Forum: HF, Funk und Felder Passiv Radar Software "verschwunden"


von Der Zarenknecht (Gast)


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: Gesperrt durch Admin
von eric (Gast)


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von Kilo S. (kilo_s)


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Der Zarenknecht schrieb:
> 
https://hackaday.com/2022/11/19/open-source-passive-radar-taken-down-for-regulatory-reasons/

Uff, glücklich wer sich vorher die Software gesichert hat. Schade ich 
bin leider zu spät.

von Bernd (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> Uff, glücklich wer sich vorher die Software gesichert hat. Schade ich
> bin leider zu spät.
Ohne den passenden 4-kanaligen kohärenten Empfänger (Kraken-SDR) nützt 
die Software vermutlich auch nicht viel...

von Kilo S. (kilo_s)


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Bernd schrieb:
> Ohne den passenden 4-kanaligen kohärenten Empfänger (Kraken-SDR) nützt
> die Software vermutlich auch nicht viel...

Na und? Die Hardware werden die wohl noch verkaufen dürfen. Die kann 
garantiert noch mehr als nur passives Radar und RTL SDR sind sehr 
beliebt.

von BNetzA (Gast)


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Dann halt den Vorgänger nehmen bzw. selber bauen. 4 synchronisierte 
RTl-SDR.

von BNetzA (Gast)


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Mist. Es geht ja um die Software.
Tja, muss man halt selbst das Köpfchen anstrengen.

von Kilo S. (kilo_s)


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BNetzA schrieb:
> Dann halt den Vorgänger nehmen bzw. selber bauen. 4 synchronisierte
> RTl-SDR.

Leute die für ihr Hobby noch arbeiten (wenn sie die Zeit Haben) sind 
selten geworden.

von Mcn (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> BNetzA schrieb:
>> Dann halt den Vorgänger nehmen bzw. selber bauen. 4 synchronisierte
>> RTl-SDR.
>
> Leute die für ihr Hobby noch arbeiten (wenn sie die Zeit Haben) sind
> selten geworden.

Dann kauf doch die Soft wenn sie nicht als open source für umonst 
downloadbar ist.

von Mcn (Gast)


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eric schrieb:

> 
https://hackaday.com/2022/11/19/open-source-passive-radar-taken-down-for-regulatory-reasons/
>
> Sieht aus wie eine Mischung aus HiTech und Verschwörungstheorien.

Nach Verschwörungstheorie sieht das eher nicht aus:
"There’s no indication that there’s been any legal action from the USA 
government – the team’s being proactive, as fas as we’re told."

Sprich, die coder haben selbst herausgefunden, das sie hier was 
Waffenähnliches unter Hinz und Kunz streuen und machen es deshalb nicht 
mehr für jeden Idioten verfügbar.

HiTech naja, polystationäres Radar-RX ist ein dreißig Jahre alter Hut, 
siehe die Patente aus den Neunzigern:

https://patents.google.com/patent/CA2035811C/en

von Kilo S. (kilo_s)


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Mcn schrieb:
> Dann kauf doch die Soft wenn sie nicht als open source für umonst
> downloadbar ist.

Da werden schon bald leaks auftauchen, da mache ich mir wenig Sorgen.

;-)

Mcn schrieb:
> Sprich, die coder haben selbst herausgefunden, das sie hier was
> Waffenähnliches unter Hinz und Kunz streuen und machen es deshalb nicht
> mehr für jeden Idioten verfügbar.

Das ist wenn überhaupt nur die Hälfte eines Waffenteil, noch dazu auf 
eher billiger Consumerhardware basierend.

Dann müsste Dump1090 übrigens auch verboten werden bzw. aus dem Netz 
genommen, auch damit kann ich mit einem simplen RTL SDR drohen ein 
Flugzeug vom Himmel zu holen.

von Ralf D. (doeblitz)


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Kilo S. schrieb:
> Der Zarenknecht schrieb:
>>
> 
https://hackaday.com/2022/11/19/open-source-passive-radar-taken-down-for-regulatory-reasons/
>
> Uff, glücklich wer sich vorher die Software gesichert hat. Schade ich
> bin leider zu spät.

In den Kommentaren war auch ein Link zu einem Clone des Repos. Hat eben 
noch funktioniert (und ich habe jetzt auch eine Sicherungskopie ...).

von Uwe Bonnes (Gast)


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von Mcn (Gast)


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Kilo S. schrieb:

> Mcn schrieb:
>> Sprich, die coder haben selbst herausgefunden, das sie hier was
>> Waffenähnliches unter Hinz und Kunz streuen und machen es deshalb nicht
>> mehr für jeden Idioten verfügbar.
>
> Das ist wenn überhaupt nur die Hälfte eines Waffenteil, noch dazu auf
> eher billiger Consumerhardware basierend.

Und? Strafbewehrt ist strafbewehrt. Wer eine Knarre nicht im Stück 
sondern Schraubenweise aus der Kaserne schmuggelst ist immer noch ein 
Waffenschmuggler.
Der Wiederbschaffungspreis ist bei Waffenschmuggel und anderen 
strafrechtlich relevanten Tatbeständen wie z.B Geheimnisverrat  ohnehin 
irrelavent, der wird höchsten bei einer weiteren Anklage wegen Diebstahl 
wichtig.

> Dann müsste Dump1090 übrigens auch verboten werden bzw. aus dem Netz
> genommen, auch damit kann ich mit einem simplen RTL SDR drohen ein
> Flugzeug vom Himmel zu holen.

Oder jedes Fernglassel , weil auch damit kann man Flieger orten und 
entsprechend Feuer leiten?!

Naja man müsste die entsprechende Gesetzgebung mal gelesen haben, um 
genau zu wissen, was daran wie verboten ist.

Hier scheint aber auch viel Marketing im Spiel. Zum einen hält so ne 
Aktion an sich die Bekanntkheit der Hardware hoch. Zum anderen werden 
potientielle Nachbauer verschreckt. Und zum dritten, das scheint mir die 
Wichtigste, wird der Kreis der Leute, die bereit sind für angeblichen 
"military Grade hardware" mehr Geld auszugeben angelockt, wie die 
Mistfliegen durch den Geruch eines Stück Sch*.

Wer hat einen Nutzen an der Analyse der Reflexion der Hintergrund-HF? 
DX'ler mit Interesse an Meteor-scatter oder Aircraft-scatter. Haben die 
ein solches Gerät vermisst?

http://airscout.eu/downloads/Dorsten_2014.pdf


Eigene Flughardware (Strato Ballon) verfolgen, dafür gibt es APSR. Also 
was will man mit so einem Multiantennen SDR?

--
Da mal was Genaures zum ITAR:
https://en.wikipedia.org/wiki/International_Traffic_in_Arms_Regulations

Und das ist nicht das Einzige was man diesbezüglich in Sachen 
Exportcontrolle kennen sollte: Da wäre noch Wassenaarn das COCOM nach 
dem kalten Krieg ablöste:
https://de.wikipedia.org/wiki/Coordinating_Committee_on_Multilateral_Export_Controls

von Hugo H. (hugo_hu)


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Mcn schrieb:
> Eigene Flughardware (Strato Ballon) verfolgen, dafür gibt es APSR. Also
> was will man mit so einem Multiantennen SDR?

Als "Kickstarter" ordentlich Geld verdienen - und sich vom Acker machen, 
wenn es ernst wird :-)

von Mcn (Gast)


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Uwe Bonnes schrieb:
> Ob
> 
https://www.fhr.fraunhofer.de/de/geschaeftsfelder/mensch_und_umwelt/passiv-radar-steuert-nachtkennzeichnung-von-windkraftanlagen.html
> auch unter ITAR fällt?

Solange man es nicht exportiert ist alles gut.
Die FhG schieben die Verantwortung für sowas sowieso gerne auf den 
Industriekunden ab, für den sie forschen/entwickeln.

Wenn die FhG aber nur Kram verwendet, der eh in der Schule gelehrt wird, 
ist es auch kein Problem.

"ITAR does not apply to information related to general scientific, 
mathematical or engineering principles that are commonly taught in 
schools and colleges or information that is in the public domain"

von Kilo S. (kilo_s)


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Mcn schrieb:
> Wer hat einen Nutzen an der Analyse der Reflexion der Hintergrund-HF?

Ich Wette das man die Hardware mit entsprechender Software, abgeleitet 
aus dem passiven Radar, garantiert auch Sender schneller und exakter 
orten könnte. Störungsermittlung für Amateurfunker oder auch im 
Professionellen Bereich ohne die Bundesnetzagentur zum Orten anzurufen, 
sondern nur noch die bereits geortete Störung melden damit die messen 
kommen.

Kleinere Fluggeräte auf einem Modellflugplatz überwachen oder oder oder 
... Anwendungen fallen mir viele ein die absolut nichts mit Strafbaren 
Handlungen zu tun haben.

Mcn schrieb:
> Naja man müsste die entsprechende Gesetzgebung mal gelesen haben, um
> genau zu wissen, was daran wie verboten ist.

Die haben nur schiss das ein passives Radar dessen eigentliche Stellung 
nur schwer zu Orten ist irgendwann als Schutz gegen ihre eigenen Waffen 
verwendet wird. Als Frühwarnsystem für kriminelle im Dschungel wird's 
wohl auch kaum taugen, die haben es auch nicht nötig. Da sitzen Späher 
auf dem Berg und telefonieren fleißig wenn sie den Heli sehen der auf 
dem Weg zum nächsten Cocafeld ist.

Mcn schrieb:
> Oder jedes Fernglassel , weil auch damit kann man Flieger orten und
> entsprechend Feuer leiten?!

Merkst du worauf auch ich hinaus wollte?! Eben wil es so absurd ist das 
Programme die Flugzeuge anhand ihrer eigenen Aussendungen tracken kann 
noch legal ist, ein passives Radar das nicht ein ein mal überall 
zuverlässig funktioniert (such mal in der Wüste oder im Dschungel starke 
Sender die du als Quelle nehmen kannst, selbst einen aufstellen zahlt 
nicht! Wäre zu auffällig!) allerdings nicht.

Wie gesag, leuchtet nicht ein. Vor allem weil dump1090 reale und nach 
Möglichkeit so exakte Daten wie der GPRS Empfänger im Flugzeug gerade 
zulässt ausgibt. Das passive Radar wird wohl mit größerer Abweichung 
leben müssen.

Wer es drauf anlegt kann sich aus allem irgendwie eine Waffe Bauen, ob 
nun elektronische oder mechanische...

Man denke nur mal an ein altes Gewicht einer Standuhr in einem 
Kissenbezug, von mir aus auch ein Backstein. Wenn man damit eine vorn 
Deckel kriegt fliegen die Zähne aus der Futterluke und es wird erst mal 
Dunkel. Sind Uhrengewichte und Backsteine verboten? Nein!

Mich pisst einfach an das man heute nur noch unter Generalverdacht 
steht, ob man nun böses tut oder nicht!

von Mcn (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> Mich pisst einfach an das man heute nur noch unter Generalverdacht
> steht, ob man nun böses tut oder nicht!

Du leidest unter Verfolgungswahn, lerne Entspannungstechniken.
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Verfolgungswahn&redirect=no

von Kilo S. (kilo_s)


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Mcn schrieb:
> Du leidest unter Verfolgungswahn, lerne Entspannungstechniken.

Ne, das hat mit verfolgungswahn nichts zu tun!
Das liegt an unserer Gesellschaft, vor 20 Jahren war es normal das 
Jugendliche ihre Roller "Repariert" haben und selbst im Keller der 
Mietshäuser der Stadt gab's meist in jedem zweiten Haus eine kleine 
Werkstatt, nach und nach verschwindet genau das. Da wäre die folgende 
Konstellation gar nicht aufgetreten:
Meine Hausverwaltung beispielsweise stellt MICH erst Mal unter 
Generalverdacht das mein E-Bike Illegal wäre weshalb sie mir schriftlich 
sogar Verleumdungen ins Haus Liefern! Warum? Angst es könnte von sich 
aus Anfangen zu Brennen, weil den Akku lasse ich garantiert nicht am 
Bike damit ihr einer klaut! Selbst die Erklärung das da ohne Akku nix 
brennen kann hindert die nicht weiter Verleumdungen und Drohungen 
auszusprechen!


Es war damals einfach normal das im Haus ein schrauber wohnt und es ab 
und an nach Verdünnung oder Benzin riecht, da wäre mein E-Bike noch 
fragend begutachtet worden und nicht unter falschen Annahmen Briefe 
geschickt.

Und genau solche technischen Dinge machen daher den Leuten Angst, die 
Medien machen es auch nicht besser mit ihrer Panikmache bei jedem 
kleinen Furz.

Oder im Sommer, wenn wir schon bei Funk sind, meine Nachbarin hat laut 
auf dem Balkon gesprochen und mit ihrer Freundin haarklein diskutiert 
das sie sich ja Rat bei einem Anwalt geholt hat ob sie mich zwingen kann 
meine CB/Freenet Antennen abzubauen weil sie Angst hat das sowas 
schädlich sein könnte. Der Anwalt war nicht dumm! Er hat gesagt nein, 
die Kosten für den Streit möchten sie nicht tragen da ich nicht gegen 
geltendes Recht Verstöße, alles legal. Lohnt nicht.

War Zufall das ich es mitbekommen habe, denn angesprochen wurde ich 
vorher nicht!

Aber gut das du mir Verfolgungswahn unterstellst ohne den geringsten 
Einblick was für Kandidaten aus der Gesellschaft ich leider um mich 
herum habe!

Ich würdr sie als "Angstbeißer" bezeichnen, erst mal gegen alles was man 
nicht kennt und nicht versteht Vorgehen. Bloß nichts neues rund um ihren 
Hamsterkäfig!

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hm, ich verstehe die Wichtigkeit eines passiven Radars fürs Militär oder 
für die Waffentechnologie nicht. Vielleicht macht mich da mal jemand 
schlau.

Die meisten guten Flugabwehrraketen mit kurzer Reichweite sind 
infrarotgelenkt und erreichen keine hoch fliegenden Flugzeuge. Für sowas 
bräuchte man schon eine Art SAM-Stellung oder zumindest eine mobile 
Abschussrampe wie einen BUK-Starter. Diese Systeme haben meistens zwei 
getrennte Radaranlagen - ein Überwachungsradar und ein Feuerleitradar. 
Das Überwachungsradar muss sich nicht am gleichen Ort befinden wie das 
Feuerleitradar. Beim Einsatz solcher Systeme (die potentiell durch 
radargelenkte Luft-Boden-Raketen verwundbar sind) gibt es die Strategie, 
die Rakete "blind" in die grobe Richtung des Ziels zu starten und das 
Feuerleitradar erst kurz vor dem Einschlag einzuschalten. Dadurch bleibt 
keine Zeit für die Bekämpfung des Feuerleitradars bevor man von der 
Rakete getroffen wird.

SAM-Stellungen sind bekannt bzw. sie schützen ein ortsfestes Ziel und 
müssen sich dadurch sowieso gegen anfliegende Raketen oder 
Marschflugkörper verteidigen können. Da besteht keine Möglichkeit, sich 
evtl. mit einem passiven Radar zu verstecken.

: Bearbeitet durch User
von Kilo S. (kilo_s)


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Ben B. schrieb:
> Hm, ich verstehe die Wichtigkeit eines passiven Radars fürs Militär oder
> für die Waffentechnologie nicht. Vielleicht macht mich da mal jemand
> schlau.

Es ist schwer auszumachen da es selbst nicht sendet und bringt einen 
daher Vorteile bei der Aufklärung, kann als Abwehr oder Leitradar für 
aller Art kleiner Luftabwehrwaffen eingesetzt werden, ist stromsparender 
da nur empfangen und gerechnet wird ect... Die potentiellen 
Anwendungsmöglichkeiten sind doch riesig.

Sowohl Zivil als auch militärische Anwendungsmöglichkeiten zu hauf...

: Bearbeitet durch User
von notarget (Gast)


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von Mcn (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Hm, ich verstehe die Wichtigkeit eines passiven Radars fürs Militär oder
> für die Waffentechnologie nicht.

Lies doch Spiegel, da ist das technische Niveau zuweilen höher als hier:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/passives-radar-deutsche-technik-enttarnt-us-kampfjet-f-35-a-1289333.html

https://de.wikipedia.org/wiki/TwInvis
https://www.hensoldt.net/products/radar-iff-and-datalink/twinvis-passive-radar/

von oszi40 (Gast)


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BNetzA schrieb:
> Es geht ja um die Software.

Ein paar Reflektionen empfangen, geht ja noch (solange es genug Sender 
gibt). Die Auswertung erfordert jedoch geeignete Software. Wie man jetzt 
oben lesen konnte, hat Tesla schon im letzten Jahrtausend passive 
Tamara-Systeme geliefert u.a. eins an die NVA und 4 an die "Freunde". 
Ein Problem bei passivem Radar ist, dass man die Signale anderer Sender 
für die Reflektion/Empfang braucht. Da in der Ukraine jetzt der Strom 
knapp wird, wird man in dieser Phase weniger brauchbare Reflektionen 
empfangen können?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wie sowas funktioniert ist mir klar, allerdings nicht der militärische 
Nutzen. Bzw. wenn ein Angreifer gegen ein solches Radar vorgehen möchte, 
dann ist es nicht besonders schwer, mit Marschflugkörpern oder 
Artillerieraketen mit hoher Reichweite die großen zivilen Sendeanlagen 
zu zerstören, die man für so ein passives Radar braucht und deren 
Position praktisch jedem Angreifer bekannt ist. Folglich bringt das für 
einen Verteidiger keinen militärischen Vorteil, sondern eher den 
Nachteil, daß zivile Sendeanlagen zu Primärzielen werden.

von Mcn (Gast)


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Ben B. schrieb:
> deren
> Position praktisch jedem Angreifer bekannt ist.

Bullshit! Wäre die Position jedes Radar bekannt, gäbes es solche Streits 
um die Position des Abschiessenden wie bei  MH-17 nicht. Gerade die 
Militärradars sind auf Fahrzeugen untergebracht auf denen die 
entsprechenden Truppenteile ja nach Plan disloziert werden.

Und bei den Landstreitkräften gibt es insbesonders bei den russischen 
Truppen Luftnahverteidigungseinheiten die munter mitfahren und so den 
Gefechtsraum gegen Luftstreitkräfte abschirmen. Und deren Schutzhöhe 
endet eben nicht wie beim Man-pad bei 1000/2000 Meter sondern reicht 
locker aus um auch Hochflieger wie MH17 runterzuholen.

https://de.wikipedia.org/wiki/9K37_Buk
https://de.wikipedia.org/wiki/IRIS-T_SLM


Andere beispiele für nicht-stationäre Radarstationen sind Boardradare, 
wie sie inzwischen nicht nur bei Luftüberlegenheitsjägern und AWACS 
eingesetzt werden sondern als Wetterradare oder zur Kollisionsvermeidung 
(TCAS) auch in Zivilflugzeugen bis zum Kleinflieger eingebaut werden. 
Schiffsradar ist auch so ein Radar ohne bekannte Position.

Und als  "Passiv-Radar" werden mehrere Verfahren bezeichnet, die nicht 
viel miteinander gemein haben.

Im Zivilbereich ist es schon mal die Transpondertechnik ASD-B, genau die 
Technik die Flightradar24 verwendet, und die von den Spielzeug SDR 
Geräten verwendet wird. Das hat mit dem klassischen Radar nichts 
(Reflexion, Time of flight ermittlung) gemein, ausser das es auch die 
Position eines Objektes bekannt macht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Automatic_Dependent_Surveillance

Beim klassischen Radar wird die Funkwelle vom Objekt direkt 
zurückreflektiert. Gegebenfalls wird extra ein Radarreflektror (meist 
maritim) montiert, damit aktives Rdar funktioniert. Hat man nun die 
Absicht, für ein solches aktives Radar sachwer erfassbar zu werrden, 
kann man jetzt Flugzeuge konstruieren, die eben nicht in direkte 
Richtung reflektieren sondern, beispielsweise 80° versetzt. Das erreicht 
man beispielsweise durch eine stark facettierte Zelle wie beim F-117.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lockheed_F-117

Deren Reflexion wird jetzt aber von einer anderen Station aufgefasst, 
die Presenz des Fliegers also erkannt.
Die Position und Trajektorie ist bei entsprechender Rechenpower auch aus 
den Annahmen: feststehender identifizierbarer Sender, Anzahl der 
Reflexionen ermittelbar. Und um Missverständnisse vorzubeugen, der 
Sender dessen Reflexion zur Positionsbestimmung der Reflexion benutz 
wird muss zwar fest sein, aber desen Position selbst kann unbekannt 
bleiben.

Und auch das wird als Passivradar bezeichnet auch wenn es mit 
Transpondern wie bei ADS und FLARM nichts gemein hat.

von Schütze (Gast)


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Mcn schrieb:

> Bullshit! Wäre die Position jedes Radar bekannt, gäbes es solche Streits
> um die Position des Abschiessenden wie bei  MH-17 nicht.

Welcher Streit?
Igor Girkin (aka Strelkow) hat sich doch direkt nach dem Abschuss dazu 
im Internet bekannt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Bullshit!
Ah ja. Du verdrehst die Fakten leider mal wieder ordentlich.

Erstens wurde MH17 nicht von irgendwelchen passiven Radarsystemen 
erfasst und abgeschossen, sondern die Buk braucht dafür die Fernlenkung 
durch ihr Feuerleitradar. Und warum man mit einem vollbesetzten Airliner 
direkt über bekanntermaßen umkämpfte Gebiete fliegen muss, erschließt 
sich mir bis heute auch nicht - ist aber wieder ein anderes Thema.

Zweitens ist ein passives Radarsystem kein passives Radarsystem mehr, 
wenn ich speziell zu dessen Betrieb eigene Sender aufstelle. Dann ist es 
nicht mehr anders als jedes andere aufgefächerte Radarsystem. Die Buk 
kann das übrigens auch, der Gefechtsstand mit dem Beobachtungsradar kann 
Radardaten verarbeiten, die von den Feuerleitradaren an anderen 
Positionen empfangen worden sind. Mich würde es sehr wundern, wenn die 
Feuerleitradare nicht auch die Frequenzbereiche des Beobachtungsradars 
empfangen können.

Drittens verlegen solche mobilen Einheiten wie die Buk-Starter nach dem 
Einschlag der Rakete umgehend ihre Position. Wenn man sie nicht überaus 
schnell bekämpfen kann ohne selbst angegriffen zu werden, ist es nicht 
schlimm, wenn sie ihre Position durch Aussendungen des Feuerleitradars 
verraten. Diese Informationen sind fünf Minuten später bereits wieder 
veraltet. Moderne Systeme können die Fernlenkung der Rakete auch während 
des Fluges an andere Feuerleitradare übergeben. Dadurch könnte die 
Einheit, welche die Rakete gestartet hat, noch viel schneller 
verschwinden bzw. braucht ihr eigenes Radar überhaupt nicht zu nutzen.

So, jetzt argumentierst Du damit, daß man jeden Sender für ein passives 
Radar nutzen könnte. Okay mag sein wenn er stark genug ist - aber was 
hält einen Staat davon ab, ein solches System unter militärischer 
Kontrolle aufzubauen? Nichts. Wo liegt also der Vorteil, wenn man 
Zivilisten verbietet, sowas zu bauen?  Das ist alles keine geheime 
Technik mehr, jede Armee weiß, daß solche Möglichkeiten existieren und 
daß das die Tarnkappen-Fähigkeit eigener Flugzeuge schwächen kann. Es 
ist auch keine besonders hohe Mathematik dafür erforderlich wenn 
vergleichesweise einfache SDRs dafür ausreichend sind. Das Militär hat 
garantiert die besseren Empfänger und kriegt das noch viel besser hin 
als irgend ein Open-Source-Projekt aus der Bastelbude. Und wenn da jetzt 
schon so viel Grundlagenwissen vorhanden ist, daß ein 
Open-Source-Projekt imstande war, ein solches Radar aufzubauen, gibt es 
auch überhaupt keine Möglichkeit mehr, das dafür notwendige Wissen zu 
unterdrücken. Man darf getrost davon ausgehen, daß "interessierte 
feindliche Kräfte" längst ihre eigene Kopie des Projekts haben und ggf. 
fleißig alleine weiter dran forschen - wobei sie nie wieder schlechter 
werden als das zugrunde liegende Projekt.

Tarnkappenflugzeuge werden für ganz normale Radarsystem auch nicht 
unsichtbar, sie werden nur später sichtbar. Den serbischen Truppen ist 
es gelungen, eine Deiner ach so hoch gelobten F-117 mit 
Luftabwehrtechnik aus den 60er und 70er Jahren abzuschießen, was mich an 
der Perfektion solcher Tarnkappenjäger zweifeln lässt. Die Radartechnik 
hat sich seit dem deutlich verbessert, die zur Verfügung stehende 
Rechenleistung hat sich um Welten verbessert. Selbst wenn so ein 
anfliegender Jagdbomber auf dem Radar nur noch wie ein Vogel aussieht, 
es gibt nur wenige Vögel, die 10km hoch oder mit Überschall fliegen.

Aber es ist nett von Dir, daß Du mich über die Unterschiede zwischen 
Primär- und Sekundärradar aufgeklärt hast, natürlich bin ich so dumm, 
daß ich das nicht vorher gewusst habe.

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Beitrag #7261316 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Thomas R. (thomasr)


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In Zeiten von erheblichem Bedarf an waffentauglichen µP (z.B. für die 
diversen Raketengeschosse) sollten alle ähnlichen und alternativen 
Systeme nicht unbedingt offensiv vermarktet werden?!

Ich weiß nicht, womit die iranischen Drohnen gelenkt werden, aber 
vermutlich (ähnlich der V1) ohne aktives RADAR. Und viel reflektierende 
Masse/Fläche werden die nicht haben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die iranischen Drohnen können nur GNSS Wegpunkte anfliegen, das sind 
quasi sehr einfache und billige Marschflugkörper. Man könnte sagen, der 
Flugrechner jeder halbwegs guten DJI Fotodrohne kann das. Die Dinger 
haben keine Form von Suchkopf und interessieren sich auch nicht im 
geringsten für Radaranlagen, es gibt keinen Video- oder Datenlink. 
Könnte man evtl. nachrüsten, aber prinzipiell kommen die Dinger ohne 
aus. Die mangelnde Präzision solcher Waffen wird durch Überdeckung 
ausgeglichen, heißt man feuert vielleicht 5 Drohnen auf ein Ziel ab, 
wenn eine trifft reicht das. Oder wenn das Ziel eine größere Fläche 
einnimmt wie z.B. Umspannwerke, mittelgroße Häuser oder einen 
Truppensammelplatz... sowas ist nicht schwer zu treffen.

Die Abwehr solcher Drohnen ist schwierig, weil sie sehr tief fliegen 
(etwa 150 Meter). Ich denke aber, daß eine Stinger oder ein FlakPz 
Gepard sowas problemlos treffen kann, allerdings eben nur mit begrenzter 
Reichweite.

von oszi40 (Gast)


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Aus wirtschaftlicher Sicht wären bei der geringen Drohnen-Höhe ein paar 
Salven aus der AK noch erfolgreich, wie sich in Vietnam gezeigt hat. 
Leider kommt das Zeug dann trotzdem irgendwo herunter.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die AK bringt bei solchen Flächenfliegern leider recht wenig. Die sind 
recht schnell unterwegs (etwa 180km/h), wenn man überhaupt trifft, mit 
ein paar 7,62mm Löchern in den Tragflächen fliegt das Ding einfach 
weiter. Man muss schon Glück haben und irgendwelche wichtigen Teile 
treffen, entweder den Sprengkopf, was vom Antrieb oder von der 
Flugsteuerung, damit das Ding auch runterkommt. Deswegen haben 
Flugabwehrkanonen ein recht großes Kaliber, damit sie möglichst große 
Löcher in so ein Ding machen können, so daß die Wahrscheinlichkeit höher 
ist, daß die Struktur versagt oder die Flugeigenschaften zu schlecht für 
einen Weiterflug werden. Die Wahrscheinlichkeit, damit ein wichtiges 
Teil zu erwischen, steigt ebenfalls. Oder wenn man mit sowas den Tank 
trifft, dann explodiert das Teil vielleicht nicht, aber der läuft dann 
so schnell aus, daß die Drohne ihr Ziel auch nicht mehr erreicht.

Und naja klar kommen die Dinger dann irgendwo runter, aber das ist in 
praktisch allen Fällen deutlich besser als wenn sie ihr geplantes Ziel 
erreichen. In der gegenwärtigen Situation gibt es in der Ukraine auch 
sehr viel freie Fläche, wo beim Aufschlag kein Schaden entsteht.

von Ein T. (ein_typ)


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Ben B. schrieb:
> Die AK bringt bei solchen Flächenfliegern leider recht wenig. Die sind
> recht schnell unterwegs (etwa 180km/h), wenn man überhaupt trifft, mit
> ein paar 7,62mm Löchern in den Tragflächen fliegt das Ding einfach
> weiter. Man muss schon Glück haben und irgendwelche wichtigen Teile
> treffen, entweder den Sprengkopf, was vom Antrieb oder von der
> Flugsteuerung, damit das Ding auch runterkommt. Deswegen haben
> Flugabwehrkanonen ein recht großes Kaliber, damit sie möglichst große
> Löcher in so ein Ding machen können, so daß die Wahrscheinlichkeit höher
> ist, daß die Struktur versagt oder die Flugeigenschaften zu schlecht für
> einen Weiterflug werden. Die Wahrscheinlichkeit, damit ein wichtiges
> Teil zu erwischen, steigt ebenfalls.

Der Grund, warum Flugabwehrgeschütze in großen Kalibern gebaut wurden, 
lag weniger in ihrer zielballistischen Wirkung als in ihrer Reichweite. 
Da bei deren Entwicklung aber mehrere sich widersprechende Ziele 
verfolgt werden, ist jede rohrgestützte Luftabwehr zwangsläufig ein 
Kompromiß.

Neben den Kompromissen, die einer Luftabwehr schon aus technischen 
Gründen inhärent sind, geht es dabei auch um ökonomische Kompromisse. 
Eine Abwehr, welche ein Vielfaches der abzuwehrenden Waffe oder der zu 
verhindernden Schäden kostet, ist natürlich unökonomisch, und erschöpft 
die Ressourcen des Verteidigers schneller als die des Angreifers. Das 
gilt besonders, da bei Rußlands Überfall auf die Ukraine leider ohnehin 
ein wirtschaftliches Ungleichgewicht zugunsten des russischen Angreifers 
besteht.

Die Ukraine benötigt also dringend und schnell eine kostengünstige 
Abwehr gegen "Kamikaze"-Drohnen, Marschflugkörper und ähnliche 
Lenkwaffen. Solche Zwecke erfüllen Nahbereichsverteidigungssysteme 
(Close-In Weapon System, CIWS) wie das US-amerikanische Phalanx oder das 
russische 3K87 Kortik. Sie werden werden heute vor allem auf Schiffen 
verwendet, aber grundsätzlich würde natürlich wenig gegen eine Nutzung 
solcher oder ähnlicher Techniken zum Schutz kritischer Infrastrukturen 
sprechen.

Radarsysteme, welche auch kleinste Objekte erfassen und verfolgen 
können, existieren bereits im zivilen Bereich, etwa zum Schutz von 
Flughäfen vor Drohnen und Vögeln. Auch Maschinengewehre und -Kanonen 
gibt es fertig im Regal in Kalibern von 7,62 bis 25 mm; nach dem 
Gatlingprinzip konstruierte Miniguns können Kadenzen von bis zu 6.000 
Schuß pro Minute erreichen, ohne dabei zu überhitzen. Diese bereits 
vorhandenen Technologien zu kombinieren und damit eine Abwehr gegen 
langsame Flugziele zu entwickeln, dürfte nicht allzu schwierig und 
relativ schnell zu realisieren sein.

Etwas anderes ist natürlich die Abwehr von schnellen Luftzielen wie 
Raketen und Marschflugkörpern sowie von Freifall- und Gleitbomen. Solche 
Waffen und die notwendigen Trägersysteme sind für den Angreifer teuer. 
Deswegen können sie mit den vorhandenen, raketengestützten 
Abwehrsystemen bekämpft werden, ohne die genannten ökonomischen 
Abwägungen zu verletzen. Schöner wäre es aus ebendiesen ökonomischen 
Erwägungen natürlich, auch solche Angriffe mit möglichst kostengünstigen 
Systemen abwehren zu können.

von Kilo S. (kilo_s)


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Ein T. schrieb:
> Schöner wäre es aus ebendiesen ökonomischen Erwägungen natürlich, auch
> solche Angriffe mit möglichst kostengünstigen Systemen abwehren zu
> können.

Noch viel schöner wäre es, wenn das garnicht nötig wäre.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die effektive Reichweite von Flugabwehrkanonen ist sowieso eher 
schlecht, besonders bei kleinen Zielen. Umso weiter sie schießen müssen, 
desto größer der Streuradius, Beeinflussung der Geschosse durch Wind und 
die Ungenauigkeiten beim Vorhalt der Waffe.

Das Phalanx-Geschütz verwendet glaub ich 20mm und feuert mit 3.000 bis 
4.500 Schuss pro Minute. Der FlakPz Gepard verwendet 35mm Kanonen und 
feuert mit 1.100 Schuss pro Minute. Also das hat alles deutlich mehr 
Bumms als eine AK47 und vor allem die 35mm Geschosse machen verdammt 
große Löcher in jede Art von Flugzeug.

Am besten eignen sich heutzutage Luftabwehrraketen mit verschiedenen 
Reichweiten, mit kurzer Reichweite z.B. die Stinger. Die hat inzwischen 
vielfach gezeigt, daß sie russische Drohnen und Marschflugkörper auch im 
realen Einsatz trifft. Diese Waffen sind auch nicht allzu teuer, der zu 
bekämpfende Marschflugkörper ist um ein Vielfaches teurer. Man kann sie 
in größerer Stückzahl und breiter aufgestellt vorhalten als z.B. ein 
paar FlakPz oder andere Flugabwehrkanonen. Die würde man eher zur 
Verteidigung von wirklich wichtigen Zielen einsetzen, aber eine oder 
zwei Stinger kann jede Fronteinheit dabeihaben und das ist schlecht wenn 
man gerne im Tiefflug darüber hinwegfliegen möchte.

Was den Einsatz im Ukrainekrieg angeht würde ich schon sagen, daß 
Russland dabei ein wenig ausblutet. Der Westen um die NATO hat es auf 
jeden Fall einfacher, die zur Verfügung gestellten Abwehrwaffen 
nachzuproduzieren, als Russland das zukünftig mit verschossenen modernen 
Offensivwaffen kann. Ihr alter musealer Schrott, den sie aus Zeiten des 
kalten Krieges vielleicht noch in größeren Mengen haben, scheint ja auch 
nicht besonders tauglich zu sein. Der Westen braucht auch keine 
Offensivwaffen aufzuwenden, mit Ausnahme des defensiv eingesetzten 
HiMARS-Systems. Also ein atomarer Schlagabtausch NATO vs. Russland würde 
immer noch die Welt mehrfach einäschern, aber konventionell würden die 
Amis das mit ein paar Flugzeugträgern und Truppenverbänden von Polen aus 
alleine schaffen. Die Russen haben ja nichts drauf, was anderes als mit 
Marschflugkörpern und iranischen Billigdrohnen um sich schmeißen können 
sie nicht. Und wenn die Ukrainer nicht nur auf Verteidigung setzen 
würden, sondern auch nach Russland hineinfeuern würden um dort die 
Infrastruktur oder militärische Stützpunkte zu schwächen, hätte Russland 
ein riesen Problem damit.

: Bearbeitet durch User
von Ein T. (ein_typ)


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Kilo S. schrieb:
> Ein T. schrieb:
>> Schöner wäre es aus ebendiesen ökonomischen Erwägungen natürlich, auch
>> solche Angriffe mit möglichst kostengünstigen Systemen abwehren zu
>> können.
>
> Noch viel schöner wäre es, wenn das garnicht nötig wäre.

Okay, das stimmt natürlich.

von Ein T. (ein_typ)


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Ben B. schrieb:
> Die effektive Reichweite von Flugabwehrkanonen ist sowieso eher
> schlecht, besonders bei kleinen Zielen. Umso weiter sie schießen müssen,
> desto größer der Streuradius, Beeinflussung der Geschosse durch Wind und
> die Ungenauigkeiten beim Vorhalt der Waffe.
>
> Das Phalanx-Geschütz verwendet glaub ich 20mm und feuert mit 3.000 bis
> 4.500 Schuss pro Minute. Der FlakPz Gepard verwendet 35mm Kanonen und
> feuert mit 1.100 Schuss pro Minute. Also das hat alles deutlich mehr
> Bumms als eine AK47 und vor allem die 35mm Geschosse machen verdammt
> große Löcher in jede Art von Flugzeug.

Ich fürchte, wir reden von unterschiedlichen Dingen. Du sprichst von der 
Abwehr von Marsch- und anderen größeren Lenkflugkörpern, ich dagegen von 
einer möglichst preiswerten und möglichst schnell verfügbaren Abwehr für 
kritische Infrastrukturen gegen Angriffe mit "Kamikaze"-Drohnen.

Für die Abwehr solcher kleinen, leichten, niedrig und langsam fliegenden 
Ziele wie Shahed-Drohnen braucht es gar nicht so viel "Bumms", da 
reichen eine 7,62 x 51 NATO oder eine 5,56 x 45 NATO sicherlich aus, 
denn solche Ziele sind nicht gepanzert und wohl nicht allzu beschußfest. 
Eine kleine Revolvermaschinenkanone wie die GE M134 erreicht eine Kadenz 
von bis zu 6.000, die GSch-6-23 sogar bis zu 10.000 Schuß pro Minute, 
das dürfte zur Abwehr der meist kleinen Drohnen sicherlich mehr als 
ausreichen. Dabei ist es in diesem Szenario zudem schon aus 
Sicherheitsgründen äußerst sinnvoll, kleinkalibrige Projektilwaffen mit 
geringer Reichweite und einem kleinen Sicherheitsabstand zu verwenden.

Bei den Geschützen der Phalanx CIWS ging es um andere Ziele, nämlich 
nicht nur Marsch- und andere Lenkflugkörper, sondern insbesondere auch 
um Boote und Kampfhubschrauber, von denen einige wie die Mi-24 zumindest 
teilweise gepanzert sind. Der Flakpanzer Gepard kann zudem auch 
halbharte Bodenziele bekämpfen. Darum sind diese Waffensysteme auch mit 
durchschlagsstärkerer Munition versehen, die eine höhere Reichweite, 
höhere Durchschlagskraft, sowie im Falle des FlaPz Gepard auch eine 
Sprengwirkung haben.

> Am besten eignen sich heutzutage Luftabwehrraketen mit verschiedenen
> Reichweiten, mit kurzer Reichweite z.B. die Stinger.

Bei Marsch- und anderen Lenkflugkörpern wie Artillerieraketen bin ich 
bei Dir, bei kleinen, leichten Drohnen jedoch nicht. Dies schon 
deswegen, weil die Kosten einer Drohne wie der Shahed-136 auf etwa 
20.000 US-$ geschätzt werden, während eine Stingerrakete aktuell etwa 
120.000 US-$ kosten soll.

> Was den Einsatz im Ukrainekrieg angeht würde ich schon sagen, daß
> Russland dabei ein wenig ausblutet. Der Westen um die NATO hat es auf
> jeden Fall einfacher, die zur Verfügung gestellten Abwehrwaffen
> nachzuproduzieren, als Russland das zukünftig mit verschossenen modernen
> Offensivwaffen kann. Ihr alter musealer Schrott, den sie aus Zeiten des
> kalten Krieges vielleicht noch in größeren Mengen haben, scheint ja auch
> nicht besonders tauglich zu sein.

Der alte museale Schrott richtet leider trotzdem immense Schäden in der 
Ukraine an, aktuell vor allem bei ihren zivilen Infrastrukturen.

> Der Westen braucht auch keine
> Offensivwaffen aufzuwenden, mit Ausnahme des defensiv eingesetzten
> HiMARS-Systems. Also ein atomarer Schlagabtausch NATO vs. Russland würde
> immer noch die Welt mehrfach einäschern, aber konventionell würden die
> Amis das mit ein paar Flugzeugträgern und Truppenverbänden von Polen aus
> alleine schaffen. Die Russen haben ja nichts drauf, was anderes als mit
> Marschflugkörpern und iranischen Billigdrohnen um sich schmeißen können
> sie nicht.

Ich befürchte nur, daß das für die frierenden, durstigen, hungrigen und 
stromlosen Menschen in der Ukraine kein großer Trost sein wird.

> Und wenn die Ukrainer nicht nur auf Verteidigung setzen
> würden, sondern auch nach Russland hineinfeuern würden um dort die
> Infrastruktur oder militärische Stützpunkte zu schwächen, hätte Russland
> ein riesen Problem damit.

Ob das nicht womöglich geschieht, weiß man ja nicht. Der Gouverneur des 
russischen Oblast Belgorod hat sich schon mehrmals über Beschuß durch 
die ukrainische Artillerie beklagt, auch die Kertsch-Brücke und der 
russische Marinestützpunkt Sebastopol auf der Krim wurden bereits 
angegriffen. Erst gestern habe ich gelesen, daß ein Ölterminal im 
russischen Novorossisk von einem Drohnenangriff getroffen worden sein 
soll.

Beitrag #7263426 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Waffentechnik und ihre Einsatzmöglicheiten zu diskutieren ist nicht 
besonders politisch. In einem Thread über Radartechnik noch nicht mal so 
besonders off topic.

Ich sags nochmal, diese Flächenflieger kann man problemlos mit einer 
Salve Standard-Kaliber eindecken, wenn dabei kein kritisches System 
beschädigt wird, passiert gar nichts und die Dinger fliegen einfach 
weiter. Selbst wenn man sie dabei satt trifft, ein paar Löcher im Rumpf 
oder in den Tragflächen stören die Dinger nicht.

Dieser Konflikt ist auch der erste, in dem kleine Drohnen im 
Kampfeinsatz eine große Relevanz haben. Also nicht die RQ-4B oder sowas, 
die wie große Kampfflugzeuge bewaffnet sind oder nur 
Aufklärungsmissionen fliegen, sondern der Einsatz von Drohnen um kleine 
Granaten über dem Feind abzuwerfen und Kamikaze-Drohnen, quasi 
Marschflugkörper für Arme. Da wird man sich nun Gedanken machen, wie man 
sich oder wichtige strategische Ziele gegen sowas verteidigt, 
möglicherweise sind die Dinger klein genug, damit ein Laser was 
erreichen kann. Das wäre abgesehen von den Anschaffungskosten preiswert.

Die FlakPz Gepard haben mit einem gegnerischen Hubschrauber nicht das 
geringste Problem. Der kann ruhig leicht gepanzert sein, interessiert 
bei der Durchschlagskraft und Größe des Ziels nicht. Ein 35mm 
Flakgeschütz macht da mit einer Salve Lametta draus. Abgesehen davon ist 
ein Kampfhubschrauber auch immer ein Ziel, für das sich eine 
Luftabwehrrakete lohnt. Gegen die modernen Suchköpfe solcher Raketen 
sehen Kampfhubschrauber heute ziemlich blass aus.

> Der alte museale Schrott richtet leider trotzdem immense Schäden in
> der Ukraine an, aktuell vor allem bei ihren zivilen Infrastrukturen.
Naja, so viel vom dem Kram setzen die Russen ja erst gar nicht ein, weil 
sie damit nichts treffen. Das meiste davon ist Artillerie-Geraffel und 
ungelenkte Raketen auf dem Niveau der guten alten Stalinorgel. Damit 
lassen sich Dörfer und Städte im Nahkampf planieren, aber mehr geht 
damit nicht und die Abwehr schlägt sich nicht schlecht darin, diese 
anrückenden Systeme oder ihre Munition anzugreifen bevor sie zum Einsatz 
kommen.

Für die "lohnenden Ziele" wie Umspannwerke, die weit von der Front 
entfernt sind, müssen die Russen auch recht moderne Marschflugkörper 
nutzen. Mal sehen was da demnächst noch als Unterstützung kommt, im 
Moment ist wieder recht viel Frachtflugverkehr typischer 
Transportmaschinen in der Nähe der Ukrainischen Grenzen zu beobachten.

> Ich befürchte nur, daß das für die frierenden, durstigen, hungrigen
> und stromlosen Menschen in der Ukraine kein großer Trost sein wird.
Ja, das muss man nun irgendwie durchhalten. Ich hoffe man hat sich so 
gut wie möglich für diesen Fall vorbereitet oder kann noch Material 
hinschicken, was dabei hilft. Das Land wird man hinterher sowieso 
komplett neu aufbauen müssen. Das ist halt das einzige was die Russen 
können. Man schafft es nicht, die Armee zu schlagen, also probiert man 
es mit Terror gegen die Zivilbevölkerung. Hat schon bei Hitler mit 
seinen Vergeltungswaffen nicht funktioniert.

von Kilo S. (kilo_s)


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Ben B. schrieb:
> Dieser Konflikt ist auch der erste, in dem kleine Drohnen im
> Kampfeinsatz eine große Relevanz haben.

Mal sehen wie lange es dauert bis in Deutschland Drohnen mit genug 
Tragfähigkeit für das Gewicht einer Tasse und einer Granate (ca. 900g 
zusammen) verbieten wird.
Aus dem nichts heraus hat damit die Ukraine eine Mobile aufklarungs und 
Waffenplattform geschaffen die sich mit einfachen teilen nachbauen 
lässt.

Nachteilig daran ist nur das die "Operatoren" durch ihr Signal seitens 
der Russen aufgeklärt werden.

von Ein T. (ein_typ)


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Ben B. schrieb:
> Waffentechnik und ihre Einsatzmöglicheiten zu diskutieren ist nicht
> besonders politisch. In einem Thread über Radartechnik noch nicht mal so
> besonders off topic.

Das sehe ich ähnlich. Sollten der Betreiber oder die Moderatoren anderer 
Ansicht sein, so wäre ein kurzer Hinweis hilfreich.

> Ich sags nochmal, diese Flächenflieger kann man problemlos mit einer
> Salve Standard-Kaliber eindecken, wenn dabei kein kritisches System
> beschädigt wird, passiert gar nichts und die Dinger fliegen einfach
> weiter. Selbst wenn man sie dabei satt trifft, ein paar Löcher im Rumpf
> oder in den Tragflächen stören die Dinger nicht.

Das wiederum glaube ich nicht, zumal die hohe Kadenz derartiger Waffen 
in Kombination mit einer Berechnung von Zielvorhalt und Umwelteinflüssen 
mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür sorgen wird, daß mehrere Projektile 
die anfliegende Drohne treffen werden. Solche Drohnen werden sicherlich 
auch nicht allzu stabil gebaut sein, und zur Abwehr wird es daher 
ausreichen, wenn eine strukturelle Komponente versagt oder eben, völlig 
richtig, wenn eine kritische Komponenten wie die Steuerung, 
Energieversorgung, oder der Gefechtskopf oder dessen Zündvorrichtung 
getroffen wird.

Auch die Berechnung von Zielvorhalt unter Berücksichtigung von 
Einflüssen wie Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und ähnlichen 
Parametern wird nicht allzu schwierig sein, das dürfte jeder halbwegs 
aktuelle Mikrocontroller mit hinreichender Genauigkeit hinbekommen.

> Dieser Konflikt ist auch der erste, in dem kleine Drohnen im
> Kampfeinsatz eine große Relevanz haben.

Richtig, und deswegen sind die vorhandenen militärischen Systeme 
natürlich nicht für die Bekämpfung solcher Systeme entworfen und 
entwickelt worden. Diese Drohnen sind klein, ihre Radarsignaturen werden 
es auch sein. Von eingeführten militärischen Systemen werden so kleine 
Flugkörper bislang vermutlich nicht als lohnenswerte Ziele erkannt -- 
selbst wenn die heute vorhandenen Radarsysteme auslegungsseitig 
überhaupt fähig wären, solche winzigen Luftziele erfassen und verfolgen 
zu können. Vielleicht versteht hier jemand mehr von Radartechnik als ich 
und mag etwas dazu sagen.

Andere Möglichkeiten zur Erfassung und Identifizierung angreifender 
Drohnen könnten auch thermische oder akustische Signaturen sein. Das 
stelle ich mir allerdings sogar noch schwieriger vor, und ich habe 
bisher auch noch nichts davon gelesen oder gehört, daß solche Techniken 
zur Drohnenabwehr etwa bei Flugplätzen eingesetzt worden wären.

> Also nicht die RQ-4B oder sowas,
> die wie große Kampfflugzeuge bewaffnet sind oder nur
> Aufklärungsmissionen fliegen, sondern der Einsatz von Drohnen um kleine
> Granaten über dem Feind abzuwerfen und Kamikaze-Drohnen, quasi
> Marschflugkörper für Arme. Da wird man sich nun Gedanken machen, wie man
> sich oder wichtige strategische Ziele gegen sowas verteidigt,

Meine Gedanken zu haargenau diesem Thema habe ich oben ausgeführt. Dabei 
betreffen meine Überlegungen zusätzlich noch andere Fragen, nämlich, wie 
solche Abwehrsysteme schnell und kosteneffizient verfügbar gemacht 
werden können. Eine meiner Kernideen ist, solche Anlagen direkt an, auf 
oder in der Nähe von kritischen Infrastrukturen aufzustellen. Die andere 
Idee ist, bei der Entwicklung solcher Abwehrsysteme auf vorhandene 
Technologien zu setzen, um die im militärischen Umfeld üblichen langen 
Entwicklungszeiten, hohe Entwicklungs- und Produktionskosten zu 
verringern.

> möglicherweise sind die Dinger klein genug, damit ein Laser was
> erreichen kann. Das wäre abgesehen von den Anschaffungskosten preiswert.

Möglicherweise funktioniert auch das, aber auch dazu müßte man die 
Drohnen natürlich zuallererst einmal entdecken und als Ziel 
identifizieren.

> Die FlakPz Gepard haben mit einem gegnerischen Hubschrauber nicht das
> geringste Problem. Der kann ruhig leicht gepanzert sein, interessiert
> bei der Durchschlagskraft und Größe des Ziels nicht. Ein 35mm
> Flakgeschütz macht da mit einer Salve Lametta draus.

Absolut korrekt, und deswegen haben die Flakpanzer Gepard so wirksame 
Waffen erhalten. Wikipedia schreibt dazu: "Die Auswahl der Bewaffnung 
berücksichtigte insbesondere die Bekämpfung von stark gepanzerten 
Kampfhubschraubern wie dem Mil Mi-24 „Hind“, dessen Panzerung effektiv 
Schutz vor Geschossen bis zum Kaliber 23 Millimeter (mm) bietet."

> [...] Damit lassen sich Dörfer und Städte im Nahkampf planieren, [...]

Können wir uns bei diesem ernsten Thema bitte darauf einigen, auf solche 
flapsigen Ausdrucksweisen zu verzichten? Danke.

> Ich hoffe man hat sich so
> gut wie möglich für diesen Fall vorbereitet oder kann noch Material
> hinschicken, was dabei hilft. Das Land wird man hinterher sowieso
> komplett neu aufbauen müssen.

Dazu braucht man aber erst einmal entsprechendes Material, und deswegen 
mache ich mir die Gedanken, die ich oben ausgeführt habe. Denn besser 
als das Land neu aufzubauen wäre es natürlich, wenn das nicht nötig 
wäre, weil die kritischen Infrastrukturen besser geschützt würden und 
die Menschen in der Ukraine weder vorbereitet sein, noch frieren müßten.

> Das ist halt das einzige was die Russen
> können. Man schafft es nicht, die Armee zu schlagen, also probiert man
> es mit Terror gegen die Zivilbevölkerung. Hat schon bei Hitler mit
> seinen Vergeltungswaffen nicht funktioniert.

Ja, das hat weder bei Hitler noch bei Arthur Harris funktioniert. Anders 
als erhofft haben die Angriffe auf die Zivilbevölkerungen nicht etwa 
deren Widerstands- und Durchhaltewillen verringert, sondern stattdessen 
ganz im Gegenteil sogar noch bestärkt. Dafür, daß Putin ständig über 
Nazis und den Zweiten Weltkrieg redet, hat er erstaunlich wenig daraus 
gelernt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Warum sollte man ein Land, was gleich morgen wieder in alter Billigweise 
mit Stalinorgeln platt gemacht wird, überhaupt aufbauen. Ich glaube 
dieser Aspekt des Konfliktes wurde noch gar nicht sinnvoll durchdacht.

Klar, die EU sammelt schon wieder fleißig. Und einige wenige werden 
prächtig dran verdienen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Auch die Berechnung von Zielvorhalt unter Berücksichtigung von
> Einflüssen wie Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und ähnlichen
> Parametern wird nicht allzu schwierig sein, das dürfte jeder halbwegs
> aktuelle Mikrocontroller mit hinreichender Genauigkeit hinbekommen.
Die eigentliche Berechnung ist natürlich kein Problem, allerdings sorgen 
mechanische Limits nenne ich es mal dafür, daß man kleine und dazu gar 
nicht mal so langsam fliegende Ziele nicht mit der vollen Salve trifft. 
Der FlakPz Gepard z.B. misst für die Korrekturdaten sogar die 
Mündungsgeschwindigkeit der Projektile. Der Rest ist halt versuchen, 
besonders bei kleinen Zielen. Ein Hubschrauber ist groß, mit großem 
Profil von allen Seiten und entsprechend leicht zu treffen. Ein 
Jagdflugzeug ist am besten von der Seite zu treffen, während es eine 
Kurve fliegt oder wenn es die FlaK-Stellung direkt überfliegt. Eine 
anfliegende Kamikaze-Drohne, die keinen Wert darauf legt, nach dem 
Einsatz auch wieder nach Hause zu kommen, hat dagegen von vorne ein sehr 
kleines Profil.

Und dann verstehe ich auch nicht, wieso Du nicht verstehst, daß 'ne 
verhältnismäßig kleine Waffe wie 'ne 7,62 oder 5,56mm NATO Standard 
dafür einfach mal zu klein ist. Diese Drohnen sind einfachst aufgebaut, 
aus Holz und GFK, wenn man da mit so kleinen 
Hochgeschwindigkeitsgeschossen drauf feuert, gehen die Geschosse durch 
einen Großteil der Struktur einfach durch und machen so gut wie keinen 
Schaden wenn keine Steuerungssysteme oder der Antrieb getroffen werden. 
Davon versagt die Struktur einfach nicht. Auch für eine Zerstörung der 
aerodynamischen Eigenschaften machen sie bei einem Flächenflieger 
einfach zu kleine Löcher rein. Die Durchschlagskraft von 20mm 
Projektilen oder sogar 35mm ist dagegen groß genug für solche Schäden 
oder die Zerstörung härterer Bestandteile wie des Sprengkopfes falls 
dieser direkt getroffen wird.

Die Amis haben vor einer Weile noch Veranstaltungen wie das "Big Sandy 
Shoot" veranstaltet. Dabei gab es auch "Durchgänge" wo jeder, der wollte 
so ziemlich womit er wollte auf Modellflugzeuge feuern durfte, die quer 
über die Schießbahn fliegen. Schau Dir mal auf Youtube an, wie lange die 
Dinger durchhalten obwohl eine ganze Armada das Feuer darauf eröffnet 
und mit welchen Schäden die oftmals noch weiterfliegen.

Was die aktuelle terroristische Kriegsführung nenne ich das mal angeht, 
gibt's halt das Problem, daß Ziele wie Energieversorgungsnetze äußerst 
schwer zu schützen sind. Einfach zu ausgedehnt, zuviele wichtige 
Knotenpunkte, zu lange Leitungen. Um eine Leitung außer Betrieb zu 
nehmen reicht es aus, wenn man nur einen einzigen Masten davon 
umschmeißt. Oder die Umspannwerke, wie soll man die flächendeckend 
schützen? Am besten geht das mit Gegenschlägen, die dem Angreifer die 
Möglichkeit nehmen, überhaupt erst auf sowas zu feuern - und selbst dann 
wird man es nicht 100%ig schaffen.

Das israelische Iron Dome System z.B. funktioniert auch nur so gut weil 
man sehr genau weiß, aus welchem Gebiet die abzuwehrenden Flugkörper 
gestartet werden. Dann kann man solche Stellungen in die Flugbahn bauen 
und erreicht so eine hohe Abschussquote, weil die Flugkörper zwangsweise 
darüber hinweg fliegen müssen. Das geht aber bei Marschflugkörpern nicht 
so gut, weil diese unterwegs ihre Route ändern und ihr Ziel aus ganz 
unerwarteten Winkeln anfliegen können. Aber möglicherweise ist das Such- 
und Feuerleitradar des Iron Dome gut genug, um auch solche Drohnen zu 
erwischen wenn es ungelenkte Kurzstreckenraketen erwischt. Das müsste 
man dann "nur" mit einem Waffensystem koppeln, was sich zum Beschuss der 
niedrig fliegenden Ziele eignet.

> Können wir uns bei diesem ernsten Thema bitte darauf einigen,
> auf solche flapsigen Ausdrucksweisen zu verzichten? Danke.
Aus russischen Kampfhubschraubern mit Hilfe von 35mm Geschossen Lametta 
zu machen war auch flapsig ausgedrückt. Aber ich kann es probieren, wird 
mir schwerfallen.

Beitrag #7264067 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Ein T. (ein_typ)


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Ben B. schrieb:
> Die eigentliche Berechnung ist natürlich kein Problem, allerdings sorgen
> mechanische Limits nenne ich es mal dafür, daß man kleine und dazu gar
> nicht mal so langsam fliegende Ziele nicht mit der vollen Salve trifft.

Die Shahed-136 (russisch: Geran-2) Drohnen fliegen wohl sehr langsam für 
Luftziele, mehrere Quellen im Netz geben maximal 185 km/h an. Auch 
dieser Umstand stellt anscheinend eine große Herausforderung für die 
vorhandenen militärischen Radarsysteme dar, die so kleine, langsam 
fliegenden Objekte nicht als Bedrohung erkennen.

> Der FlakPz Gepard z.B. misst für die Korrekturdaten sogar die
> Mündungsgeschwindigkeit der Projektile.

Der ist aber für ein komplett anderes Einsatzprofil entwickelt worden, 
vor allem für die Bekämpfung von größeren Zielen auf größere Entfernung. 
Auf Gefechtsentfernungen, für die das System vorgesehen ist, wirken sich 
auch geringe Störeinflüsse natürlich stärker aus als auf typische 
Schußweiten von Nahbereichsverteidigungssystemen. So ein Gepard kann 
Ziele bis zu einer Entfernung von 5.000 m und in Höhen von bis zu 3.500 
m bekämpfen, und das entspricht etwa dem Sicherheitsabstand für die 
genannten Mittelkaliber.

> Eine
> anfliegende Kamikaze-Drohne, die keinen Wert darauf legt, nach dem
> Einsatz auch wieder nach Hause zu kommen, hat dagegen von vorne ein sehr
> kleines Profil.

Absolut richtig, aber dennoch... siehe unten.

> Und dann verstehe ich auch nicht, wieso Du nicht verstehst, daß 'ne
> verhältnismäßig kleine Waffe wie 'ne 7,62 oder 5,56mm NATO Standard
> dafür einfach mal zu klein ist. Diese Drohnen sind einfachst aufgebaut,
> aus Holz und GFK, wenn man da mit so kleinen
> Hochgeschwindigkeitsgeschossen drauf feuert, gehen die Geschosse durch
> einen Großteil der Struktur einfach durch und machen so gut wie keinen
> Schaden wenn keine Steuerungssysteme oder der Antrieb getroffen werden.

Daß auch kleine Kaliber gegen die hier in Rede stehenden Drohnen 
genügend große Wirkung entfalten können, davon bin ich fest überzeugt. 
Dafür habe ich einige gewichtige Gründe. Einer der wichtigsten dieser 
Gründe ist, daß es mittlerweile mehrere Berichte darüber gibt, daß 
ukrainische Soldaten und in zumindest einem Fall sogar Polizisten es 
geschafft haben, solche Drohnen mit ihren Handwaffen abzuwehren und zum 
Absturz zu bringen. Deren Waffen sind AK-74 im Standardkaliber 5,56 x 39 
mm. Diese Munition ist zwar noch schwächer als die 5,56 x 45 mm NATO, 
hat aber anscheinend ausgereicht, um die angreifenden Drohnen 
abzuwehren.

Angesichts meiner Erfahrungen aus Fliegerabwehrübungen bei der 
Bundeswehr halte ich es zudem für unwahrscheinlich, daß die 
handgeführten Waffen der Soldaten und Polizisten mehr als nur einige 
wenige Glückstreffer erzielen konnten. Offenbar reichen auch mit dem 
kleinen, leistungsschwachen Kaliber schon wenige Treffer aus, um solche 
Drohnen erfolgreich abzuwehren. Eine radargesteuerte Minigun könnte auch 
wegen ihrer höheren Kadenz wesentlich mehr Treffer erzielen und 
angreifende Drohnen also wirksam bekämpfen.

Es gibt noch verschiedene andere Gründe, aus denen ich überzeugt bin, 
daß die Zielballistik einer 5,56 x 45 mm NATO oder 7,62 x 51 mm NATO 
ausreicht, um solche Luftziele zu zerstören oder zumindest so zu 
beschädigen, daß die Drohne ihr Ziel nicht mehr treffen kann. Wenn Du 
ein Interesse daran hast, kann ich dazu gerne per PM elaborieren.

> Die Amis haben vor einer Weile noch Veranstaltungen wie das "Big Sandy
> Shoot" veranstaltet. Dabei gab es auch "Durchgänge" wo jeder, der wollte
> so ziemlich womit er wollte auf Modellflugzeuge feuern durfte, die quer
> über die Schießbahn fliegen. Schau Dir mal auf Youtube an, wie lange die
> Dinger durchhalten obwohl eine ganze Armada das Feuer darauf eröffnet
> und mit welchen Schäden die oftmals noch weiterfliegen.

Da wird mit handgeführten Waffen geschossen, mehr als einige 
Glückstreffer sind damit nicht drin. Andererseits zeigt ein Übungsunfall 
der israelischen Luftwaffe aus dem Jahr 1983 über der Negev-Wüste, wie 
große Schäden manche Luftfahrzeuge überstehen können: durch die 
Kollision mit einer A-4 wurde nahezu die gesamte Tragfläche einer F-15 
abgeschoren, und trotzdem hat es der Pilot der F-15 geschafft, das 
beschädigte Flugzeug noch zu landen.

> Was die aktuelle terroristische Kriegsführung nenne ich das mal angeht,
> gibt's halt das Problem, daß Ziele wie Energieversorgungsnetze äußerst
> schwer zu schützen sind. Einfach zu ausgedehnt, zuviele wichtige
> Knotenpunkte, zu lange Leitungen. Um eine Leitung außer Betrieb zu
> nehmen reicht es aus, wenn man nur einen einzigen Masten davon
> umschmeißt. Oder die Umspannwerke, wie soll man die flächendeckend
> schützen?

Auch das spricht doch nur dafür, auf möglichst preiswerte und möglichst 
automatisierte Technologien zu setzen. Du hingegen schlägst vor, MANPADS 
(Man Portable Air Defense System) mit Waffen wir der FIM-92 zu 
verwenden. Die müßten aber erst einmal vorhanden sein -- aber alleine 
die Produktion solcher Systeme in genügender Anzahl würde exorbitante 
Kosten verursachen. Obendrein wäre noch ausgebildetes Bedienpersonal 
erforderlich. Das könnte die Ukraine auch mit westlicher Unterstützung 
sowohl aus zeitlichen, aber auch aus Kostengründen niemals schaffen.

Zudem ist natürlich eine Klassifikation möglicher Ziele der Drohnen 
nötig, um den Schutzbedarf zu ermitteln. Klar, eine Stromleitung kann 
man relativ leicht unterbrechen, indem man einen ihrer Masten zerstört. 
Aber solch ein Mast läßt sich andererseits auch ziemlich schnell, leicht 
und billig wieder reparieren. Unwahrscheinlich, daß Putin für den 
Angriff auf einen Strommast jene 20.000 US-$ ausgeben will, die so eine 
Shahed-136-Drohne nach Angaben verschiedener Quellen kosten soll.

> Am besten geht das mit Gegenschlägen, die dem Angreifer die
> Möglichkeit nehmen, überhaupt erst auf sowas zu feuern - und selbst dann
> wird man es nicht 100%ig schaffen.

Diese Shahed-Drohnen können von mobilen Einheiten aus der Tiefe hinter 
der Frontline gestartet werden, da sind solche Gegenschläge schwierig. 
Zumal die USA der Ukraine ja bisher auch noch keine Langstreckenraketen 
für die HIMARS-Systeme liefern, und die Fähigkeiten der ukrainischen 
Armee in der Tiefenwirkung bislang begrenzt zu sein scheinen.

> Das israelische Iron Dome System z.B. funktioniert auch nur so gut weil
> man sehr genau weiß, aus welchem Gebiet die abzuwehrenden Flugkörper
> gestartet werden.

Nichtsdestotrotz muß der IronDome diese Flugkörper zuerst einmal 
erfassen und identifizieren können. Zudem nutzt dieses System eine 
clevere Idee zur Kostenreduktion: zunächst werden die Geschosse erfaßt 
und identifiziert, danach ihr wahrscheinlicher Einschlagspunkt berechnet 
und dann ermittelt, ob der Einschlagsort in einem schutzwürdigen 
Bereich, also in besiedeltem Gebiet liegen wird. Der Angreifer wird nur 
dann bekämpft, wenn solch ein schützenswerter Bereich bedroht ist. Wie 
Du siehst: auch bei diesem System spielen die wirtschaftlichen 
Erwägungen eine große Rolle.

Allerdings zeigt dieses Beispiel auf der anderen Seite, daß die 
Erfassung, Identifikation und Bekämpfung so kleiner Ziele offenbar 
möglich ist, die Kassam-Raketen sind ja noch kleiner als die 
Shahed-136-Drohnen. Außerdem sollen die Tamir-Abwehrraketen des IromDome 
über elektrooptische Sensoren für die Steuerung sowie über 
Näherungszünder verfügen und Reichweiten bis zu 70 km erreichen, dennoch 
-- je nach Quelle -- nur zwischen 20.000 bis 50.00 US-$ kosten und damit 
deutlich preiswerter sein als zum Beispiel die FIM-92 mit einem 
Stückpreis von ca. 120.000 US-$. Schade, daß Israel die Ukraine nicht 
mit ihrem IronDome-System beliefern kann.

> Aus russischen Kampfhubschraubern mit Hilfe von 35mm Geschossen Lametta
> zu machen war auch flapsig ausgedrückt. Aber ich kann es probieren, wird
> mir schwerfallen.

Das finde ich gut, dankeschön dafür.

von Hawthorne Abendsen (Gast)


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Ein T. schrieb:
> Der Angreifer wird nur
> dann bekämpft, wenn solch ein schützenswerter Bereich bedroht ist. Wie
> Du siehst: auch bei diesem System spielen die wirtschaftlichen
> Erwägungen eine große Rolle.

Njein. Die Gründe für dieses Selektivverhalten ist die begrenzte Anzahl 
der Ziele die gleichzeitig verfolgt (tracking) und bekämpft werden 
können. Könnte das System alle anfliegenden Objekte verfolgen, würde es 
das tun. Schon weil der anfliegende Körper einen Wirkkopf mit großen 
Wirkbereich (bspw. Splitterradius, Kampfstoffaerosol) tragen könnte. 
Iron Dom hat erhebliche Probleme mit vielen gleichzeitig anfliegenden 
Objekten.

https://www.heise.de/hintergrund/Luecken-im-Iron-Dome-2262730.html

Auch bei Patriot weicht die Darstellung der Effizienz der Technik von 
tatsächlichen Leistungsvermögen ab:
https://www.heise.de/tp/news/Erfolgreicher-US-Raketenabwehrtest-2023258.html

von Thomas R. (thomasr)


Lesenswert?

Aus einem einfachen Thread über ein „verschwundenes“ System ist eine 
tiefschürfende Diskussion über die Möglichkeit von Flugabwehr im 
allgemeinen geworden. Finde ich gut und ich habe viel gelernt, danke.

Eine Frage habe ich aber: sind Flak Geschosse nicht üblicherweise 
„Zerleger“ um einen Zerstörungsradius zu erzeugen? Ist die 35mm Munition 
des Gepard eine solche? Bis in welche „Größe“ hinunter werden da 
Näherungszünder verwendet?

von Ein T. (ein_typ)


Lesenswert?

Hawthorne Abendsen schrieb:
> Ein T. schrieb:
>> Der Angreifer wird nur
>> dann bekämpft, wenn solch ein schützenswerter Bereich bedroht ist. Wie
>> Du siehst: auch bei diesem System spielen die wirtschaftlichen
>> Erwägungen eine große Rolle.
>
> Njein. Die Gründe für dieses Selektivverhalten ist die begrenzte Anzahl
> der Ziele die gleichzeitig verfolgt (tracking) und bekämpft werden
> können. Könnte das System alle anfliegenden Objekte verfolgen, würde es
> das tun.

Tatsache ist, daß Abfangerfolge von unterschiedlichen Akteuren 
verschieden bewertet und dargestellt werden, Daten unterliegen meist der 
Geheimhaltung.

Es gibt aber noch drei weitere unbestreitbare Tatsachen. Erstens, daß 
Abwehrsysteme wie Iron Dome und auch Patriot zumindest einen Teil der 
angreifenden Objekte abfangen konnten. Zweitens, daß jeder abgewehrte 
Angriff im Kern ein Erfolg ist. Und es ist Tatsache, daß Iron Dome von 
vorneherein so entworfen wurde, daß es nur Ziele von Wert schützt.

Die Effizienz von Abwehrsystemen anhand geschätzter, interessegeleiteter 
Über- und Untertreibungen zu spekulieren erscheint mir wenig zielführend 
und insofern als Zeitverschwendung.

von Chris (Gast)


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Zurueck zum Thema. Was für einen Vorteil hat so ein Rauschgenerator bei
5x gleichen Empfängern welche aus einer Quelle getakted werden.
Temperaturkompensation ? im Vergleich zu dieser HW ?

von Bernd (Gast)


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Chris schrieb:
> Was für einen Vorteil hat so ein Rauschgenerator
So wie es aussieht wird der Generator zum Kalibrieren verwendet:
1
Then new onboard switched-noise source hardware in KrakenSDR means that phase calibration with the noise source is now entirely automatic.
Rauschen ist breitbandig. Man könnte auch mit einem Signalgenerator den 
Phasenabgleich machen.

von Ein T. (ein_typ)


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Thomas R. schrieb:
> Aus einem einfachen Thread über ein „verschwundenes“ System ist eine
> tiefschürfende Diskussion über die Möglichkeit von Flugabwehr im
> allgemeinen geworden. Finde ich gut und ich habe viel gelernt, danke.

Sehr gut!

> Eine Frage habe ich aber: sind Flak Geschosse nicht üblicherweise
> „Zerleger“ um einen Zerstörungsradius zu erzeugen? Ist die 35mm Munition
> des Gepard eine solche? Bis in welche „Größe“ hinunter werden da
> Näherungszünder verwendet?

Entschuldige, ich war unterwegs und muß jetzt ins Bett. Morgen gibt es 
eine Antwort, okay?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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@Ein T

Natürlich kannst Du so viel Glück haben, daß Du Deine Polizeipistole 
ziehst, damit eine Shahed 136 triffst - und wenn dann noch Glück übrig 
ist, so daß bei dem Treffer etwa die Fluglageregelung zerstört wird, 
dann kommt so eine Drohne durch den kleinen Treffer auch runter.

Viel wahrscheinlicher ist aber, daß Du die Drohne mit solchen Waffen 
verfehlst oder der Schuss folgenlos durch eine Tragfläche oder ähnlich 
große, aber unkritische Struktur hindurchgeht. Die Wirkung im Ziel ist 
bei kleinen Kalibern einfach viel zu gering und das durch hohe Präzision 
auszugleichen (um sowas etwa mit einer großen Anzahl kleiner Geschosse 
zu treffen, damit mindestens eines von denen genug Schaden an kritischen 
Systemen macht) finde ich schwerer, als mit großem Kaliber drauf zu 
feuern, so daß einer oder zwei Treffer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit 
ausreichend sind, damit der Flieger sein Ziel nicht mehr erreichen kann.

Und ja, die 185km/h einer Shahed 136 sind im Vergleich zu höher 
entwickelten Maschflugkörpern oder Kampfflugzeugen wenig, aber es ist 
immer noch genug, damit das sowieso schon sehr kleine Ziel nur kurze 
Zeit im effektiven Waffenwirkungsbereich bleibt.

Moderne Radarsysteme werden mit der Erfassung dieser Drohnen kein großes 
Problem haben, schon gar nicht in dem für ein Radar eher kleinen 
Waffenwirkungsbereich einer Flugabwehrkanone. Wie gesagt, das sieht man 
ja am Radar des Iron Dome Systems, dieses verfolgt eine Vielzahl 
kleinerer und schnellerer Objekte.

Um beim Iron Dome zu bleiben, dieses System kann es sich erlauben, 
anfliegende Raketen in relevant und irrelevant einzustufen, da es gegen 
ungelenkte ballistisch fliegende "Heimwerkerraketen" kämpft. Diesen 
Luxus hat man bei Drohnenangriffen oder Marschflugkörpern nicht, da 
diese viele Wegpunkte abfliegen können bevor sie ihr echtes Ziel 
anfliegen und dazu auf einer vergleichsweise geringen Flughöhe unterwegs 
sind, nicht auf einer hohen ballistischen Flugbahn.

Eine große Anzahl offensiver Raketen gleichzeitig zu starten machen sehr 
viele solcher primitiven "Waffensysteme". Auch die Shahed 136 wird im 
Schwarm gestartet, damit sich die Flugabwehr mit vielen Zielen befassen 
muss und nicht nur mit einem einzigen Flugkörper.

Daraus kann man auch weitere taktische Möglichkeiten beim offensiven 
Einsatz solcher Drohnen ableiten.
 Erstens, was hindert mich daran, sowas wie die Shahed 136 ein wenig zu 
modifizieren, so daß sie ihren Marschflug auf 5..7km Höhe absolviert? 
Damit bräuchte man schon eine sehr hoch schießende FlaK (sowas wie die 
gute alte Acht-Achter z.B.) oder besser eine Lenkwaffe, um das Ding so 
weit oben zu treffen. Die Höhe ist kein Problem, das schaffen selbst 
herkömmliche Videodrohnen wenn man ihre Flugbegrenzungen aus der 
Software entfernt. Die Shahed 136 bräuchte dafür evtl. einen Motor, der 
seine Leistung auch noch in diesen Höhen erreicht (oder einen anderen 
Treibstoff, der Motor soll ja sowieso nur einen Flug lang halten) und 
eine größere Luftschraube, andererseits ist die Luftreibung so weit oben 
geringer, vermutlich wird die Drohne dadurch sogar noch deutlich 
schneller.
 Zweitens, die Drohne könnte ihren finalen Zielanflug senkrecht oder auf 
einer ballistischen Flugbahn durchführen. Dadurch wäre es irrelevant, ob 
sie 300..400m vor dem Einschlag noch von der Flugabwehr getroffen wird, 
sie schlägt dann trotzdem im Zielgebiet ein. Für größere Ziele wie bspw. 
ein Umspannwerk reicht das. Dann braucht man zur Abwehr im Nahbereich 
wirklich eine FlaK, die das Ding nicht nur ausreichend stark beschädigt, 
daß es abstürzt, sondern sie muss es stark genug treffen, so daß 
entweder der Sprengkopf vorzeitig detoniert oder als Minimalziel beim 
Aufschlag nicht mehr funktioniert oder daß die Drohne durch den Treffer 
selbst sofort in ihre Bestandteile zerlegt wird (womit wir wieder bei 
Explosivmunition oder einem Lenkflugkörper wären).
 Drittes Problem, wenn es nur um Terrorisierung der Zivilbevölkerung 
geht, dann reicht es doch aus, wenn die Drohne irgendwie ein größeres 
Stadtgebiet erreicht. Ob sie dann über der Stadt von der Flugabwehr 
getroffen wird oder nicht ist doch völlig egal, irgendwas wird sie schon 
treffen wenn sie da runterfällt. Dieses Flugprofil wurde bereits von der 
Fi 103 (a.k.a V1) verwendet, über dem Zielgebiet wurde die Flügelbombe 
einfach zum Abkippen/Trudeln gebracht, beim Aufschlag wurde ein neuer 
Dorftümpel unter Zuhilfenahme von 850kg Amatol in die Landschaft 
gezimmert. Der militärische Nutzen ist nahe Null, da man schon viel 
Glück braucht um selbst große Ziele wie Luftwaffenstützpunkte oder 
Fabriken zu treffen, aber der Schaden in einem Stadtgebiet ist enorm. Da 
selbst blind fliegende Drohnen (bzw. rein GNSS-gesteuert) eine Stadt aus 
jeder Richtung anfliegen können, müsste man einen kompletten Ring aus 
hoch reichender Flugabwehr um jede Stadt ziehen, um sich mit preiswerter 
FlaK davor zu schützen. Alternativ geht's wieder mit Lenkflugkörpern wie 
Iron Dome oder Iris-T, die eine größere Entfernung zum Ziel überbrücken 
können, aber die sind halt entsprechend teuer.

Was die Kosten angeht ist der Aggressor sowieso erstmal im Vorteil, für 
ihn ist jeder Angriff und die damit verbundenen Kosten eine Option, 
wohingegen der Verteidiger gezwungen ist, die Kosten aufzuwenden, die 
für die erfolgreiche Abwehr dieses Angriffs nötig sind. Vielleicht 
sollte man MANPADs-Systeme wieder in Masse produzieren, damit werden sie 
preiswerter. Und man braucht auch keine besonders intensive Schulung 
dafür. Bei sowas wie der Stinger oder Javelin reicht's im Wesentlichen 
aus, das Handbuch zu lesen und die Einsatzgrenzen der Waffe einschätzen 
zu können. Die Waffe sagt einem wenn das Ziel erfasst wurde und nach dem 
Abschuss macht die Rakete den Rest alleine (fire and forget). Da sind 
ältere Flugkörper wie der MILAN oder TOW schwerer zu handhaben, da das 
Ziel während der Flugzeit im Sucher gehalten werden muss.

Gegenschläge hinter die Frontlinie... Das meine ich damit wenn ich sage, 
daß sich die Ukraine in diesem Punkt etwas passiv verhält und für meinen 
Geschmack viel zu wenig hinter die russischen Linien feuert. Vereinzelt 
werden zwar Öldepots oder größere Ziele wie Luftwaffenstützpunkte auf 
der Krim oder auch Schiffe angegriffen, aber da müsste man eigentlich 
viel mehr tun. Andererseits ist es auch ein valides Mittel, seine 
Resourcen an der Frontline zu bündeln und stumpf alles wegzuschießen, 
was der Angreifer da hinkarrt. Das ist dann ein typischer 
Abnutzungskrieg, den man auch mit alter unpräziser Waffentechnik führen 
kann und evtl. ist die Ukraine an diesem Punkt besser, da sie nicht über 
die modernen Waffensysteme der NATO verfügt. Also die Ukainer wissen 
besser als wir, wie sie mit russischen Waffen kämpfen müssen. An diesem 
Punkt sind auch die Übergänge zwischen russischem Angriffskrieg und 
einem typischen Stellvertreterkrieg Ost vs. West fließend. Für die 
Russen ist dieser Krieg umso schädlicher, desto länger er dauert und um 
so mehr sie von ihren Reserven aufwenden müssen. Der Westen hingegen 
liefert mit Ausnahme einiger weniger HiMARS-Systeme eher ältere Waffen 
und rüstet mit neuen Waffen nach. Ergebnis nach Ende des Konflikts ist 
eine besser gerüstete NATO und deutlich geschwächte Russen. Ob das nötig 
ist, angesichts von Atomwaffen oder wie gewaltig sich die Russen bereits 
von nur einer Handvoll HiMARS-Werfer in den Arsch treten lassen, ist 
eine andere Frage. Es ist jetzt bereits offensichtlich, daß die Russen 
konventionell nicht viel gegen moderne westliche Waffen ausrichten 
können und einen atomaren Schlagabtausch, in dem die Russen vielleicht 
was leisten könnten, möchte niemand. Auch die Russen nicht, weil sie 
wissen, daß es danach auch kein Russland mehr gibt. Meiner Meinung nach 
haben die Russen die Situation völlig falsch eingeschätzt und 
angenommen, das ukrainische Volk würde sich den Russen tatsächlich in 
breiter Masse anschließen. Schlecht beraten würde ich sagen, manche 
Meinungen können sich schnell ändern wenn das eigene Land angegriffen 
wird. Dazu noch die wahrscheinlich ebenfalls falsch eingeschätzte 
heftige Reaktion der westlichen Welt... autsch. Ich glaube noch nicht, 
daß sich die Russen in den nächsten Jahrzehnten gut vom wirtschaftlichen 
Schaden erholen werden. Keine Politik, nur eine strategische 
Einschätzung der Lage.

> Eine Frage habe ich aber: sind Flak Geschosse nicht üblicherweise
> „Zerleger“ um einen Zerstörungsradius zu erzeugen?
Das kommt auf die jeweilige Waffe an. Die 20mm Phalanx CIWS verwenden 
panzerbrechende Treibspiegelgeschosse (APDS) aus Wolframcarbid, früher 
abgereichertes Uran. Diese Geschütze sind aber primär für die Abwehr von 
Seezielflugkörpern entwickelt, von dem sie praktisch nur die Rundung von 
vorne sehen. Gegen Drohnen wie die Shahed 136 halte ich sie für 
effektiv, wegen ihrer Präzision und Feuerrate, gegen Kampfflugzeuge weiß 
ich nicht. Diese dürften durchaus ordentlich davon durchlöchert werden, 
aber Flächenflieger überstehen sowas erstaunlich gut solange keine 
wichtigen Systeme (oder der Pilot) getroffen werden. Die kommen nach 
derzeitiger Strategie auch gar nicht so nahe an ein Schiff dran, man 
würde lange vorher mit Flugabwehrraketen (z.B. RIM-116 RAM oder RIM-7 
Varianten) drauf feuern bzw. der Jäger würde seinerseits aus größerer 
Entfernung einen Lenkflugkörper starten und sich aus dem Staub machen.

> Ist die 35mm Munition des Gepard eine solche?
Nein. Der FlakPz Gepard verschießt entweder Explosivgeschosse (HE), sich 
im Ziel selbst zerlegende Treibspiegel-Wuchtgeschosse (FAPDS) oder 
Treibspiel-Wuchtgeschosse mit hoher Geschwindigkeit (HVAPDS). Heißt, der 
Gepard muss das Ziel wirklich treffen, knapp dran vorbei und auf 
Streuwirkung durch selbstzerlegende Munition hoffen reicht nicht. Die 
beiden letzteren Munitionstypen sind panzerbrechend, die beiden ersten 
machen wunderschöne große Löcher in jede Form von Starr- oder 
Drehflügler, die letzte ist eher was für schnell anfliegende Ziele wie 
moderne Marschflugkörper.

> Bis in welche „Größe“ hinunter werden da Näherungszünder verwendet?
FlaK verwenden keine echten Näherungszünder, sowas ist eher was für 
Lenkflugkörper. Bei den FlaK gibt es Munition, die sich zeitgesteuert 
zerlegt (35mm AHEAD für die Oerlikon-Zwillingskanone, 30mm für die Mk30 
des SPz Puma) um die Wahrscheinlichkeit eines Treffers zu erhöhen. 
Üblicherweise erreichen diese Kanonen eine sehr hohe Genauigkeit was 
Mündungsgeschwindigkeit und Richtung angeht (das hat schon mit der 
Acht-Achter im zweiten Weltkrieg funktioniert, wo viele FlaK-Geschütze 
synchron auf einen Vorhaltepunkt feuern konnten und alle Geschosse 
diesen Punkt nahezu zeitgleich erreichten). Bei der 30/35mm AHEAD misst 
das Waffensystem beim Schuss die tatsächlich erreichte 
Mündungsgeschwindigkeit und errechnet die Flugzeit des Projektils bis 
zum Ziel. Die Munition wird noch in der Mündung programmiert, nach 
welcher Zeit die Zerlegung kurz vor dem Ziel erfolgen soll.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Vielleicht haben die Amis noch Reste der „Radarmunition“ größeren 
Kalibers aus WW2? Deren Killradius hat ja ausgereicht selbst von vorn 
anfliegende Kamikazeflugzeuge relativ schnell zu treffen. Das hat wohl 
auch in großen Höhen noch funktioniert.

Nur so etwas wäre billig genug um in diesem Abnutzungskrieg zu bestehen.

von Ein T. (ein_typ)


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Thomas R. schrieb:
> Eine Frage habe ich aber: sind Flak Geschosse nicht üblicherweise
> „Zerleger“ um einen Zerstörungsradius zu erzeugen? Ist die 35mm Munition
> des Gepard eine solche? Bis in welche „Größe“ hinunter werden da
> Näherungszünder verwendet?

Okay, zunächst einmal zu Deiner versprochenen Antwort.

Fangen wir mit der Munition des Flakpanzers Gepard an. Die benutzt 
keinen Näherungszünder, sondern eine kombinierte Zündeinrichtung, die 
aus einem verzögerten Aufschlag- und zusätzlich einem Verzögerungszünder 
besteht. Um den Aufschlagzünder auszulösen, muß das Ziel direkt 
getroffen werden; die Verzögerung soll bewirken, daß das Geschoß 
zunächst in das Ziel eindringt und erst innerhalb des Zieles explodiert. 
Wenn das Ziel nicht getroffen wird, zerstört der Verzögerungszünder das 
Geschoß, um unerwünschte Schäden zu vermeiden. Kurz gesagt: damit das 
Ziel wirksam bekämpft werden kann, ist es zwingend notwendig, das Ziel 
direkt zu treffen. Das ist natürlich auch der Grund dafür, warum das 
Waffensystem Gepard so einen Aufwand inklusive Messung der 
Mündungsgeschwindigkeit betreibt, um Ziele sicher zu treffen.

Bei Abstands- und Verzögerungszündern gibt es unterschiedliche 
Techniken. Die primitivste stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges 
und ist eine einfache Zeitverzögerung, die das Geschoß nach einer 
voreingestellten Zeit zur Explosion bringt. Diese Technik ist der Grund 
dafür, daß Du auf vielen Bildern dieser schlimmen Zeit wie hier [1] aus 
der Schlacht um Midway so viele kleine Explosionen in der Luft siehst. 
Diese Zünder wurden in die Flakgranaten eingebaut und mußten mit 
Zünderstellmaschinen eingestellt werden, bevor sie verschossen werden 
konnten. Im heutigen Sinne sind das allerdings noch keine Abstands-, 
sondern Zeitzünder.

Auf diese Zeitzünder folgten die ersten echten Abstandszünder, die den 
Abstand zum Ziel mit den Dopplereffekt reflektierter Funkwellen gemessen 
haben. Elektronikfreunde finden im deutschsprachigen Wikipediaartikel 
[2] eine grobe und im englischsprachigen [3] eine detailliertere 
Darstellung ihrer Funktionsweise. Die Funktionsprinzipien werden die 
auch heute noch oft verwendet. Im Zweiten Weltkrieg haben von allen 
Kriegsparteien nur die USA solche Zünder bis zur Einsatzreife entwickeln 
können, weshalb diese Geschosse zur Geheimhaltung nur auf dem eigenen 
Territorium sowie bei der Marine eingesetzt werden durften.

Moderne Näherungszünder nutzen aber auch andere Sensortechnologien; 
Radar-, Laser-, Magnet- und sogar akustische Sensoren. Allerdings nutzt 
die moderne Flugabwehr heute ohnehin kaum Rohrwaffen, sondern 
Lenkraketen. Die besitzen allerdings schon eine Sensorik zur Lenkung, 
die dann auch zur Auslösung des Zündmechanismus genutzt werden kann. 
Andererseits kommen Näherungszünder heute auch in Artillerieraketen und 
-Granaten zum Einsatz.

Der oben erwähnte us-amerikanische Abstandszünder konnte in Flakgranaten 
bis herab auf ca. 76 mm verbaut werden, aktuelle Näherungszündsysteme 
gibt es (nach öffentlich zugänglichen Informationen) bis herab auf ca. 
37 mm. Aber um einen Abstandszünder zu benutzen, braucht es natürlich 
etwas, das gezündet werden kann, mithin: einen Sprengsatz.

Aufgrund der Tatsache, daß militärische Sprengstoffe nicht nur eine hohe 
Sprengkraft haben, sondern auch handhabungssicher, langzeitlagerfähig 
und transportsicher sein müssen, ergeben sich physikalische 
Limitierungen. Bei Geschossen, die aus Rohrwaffen verschossen werden, 
gibt es weitere Limits aufgrund der Gesetze aus der Innen- und 
Außenballistik. Auch dazu kann ich auf Anfrage per PM gerne weiter 
ausführen, aber hier möchte ich mich aber auf den Hinweis beschränken, 
daß Sprenggeschosse, welche aus Rohrwaffen verschossen werden sollen, 
eine gewisse Mindestgröße haben müssen. Daher ist es vermutlich möglich, 
noch kleinere Näherungszünder als die genannten 37 mm zu entwickeln. 
Aber andererseits würde es gar keinen Sinn ergeben, wenn die damit 
hergestellten Granaten nicht ausreichend stark gegen ihre designierten 
Ziele wirken könnten.

[1] 
https://cdn.britannica.com/80/71380-050-A5F73D5F/Battle-of-Midway-6-1942.jpg
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Abstandsz%C3%BCnder
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Proximity_fuze

von Ein T. (ein_typ)


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Ben B. schrieb:
> Natürlich kannst Du so viel Glück haben, daß Du Deine Polizeipistole
> ziehst, damit eine Shahed 136 triffst - und wenn dann noch Glück übrig
> ist, so daß bei dem Treffer etwa die Fluglageregelung zerstört wird,
> dann kommt so eine Drohne durch den kleinen Treffer auch runter.

Mit einer Pistole von Hand? Das halte ich für nahezu ausgeschlossen. Die 
erwähnten Soldaten und Polizisten hatten vollautomatische Sturmgewehre.

> Viel wahrscheinlicher ist aber, daß Du die Drohne mit solchen Waffen
> verfehlst oder der Schuss folgenlos durch eine Tragfläche oder ähnlich
> große, aber unkritische Struktur hindurchgeht. Die Wirkung im Ziel ist
> bei kleinen Kalibern einfach viel zu gering und das durch hohe Präzision
> auszugleichen (um sowas etwa mit einer großen Anzahl kleiner Geschosse
> zu treffen, damit mindestens eines von denen genug Schaden an kritischen
> Systemen macht) finde ich schwerer, als mit großem Kaliber drauf zu
> feuern, so daß einer oder zwei Treffer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
> ausreichend sind, damit der Flieger sein Ziel nicht mehr erreichen kann.

Bitte verzeih', ich verstehe Deinen Punkt, daß einzelne Treffer keine 
genügende Wirkung entfalten, allein: mir fehlt der Glaube. Das liegt 
nicht zuletzt auch an meinen Erfahrungen als aktiver Sportschütze, 
ehemaliger Soldat und Jäger. Wenn meine Zeit es zuläßt schieße ich pro 
Woche etwa 50 Schuß mit einer Heckler&Koch ME. Das ist die 
halbautomatische Zivilersion des HK 416 im Kaliber .223 Remington, das 
der 5,56 x 45 NATO so ähnlich ist, daß für das eine Kaliber 
eingerichtete Waffen völlig problemlos auch das andere Kaliber 
verschießen können, und auch die ballistischen Daten der NATO-Munition 
und der bei uns genutzten Laborierungen sind nahezu gleich. Insofern 
verfüge ich durchaus über eine gewisse praktische Erfahrung mit der 
zielballistischen Wirkung dieser Munition, und aus früheren Zeiten auch 
mit der 7,62 x 51 NATO und der nahezu identischen Patrone .308 
Winchester.

Wir können jetzt sehr lange über die Zielballistik drallstabilisierter 
Langspitz-Vollmantelprojektile diskutieren, deren Fertigungspräzision 
und die Wirkungen der Wirbelbildung und andere Aspekte bei ihrer Außen- 
und Zielballistik. Ich befürchte nur, daß das nicht zu sinnvollen 
Ergebnissen oder gar einer Einigung führen würde, weil wir nur begrenzte 
Kenntnis über die konkrete Bauweise dieser Drohnen haben.

Ja, es kann natürlich sein, daß das Material der Drohne einem Geschoß so 
wenig Widerstand bieten würde, daß das Geschoß die Drohne durchschlägt 
und dabei nur wenig Energie ans Ziel abgibt, dann hättest Du für 
vereinzelte Treffer mit Deiner Überlegung vermutlich Recht. Es ist aber 
auch möglich, und ich vermute das, daß das Material der Drohne, deren 
Außenhaut nach den öffentlich zugänglichen Fotos aus einem 
Faserverbundwerkstoff besteht, dem Projektil einen signifikanten 
Widerstand entgegensetzt. Schließlich werden genau solche 
Faserwerkstoffe auch zum Schutz gegen Geschosse verwendet, 
beispielsweise in Verbundpanzerungen für Gefechtsfahrzeuge, oder auch in 
Schutzwesten für den Spreng- und Splitterschutz.

Das bringt mich zu weiteren Punkten. Einerseits bin ich nämlich davon 
überzeugt, daß solche Drohnen nicht für die Ewigkeit gebaut sind, 
sondern in Leichtbauweise. Viel mehr als die Belastungen beim Transport 
und beim Abschuß müssen die Dinger ja nicht überstehen, beim Auftreffen 
auf ihre Ziele werden sie ohnehin zerstört -- das ist ja die ganze Idee 
dabei. Deswegen glaube ich, daß auch kleine Kaliber wie eine 5,56 x 45 
mm NATO oder eine 7,62 x 51 mm NATO beim Auftreffen und Durchlagen der 
Tragfläche eines solchen Ziels genügend Energie an das Ziel abgeben, um 
es erheblich zu beschädigen, indem etwa die Kraftstoffversorgung 
unterbrochen wird, die Elektronik zerbricht, womöglich der Zünder 
ausgelöst oder so von von der Sprengladung getrennt wird, daß er sie 
nicht mehr zünden kann. Insofern vermute ich im Gegensatz zu Dir sehr 
wohl, daß solche Drohnen auch mit Treffern in unkritische Teile wie 
Tragflächen abgewehrt werden können.

Aber, und das ist mein wichtigster Punkt: bei den von mir beschriebenen 
Abwehrsystemen, die sich an aktuellen Nahbereichsverteidigungssystemen 
(CIWS) orientieren, geht es um elektronisch geführte Rohrwaffen. Solche 
Systeme befinden sich auch bereits im Einsatz, etwa das US-amerikanische 
CIWS Phalanx. Derartige Systeme sind das Vorbild meiner Überlegungen und 
darauf ausgelegt, Angreifer mit vielen Projektilen zu bekämpfen und mit 
mehreren Treffern in kurzer Folge zu zerstören. Eine Minigun mit hoher 
Kadenz kann mehr als 100 Schuß pro Sekunde verschießen. Selbst wenn wir 
elektronisch gesteuerten Systemen eine geringe Trefferrate von nur 20% 
unterstellen und ein solches System nur eine halbe Sekunde lang feuert, 
würde die Drohne in einer halben Sekunde von zehn Geschossen mit einer 
Gesamtenergie von 5 kJ auf 400 m (> 10 kJ auf 200 m) getroffen.

Meinst Du nicht, daß dabei erhebliche Schäden an der Drohne entstehen 
und dazu führen würden, daß sie abstürzt oder jedenfalls so beschädigt 
wird, zumindest ihr Angriffsziel nicht mehr trifft? Also ich bin davon 
ziemlich fest überzeugt -- zumal, wie erwähnt, es sogar Soldaten und 
Polizisten geschafft haben, diese Drohnen mit ihren Handwaffen 
abzuwehren.

> Und ja, die 185km/h einer Shahed 136 sind im Vergleich zu höher
> entwickelten Maschflugkörpern oder Kampfflugzeugen wenig, aber es ist
> immer noch genug, damit das sowieso schon sehr kleine Ziel nur kurze
> Zeit im effektiven Waffenwirkungsbereich bleibt.

Die Shahed-136-Drohnen werden von ukrainischen Soldaten häufig als 
"Moped" oder "fliegender Rasenmäher" bezeichnet, weil sie weithin hörbar 
sind. Und über die Abwehr von Flugzeugen, Marschflug- und anderen 
Lenkflugkörpern rede ich gar nicht, dafür gibt es bereits Systeme, 
welche aber eine ganz andere Auslegung und Ökonomie haben und sich 
deswegen nicht besonders gut für die Abwehr von kleinen, billigen 
"Kamikaze"-Drohnen eignen.

> Moderne Radarsysteme werden mit der Erfassung dieser Drohnen kein großes
> Problem haben, schon gar nicht in dem für ein Radar eher kleinen
> Waffenwirkungsbereich einer Flugabwehrkanone. Wie gesagt, das sieht man
> ja am Radar des Iron Dome Systems, dieses verfolgt eine Vielzahl
> kleinerer und schnellerer Objekte.

Die Ukraine hat aber keine Iron Dome-Systeme und auch nur die wenigen 
modernen Radarsysteme, die westliche Partner geliefert haben. Ansonsten 
nutzt die Ukraine größtenteils noch veraltete Systeme aus sowjetischer 
Zeit, und das modernste Flugabwehrsystem aus diesen Beständen ist das 
sowjetische S-300-System, auch das nicht mit den modernsten Flugkörpern.

Darüber hinaus, wie gesagt: raketenbasierte Systeme sind teuer, und neue 
Systeme mit geringen Stückkosten der Lenkflugkörper wie die Navair 
Spike, deren Raketen pro Stück nur etwa 5.000 US-$ kosten sollen, 
befinden sich derzeit noch in der Entwicklung.

Das bedeutet, daß die Ukraine im Moment gegen die Shahed-136-Drohnen nur 
zwei Möglichkeiten hat: entweder die teuren, nur begrenzt vorhandenen 
und ebenfalls nur begrenzt verfügbaren Abwehrsysteme zu benutzen und 
alsbald weder Abwehrraketen, kein Geld und keinen Lieferanten mehr für 
den Ersatz der verschossenen Waffen mehr zu haben, oder darauf zu 
warten, bis die neuen, kostengünstigen Systeme fertig entwickelt, und in 
den notwendigen Stückzahlen verfügbar und erhältlich sind.

>  Erstens, was hindert mich daran, sowas wie die Shahed 136 ein wenig zu
> modifizieren, so daß sie ihren Marschflug auf 5..7km Höhe absolviert?

Wenn diese Drohnen ein Ziel treffen sollen, werden sie sich diesem Ziel 
zwangsläufig annähern müssen. Genau das ist ja der Charme einer solchen 
Nahbereichsverteidigung: sie schützt direkt das Ziel selbst.

>  Zweitens, die Drohne könnte ihren finalen Zielanflug senkrecht oder auf
> einer ballistischen Flugbahn durchführen. Dadurch wäre es irrelevant, ob
> sie 300..400m vor dem Einschlag noch von der Flugabwehr getroffen wird,
> sie schlägt dann trotzdem im Zielgebiet ein. Für größere Ziele wie bspw.
> ein Umspannwerk reicht das.

Ungezielt herabfallende Trümmer dürften geringere Schäden anrichten.

>  Drittes Problem, wenn es nur um Terrorisierung der Zivilbevölkerung
> geht, dann reicht es doch aus, wenn die Drohne irgendwie ein größeres
> Stadtgebiet erreicht.

Das geschieht ja leider schon. Aber aus Sicht des Angreifers ist es viel 
effektiver, kritische Infrastrukturen anzugreifen, denn dann ist nicht 
nur ein einzelner Wohnblock betroffen, sondern ganze Stadtviertel. Daß 
die solcherart angegriffenen Zivilsten zunächst überleben, hat für Putin 
dazu auch noch weitere... "Vorzüge": erstens, seine Kriegführung kann 
nicht so unmittelbar als staatsterroristische Kriegsverbrechen gegen 
Zivilisten erkannt werden und er kann sich damit herausreden, daß die 
ukrainische Armee diese kritischen Infrastrukturen nutzt. Zweitens 
werden durstende, hungernde und frierende Zivilisten womöglich einen 
größeren Druck auf ihre Staatsführung ausüben, ihre Ziele ganz oder 
teilweise aufzugeben und einem für die Ukraine nachteiligen 
Waffenstillstand oder Frieden zuzustimmen.

> Was die Kosten angeht ist der Aggressor sowieso erstmal im Vorteil, für
> ihn ist jeder Angriff und die damit verbundenen Kosten eine Option,
> wohingegen der Verteidiger gezwungen ist, die Kosten aufzuwenden, die
> für die erfolgreiche Abwehr dieses Angriffs nötig sind.

Natürlich, aber das spricht ja noch mehr für Lösungsansätze, die 
möglichst geringe Kosten für den Verteidiger bedeuten. Bei einer 
Lenkrakete -- sogar bei den oben erwähnten, sehr preiswerten Systemen, 
die aktuell entwickelt werden -- kostet ein einziger Schuß jeweils 5.000 
US-$, bei den Stingers, die Du erwähnt hast, sogar 120.000 US-$. Und 
diese 120.000 US-$ fallen für jede einzelne Rakete an, sogar für die, 
die niemals eingesetzt werden. Die 5,56 x 45 mm NATO kostet pro Salve 
von 100 Schuß etwa knapp 60 US-$, und die 7.62 x 51 mm NATO knapp 100 
US-$ -- und das sind die zivilen Preise ohne Mengenrabatte.

> Gegenschläge hinter die Frontlinie... Das meine ich damit wenn ich sage,
> daß sich die Ukraine in diesem Punkt etwas passiv verhält und für meinen
> Geschmack viel zu wenig hinter die russischen Linien feuert.

Dazu müßte die Ukraine zunächst einmal die entsprechenden Möglichkeiten 
haben, mithin: die dazu notwendigen Wirkmittel. Putins Drohnen haben 
nach verschiedenen Schätzungen eine Reichweite zwiscen 1.800 und 2.500 
km, die ukrainische Artillerie dagegen hat nur wenige Waffensysteme, die 
mehr als 40 km erreichen -- sogar die Raketen des HIMARS-Systems, die 
die USA der Ukraine geliefert haben, gehen nicht darüber hinaus.

> Es ist jetzt bereits offensichtlich, daß die Russen
> konventionell nicht viel gegen moderne westliche Waffen ausrichten
> können [...].
> Meiner Meinung nach
> haben die Russen die Situation völlig falsch eingeschätzt und
> angenommen, das ukrainische Volk würde sich den Russen tatsächlich in
> breiter Masse anschließen. [...]
> Ich glaube noch nicht,
> daß sich die Russen in den nächsten Jahrzehnten gut vom wirtschaftlichen
> Schaden erholen werden. Keine Politik, nur eine strategische
> Einschätzung der Lage.

Es sind ja offensichtlich nicht nur die westlichen Waffen, sondern vor 
allem auch die westlichen Strategien und die ukrainische Kampfmoral den 
russischen überlegen. Das konnte man in der Frühphase des Krieges gut 
erkennen, als die ukrainische Armee den russischen Angriff auf Kiew 
zurückschlagen konnte, da hatten die Ukrainer nämlich noch keine oder 
jedenfalls nur sehr wenige moderne Waffen. Dennoch ist es der Ukraine 
gelungen, den russischen Angriff zur größtmöglichen Überraschung aller 
zurückzuschlagen. Bereits zu jenem Zeitpunkt wurde allerdings klar, daß 
Putin sich vollkommen verschätzt hatte: weder wurden seine Soldaten wie 
erhofft von den Ukrainern freudig begrüßt, noch hatte seine Armee die 
erhoffte Schlagkraft, zudem war die ukrainische Armee wesentlich stärker 
als bei den verdeckten russischen Überfällen auf Donbass und Krim.

Hinzu kommt, daß Putin und sein Zirkel sich noch in einem weiteren Punkt 
offensichtlich vollkommen getäuscht hat, nämlich bei der Unterstützung 
der Ukraine durch den Westen durch Hilfen, Waffen und umfangreiche 
Sanktionen. Nach den sanften Reaktionen des Auslands nach dem russischen 
Angriffen auf Donbass und Krim hat er damit sicher nicht gerechnet.

Obendrein folgte der russische Angriff anscheinend den strategischen und 
taktischen Planungen, die einst in der Sowjetunion für Konflikte mit der 
NATO entworfen worden waren, nämlich mit massierten, tiefen Vorstößen 
von Panzertruppen. Dabei hat die russische Armee ihre Logistik 
vernachlässigt, so daß russische Kampf- und Schützenpanzer zum Teil über 
Tage hinweg in kilometerlangen Verkehrsstaus gefangen waren und somit zu 
leichten Zielen für die ukrainische Armee wurden.

Bereits in diesem Stadium des Krieges hätte Putin seine Niederlage 
sehen, seine Truppen zurückziehen und auf Selekskijs Vorschläge -- die 
es damals ja gegeben hat -- eingehen können. Wollte er aber nicht. Er 
hielt und hält die Ukraine und ihre Unterstützer weiterhin für schwach, 
und er dachte und denkt, daß sie früher oder später schon einknicken 
werden. Danach sieht es aber aktuell nicht so wirklich aus.

Für Putin geht es nach meinem Verständnis auch nicht um Rußland oder die 
kurz-, mittel- und langfristigen Folgen, die sein Krieg gegen die 
Ukraine für sein Land hat und haben wird, sondern ihm geht es einzig und 
allein um den Machterhalt seiner selbst und seines Zirkels. Das ist 
schließlich sein ganzer Grund für diesen irren Überfall auf die Ukraine.

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