Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Filter 2.Ordnung passiv


von Gert (Gast)


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Hallo!

ich habe einen hochpass 2. ordnung (passiv) - RLC. Und würde gerne die 
Grenzfrequenz berechnen. Ich finde hier keine Formel... und dacht immer 
die Grenzfrequenz ist unabhängig vom R - ist er aber laut Simulation 
nicht.

Hat hier jemand einen Tipp, wie ich die Grenzfrequenz von so einem RLC 
Filter berechnen kann?. L ist mit 500µH gegeben, C wäre 100nF - R 
1,5kOhm - wie groß ist hier die grenzfrequenz? Lt Simulation liegt die 
Grenzfrequenz (-3db) hier bei ca 400kHz. Wie kann ich diese berechnen?

Danke!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der AADE Filterdesigner zeigt das an. Ich bin aber nicht sicher, ob ich 
die Beschreibung richtig verstanden habe, jedenfalls kommt auch um 400 
kHz heraus.

von Gert (Gast)


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Ja, in der simulation bekomme ich es auch so heraus, aber ich würde es 
gerne mathematisch berechnen! Für einen Filter 1.Ordnung ist es ja die 
bekannte formel 1/(2*PI*SQRT(RC)), etc...

Wie kann ich das für einen Filter 2.Ordnung berechnen?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Aber das hat auch sehr idealisierte Annahmen, Innenwiderstand der Quelle 
Null, Belastung durch den Abschluss vernachlässigbar.
Hier ist die Dämpfung für sehr hohe Frequenzen 1/2, für sehr niedrige 
Frequenzen ist der Ausgang kurzgeschlossen.

Beitrag #7229487 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Achim S. (Gast)


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Gert schrieb:
> Wie kann ich diese berechnen?

Im Prinzip:
- komplexen Spannungsteiler ansetzen
- dessen Betrag mit 1/Wurzel(2) gleichsetzen
- die Gleichung lösen

Den Ansatz für den komplexen Teiler habe ich im ersten Anhang (in der 
Hoffnung, dass du den LCR-Hochpass so gemeint hast wie gezeichnet). Das 
ergibt für die Grenzfrequenz w_g eine Bestimmungsgleichung mit Poylnom 
vierten Grades (also bis zu 4 Lösungen). Das Berechnen der Lösungen habe 
ich dann Wolfram-Alpha überlassen (zweiter Anhang).

Zwei der Ergebnisterme wären negativ, einer imaginär. Der vierte Term 
liefert w_g = 2,993MHz und damit f_g = 476 kHz.

Beitrag #7229608 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>Filter 2.Ordnung

Ich habe immer noch keinen Schaltplan gesehen. Zweite Ordnung heißt für 
mich zwei frequenzabhängige Bauteile also 1*L, 1*C. Ob die 1,5 kOhm der 
"Wellenwiderstand" oder Bezugswiderstand der Schaltung sind ist 
ebenfalls unklar.

Zeichne einen Schaltplan, dann kann man auch vernünftig antworten und 
füttert nicht nur vollautomatische volltrottelige Chatbots.
Röhrenvorheizer hat eine passende Antwort schon gefunden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Alexander S. (alesi)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Ich habe immer noch keinen Schaltplan gesehen.

Der sieht vermutlich so aus wie in Ansatz.png von  Achim S. (Gast) 
22.10.2022 20:58 oder hier 
https://www.eit.hs-karlsruhe.de/hertz/teil-c-wechselstromtechnik/resonanz-und-schwingkreise/der-hochpass-2ordnung.html

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Gert schrieb:
> Wie kann ich diese berechnen?

Hallo,

hier z.B. wird bei der Berechnung der verschiedenen Varianten immer von 
einer ideal niederohmigen Eingangsspannng als Anregung ausgegangen und 
von unbelastetem Ausgang.
https://electronicbase.net/de/hochpass-berechnen/

____________

hier wird zum Üben nur für RC und RL-Hochpässe erster Ordnung 
vorgerechnet und Bodediagramme präsentiert:
https://www.elektroniktutor.de/analogtechnik/hochpass.html

_______________

Eine Rechenhilfe, allerdings für die Variante zweiter Ordnung OHNE 
Widerstand:
https://www.electronicdeveloper.de/FilterPassivHochpassLC_2O.aspx

_______________

Hier wird genau die bereits besprochene Anordnung aus RCL berechnet mit 
Ansatz einer Differentialgleichung und Laplacetransformation:
http://www.math-tech.at/Beispiele/upload/ro_LRC.pdf

____________________

Hier wird das Verfahren der Tiefpass-Hochpass-Transformation gezeigt, 
bei der aus einem Tiefpass mit ausgewählter Charakteristik ein 
ebenbürtiger Hochpass mittels "Frequenztransformation" Formal durch 
Rechenverfahren erzeugt wird.
https://www.eit.hs-karlsruhe.de/mesysto/teil-a-zeitkontinuierliche-signale-und-systeme/grundlagen-des-filterentwurfs/frequenztransformation/tiefpass-hochpass-transformation.html

siehe auch hier:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Filter-Transformation&oldid=184038513

Wünsche viel Freude beim Üben der Rechenbeispiele.

mfg

von Gert (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Gert schrieb:
>> Wie kann ich diese berechnen?
>
> Im Prinzip:
> - komplexen Spannungsteiler ansetzen
> - dessen Betrag mit 1/Wurzel(2) gleichsetzen
> - die Gleichung lösen
>
> Den Ansatz für den komplexen Teiler habe ich im ersten Anhang (in der
> Hoffnung, dass du den LCR-Hochpass so gemeint hast wie gezeichnet). Das
> ergibt für die Grenzfrequenz w_g eine Bestimmungsgleichung mit Poylnom
> vierten Grades (also bis zu 4 Lösungen). Das Berechnen der Lösungen habe
> ich dann Wolfram-Alpha überlassen (zweiter Anhang).
>
> Zwei der Ergebnisterme wären negativ, einer imaginär. Der vierte Term
> liefert w_g = 2,993MHz und damit f_g = 476 kHz.

Hallo Achim,

genau diese Schaltung war gemeint - danke!
Dein Weg scheint mir nachvollziehbar, allerdings ist aus meiner Sicht 
der letzte Schritt (letzte Zeile) mathematisch nicht korrekt - zumindest 
kann ich es so nicht nachvollziehen. Wenn ich eine allgemeine Form 
(a+b+c)² habe, dann ist das aus meiner sicht nicht das gleiche wie 
(a+c)² + b².

LG

von Achim S. (Gast)


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Gert schrieb:
> Wenn ich eine allgemeine Form
> (a+b+c)² habe, dann ist das aus meiner sicht nicht das gleiche wie
> (a+c)² + b².

Das ist zwar richtig, aber es beschreibt nicht, was bei meiner Rechnung 
in der letzten Zeile passiert.

Ich rechne der letzten Zeile von Ansatz.png den Betrag einer komplexen 
Zahl aus (genauer: das Quadrat des Betrags). Der Betrag einer komplexen 
Zahl ergibt sich aus Realteil zum Quadrat plus Imaginärteil zum Quadrat 
(und dann die Wurzel draus, was wegen der Quadrierung der gesamten 
Gleichung bei mir wegfällt).

Der Realteil des komplexen Ausdrucks ist 1-1(w^2*L*C)
Der Imaginärteil des komplexen Ausdrucks ist -R/(w*L)

Beide Teile müssen für sich quadriert werden und dann addiert.

Dass das Ergebnis richtig sein dürfte siehst du auch daran, dass die 
Lösung der Gleichung, die mittels Wolfram Alpha bestimmt wurde, den 
richtigen Zahlenwert für die Grenzfrequenz deines Hochpasses ergibt.

von Gert (Gast)


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Hallo Achim,

danke, es ist nachvollziehbar und so aus meiner Sicht auch korrekt. Ich 
habe im ersten Moment auch nicht gesehen, dass du den Kehrwert gebildet 
hast, und danach sozusagen "schön" auf Real- und Imaginärteil aufteilen 
kannst.

Eine Frage in diesem Zusammenhang: Angenommen man hätte den komplexen 
Ausdruck 1/ (1 + a/jb)) - von diesem soll nun der Betrag mit 
SQRT(Re²+Im²) berechnet werden.
Muss man in diesem Fall immer den Nenner frei von Imaginäranteilen 
bekommen (Multiplikation mit konjugiert komplexer Größe) oder kann man 
die Betrachtung SQRT(Re² + IM²) separat für Zähler und Nenner machen?

Danke!

von Achim S. (Gast)


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Gert schrieb:
> Angenommen man hätte den komplexen
> Ausdruck 1/ (1 + a/jb)) - von diesem soll nun der Betrag mit
> SQRT(Re²+Im²) berechnet werden.
> Muss man in diesem Fall immer den Nenner frei von Imaginäranteilen
> bekommen (Multiplikation mit konjugiert komplexer Größe) oder kann man
> die Betrachtung SQRT(Re² + IM²) separat für Zähler und Nenner machen?

Wenn sowohl der Zähler als auch der Nenner komplex sind, dann musst du 
zuerst "aufräumen".

Aber in deinem Beispiel ist nur der Nenner komplex, der Zähler ist ein 
reller Faktor (die Zahl 1). Dann kannst du den Betrag des Nenners für 
sich alleine berechnen. Um daraus den Betrag des ursprünglichen Bruchs 
zu erhalten, musst du natürlich wieder den Kehrwert nehmen.

Für ein komplexes Z gilt also:

| 1/Z | = 1 / |Z|

Wenn du das komplexe Z nicht in kartesischer sondern in Eulerform 
aufschreibst (Betrag von Z mal exp(j phi)) erkennst du den Zusammenhang 
vielleicht selbst.

von Achim S. (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Wenn sowohl der Zähler als auch der Nenner komplex sind, dann musst du
> zuerst "aufräumen".

Hm: da hatte ich Unsinn geschrieben. Wenn es nur um den Betrag des 
komplexen Bruchs geht, kann man auch den Betrag von Zähler und Nenner 
getrennt bestimmen und die dividieren.

Sieht man auch wieder schön an der eulerschen Form:

Z1 = |Z1| * exp(j phi1)
Z2 = |Z2| * exp(j phi2)

Z1/Z2 = |Z1|/|Z2|  * exp(j (phi1-phi2))

von Gert (Gast)


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Hm, ok danke!

D.h. man kann Betrag von Zähler und Nenner separat berechnen, auch wenn 
bei beiden ein Real- und Imaginärteil vorkommt.

Ist das auch mit der Phase so? Lt Euler müsst man die Gesamtphase dann 
einfach subtrahieren...

Also zusammengefasst: angenommen, wir hätten einen komplexen bruch: 
(1+j2) / (3+j4)

Dann könnte man Betrag und Phase getrennt für Zähler und Nenner 
berechnen und dann den betrag dividieren und die Phase subtrahieren.

Im anderen Fall trennt man den Gesamtbruch in Real- und Imaginärteil auf 
(Multiplikation mit konjugiert komplexer Größe, weil dann das j aus dem 
Nenner weg muss) und berechnet den Gesamtbetrag (SQRT(Re² + IM²)) und 
die Gesamtphase (arctan (Im / Re)).

Seht ihr das auch so?

Danke!

von Achim S. (Gast)


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Gert schrieb:
> Seht ihr das auch so?

kannst es zur Kontrolle ja Mal einfach an deinem Zahlenbeispiel 
nachrechnen ;-)

von Gert (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Gert schrieb:
>> Seht ihr das auch so?
>
> kannst es zur Kontrolle ja Mal einfach an deinem Zahlenbeispiel
> nachrechnen ;-)

Wie recht du hast :) hab das auch glatt gemacht, und ja, es ist da 
gleiche... Sind wohl mathematische Grundlagen, die schon etwas zu lange 
her sind ;)

Danke nochmal!

von HST (Gast)


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Vielleicht hilft das etwas zur Auffrischung ;-))

von Gert (Gast)


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HST schrieb:
> Vielleicht hilft das etwas zur Auffrischung ;-))

Dankesehr, ist tatsächlich eine gute Auffrischung :)

von Bernd (Gast)


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Hallo,
auf jeden Fall ist der Hochpass schlecht dimensioniert, erkennbar am 
Knick in der Flanke bei etwa 1 kHz im Diagramm oben. Bei der 
Grenzfrequenz von rund 470 kHz wird erst mal nur ein Hochpass erster 
Ordnung wirksam, gebildet aus L und R. Deshalb erst mal nur 20 dB pro 
Dekade. Ab 1 kHz kommt dann der Hochpass aus C und R hinzu und bildet ab 
hier die 2. Ordnung mit 40 dB pro Dekade. Für die Berechnung der 
Grenzfrequenz würde also die Betrachtung als Hochpass erster Ordnung aus 
L und R in guter Näherung reichen. Um gleich bei 470 kHz einen Tiefpass 
2. Ordnung zu erhalten müsste C rund 250 pF groß sein.

Bernd

von Jobst M. (jobstens-de)


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von udok (Gast)


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Bernd schrieb:
> auf jeden Fall ist der Hochpass schlecht dimensioniert

Für einen Butterwort Hochpass 2'ter Ordnung und einer Spule von 500 µH 
muss der Kondensator ca. 220 pF sein.  Die Grenzfrequenz ist dann ca. 
335 kHz.

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