Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug ESD Schutz an Tischen - selber machen?


von Bauer666888 (Gast)


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Servus,

wir haben ESD Tische im Einsatz. Jetzt nach 1,5 Jahren sehen die 
Arbeitsplatten aus das die gewechselt gehören. Nun der Scheißdreck ist 
halt die sind Arsch teuer. Wir Arbeiten nicht nur an Platinen sondern 
auch direkt an den Geräten die mal ihre 10-20kg wiegen. Schleift man die 
über den Tisch nutzt der sich halt ab. Diese ESD Matten hatten wir 
versucht kann man in die Tonne treten.

Auch der Tisch für das Verpacken der Ware und einbringen des 
Versandschutzes wird demnächst geändert und muss passend zugeschnitten 
werden. Da wäre es auch cool wenn man eine Oberfläche hinbekommt die ESD 
Schutz bietet.

Gibt es irgendwie ne möglichkeit das selbst zu basteln? Ich habe gedacht 
Kupferband auf die Tische (die die man auch unter Fußböden Packt) oder 
Kupferfolie und darüber eine andere Folie für den Arbeitsbereich... auf 
Kupfer Arbeiten ist ja nicht wirklich geil.

Gibts ne Folie die Strom leitet um sie als Tischoberfläche zu nehmen 
natürlich selbstklebend? Oder hat jemand anderes Spontan ne idee?

Unsere Stühle sind auch ESD geerdet aber man sitzt ja nicht nur

: Verschoben durch Moderator
von Chris K. (kathe)


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Edelstahl zu Teuer ?

von P. S. (namnyef)


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Vernünftige ESD-Matten sind eigentlich ziemlich robust. Oder inwiefern 
waren die Matten, die ihr verwendetet habt zum in "die Tonne treten"?

Und eine extrem niederohmige Arbeitsoberfläche will man im 
Elektronikbereich nicht nur aus ESD-Gründen nicht haben.

Vernünftigerweise hat man eine klare Trennung zwischen robusten 
Arbeitsoberflächen für grobe Arbeiten und Arbeitsoberflächen mit den 
entsprechenden ESD-Eigenschaften zur Handhabung und Ablage von 
Elektronik.

Auf teuren ESD-Tischen führt man keine grobschlächtigen Arbeiten durch, 
die die Tischplatte nach 1,5 Jahren (!) verschleißen. Das ist Murks.

von Jester (Gast)


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von Bauer666888 (Gast)


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Bauer666888 schrieb:
> Bauer666888

Bei Edelstahl hab ich Augrund der härte, sobald der Kratzer bekommt das 
das Produkt beim drann Arbeiten Kratzer bekommt. Daher auch Kupfer als 
Oberfläche doof

P. S. schrieb:
> Vernünftige ESD-Matten sind eigentlich ziemlich robust. Oder
> inwiefern
> waren die Matten, die ihr verwendetet habt zum in "die Tonne treten"?
>
> Und eine extrem niederohmige Arbeitsoberfläche will man im
> Elektronikbereich nicht nur aus ESD-Gründen nicht haben.
>
> Vernünftigerweise hat man eine klare Trennung zwischen robusten
> Arbeitsoberflächen für grobe Arbeiten und Arbeitsoberflächen mit den
> entsprechenden ESD-Eigenschaften zur Handhabung und Ablage von
> Elektronik.
>
> Auf teuren ESD-Tischen führt man keine grobschlächtigen Arbeiten durch,
> die die Tischplatte nach 1,5 Jahren (!) verschleißen. Das ist Murks.

Die Beschaffenheit der Matten, gerade was das herumschieben, drehen etc. 
der Produkte anging schaffte einen Widerstand der das Arbeiten ziemlich 
ungeil machte

und ja so ne klare Trennung wäre cool, aber kann ich mir derzeit eher 
schwer vorstellen. Die empfindlichen Bauteile müssen aus dem Gehäuse ja 
auch entfernt werden. Wir sind halt auch keine mega große Bude sondern 
haben "nur" 6 Arbeitsplätze. Auch bei dem entfernen und wieder einbauen 
muss ja ein Gewisser Schutz gegeben sein. Man nimmt es ja auch in die 
Hand.

Ich hatte halt gedacht das es eventuell einen Folientyp gibt der jetzt 
nicht mega niedrigohmig ist den man einfach übers Kupfer packt um so 
zwischen Kupfer und der Oberfläche einen Gewissen Widerstand erreicht. 
Ich weiß nicht obs sowas gibt.. wenn ja wäre cool

von Kai D. (Firma: Selbständiger Konstrukteur) (robokai)


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P. S. schrieb:
> Auf teuren ESD-Tischen führt man keine grobschlächtigen Arbeiten durch,
> die die Tischplatte nach 1,5 Jahren (!) verschleißen. Das ist Murks.

Sehe ich ähnlich! ESd Platten hat man an offenen Platinen, die solo 
rumliegen zum Testen. Fertige Geräte mit eingebauten Platinen sind 
meistens irgendwo geerdert. Da ist nichts mit kontrollierter Ableitung 
von Ladungen.

von Georg A. (georga)


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Was ist mit ganz normalen (unbeschichteten/unlackierten) Holztischen, 
die man mit ein paar Spaxen auf der Unterseite erdet? Hat zwar keinen 
definierten Widerstand, aber es hat einen ;)

von Alex (haidanai)


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Wie wäre ein Alublech, das mit 1MOhm geerdet wird?

von Jens M. (schuchkleisser)


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- Tisch
- Kupferkontaktstreifen aufkleben
- PVC-ESD-Fußboden aufkleben
- ????
- Profit

Wenn der verschlissen ist reißt man den runter und macht neuen drauf.

von Prometheus (Gast)


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Jens M. schrieb:
> PVC-ESD-Fußboden aufkleben

Statt des Fußbodenbelags bitte ESD Tischmatten nehmen, die gibt es auch 
als Meterware.
Hintergurnd ist der, der Fußbodenbelag ist nur in Querrichtung (in 
Richtung Dicke) leitfähig. Beim Fußbudden kommt vorher eine schwarze 
leitfähige Beschichtug drunter. Die Tischmatten sind auch in 
Längsrichtung leitfähig, da reichen dann die zwei Streifen Kupferband. 
Sonst sind nachher nur die Streifen oberhalb des Kupferbandes wirksam.

Wobei, ... für gröbere Geräte könnt das ja auch reichen, das bekommst du 
dann  aber durch keine Prüfung/ Normierung / ISO-Zertifizierung....

von Peter D. (peda)


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P. S. schrieb:
> Vernünftige ESD-Matten sind eigentlich ziemlich robust.

Ich bin auch mit den ESD-Matten sehr zufrieden. Sie sind nachgiebig 
genug, daß an den Gehäusen keine Kratzer entstehen, bzw. vertragen auch 
selber scharfkantige Sachen ohne zu zerfleddern.
Wir haben die ESD-Matten mit den Aufsatzregalen am Tisch festgeschraubt, 
dann verrutscht auch nichts.
Harte Flächen (Metall) würde ich nicht empfehlen.

: Bearbeitet durch User
von P. S. (namnyef)


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Alex schrieb:
> Wie wäre ein Alublech, das mit 1MOhm geerdet wird?

Das macht das Alublech selbst ja nicht weniger niederohmig und 
verhindert daher keine plötzliche statische Entladung in das Alublech. 
Jetzt mal davon abgesehen, dass man weiterhin Gefahr läuft seine 
Elektronik kurz zu schließen und seien es nur vorhandene Restladungen im 
ausgeschalteten Zustand.

von Christian M. (likeme)


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P. S. schrieb:
> Alex schrieb:
>> Wie wäre ein Alublech, das mit 1MOhm geerdet wird?
>
> Das macht das Alublech selbst ja nicht weniger niederohmig und
> verhindert daher keine plötzliche statische Entladung in das Alublech.
> Jetzt mal davon abgesehen, dass man weiterhin Gefahr läuft seine
> Elektronik kurz zu schließen und seien es nur vorhandene Restladungen im
> ausgeschalteten Zustand.

Wir machen das so mit Aluplatte +1MOhm bei uns, sind 
Elektronikhersteller für diverse Automobilhersteller. Wenn du plötzliche 
Entladungen hast, dann hast du falschen Schuhe, falschen Boden und 
falsche Kleidung! Das muss alles rein in deinen ESD-Schutz.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Prometheus schrieb:
> Hintergurnd ist der, der Fußbodenbelag ist nur in Querrichtung (in
> Richtung Dicke) leitfähig. Beim Fußbudden kommt vorher eine schwarze
> leitfähige Beschichtug drunter. Die Tischmatten sind auch in
> Längsrichtung leitfähig, da reichen dann die zwei Streifen Kupferband.
> Sonst sind nachher nur die Streifen oberhalb des Kupferbandes wirksam.

Das erzähl mal dem gefleckten Tarnboden hier, der ist definitiv nur ab 
und an mit einem 20mm-Kupferband auf dem Estrich geerdet, und dennoch 
kann man mit diesem lustigen Testgerät überall eine ESD-Abfuhr messen.
Und das schon seit gut zweistelligen Jahren.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Bauer666888 schrieb:
> Die Beschaffenheit der Matten, gerade was das herumschieben, drehen etc.
> der Produkte anging schaffte einen Widerstand der das Arbeiten ziemlich
> ungeil machte

Macht man ja auch nicht. Was für eine grobe Eisenbieger-Truppe seid ihr 
denn?

Wenn was ständig gedreht werden muss, dann kommt das auf einen 
Drehteller oder ein Drehgestell (Rotisserie). Gibt es in unendlich 
vielen Ausführung, auch mit ESD-Schutz.

Ständig hin und her schieben ist mehr ein Zeichen schlechter 
Arbeitsorganisation, eines schlecht eingerichteten Arbeitsplatzes oder 
zu wenigen Arbeitsplätzen auf denen fünf Dinge gleichzeitig erledigt 
werden müssen.

> Ich hatte halt gedacht das es eventuell einen Folientyp gibt der jetzt
> nicht mega niedrigohmig ist den man einfach übers Kupfer packt um so
> zwischen Kupfer und der Oberfläche einen Gewissen Widerstand erreicht.

Wie soll so eine Folie robuster sein als eine typische ESD-Matte mit 
zwei bis drei Millimeter Stärke? Von einer ESD-Gittermatte (ganz alte 
Schule) mit 15mm ... 20mm hohen Gitterstäben gar nicht zu reden. Aus 
welchem Wundermaterial soll die Folie sein?

von oszi40 (Gast)


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Ohne ausreichende Überlegung und Messung wird ESD ein Schuss in den 
Ofen.
Wie oben schon zu lesen war, muß statische Aufladung auf dem Tisch, auf 
dem Stuhl, auf dem Fußboden und durch ungeeignete Kleidung verhindert 
werden. Eine Metallplatte ist auch keine Lösung, da Kurzschlüsse möglich 
sind. Notlösung ist erst mal das Armbändchen zur Ableitung.

von Uwe B. (uwebre)


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Bauer666888 schrieb:
> Da wäre es auch cool wenn man eine Oberfläche hinbekommt die ESD
> Schutz bietet.

Ich habe vor über 20 Jahren beim Tischler Arbeitsplatten (alte 
Schreibtischplatten) mit Linoleum Bodenbelag bekleben lassen, 
Hartholzleisten drumherum.
Die Tische sehen heute noch top aus, wurden nicht geschohnt.
Linoleum ist "permanent antistatisch", es gibt auch zertifitierte (?) 
Sorten.

Uwe

von Georg (Gast)


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oszi40 schrieb:
> durch ungeeignete Kleidung verhindert

Mal im Dunkeln den Pullover ausziehen - wenn es ein Funkengewitter gibt, 
nicht damit an Elektronik arbeiten.

Georg

von Manfred (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Ich habe vor über 20 Jahren beim Tischler Arbeitsplatten (alte
> Schreibtischplatten) mit Linoleum Bodenbelag bekleben lassen,
> Hartholzleisten drumherum.
> Die Tische sehen heute noch top aus, wurden nicht geschohnt.
> Linoleum ist "permanent antistatisch", es gibt auch zertifitierte (?)
> Sorten.

Als die Welt noch in Ordnung war, nicht auf Teufel komm' raus Personal 
gespart wurde, hatten wir im Werk einen eigenen Tischler, einen 
Schlosser und einen Elektriker. Da wurden Tische nach Maß gefertigt.

Es gab die Firma "Canespa", die definert leitfähige Bodenbeläge 
fertigte. Ich habe leider keine Ahnung, wer den Laden übernommen hat und 
/ oder eine aktuelle Alternative bietet.

von Georg (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Notlösung ist erst mal das Armbändchen zur Ableitung.

So ist es. Wenn ein aufgeladener Mensch (Kunstfaserkleidung, 
Gummisohlen...) die Elektronik berührt nützt eine leitfähige Tischplatte 
garnichts.

Georg

von Kai D. (Firma: Selbständiger Konstrukteur) (robokai)


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Georg schrieb:
> nützt eine leitfähige Tischplatte garnichts.
Soweit sie uns geschult aben, müssen die Tischplatten und die Bändchen 
auch schwach ableitend sein, um Ströme zu begrenzen.

Uwe B. schrieb:
> Ich habe vor über 20 Jahren beim Tischler Arbeitsplatten (alte
> Schreibtischplatten) mit Linoleum Bodenbelag bekleben lassen,
> Hartholzleisten drumherum.
Ist das bei Linoleum der Fall?

von Georg (Gast)


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Kai D. schrieb:
> Ist das bei Linoleum der Fall?

Nein, aber soweit ich mich erinnern kann gibt es bei Spezialfirmen auch 
antistatische Fussbodenbeläge.

Georg

von Uwe B. (uwebre)


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Kai D. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Ich habe vor über 20 Jahren beim Tischler Arbeitsplatten (alte
>> Schreibtischplatten) mit Linoleum Bodenbelag bekleben lassen,
>> Hartholzleisten drumherum.
> Ist das bei Linoleum der Fall?

"Standard Linoleum" ist aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften 
antistatisch.
Es gibt spezifizierte ableitende Qualitäten, die müssen mit speziellem 
Kleber und geerdeten Kupferbändern verlegt werden.

Beispiel:
https://www.forbo.com/flooring/de-de/produkte/linoleum/ableitfaehiges-linoleum/marmoleum-ohmex/b3kru8#panel_104

Uwe

von Jakob L. (jakob)


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Georg A. schrieb:
> Was ist mit ganz normalen (unbeschichteten/unlackierten) Holztischen,
> die man mit ein paar Spaxen auf der Unterseite erdet? Hat zwar keinen
> definierten Widerstand, aber es hat einen ;)

Bei trockenem Holz ist der Widerstand **sehr** hoch, in der folgenden 
Masterarbeit wurde z.B. ca. 20 GOhm gemessen bei 9% Holzfeuchte in einem 
Prüfkörper (Seite 74):

http://www.schwedland.de/Schwedland_Master-Thesis_1_Textteil_151001.pdf

Zusammen mit dem Human-Body-Modell mit einem Kondensator von 100 pF 
ergibt sich da eine Zeitkonstante von ca. 2 Sekunden. Und laut 
https://de.wikipedia.org/wiki/ESD-Simulationsmodelle#HBM_%E2%80%93_Human_Body_Model 
kann die Kapazität auch mal 300 pF sein, wären dann also 6 Sekunden 
Zeitkonstante.

Wenn man 3 Zeitkonstanten abwarten will damit die Aufladung auf einen 
harmlosen Wert absinkt dann müsste man ziemlich lang den Tisch berühren 
bevor man die Elektronik anfassen darf, ist also nicht wirklich 
praktikabel.

Ach ja ein Sicherheitsfaktor ist da noch gar nicht berücksichtigt, Holz 
ist ein Naturprodukt und nicht exakt reproduzierbar und die reale 
Feuchte in Innenräumen kann auch weniger als die 9% von dem Prüfkörper 
sein.

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