich habe immer wieder mal Geräte, wo es zwar keinen Kurzschluß gab, aber 
dafür der Kollektor mit einer isolierenden Schicht überzogen. D.h. da 
war die Kohle zu weich, ihre Abbrandrückstände abzutragen. Dann bleibt 
der Motor entweder stehen, wie bei einem Aktenvernichter, oder es kommt 
eine tolle Rauchwolke raus, wie bei bestimmten 
Bosch-Lion-Akkuschraubern.

von Mani W. (e-doc)


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Kratz mal die Zwischenräume mit Schraubendreher oder ähnlichem
Werkzeug schön aus, nimm ein feines Schmirgelpapier für die
Lamellen und säubere das danach gut...

Auf den Kohlen darf keine Fettschicht sein!

Dann wird das wieder etwas...

von Armin X. (werweiswas)


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Wir hatten vor vielen Jahren auch mal FTF-Fahrzeuge mit DC 
Hydraulikantrieb. Da mussten dann und wann mal lediglich die Kohlen 
getauscht werden bis ein Sachbearbeiter auf die Idee kam billigere 
Kohlen eines Drittherstellers zu präferieren.
Folge war verstärkter Kollektorverschleiß, was dazu führte dass diese 
mit jedem Kohlenwechsel abgedreht werden und nach den Zweiten Mal 
weggeschmissen werden mussten. Auch fiel dabei jede Menge zusätzlicher 
Abrieb in den Motoren an.

von Pippo (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Kratz mal die Zwischenräume mit Schraubendreher oder ähnlichem
> Werkzeug schön aus, nimm ein feines Schmirgelpapier für die
> Lamellen und säubere das danach gut...
>
> Auf den Kohlen darf keine Fettschicht sein!
>
> Dann wird das wieder etwas...

Nein!!!

Der Rotor ist definitiv defekt!

von Teo D. (teoderix)


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Pippo schrieb:
>> Dann wird das wieder etwas...
>
> Nein!!!
>
> Der Rotor ist definitiv defekt!

Aber sowas von.
Sieht den keiner den völlig verkohlten Kupferlackdraht?!

von Tobo M. (chipi)


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Das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt und sehe es genauso, der 
Rotor ist hinüber.
Mal die Nase dran halten, das kann auch riechen.

von Bernd S. (bernds1)


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Teo D. schrieb:
> Sieht den keiner den völlig verkohlten Kupferlackdraht?!

Doch, Udo S. hat den schon gestern nachmittag gesehen.

: Bearbeitet durch User
von Elektrofuzzi (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Kann es sein, daß in letzter Zeit Kohlen allgemein von
> schlechterer
> Qualität werden? Daß sie irgendwie elektrisch leiten, kriegt sicher jede
> Chinabude hin, aber ein definiertes Abnutzungsverhalten wird schon
> schwieriger.
>
> Ich habe immer wieder mal Geräte, wo es zwar keinen Kurzschluß gab, aber
> dafür der Kollektor mit einer isolierenden Schicht überzogen. D.h. da
> war die Kohle zu weich, ihre Abbrandrückstände abzutragen. Dann bleibt
> der Motor entweder stehen, wie bei einem Aktenvernichter, oder es kommt
> eine tolle Rauchwolke raus, wie bei bestimmten
> Bosch-Lion-Akkuschraubern.

Das Problem kenne ich von älteren Schleifringübertragern mit 
Kohlebürsten auf glatten oder versilberten Messingbahnen. Da hatten wir 
vor ein paar Jahren bei Kunden öfters das Problem, daß neue Kohlebürsten 
einen viel stärkeren Abrieb und kürzere Lebensdauer hatten.
Auf Rücksprache mit den Lieferanten kam heraus, daß die Kohlemischungen 
geändert wurden. Vorher enthielten die etwas Bleistaub, was eine gewisse 
"Schmierwirkung" hatte (wie z.B. auch in 
Sinterbronze-Gleitlagerbuchsen), wegen RoHS wurde das Blei dann 
weggelassen und seitdem stieg der Abrieb und Verschleiß an.
Übrigens dürfen Kohlebürsten niemals mit Öl oder Fett geschmiert werden, 
denn das bindet den Abrieb und bildet damit eine Art Schleifpaste, die 
den Verschleiß nur noch verschlimmert

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