Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kühlsystem (Transistor)


von Hedi. F (hedi_bj)


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Hallo

Wie könnte man wissen, ob es für ein IGBT-Transistor (Modell: IRG 4PC 
50F) ein Kühlsystem gebraucht wird ?

kleinen Hinweis: ich werde von denen 4 Stücke zu meiner Vollbrücke 
brauchen.
Agetrieben wird ein DC Motor von 180V/1,5A

Falls jemand ne Idee hat, gerne würde ich wissen, wie man ein Kühlkörper 
dimensioniert bzw. was es hier berechnet werden muss, um zu wissen ob es 
überhaupt ein Kühlkörper gebraucht wird.

VG

: Verschoben durch Moderator
von Erich (Gast)


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Hedi. F schrieb:
> Wie könnte man wissen, ob es für ein IGBT-Transistor (Modell: IRG 4PC
> 50F) ein Kühlsystem gebraucht wird ?

Indem man die am Transitor entstehende Verlustleistung berechnet oder 
abschätzt.
Und mit dem Datenblatt des Bauteils abgleicht.

In deinem Fall hast du (4x) Transistor im Gehäuse TO-247, der bei 100°C 
noch 39A Strom tragen kann.
Ist also so stark überdimensioniert daß ein Kühlkörper nicht 
erforderlich erscheint.

Gut, wenn man das Bauteil hat.
Ein um daen Faktor 4-6 kleineres (und vermutlich preiswerteres) würde es 
möglichweise auch tun, mit TO220 Gehäuse z.B., auch ohne Kühlkörper.

Gruss

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Erich schrieb:
> der bei 100°C noch 39A Strom tragen kann

Das sagt erstmal nichts über den Kühlkörper.

Nehmen wir mal an, dass die Brücke im Schalterbetrieb arbeitet :-), dann 
sind bei 1,5 A ca. 0,8 V am Kollektor, macht 1,2 W. Rthja ist mit 40 K/W 
angegeben, d.h. es entstehen ca. 50 K Übertemperatur. Bei maximal 150 °C 
Sperrschichttemperatur dürfte man sie also bis zu 110 °C 
Umgebungstemperatur ohne Kühlkörper betreiben. ;-)

Wenn die Brücke natürlich im aktiven Modus arbeitet :), dann sieht die 
Sache anders aus (90 V und 0,75 A wären 67,5 W Verlustleistung), auch 
sollte man noch einen Blick auf Umschaltverluste bei Pulsbetrieb werfen.

von Thomas Z. (usbman)


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1.5A * 1.45V = 2,2W, bei einer Vollbrücke sind immer 2 Transistoren 
leitend also 4.4W. Ich würde die Kühlung für eine Verlustleistung von 6W 
auslegen.

6W ohne Kühlkörper geht sicher nicht mehr.

von H. H. (Gast)


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Thomas Z. schrieb:
> 1.5A * 1.45V = 2,2W,

Falsch abgelesen. Bei 1,5A beträgt die Restspannung deutlich unter 1V.

Wenn die Umgebungstemperatur nicht recht hoch ist, dann braucht ein 
TO-247 für gut 1W noch keinen Kühlkörper.

von Monk (roehrmond)


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Vielleicht hilft dir diese etwas vereinfachte Anleitung, die nur für 
digitale Schaltvorgänge gilt:

http://stefanfrings.de/mikrocontroller_buch/Einstieg%20in%20die%20Elektronik%20mit%20Mikrocontrollern%20-%20Band%202.pdf

Kapitel 2.2.2
Unter der Tabelle habe ich geschrieben, wie ich sowas berechne.

: Bearbeitet durch User
von Thomas Z. (usbman)


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H. H. schrieb:
> Falsch abgelesen

na nicht abgelesen.. ich hab die Angaben des TO verwendet :-) ohne ins 
DB zu schauen

von Monk (roehrmond)


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Sorry ich habe gepennt, der IGBT hat ja gar keinen MOSFET am Ausgang. 
Vergiss den Link zum PDF.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7226413 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Hedi. F (hedi_bj)


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Ich hab hiermal die Wärmewiderstand bei der maximalen auftretenden 
Temperatur (100°C) berechnet. Diese ergibt sich bei der entstehenden 
thermische Leistung (P=78W) ein Wärmwiderstand von R,max= 0,96 °C/W

Somit könnte ich die Wärmewiderstand des Kühlkörpers umrechnen und 
ergibt sich einen Wert von ca. 1°C/W

Vermutlich wird bei diesem Modell TO-247 keinen Kühlsystem erforderlich 
!?

Oder hat jemand dazu ne andere Meinung :-) !

von H. H. (Gast)


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Hedi. F schrieb:
> Oder hat jemand dazu ne andere Meinung :-) !

Du hast Mist gerechnet.

von Hedi. F (hedi_bj)


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H. H. schrieb:

> Du hast Mist gerechnet.

Vielleicht hab ich nicht die richtigen Formeln verwendet.

Kannst du mir bitte den Formel dann schreiben ?

von H. H. (Gast)


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R_thJA beachten!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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H. H. schrieb:
> R_thJA beachten!

Hatte ich ja weiter oben schon vorgerechnet.

von H. H. (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> R_thJA beachten!
>
> Hatte ich ja weiter oben schon vorgerechnet.

Deshalb nur ein weiteres mal der Hinweis.

von Hedi. F (hedi_bj)


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H. H. schrieb:
> R_thJA beachten!

Wie ich das verstanden hab, könnte ich mithilfe des Wärmewiderstands 
R_thJA die maximale Verlustleistung P (bei 100°C) berechnen !?

das landet also bei ca. 2,5W pro IGBT

von H. H. (Gast)


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Hedi. F schrieb:
> H. H. schrieb:
>> R_thJA beachten!
>
> Wie ich das verstanden hab, könnte ich mithilfe des Wärmewiderstands
> R_thJA die maximale Verlustleistung P (bei 100°C) berechnen !?
>
> das landet also bei ca. 2,5W pro IGBT

Du kannst kein Englisch?

von Hedi. F (hedi_bj)


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H. H. schrieb:

> Du kannst kein Englisch?

Das hat hier mit der Sprache NICHT zu tun!

Wenn ich die Antwort wusste bzw. die richtigen Formeln hatte, hatte ich 
hier im Forum nicht gefragt !

DU schreibst mir direkt R_thJA beachten !! was soll ich hier damit 
verstehen ?

Ich brauch eine Vernünftige Antwort oder eine richtige Formel, mit der 
ich die gesamte Verlustleistung rechnen kann, und somit auch könnte ich 
entscheiden, ob es ein Kühlkörper gebraucht wird..


Ich bin mittlerweile kein E Techniker und bitte nur um Hilfe

von H. H. (Gast)


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von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hedi. F schrieb:
> Ich bin mittlerweile kein E Techniker und bitte nur um Hilfe

Hat ja mit E-Technik auch nur marginal was zu tun. Letztlich sind die 
thermischen Widerstände da ein Modell, damit die E-Techniker ihre 
gewohnten Formeln für Strom (Wärmestrom), Spannung (Temperaturdifferenz) 
und Widerstand (thermischer Widerstand) einsetzen können.

Du hast beim Übergang von der Wärmequelle (Sperrschicht) drei 
Widerstände, die sich dem Wärmestrom entgegen setzen und die man im 
Modell als je einen konzentriert darstellt: einen von der Quelle 
(Sperrschicht, "j" für "junction") zum Gehäuse ("c" für "case"), einen 
vom Gehäuse zum Kühlkörper ("s" für "sink"), und einen vom Kühlkörper 
zur Umgebung ("a" für "ambience"). Der von j nach c ist ein 
Bauteilparameter. Der von c nach s kann oft vernachlässigt werden, aber 
bei solch großen Wärmeströmen wie hier nicht mehr. Ist eigentlich nur 
zum Teil ein Bauteilparameter, denn es hängt noch von der Oberfläche und 
dem Kühlkörper ab, daher gibt's hier im Datenblatt eine "Hausnummer". 
Der von s zu a ist der Dimensionierungsparameter des Kühlkörpers.

Daher also:
1
Quelle => Rthjc => Rthjs => Rthsa => Umgebung

Wenn du keinen Kühlkörper hast, ist a und c praktisch identisch, denn 
das Bauteilgehäuse liegt direkt an der Umgebungsluft. Dafür gibt es dann 
noch einen zusammengefassten Parameter Rthja. Der ist logischerweise 
sehr viel größer als Rthjc, und normalerweise wenig relevant, weil 
solche Bauteile eigentlich immer gekühlt werden. Wenn wie in diesem 
Falle jedoch ohne Kühlkörper gearbeitet werden soll, musst du diesen 
Paramter nehmen.

Da die thermischen Widerstände in Kelvin (Temperaturdifferen) pro Watt 
(äquivalent zum produzierten Wärmestrom) angegeben sind, ergibt sich 
direkt aus der entstehenden Verlustleistung eine Temperaturdifferenz. 
Diese ziehst du von der maximalen Sperrschichttemperatur ab, dann hast 
du die maximale Umgebungstemperatur, für die das alles noch 
funktioniert.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

hier wird es schön mit Formelzeichen erklärt, wobei die Abkürzungen von 
deutschen und auch englischen Worten stammen:
http://elektronik-bastler.info/stn/kuehl.html

hier, am besten drucken und durcharbeiten:

https://www.fischerelektronik.de/fileadmin/fischertemplates/download/Katalog/technischeerlaeuterungen_d.pdf


hier mit weniger Rechnerei
https://www.digikey.de/de/articles/heat-sinks-a-step-by-step-guide?utm_adgroup=Fans%20%26%20Thermal%20Management&utm_source=bing&utm_medium=cpc&utm_campaign=Dynamic%20Search_DE_RLSA_Product_Purchaser&utm_term=k%C3%BChlk%C3%B6rper&productid=&utm_content=Fans%20%26%20Thermal%20Management&utm_id=bi_cmp-408472319_adg-1295224993482064_ad-80951625348772_dat-2332751357373157:loc-72_dev-c_ext-_prd-&msclkid=6e7d0ebfed1315a2c0396def6d1c9e8c

Wichtig wäre zu wissen, wieviel Verlustleistung in der Brückenschaltung 
entstehen soll und da wird eher die größte Schwierigkeit liegen.

Hedi. F schrieb:
> Agetrieben wird ein DC Motor von 180V/1,5A

Das ist schon nicht verschwindend gering. Zur Ansteuerung der 
Transistoren werden noch isolierende Treiber gebraucht, ebenso 
Isoliermaterial zur Montage der Transistoren auf Kühlkörpern, 
Überstromerkennung, etc.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Hedi. F (hedi_bj)


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Vielen Dank für alle Informationen.. das hat mir gut geholfen :-)

Nun eine andere Frage;

Wenn der Kühlwiderstand bei ca. 1.5K/W liegt (Pro IGBT), kann man einen 
passenden Kühlkörper, der einen maximalen Wärmwiderstand von z.B 2 K/W 
besitzt, finden ?

In Kataloge sind meist Kühlkörper ab 5..10 K/W zu verfügung.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hedi. F schrieb:
> kann man einen passenden Kühlkörper, der einen maximalen Wärmwiderstand
> von z.B 2 K/W besitzt, finden

Der wird halt groß werden.

Von diesem hier beispielsweise:

https://www.fischerelektronik.de/web_fischer/de_DE/$catalogue/fischerData/PR/SK189_/datasheet.xhtml?branch=K%C3%BChlk%C3%B6rper

brauchst du dafür ein 125 mm langes Stück.

Warum aber brauchst du so viel, willst du den Motor tatsächlich im 
aktiven Bereich der Transistoren ansteuern (statt im Schalterbetrieb)?

von Hedi. F (hedi_bj)


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Jörg W. schrieb:

> Warum aber brauchst du so viel, willst du den Motor tatsächlich im
> aktiven Bereich der Transistoren ansteuern (statt im Schalterbetrieb)?

Der Motor wird eigentlich mit den PWM-signale, die von den Arduino 
erzeugt wird, angesteuert. Im betriebsfall sind 2 Transistoren AN, also 
eine Taktet, und der andere bleibt für immer AN.
Dann hab ich mir nachgedacht, dass die Verluste somit verdoppelt !?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hedi. F schrieb:
> Dann hab ich mir nachgedacht, dass die Verluste somit verdoppelt !?

Ja, aber die Verluste im Schaltbetrieb sind eh minimal, Rechnung siehe 
oben. Für die allein brauchst du eigentlich gar keine Kühlkörper bei 
deinen 1,5 A Laststrom.

Du musst also jetzt nur die Verluste nochmal betrachten, die während der 
Umschaltphasen auftreten. Da durchlaufen die Transistoren ja kurzzeitig 
den aktiven Bereich und setzen einiges an Leistung um.

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