Forum: Haus & Smart Home Netzwiedereinschalten - wie?


von loeti2 (Gast)


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Hallo,
mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder 
angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Die Kühlschränke werden sofort angehen und die elektronischen Netzteile 
ziehen ja auch einen deutlichen Einschaltstrom.

Gibt es da gesicherte Vorgehensweisen oder werden die Abnehmer 
aufgefordert alles abzuschalten und erst nach und nach wieder 
einzuschalten?

von H. H. (Gast)


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loeti2 schrieb:
> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Die Sicherungen im Netz sind ausreichend träge.

von Sven L. (sven_rvbg)


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loeti2 schrieb:
> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Wenn im Mittelspannungsnetz mal eine Störung auftritt, dann hat man 
genau die Gleiche Situation...

Bei einer gelpanten Abschaltung würde man wahrcheinlich in der 
Hochspannungsebene abschalten um Lastschwerpunkte los zu werden.

So ein UW hat aber auch da mehrere Abgänge an der Sammelschiene und auch 
sonst könnte man im Mittelspannungsnetz gezielt schalten.

Je nach Netzstruktur kann da manuell oder aus der Ferne geschaltet 
werden.

Hoffen wir mal, das es nicht nötig sein wird!

von Stan (Gast)


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loeti2 schrieb:
> Hallo,
> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Sehr gute Frage, das hat ja noch niemand ausprobiert.

von Harald W. (wilhelms)


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Stan schrieb:

>> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
>> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
>> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.
>
> Sehr gute Frage, das hat ja noch niemand ausprobiert.

Nun, vor einigen Jahren gab es ja in Westfalen einen wetterbedingten,
größeren Stromausfall. M.W. gab es da nach dem Reparaturen keine
größeren Probleme beim Wiedereinschalten.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo loeti2,

loeti2 schrieb:
> Hallo,
> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Einfach so.

>
> Die Kühlschränke werden sofort angehen und die elektronischen Netzteile
> ziehen ja auch einen deutlichen Einschaltstrom.

Ich verstehe, was Du meinst.

> Gibt es da gesicherte Vorgehensweisen oder werden die Abnehmer
> aufgefordert alles abzuschalten und erst nach und nach wieder
> einzuschalten?

Nein, die Kunden der Stadtwerke Hannover beispielsweise wurden am 
13.7.2011 nicht gebeten, ihre elektrischen Geräte auszuschalten. Hier in 
der Südstadt dauerte der Ausfall nur 15-20 Minuten, dann war der Strom 
wieder da.

Da wurde ja nur eine kleine Last an den gesamten Verbund angeschaltet.
Anders sieht es aus, wenn Du europäischen Verbundnetzhack zusammenbacken 
musst. Der gelingt nicht auf Kommando...

von Michael G. (mjgraf)


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loeti2 schrieb:

> mal angenommen es gäbe eine Stromabschaltung.
> Wie kann ein Haushaltnetz (Dorf/Stadt oder kleinteiliger) wieder
> angeschaltet werden ohne daß sofort die Sicherungen fliegen.

Als bei Euch das letzte mal der Strom ausfiel und anschließend wieder 
anging: flog da irgendeine Sicherung?

Das Wiederanschalten eines Teilnetzes nach Stromausfall ist ein normaler 
Anwendungsfall und in der Bemessung der Sicherungen berücksichtigt.
Wir wohnen auf dem Land am Ende einer längeren, nicht redundanten 
Mittelspannungsleitung aus der nächsten größeren Stadt, da passiert das 
1-2 mal im Jahr, gerade bei Sturm.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten.

Ich habe hier z.B. eine ganze Reihe von Schaltnetzteilen, die im 
Standby-Betrieb laufen (PC, Monitor, Fernseher, Laptop, Ladegeräte für 
Handy und Drohne, Fritzbox, ein Switch und der Server). Alles zusammen 
keine hohe Leistungsaufnahme, aber bei einem "normalen" Stromausfall 
reicht der Einschaltstrom in Summe aus, um den B16 LSS für's Zimmer 
auszulösen. Dazu muss man aber auch sagen, ich habe hier ein extrem 
starkes Netz, das 110kV/MS-Umspannwerk steht 50 Meter entfernt und der 
MS/400V-Trafo steht einmal schräg über die Straße. Da gibts beim 
Wiedereinschalten keinen großen Spannungseinbruch wie evtl. im 
städtischen Gebiet oder einem weiter ausgedehnten Mittelspannungsnetz. 
Den letzten "Stromausfall" hier habe ich mitbekommen, wobei das sehr 
nach einer Kurzunterbrechung mit automatischer Wiedereinschaltung 
(KUAWE) oder Umschaltung des 110kV-Netzbereichs auf einen anderen 
Höchstspannungstrafo aussah, sprich der Strom war nur etwa eine halbe 
Sekunde weg. Dabei wurde mein LSS nicht ausgelöst, da waren die 
Zwischenkreiskondensatoren in den Netzteilen wohl noch ausreichend 
geladen.

In älteren Mittelspannungsnetzen werden noch Schmelzsicherungen 
eingesetzt und die Lastschalter können nicht ferngeschaltet werden. Da 
passiert es beim Wiedereinschalten größerer Netzbereiche regelmäßig, daß 
einige dieser Sicherungen auslösen (was zur allphasigen Abschaltung der 
Lastschalter führt). Dann muss ein Elektriker zur Trafostation 
hinfahren, diese Sicherungen ersetzen und die Leitung manuell wieder 
einschalten. In neueren Netzbereichen, wo Fernschaltmöglichkeiten 
bestehen (und diese bei/nach Stromausfällen noch funktionieren), kann 
man das Netz auftrennen und kleinere Bereiche nacheinander wieder 
einschalten. Oder wenn ein Schalter beim Einschalten auslöst, kann man 
es nochmal probieren und dann bleibt er eigentlich auch drin.

Weiter geht's mit den 400V-Abgängen der Mittelspannungs-
Ortsnetzstationen. Die sind mit NH-Sicherungen geschützt und es hängen 
ganze Straßenzüge dran. Einem befreundeten Elektriker ist eine solche 
Sicherung mit 400A beim Wiedereinschalten eines zuvor wegen Bauarbeiten 
abgeschalteten Straßenzuges um die Ohren geflogen. Man hat sich danach 
entschieden, doch mal lieber die Hauptsicherungen einiger Häuser 
herauszunehmen. Von diesen Sicherungen werden also bei Netzwiederkehr 
ebenfalls etliche auslösen. Dann fehlt auf der Straße eine Phase und 
wieder muss ein Elektriker kommen, um die Sicherung auszutauschen. 
Früher bei Opa und Oma auf dem Dorf kam so ein Phasenausfall bei Sturm 
häufiger vor, weil dann Äste die Freileitungen beschädigten oder die 
Leiterseile aneinander gerieten. Der örtliche Pumpenbauer bzw. dessen 
Motorenwickler soll sich danach immer sehr über eine gute Auftragslage 
gefreut haben, Motorschutzschalter scheinen damals noch nicht allzu 
verbreitet oder schlecht eingestellt gewesen zu sein.

Das nächste Problem sind die leistungsstarken Transformatoren selbst. 
Für diese stellt der Einschaltmoment die größte Belastung dar, weil das 
Magnetfeld noch nicht eingeschwungen ist. Das kann man bei Hoch- und 
Höchstspannungstransformatoren auch hören 
(https://www.youtube.com/watch?v=guTJC8UXzaA). Also kann man davon 
ausgehen, daß wenn so ein Trafo ausfällt, das meistens beim Einschalten 
passiert, selbst wenn solche Trafos lastlos eingeschaltet werden.

: Bearbeitet durch User
von Käferlein (Gast)


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Auf die Problematik beim Netzbetreiber haben wir ja keinen
Einfluss.

Mir wäre es lieb, wenn im Nulldurchgang eingeschaltet wird, haha.

Wenn es einen Stromausfall gibt, werde ich natürlich einige
Verbraucher ausschalten und erst wieder einschalten, wenn
das Netz einige Zeit steht.

von Käferlein (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Für diese stellt der Einschaltmoment die größte Belastung dar

Die müsste man im Scheitel einschalten. Ist aber nicht mein Bier.

von loeti2 (Gast)


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Danke alle die geantwortet haben, es scheint also je nach Sichtweise
- kein
- ein marginales Problem

zu sein

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Sowieso, weil ich immer noch nicht glaube, daß Stromabschaltungen nötig 
sein werden. Wenn wir einen echten Mangel an Strom hätten, dann könnten 
wir Frankreich keine Hilfe anbieten, die derzeit ein paar Probleme mit 
ihren in die Jahre kommenden Atomkraftwerken haben und bei uns wäre es 
nicht die Frage gewesen, OB unsere letzten drei Atomkraftwerke am Netz 
bleiben, sondern nur wieviele Jahre und wie schnell man die drei zum 
Jahreswechsel 2022 stillgelegten Blöcke wieder anfahren kann.

von Thomas U. (charley10)


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Käferlein schrieb:
> Auf die Problematik beim Netzbetreiber haben wir ja keinen
> Einfluss.
>
> Mir wäre es lieb, wenn im Nulldurchgang eingeschaltet wird, haha.
>
> Wenn es einen Stromausfall gibt, werde ich natürlich einige
> Verbraucher ausschalten und erst wieder einschalten, wenn
> das Netz einige Zeit steht.

Vorbildlichssst!!! Weiß das inzwischen Jeder, was du für ein Mensch 
bist?

von Karl B. (gustav)


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Hi,
bei Frankfurter SÜWAG sind oder waren einmal Unterspannungsauslöser pro 
größerer Wohneinheit vorgeschrieben.
Unser Hausmeister musste dann immer zu den von der 
Wohnungsbaugesellschaft betreuten Häusern raus und die wieder 
einschalten.
Zum Beispiel in Kronberg. Das konnte dann schon mal dauern.
Man sieht, nicht ganz abwegig diese EVU-TAB.

ciao
gustav

von Frog (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Sowieso, weil ich immer noch nicht glaube, daß Stromabschaltungen nötig
> sein werden. Wenn wir einen echten Mangel an Strom hätten, dann könnten
> wir Frankreich keine Hilfe anbieten, die derzeit ein paar Probleme mit
> ihren in die Jahre kommenden Atomkraftwerken haben und bei uns wäre es
> nicht die Frage gewesen, OB unsere letzten drei Atomkraftwerke am Netz
> bleiben, sondern nur wieviele Jahre und wie schnell man die drei zum
> Jahreswechsel 2022 stillgelegten Blöcke wieder anfahren kann.

Und das AKW-Land Frankreich hat auch mehr Erfahrung mit Lastabwürfen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das würde ich gar nicht so sehr auf Lastabwürfe schieben, Frankreich hat 
ein deutlich dünner ausgebautes Stromnetz, mit viel 220kV Altbestand und 
nur einkreisigen 380kV-Anlagen. Wenn sowas dann mal ausfällt oder für 
Wartungsarbeiten abgeschaltet werden muss, führt das praktisch sofort zu 
Problemen auf den untergelagerten Netzebenen oder dazu, daß der Strom 
aus dem großen AKW nicht mehr dort hin transportiert werden kann, wo er 
gebraucht wird. Das ist dann kein Mangel an Strom, sondern ein Mangel an 
Transportkapazität.

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