Forum: Offtopic "Meteoriten-Magnet" Tetrataenit hergestellt


von Helge (Gast)


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Die weltweite Abhängigkeit von Magnetwerkstoffen, die hauptsächlich in 
China hergestellt werden, könnte damit beseitigt werden. 
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/physik/seltener-rohstoff-aus-dem-weltraum-kuenstlich-auf-der-erde-hergestellt-13376806

Der Werkstoff besteht aud Nickel-und Eisenatomen im Verhältnis 1:1. 
Bislang galt es als kaum möglich, die notwendige Kristallstruktur 
herzustellen, aber geringe Mengen Phosphorbeigabe scheint das auch in 
größerem Maßstab zu ermöglichen.
 https://doi.org/10.1002/advs.202204315

Interessant wird jetzt der Sprung aus dem Labor in großtechnische 
Verfahren.

: Verschoben durch Moderator
von Bernd G. (Gast)


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Endlich einmal gute Nachrichten!

von Abgesang (Gast)


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Helge schrieb:
> Die weltweite Abhängigkeit von Magnetwerkstoffen, die hauptsächlich in
> China hergestellt werden,

Inkorrekt, Neodym wird auch in den USA, Brasilien, Indiien, Ceylon und 
Australien gefördert. IMHO sollte man da besser in die indischen Minen 
investerieren um den Armen Schweinen in ihren heimatland zu fördern und 
die Abwanderung dort zu bremsen.

Beitrag #7268980 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Bernd G. (Gast)


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Ich halte es trotzdem nicht für verkehrt, die Materialwissenschaften 
auszureizen. Früher wurde auch für jedes Transistor- und 
Schaltkreisgehäuse massenweise Gold eingesetzt. Dito Millionen km 
goldener Bonddraht.
Völlig überflüssig, wie man heute weiß. Ursache für den Au-Einsatz waren 
zumeist mangelhafte Produktionstechnologien, die erst weiterentwickelt 
werden mussten.
Da geht also noch was. Hat eben nichts mit Dünkel oder Besserwisserei zu 
tun.
Sorry, das musste mal raus; mein Neffe ist Materialwissenschaftler :-)

Beitrag #7269026 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Abgesang (Gast)


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Bernd G. schrieb:

> Schaltkreisgehäuse massenweise Gold eingesetzt. Dito Millionen km
> goldener Bonddraht.
> Völlig überflüssig, wie man heute weiß. Ursache für den Au-Einsatz waren
> zumeist mangelhafte Produktionstechnologien, die erst weiterentwickelt
> werden mussten.

Inkorrekt.
Gold als Bonddraht hatte schon seine Berechtigung wie der Русский 
einräumen musste, nachdem er mehrere Mars-Sonden kaputt gespart hatte:

https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2022/05/12/spektakulaere-fehlschlaege-der-raumfahrt/

https://nssdc.gsfc.nasa.gov/nmc/spacecraft/display.action?id=1973-047A

von Bernd G. (Gast)


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Abgesang schrieb:
> Gold als Bonddraht hatte schon seine Berechtigung

"Hatte" ist das richtige Wort.

Wenn die Russen allerdings anfangen, mit Al-Draht zu bonden, dann muss 
das nicht unbedingt was werden. Wen interessieren hier auch die 
Fehlleistungen von vor fast 50 Jahren?

Beitrag #7269060 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Helge (Gast)


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Die in den vergangen paar Jahrzehnten gewachsenen globalen 
Abhängigkeiten nützen uns vordergründig nur, wenn alle lieb und nett 
sind. Es ist aber trotzdem keine gute Idee, jeden Mist erst um den 
halben Planeten zu karren, um den dann hier im Laden zu haben. Resilienz 
und Kreislaufwirtschaft zu ignorieren fiel uns schon 74/78 bei den 
Ölkrisen auf die Füße, nix draus gelernt. Magnetwerkstoffe lokal zu 
produzieren ist ein Baustein zu lokaler Produktion in Europa und damit 
auch zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit.

von Christian M. (likeme)


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Bernd G. schrieb:
> mit Al-Draht zu bonden, dann muss
> das nicht unbedingt was werden. Wen interessieren hier auch die
> Fehlleistungen von vor fast 50 Jahren?

Das war bei Bosch Automotive noch bis in die 2000 er üblich, 
wahrscheinlich heute auch noch...

Beitrag #7269071 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269101 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269208 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Bernd G. (Gast)


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Na gut, was aber hat das jetzt mit Tetrataenit zu tun?

Viel mehr hätten mich jetzt einmal die magnetischen Kenngrößen 
interessiert.
Sind die vergleichbar mit den bekannten Seltenerdmagneten?
Irgendwie kann ich das aus den verlinkten Artikeln nicht herauslesen.
Interessant wird es ja, wenn man damit eine M8-Schraube aus dem 
Gewindeloch reißen könnte.

Beitrag #7269300 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269304 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269325 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269339 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269347 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269352 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Jack V. (jackv)


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Leute, geht’s denn auch ohne Politik? Das eigentliche Thema war nämlich 
durchaus interessant – schade, dass nun durch eure 
Selbstdarstellungssucht vermutlich direkt alles im Müll landet :(

Beitrag #7269359 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7269375 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Max M. (Gast)


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Helge schrieb:
> Interessant wird jetzt der Sprung aus dem Labor in großtechnische
> Verfahren.

Wikipedia sagt:
Bisher ist keine konkrete Verwendung von Tetrataenit bekannt. Aufgrund 
seiner hervorragenden magnetischen Eigenschaften erhielt das Mineral 
allerdings bereits viel Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen 
Gemeinschaft, da die Möglichkeit besteht, dass es zu einer Alternative 
gegenüber REE-basierten Dauermagneten entwickelt werden könnte.

Also ist die Herstellung von Tetrataenit erstmal nur die halbe Miete.
Es hat Potential.
Jetzt wird man sehen müssen ob die einfache Herstellung + das Potential 
zu einer neuen Klasse Magneten führt und wie die mit den bereits 
existierenden konkurrieren können.
Kann aber auch sein das das einfach nur eine interessante Fussnote 
bleibt.

Beitrag #7269410 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Vn N. (wefwef_s)


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Max M. schrieb:
> Jetzt wird man sehen müssen ob die einfache Herstellung + das Potential
> zu einer neuen Klasse Magneten führt und wie die mit den bereits
> existierenden konkurrieren können.

Die maximal erreichbare magnetische Energiedichte scheint Stand heute ja 
nicht ganz mit der von Neodymmagneten zu können.

von Bernd G. (Gast)


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Am besten gefällt mir das Zitat aus dem ersten Link:
"Das Erstaunliche daran war, dass keine besondere Behandlung 
erforderlich war: Wir schmolzen die Legierung einfach, gossen sie in 
eine Form und hatten Tetrataenit. Bisher war man der Meinung, dass man 
Tetrataenit nur durch extreme Maßnahmen erhalten kann, weil man sonst 
Millionen von Jahren warten müsste, bis es sich bildet....."
Da richtet sich also jemand nicht nach der vorgefassten und felsenfest 
postulierten Überzeugung der alten Herren, sondern rührt einfach mal 
etwas zusammen - et voilà!
Diese Herangehensweise gefällt mir!
Vllt hat jemand bei der Kernfusion auch mal ein glückliches Händchen?

von Max M. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> rührt einfach mal
> etwas zusammen
Klar.
Die haben einfach 23.573 mal Eisen, Nickel und irgendwas anderes 
zusammengeworfen und geschaut was hinten rauskommt. 😂

Bernd G. schrieb:
> Da richtet sich also jemand nicht nach der vorgefassten und felsenfest
> postulierten Überzeugung der alten Herren,
Ich wette mir Dir es waren die Modelle, Formeln und Computerprogramme 
der alten Herren die aufgrund von Eigenschaften der Elemente nach langen 
Berechnungen Phosphor vorgeschlagen haben, um die Eisen Nickel 
Verbindung zu stabilisieren.

Zusammenmischen und schauen was passiert, wird schon sehr lange nicht 
mehr gemacht.
Eher wird eine neue Legierung anhand mathematischer Modelle gefunden 
deren Eigenschaften besonders erfreulich sind.
Die Metallurgen müssen dann 'nur' noch einen Weg finden das 
herzustellen.

von Bernd G. (Gast)


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Nun ja, akzeptiert. Ist mir schon klar, dass das nicht in der Bratpfanne 
mit wildem Drauflosprobieren passiert ist. Aber zumindest die Millionen 
Jahren sind weggefallen und ein Druck von 27,12 GPa war auch nicht 
erforderlich :-)

Andererseits frage ich mich, was dagegen sprechen sollte, auf der 
Grundlage begründeter Vermutungen erstmal einen Versuch ins Blaue hinein 
zu machen.
Dafür müssen ja in diesem Falle keine Aberzilliarden an Talern 
investiert werden. Die erprobten Mischungsverhältnisse von 50% Fe mit 
50% Ni sehen mir irgendwie empirisch aus, wenn ich sie mit der 
Meteoritenzusammensetzung vergleiche.

von Max M. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> was dagegen sprechen sollte, auf der
> Grundlage begründeter Vermutungen erstmal einen Versuch ins Blaue hinein
> zu machen.
Das gleiche das dagegen spricht einfach mal eine Handvoll Bauteile zu 
nehmen und die irgendwie zu verschalten.
Hinterher analysiert man dann welche Funktion die hat.
Könnte was interessantes bei rauskommen.

Man muss nur sehr, sehr lange probieren und sehr viele Bauteile dabei 
opfern.
Am Ende habe ich 32tausend schaltungen von denen 4 etwas kluges tun, was 
ich aber nicht brauche.
Die eine Schaltung die ich brauche ist leider nicht dabei.
Dafür habe ich aber mit 100 Leuten viele Jahre Versuche gemacht.

Atome und ihre Bindungen sind recht gut verstanden.
Das Tetrataenit bisher nicht hergestellt wurde könnte auch einfach daran 
liegen das es nicht von besonderem Interesse war.
Neodym ist so selten nun auch nicht und ein Nebenprodukt beim Abbau 
seltener Erden.
Neodymmagnete gibt es überall im Netz zu kleinsten Preisen als 
Kinderspielzeug.

Spannend wäre Hochtemperaturmagnete die stärker als die Samarium Cobalt 
sind. Neodym Eisen Bor sind im niederen Temperaturbereich schwer zu 
schlagen.

Ob das künstliche Tetrataenit irgendwas kann das spannend ist, ist noch 
garnicht raus.

Wenn ich eine Legierung (er)finde die weder billiger noch besser ist als 
eine bereits bekannte und auch nix neuen kann, ist das interessant.
Mehr aber nicht.
Viel sicherer ist zu berechnen welche Bindungen die Materialen 
eigentlich eingehen können müssten und welche Eigenschaften die dann 
hätten.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Max M. schrieb:
> Das gleiche das dagegen spricht einfach mal eine Handvoll Bauteile zu
> nehmen und die irgendwie zu verschalten.
> Hinterher analysiert man dann welche Funktion die hat.

Oder Affen, die in unendlicher Zeit bei wildem Tippen jedes beliebige 
Werk der Literaturgeschichte schreiben, oder den Code von Windows, was 
auch immer:

https://de.wikipedia.org/wiki/Infinite-Monkey-Theorem

von DANIEL D. (Gast)


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Da fällt mir nur dieses sprichwort ein alle sagten das funktioniert 
nicht, mit einer kam der dies nicht wusste und es einfach machte.

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