Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensatorbank vernünftig entladen


von Mike M. (mikeii)


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Folgendes Problem: Ich habe eine Kondensatorbank (kCap für einen kWeld 
Punktschweißgerät) die eine Kapazität von 206F hat. Betrieben wird das 
Teil mit 8.1V.

Ich möchte gerne, wenn ich das Gerät ausschalte auch die Kondensatorbank 
entladen.

Nehme ich jetzt z.B. einen Lastwiderstand mit 1 Ohm mit ausreichender 
Leistung und entlade das Ding, bin ich rechnerisch nach ca. 15 Minuten 
bei 0V.
Bei 8.1V habe ich ca. 65W Verlustleistung. Die muss ich irgendwie 
(aktiv) wegkühlen. Da die Leistung mit sinkender Spannung weniger wird 
und gleichzeitig ab einer gewissen Spannung auch ein Lüfter nicht mehr 
läuft (außer ich klemme noch einen Boostconverter dazwischen), weiß ich 
gerade nicht, wie ich die Kühlung der Widerstands vernünftig auslegen 
soll.
Hat da jemand eine gute Idee, die evtl. sogar noch möglichst 
Platzsparend ist?
Sowas wie z.B. 200ml Öl erhitzen wäre für mich auch denkbar, hat aber 
den Nachteil, wenn man das Gerät öfters am Tag benutzt, irgendwann das 
Öl nicht mehr viel Kühlen kann, weil es zu heiß geworden ist.

Auf der Rückseite des Gehäuses hätte ich ein Volumen mit 100x70x10mm zur 
Verfügung um z.B. einen Kühlkörper anzubringen.

von Max M. (Gast)


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Mike M. schrieb:
> Leistung mit sinkender Spannung weniger
Konstantstromquelle mit PTC in der Strommessung.
Regelt sich selbst zurück bei Übertemperatur und entlädt immer mit 
voller Leistung.

von Dussel (Gast)


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Ich war als Kind stolz, als ich mal einen 5500-µF-Kondensator gefunden 
habe. Heute rechnet man tatsächlich in Farad... :-O

Die effektiveste Kühlung ist wohl die Siedekühlung. Wenn du einen 
Widerstand hast, der 100 °C aushält und wasserfest ist, kannst du ihn 
ins Wasser legen. Wenn der wirklich das Wasser auf 100 ° erhitzt, führt 
der Dampf sehr viel Energie ab.

von Ingo Less (Gast)


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Das ist ja schon Einiges. Was spricht denn gegen so einen 200W 
Aluwiderstand, montiert auf einem Kühlkörper und man geht auf die 
Wärmekapazität des KK? Die Leistung nimmt ja sehr schnell ab

von Christian M. (likeme)


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Schalte einfach eine KFZ H1 Glühbirne drauf, da sieht man wenigstens ob 
sie dann wirklich leer ist.

von Plausibilitätsprüfer (Gast)


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Mal nachgerechnet wie viel Energie in der Kondensatorbank steckt?

Volle Entladung:
E=1/2*C*U^2

E=1/2*206F*(8,1V)^2=6758J= ~6800Ws = ~1,9Wh

Das ist ungefähr so viel wie in einer NiMH Mignon Zelle. Würdet ihr 
dafür ein 200W Widerstand nehmen oder Angst haben irgendwas zu 
verdampfen?

von Mike M. (mikeii)


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Max M. schrieb:
> Mike M. schrieb:
>> Leistung mit sinkender Spannung weniger
> Konstantstromquelle mit PTC in der Strommessung.
> Regelt sich selbst zurück bei Übertemperatur und entlädt immer mit
> voller Leistung.

Stimmt, eine "aktive" Lösung gibt es ja auch noch. Das wäre denke ich 
eine gute Idee, zumal die Entladung dann auch weitaus schneller geht.
Danke dafür!

Ingo Less schrieb:
> Das ist ja schon Einiges. Was spricht denn gegen so einen 200W
> Aluwiderstand, montiert auf einem Kühlkörper und man geht auf die
> Wärmekapazität des KK? Die Leistung nimmt ja sehr schnell ab

Wäre eine Idee, ich kann nur nicht abschätzen/berechnen (aktuell noch zu 
doof dazu ;) ) wie groß der Kühlkörper sein muss und wie sich das 
verhält, da die Leistung ja da erst mal nicht konstant ist (außer man 
nimmt die Lösung von oben)

Christian M. schrieb:
> Schalte einfach eine KFZ H1 Glühbirne drauf, da sieht man wenigstens ob
> sie dann wirklich leer ist.

Ja, nur möchte ich die Hitze und das Blendlicht davon nicht haben. Habe 
mit einer 35W 12V Lampe mal entladen, und das dauert schon recht lange 
plus eben die Warme Lampe, die ich wo unterbringen muss.

von HildeK (Gast)


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Mike M. schrieb:
> Bei 8.1V habe ich ca. 65W Verlustleistung. Die muss ich irgendwie
> (aktiv) wegkühlen. Da die Leistung mit sinkender Spannung weniger wird
> und gleichzeitig ab einer gewissen Spannung auch ein Lüfter nicht mehr
> läuft (außer ich klemme noch einen Boostconverter dazwischen), weiß ich
> gerade nicht, wie ich die Kühlung der Widerstands vernünftig auslegen
> soll.

Die 65W hast du nur anfangs. Die Spannung geht kontinuierlich zurück und 
damit auch die Verlustleistung - sogar im Quadrat. Bei 5V sind es dann 
nur noch 25W. Anfangs läuft auch der Lüfter noch mit der maximalen 
Drehzahl und so wie er langsamer wird, wird auch die abzuführende 
Verlustleistung kleiner.
Ich würde den Widerstand (evtl. mehrere kleinere parallel) auf einen 
Kühlkörper montieren und den mit den Lamellen in ein Wasserbad legen. 
Das muss gar nicht viel Wasser sein und sollte es zu heiß werden wegen 
häufigen Zyklen, dann hole einfach frisches.

Die mittlere Verlustleistung ist für die 15 Minuten nur knapp 6.8W, in 
der ersten Minute sind es allerdings rund 50W.
15 Minuten musst du eh nicht warten, nach 10 Minuten ist die 
Restspannung schon kleiner als 0.5V und dein Widerstand hat im Mittel 
11W verheizt.

von Honk (Gast)


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Warum kann man nicht einfach eine Auto-Glühlampe nehmen? Deren 
Abstrahlung geht sogar mit der Vierten Potenz der Temperatur einher, so 
dass sie sich um so besser kühlt, je heißer sie ist.

Durch die Kaltleitereigenschaft hat man sogar sowas wie eine 
Konstantstromquelle.

Eine optische Funktionskontrolle gibt's gratis dazu.

von Mike M. (mikeii)


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Das Gehäuse gibt es nicht her eine Glühlampe sicher zu montieren.
Und offene Flüssigkeiten gehen auch nicht.

: Bearbeitet durch User
von Achim M. (minifloat)


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Mike M. schrieb:
> Bei 8.1V habe ich ca. 65W Verlustleistung

Aber nicht lange. Simuliere dir doch den Verlustleistungsverlauf z.B. in 
LTspice. Notfalls auch Excel.

Ach ja, du kannst dem Widerstand auch einen Lüfter parallelschalten. 
Lüftet genau so lange wie Verlustleistung auch hoch ist ;)

mfg mf

von Oliver S. (oliverso)


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Mike M. schrieb:
> Punktschweißgerät

Da das ganze Gerät ja nun für Kurzschlüsse gedacht ist, wo ist das 
Problem? Kontakte zusammenhalten, und fertig.

Oliver

von Josef L. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Mit R=1 simuliert, bis t=1200s war aufladen, ab da entladen

von Mike M. (mikeii)


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Achim M. schrieb:
> Aber nicht lange. Simuliere dir doch den Verlustleistungsverlauf z.B. in
> LTspice. Notfalls auch Excel.

Das weiß ich schon. Darum steht da ja auch bei 8,1V und danach kommt der 
Text mit der sinkenden Spannung.
Die Frage von mir geht ja gerade da hin, weil die Leistung abfällt, wie 
ich den Kühlkörper auslegen soll, da ich den ja nicht für die volle 
Leistung auslegen muss.

Oliver S. schrieb:
> Da das ganze Gerät ja nun für Kurzschlüsse gedacht ist, wo ist das
> Problem? Kontakte zusammenhalten, und fertig.

Das Ding kann 5kW, das würde ich gerne nicht einfach kurzschließen.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Mike M. schrieb:

> Die Frage von mir geht ja gerade da hin, weil die Leistung abfällt, wie
> ich den Kühlkörper auslegen soll, da ich den ja nicht für die volle
> Leistung auslegen muss.

Antwort:
100x70x10mm

Begründung:
Mehr Platz hast Du eh nicht, somit bestmöglich genutzt.
Und es ist dann damit ca. ein 4K/W Kühlkörper -- somit bleibt es 
erträglich in der Oberflächentemperatur.

von Jakob L. (jakob)


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Widerstand ständig an ist doof, dann verheizt man ständig die 65W und 
braucht eine entsprechende Kühlung. Ist aber auch kein Hexenwerk einfach 
ein Relais als Öffner einzubauen, wenn das Netzteil an ist einfach den 
Entladewiderstand abschalten. Alternativ geht natürlich auch ein Mosfet, 
muss man nur aufpassen dass der sauber durchschaltet und nicht im 
Linearbetrieb arbeitet. Dann hat man nur noch die Entladeenergie:

Plausibilitätsprüfer schrieb:
> E=1/2*206F*(8,1V)^2=6758J= ~6800Ws = ~1,9Wh

Aluminium hat eine Wärmekapazität von 0.9 J/(g*K), bei einem 200g 
Kühlkörper hätte man also rechnerisch eine Erwärmung um 38 Grad (6800 / 
200 / 0.9) bis der Kondensator komplett entladen ist, real noch etwas 
weniger weil der Kühlkörper auch Wärme an die Umgebung abgibt. Also 
einfach einen handelsüblichen 100W Widerstand mit Metallgehäuse auf 
einen Kühlkörper ab ca. 200g schrauben, wird dann eben bei der Entladung 
etwas warm aber man muss nicht dauerhaft 65W wegkühlen.

von Achim M. (minifloat)


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Vorschlag:
Ein billiges LM2596-Modul im invertierenden BuckBoost-Modus betreiben, 
davon den Lüfter speisen.

Wie das geht:
* Kondensator+ an LM2596-IN+
* Kondensator- an LM2596-OUT+ (sic!)
* Lüfter+ an LM2596-OUT+
* Lüfter- an LM2596-OUT-
* 1N400x-Diode A an LM2596-OUT- / K an LM2596-OUT+

Vorher natürlich an einem Labornetzteil die Spannung für den Lüfter am 
LM2596-OUT einstellen.

mfg mf

von Jörg R. (solar77)


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Mike M. schrieb:
> Ich möchte gerne, wenn ich das Gerät ausschalte auch die
> Kondensatorbank entladen. hat aber den Nachteil, wenn man
> das Gerät öfters am Tag benutzt,

Weshalb willst Du das Teil jedesmal entladen, wenn es doch öfter 
gebraucht wird? Es muss zudem auch jedesmal wieder geladen werden.

Wenn entladen, weshalb dann in 15 Minuten. Langsamer bedeutet weniger 
Wärme die abgeführt werden muss.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Jörg R. schrieb:
> Weshalb willst Du das Teil jedesmal entladen, wenn es doch öfter
> gebraucht wird?
Jörg R. schrieb:
> Wenn entladen, weshalb dann in 15 Minuten?

auf die Antworten bin ich gespannt, denn es passt nicht zum Topic/Titel

"vernünftig"

: Bearbeitet durch User
von Mike M. (mikeii)


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Jörg R. schrieb:
> Weshalb willst Du das Teil jedesmal entladen, wenn es doch öfter
> gebraucht wird? Es muss zudem auch jedesmal wieder geladen werden.

Weil das Teil keinen Ausschalter vorgesehen hat und ich in der Leitung 
keinen Schalter einbauen möchte (da sind Ströme von 2400A im Schnitt 
unterwegs und im Gehäuse kein Platz mehr für einen passenden Schalter an 
den auch noch die dicken Zuleitungen hin gelegt werden müssen)
Und durch das 100W Netzteil ist das Teil auch ausreichend schnell wieder 
betriebsbereit. Das Gerät wird nur für private Zwecke benutzt.

Und ich möchte nicht, dass das Ding vor sich hin läuft, da
1) ab dem Unterschreiten einer gewissen Spannung das Schaltnetzteil in 
der Steuerung fürchterlich anfängt zu Pfeifen.
2) Es einen Automatik Modus besitzt, dass den Kurzschluss der Elektroden 
erkennt und dann eine Schweißoperation ausführt. Könnte passieren, wenn 
die Elektroden auf Metall abgelegt werden.

Jörg R. schrieb:
> Wenn entladen, weshalb dann in 15 Minuten. Langsamer bedeutet weniger
> Wärme die abgeführt werden muss.

Die 15 Minuten sind keine Vorgabe, einfach nur eine Rechnung.


Ich werde es nun so umsetzen, dass ich einfach einen Aluminiumblock 
durch eine Konstantstromsteuerung aufheize. Das ist für meinen 
Anwendungsfall gut genug. Mit dem PTC wäre für mich das Thema Temperatur 
dann auch erledigt.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Mike M. schrieb:
> Folgendes Problem: Ich habe eine Kondensatorbank (kCap für einen kWeld
> Punktschweißgerät) die eine Kapazität von 206F hat. Betrieben wird das
> Teil mit 8.1V.
>
> Ich möchte gerne, wenn ich das Gerät ausschalte auch die Kondensatorbank
> entladen.

Wozu? Die Ladung tut dem Kondensator nicht weh.

> Sowas wie z.B. 200ml Öl erhitzen wäre für mich auch denkbar, hat aber
> den Nachteil, wenn man das Gerät öfters am Tag benutzt, irgendwann das

Umso weniger muss man das Ding entladen.

Wenn man es aus "Sicherheitsgründen" bei LÄNGEREM Nichtgebrauch entladem 
will, nimmt man einen deutlich hochohmigeren Widerstand. Da darf dann 
die Entladung auch mal 10min oder deutlich länger dauern. Hat den 
Vorteil, daß der Widerstand deutlich weniger Verlustleistung erzeugt und 
diese langsam abgeben kann, ohne daß man große Kühlung braucht. Ich sag 
mal ein 10W Widerstand, der mit 5W belastet wird. 12 Ohm/10W, Fertig.

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