Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nanoampere indirekt Messen


von Steve (endeavour24)


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Hallo zusammen,

Einige Autoren behaupten das man mit einen einfachen Voltmeter in direkt 
kleine Ströme in Nanoampere Messen kann.

Im dem man sich das Ohmsche Gesetz zu nutze macht...

z.B. Hier https://www.b-kainka.de/bastel78.htm

Dabei misst man Millivoltbereich des Multimeters. Bei 1 mV und ein MOhm 
fließen 1 Nanoampere.

.....................

Meine Frage, stimmt das wirklich bzw. geht das wirklich so?

Warum ich frage ist folgendes:

Meine Vakuumdiode hat bei 600 mV etwa 2,1mA.

Mit einem Multimeter mit 1 MOhm bei 600 mV fließen aber 0,0006 mA und 
nicht 2,1 mA

Was mach ich Falsch?

: Verschoben durch Moderator
von Helge (Gast)


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Dein Multimeter hat auch einen Innenwiderstand.

von HildeK (Gast)


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Mal mal ein Bild auf, wie du was verschaltet hast.
Wenn du an dem Voltmeter mit 1MΩ Innenwiderstand 2.1mA durchschickst, 
dann müsste dein Voltmeter 2100V anzeigen!

Die Verwendung eines 1MΩ Voltmeters ist für sehr kleine Ströme gedacht - 
hast du ja geschrieben. Und wird wie ein Amperemeter verschaltet! Ich 
vermute, das ist dein Problem: die richtige Anwendung.
Dann ist es so: bei 1nA zeigt es 1mV an, bei 1µA schon 1V und bei 1mA 
eben 1000V - dafür ist es üblicherweise nicht mehr geeignet.

von Steve (endeavour24)


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Hallo HildeK,

die 2.1mA (2400μA) messe ich mit einen Mikroamperemeter bei 600 mV

Das Mikroamperemeter ist in Reihe mit dem zu messenden Bauteil 
geschaltet.

Wenn ich nun ein Digitales Voltmeter mit 1MΩ ebenfalls in Reihe mit dem 
zu messenden Bauteil geschaltete (ohne dem Mikroamperemeter), messe ich 
600 mV. Woraus ich denn ein Strom von 0,0006 mA berechne. Dieser wert 
kann aber nicht stimmen. Richtig sind die 2.1 mA.

von Harald W. (wilhelms)


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Steve schrieb:

> Einige Autoren behaupten das man mit einen einfachen Voltmeter in direkt
> kleine Ströme in Nanoampere Messen kann.

Ja, ein typisches digitales Allerwelt-Multimeter kann im
200mV-Bereich bei typischen 10MOhm Innenwiderstand Ströme
mit Vollausschlag 20nA messen.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Steve schrieb:
> Wenn ich nun ein Digitales Voltmeter mit 1MΩ ebenfalls in Reihe mit dem
> zu messenden Bauteil geschaltete (ohne dem Mikroamperemeter), messe ich
> 600 mV. Woraus ich denn ein Strom von 0,0006 mA berechne. Dieser wert
> kann aber nicht stimmen. Richtig sind die 2.1 mA.

Warum sollte das nicht stimmen. Dein Bauteil bekommt in dem Fall keine 
600mV, hat folglich einen ganz anderen Arbeitspunkt. Du vergleichst 
Äpfel mit Birnen

von Steve (endeavour24)


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Weil durch die Vakuumdiode eben 2.4 mA fließen und nicht 0,0006 mA. 
Deswegen frage ich ja, was ich Falsch mach...

das mit dem Äpfel mit Birnen verstehe ich nicht...

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Der Trick, Ströme mit dem Voltmeter zu messen, funktioniert nur gut bei
sehr, sehr kleinen Strömen. 2,4mA sind nicht sehr, sehr klein. Bei einem
Innenwiderstand des Voltmeters von 1MΩ wäre der Spannungsabfall 2,4mA ·
1MΩ = 2,4kV. Bei einem Voltmeter mit 10MΩ wären es sogar 24kV.

Bei einer Strommessung sollte der durch das Messgerät verursachte
Spannungsabfall (der ja die Messung negativ beeinflusst) möglichst
niedrig sein. Der Spannungsabfall ist Innenwiderstand mal Strom. Für
große Ströme muss das Messgerät also einen niedrigen Innenwiderstand
haben. Umgekehrt kann man mit einem hohen Innenwiderstand (wie bei
Voltmetern üblich) nur kleine Ströme messen.

Beispiel: Wenn du mit einem 1MΩ-Gerät misst und einen Spannungsabfall
von maximal 0,1V akzeptierst, ist der größte zu messende Strom
0,1V / 1MΩ = 100nA.

von Jens G. (jensig)


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Steve schrieb:
> die 2.1mA (2400μA) messe ich mit einen Mikroamperemeter bei 600 mV
>
> Das Mikroamperemeter ist in Reihe mit dem zu messenden Bauteil
> geschaltet.
>
> Wenn ich nun ein Digitales Voltmeter mit 1MΩ ebenfalls in Reihe mit dem
> zu messenden Bauteil geschaltete (ohne dem Mikroamperemeter), messe ich
> 600 mV. Woraus ich denn ein Strom von 0,0006 mA berechne. Dieser wert
> kann aber nicht stimmen. Richtig sind die 2.1 mA.

Und welchen Innenwiderstand hat Dein µA-Meter? Bestimmt kein MOhm, 
sondern weit darunter. Sprich, Spannungsabfall ist weit unter dem des 
Multimeters mit seinem 1MOhm. Also wird die Diode mit Multimeterbetrieb 
weiter unten im Kennlinien-Knick betrieben, wo eben weit weniger Strom 
fließt.
Wie soll bei 1MOhm und 600mV auch nur annähernd ein Strom im mA-Bereich 
fließen können ...

von Falk B. (falk)


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Yalu X. schrieb:
> Beispiel: Wenn du mit einem 1MΩ-Gerät misst und einen Spannungsabfall
> von maximal 0,1V akzeptierst, ist der größte zu messende Strom
> 0,1V / 1MΩ = 100nA.

Was schon mal verdammt gut ist. Ein Standard-DMM mit 10M Innenwiderstand 
und 1mV Auflösung hat 100pA Auflösung, wenn man es als Strommesser 
benutzt! Und das für lau!

Damit kann man auch spielend Widerstände im GOhm Bereich messen. Einfach 
In Reihe zum Widerstand die Spannung messen (mit Hilfsspannungsquelle) 
und das ohmsche Gesetz anwenden.

von HildeK (Gast)


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Steve schrieb:
> Weil durch die Vakuumdiode eben 2.4 mA fließen und nicht 0,0006 mA.
> Deswegen frage ich ja, was ich Falsch mach...

Wenn du deinen Spannungsmesser einschleifst, dann fließen keine 2.4mA 
mehr, sondern nur die angezeigten 0.6µA. Ich hatte oben (für 2.1mA) ja 
schon gesagt: dann müsstest du 2.1kV zur Verfügung haben, damit durch 
das Voltmeter erst mal dieser Strom durch das Messgerät fließen kann: 
2.1KV/1MΩ gibt 2.1mA. (Oder eben neuerdings 2.4mA und 2.4kV)

Yalu X. hat es auf den Punkt gebracht:
Yalu X. schrieb:
> Der Trick, Ströme mit dem Voltmeter zu messen, funktioniert nur gut bei
> sehr, sehr kleinen Strömen. 2,4mA sind nicht sehr, sehr klein.

von Jester (Gast)


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Steve schrieb:
> Einige Autoren behaupten das man mit einen einfachen Voltmeter in direkt
> kleine Ströme in Nanoampere Messen kann.

Altmeister Bob Pease hatte mal einen netten Artikel über das Messen 
extrem kleiner Ströme publizert mit dem Titel "What's All This Teflon 
Stuff, Anyhow?" -- und der ging so:

"Once upon a time, a long time ago, a friend of mine, Arnie Liberman, 
designed a really good operational amplifier with a very low bias 
current - less than 0.1 pA. Now, when you want to measure and test a 
current as small as that, you don't just measure the I x R drop across a 
resistor, ..."

Der Artikel erklärt anschaulich, wie es geht -- und beiläufig auch, wie 
ein Stück Teflon die Messvorrichtung seines Kumpels Arnie Liberman 
versaut hatte.

Kuck da: 
https://www.electronicdesign.com/technologies/test-measurement/article/21773611/whats-all-this-teflon-stuff-anyhow

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