Forum: Offtopic kleine und grosse Tasse in Mikrowelle - was passiert?


von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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ich habe heute vor einer kniffeligen Aufgabe gestanden: Mein Schatz 
wollte eine kleine Tasse 250 ml Glühwein (Mikrowelle: 90 Sek. bei Stufe 
800W). Ich wollte eine große Tasse 500 ml Glühwein (Mikrowelle: 180 Sek. 
bei Stufe 800W).

Was passiert, wenn ich beide Tassen zusammen in die MW stelle, bei 270 
Sekunden auf 800W? Kocht die eine über, und die andere wird nur lauwarm? 
Oder erwärmt sich das gleichmäßig?

Ich hatte keine Lust, den Glühwein zu opfern, daher hab ich es 
nacheinander gemacht.

Wie wäre denn laut Meinung der Experten das Experiment ausgegangen, wenn 
beide zusammen wie angedacht in die MW gestellt worden wären?

von Icke ®. (49636b65)


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Versuch macht kluch, probiers mit Wasser.

Wegstaben V. schrieb:
> Mein Schatz wollte eine kleine Tasse 250 ml
> Ich wollte eine große Tasse 500 ml

[sarkasmus]
Wenn das bei euch Tassen sind, habt ihr ein Alkoholproblem..
[/sarkasmus]

von Achim M. (minifloat)


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Wegstaben V. schrieb:
> Experten

Würde ich nicht hier suchen. Mit mir sind wir schon 2 ;)

Wegstaben V. schrieb:
> erwärmt sich das gleichmäßig?

In der Annahme, dass die eingebrachte Strahlungsleistung sich 
gleichmäßig verteilt und gleichmäßig auf den Glühwein wirkt, der 
Glühwein als monolithisch mit idealer Wärmeleitung angenommen, ja

Radio Eriwan, nein.

mfg mf

von Harald W. (wilhelms)


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Achim M. schrieb:

>> Experten
>
> Würde ich nicht hier suchen. Mit mir sind wir schon 2 ;)

Möglicherweise bin ich der einzige Experte in dieser Runde. Ich habe
nämlich mal bei einer Firma Pert(h)en gearbeitet. Da ich jetzt nicht
mehr dort arbeite bin ich ein Ex-Pert(h)e. :-)

von A. S. (Gast)


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So gleichmäßig wie essen. In etwa ja, aber je nach Position sind 
Unterschiede möglich.

Nimm den Teller raus und lege ein Papier rein. Dann siehst Du Maxima und 
Minima und verstehst, warum ein Drehteller drin ist. Und wie Du deine 
Tassen positionieren solltest.

Dass beide mikrowellengeeignet sein sollten: geschenkt. Wenn eine leer 
ist (und die andere gefüllt) sollte diese sich nicht erwärmen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Österreicher hatten sogar mal eine Regierung aus (selbsternannten) 
Experten. Jedenfalls wurde das so dargestellt. Vom Präsidenten, der so 
unrasiert aussieht wie der Knoblauchpillen-Turner.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ilja_Rogoff

Und im Fernsehen wimmelt es nur so davon, nach Bedarf 
Terrorismusexperten oder Adelsexpertinnen. So steht es jedenfalls immer 
drunter. Ist das ein Ausbildungsberuf?

Meine bescheidene Meinung: Die Mikrowellenleistung muss ja irgendwo hin. 
Die Metallwände reflektieren fast alles, da wird nichts heiß. Bleibt nur 
der Weg zurück in die Oszillatorröhre, wenn kein Absorbermaterial im 
Ofen steckt.
Die Feldverteilung ist sicher nicht homogen. Aber ich denke, die Energie 
wird schon einen oder zwei Absorber finden. Zur besseren Verteilung wird 
die HF oft mit einem "Ventilator" verteilt oder die Last rotiert.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wegstaben V. schrieb:
> Wie wäre denn laut Meinung der Experten das Experiment ausgegangen, wenn
> beide zusammen wie angedacht in die MW gestellt worden wären?

Es kommt auf die Form der Tassen an.
https://www.hea.de/fachwissen/mikrowellen/energietransport
Stichwort: Eindringtiefe

von Teo D. (teoderix)


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Da die Feldverteilung, zumindest in Consumer-Ware, eigentlich nie 
homogen ist, kommt es drauf an wo die Tassen stehen. Das beide die selbe 
Energiemenge abbekommen, ist sicher so wahrscheinlich wie ein Lotto 
Sechser. Da kein Thermischerausgleich zwischen den Tassen herrscht, wird 
wohl eine zuerst kochen. Die Wahrscheinlichkeit welche, dürfte da wohl 
auch stark vom Größenverhältnis abhängen.

von Ein T. (ein_typ)


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Harald W. schrieb:
> Möglicherweise bin ich der einzige Experte in dieser Runde. Ich habe
> nämlich mal bei einer Firma Pert(h)en gearbeitet. Da ich jetzt nicht
> mehr dort arbeite bin ich ein Ex-Pert(h)e. :-)

Wenn Du noch an deren Standort in Aachen arbeiten würdest, dann wärst Du 
sogar ein Aix-Pert(h)e. ;-)

von Michael B. (laberkopp)


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Harald W. schrieb:
> Möglicherweise bin ich der einzige Experte in dieser Runde. Ich habe
> nämlich mal bei einer Firma Pert(h)en gearbeitet. Da ich jetzt nicht
> mehr dort arbeite bin ich ein Ex-Pert(h)e. :-)

Wenn die Mikrowellen(öfen) herstellen schon.

Wegstaben V. schrieb:
> Was passiert, wenn ich beide Tassen zusammen in die MW stelle, bei 270
> Sekunden auf 800W?

Dann sind beide warm.

> Kocht die eine über, und die andere wird nur lauwarm?

Nur bei schlecher Mikrowelle ohne Drehteller bzw. Rotor. Da gibt es Orte 
die mehr Leistung abbekommen und Orte mit weniger Leistung. Da hängt das 
Ergebnis also von der Positionierung der 'Tassen' ab.

von Teo D. (teoderix)


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Michael B. schrieb:
> Nur bei schlecher Mikrowelle ohne Drehteller bzw. Rotor. Da gibt es Orte
> die mehr Leistung abbekommen und Orte mit weniger Leistung. Da hängt das
> Ergebnis also von der Positionierung der 'Tassen' ab.

Schon wärs, leider auch bei billigen mit Drehteller und Propellore. :`(

von Mani W. (e-doc)


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Wegstaben V. schrieb:
> Was passiert, wenn ich beide Tassen zusammen in die MW stelle, bei 270
> Sekunden auf 800W? Kocht die eine über, und die andere wird nur lauwarm?
> Oder erwärmt sich das gleichmäßig?

Das kannst Du ja selbst heraus finden!

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo ,

da ja die Antwot auf diese Frage von essentieller Bedeutung für den 
Hausfrieden ist, schwinge ich als selbsternannter Experte für 
Mikrowellenerwärmung von Speisen und Getränken mich zu einer Antwort 
auf.

Setzt man in etwa gleichmäßige Verteilung der HF-Energie voraus, welches 
auf das Modell des Mikrowellenherdes ankommt, kann man davon ausgehen, 
daß die kleine Tasse sich deutlich schneller erwärmen wird als die 
große. Die Eindringtiefe der Mikrowellen wird bei beiden Tassen etwa 
gleich tief sein, allerdings ist ebenso die Abstrahlung der kleineren 
Tasse geringer als die der großen. Die kleinere Tasse ist also im 
Vorteil, was Erwärmung angeht. Weniger Masse und relativ gute 
Durchdringung.

Andererseits erfaßt die große Tasse mehr "Wellen pro Volumen" im 
Garraum. Das ist ihr einziger Trumpf.

Wartet man wirkich lange, wird vermutlich die kleine Tasse überkochen, 
wenn die große vielleicht erst 85 Grad erreicht haben wird. Ihre 
Abstrahlung im Luftstrom ist dabei höher.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Mike M. (mikeii)


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Glühwein in der Mikrowelle ist schon leicht gefährlich, da er eine 
gewisse Temperatur nicht überschreiten sollte, sonst kann er ganz 
spontan und unerwartet explodieren (Siedepunkt von Alkohol vs. Wasser). 
Gab mit Glühwein schon mehr Unfälle als man meint. Darum steht auf den 
meisten Glühweinflaschen auch drauf, dass man die nur bis x Grad 
erwärmen soll.

von Mike M. (mikeii)


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Christian S. schrieb:
> allerdings ist ebenso die Abstrahlung der kleineren Tasse geringer als
> die der großen

Was genau meinst du damit? Meine Vermutung wäre, dass das Verhältnis 
zwischen Volumen und Oberflächen für die große Tasse günstiger ist, so 
dass diese weniger Wärme pro Volumen wieder abstrahlt.

von Udo S. (urschmitt)


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Christian S. schrieb:
> Die Eindringtiefe der Mikrowellen wird bei beiden Tassen etwa
> gleich tief sein, allerdings ist ebenso die Abstrahlung der kleineren
> Tasse geringer als die der großen. Die kleinere Tasse ist also im
> Vorteil, was Erwärmung angeht.

Das wäre auch meine Vermutung. Die Eindringtiefe bei 2,45 GHz in Wasser 
ist laut Wikipedia einige Zentimeter. Da aussen die Strahlungsintensität 
am größten ist wird dort auch am meisten absorbiert.
Deckt sich auch mit den Erfahrungswerten. Taut man etwas in der 
Mikrowelle auf wird es aussen schneller flüssig, und erwärmt man Essen 
ist es aussen schon heiss und innen erst lauwarm. Man muss umrühren.
Also ist eine kleine Portion im "Vorteil" weil sie mehr Oberfläche im 
Verhältnis zum Gesamtvolumen hat.

von Teo D. (teoderix)


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Mike M. schrieb:
> Glühwein in der Mikrowelle ist schon leicht gefährlich, da er eine
> gewisse Temperatur nicht überschreiten sollte, sonst kann er ganz
> spontan und unerwartet explodieren (Siedepunkt von Alkohol vs. Wasser).

Neeee, EXPLODIEREN tut nur sehr reines Wasser. Alleine das Gemisch aus 
Alk und Wasser verhindert einen Siedeverzug. -> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Siedeverzug

von Mike M. (mikeii)


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Vllt ist explodieren das falsche Wort, aber der Glühwein kann dennoch 
ungefragt aus der Tasse spritzen/puffen.

Google mal nach Siedeverzug und Glühwein, da findet sich relativ viel.

von Teo D. (teoderix)


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Mike M. schrieb:
> Google mal nach Siedeverzug und Glühwein, da findet sich relativ viel.

Nö, wenig und das auch kaum bewertbar. ABER Shit happens. ?-/
Das ist ein hoch komplexes chaotisches System, wer will da schon 
Vorhersagen treffen. Evtl. ist es ja gerade, die hohe Anzahl an 
Schwebstoffen... Die sich auch noch am Boden absetzen können. -> Ich bin 
durchaus überrascht, dass das bei Glühwein passieren kann. ?-/

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Teo D. schrieb:
>> Google mal nach Siedeverzug und Glühwein, da findet sich relativ viel.
>
> Nö, wenig und das auch kaum bewertbar. ABER Shit happens.

'Shit muss nicht happen'!
Wer jemals in einem chemischen Labor gearbeitet hat, weiss, dass man da 
irgend etwas reinstellt, um diesen Siedeverzug zu vermeiden. Ein 
Glasstab, ein paar Siedesteinchen, ein Schaschlikspiess, was auch immer. 
Sogar bei Vakuumdestillation wurden ein paar kleine Stückchen Holzspiess 
zugefügt. In getrocknetem Holz ist Luft, die bei Unterdruck als kleine 
Bläschen entweicht und den Siedeverzug verhindert. ...und wenn man dann 
mal gesehen hat, wie eine komplette Analyse aus einem grossen Becherglas 
von einem Dreibein 'springt', sich über Tisch und Buch ergiesst, mit den 
vergeudeten Arbeitsstunden vor Augen.... Das passiert nur einmal. ;-)
Bei unserer ersten Mikrowelle wurde ein Glasstäbchen mitgeliefert. 
Prost.

73
Wilhelm

von Teo D. (teoderix)


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Wilhelm S. schrieb:
> Ein
> Glasstab, ein paar Siedesteinchen, ein Schaschlikspiess, was auch immer.

Sollte doch bei Glühwein on mass vorhanden sein (Schwebstoffe und 
Gröberes).
Diese Zeiten, sind wohl schon lang passee. :(

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Teo D. schrieb:
> Sollte doch bei Glühwein on mass vorhanden sein (Schwebstoffe und
> Gröberes).

Das reicht nicht. Es geht u.a. auch darum, eine, wie auch immer 
geartete, 'raue' Oberfläche zu schaffen.

73
Wilhelm

PS:
'Versuch macht kluch'

von Jens G. (jensig)


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Wegstaben V. schrieb:
> Was passiert, wenn ich beide Tassen zusammen in die MW stelle, bei 270
> Sekunden auf 800W? Kocht die eine über, und die andere wird nur lauwarm?
> Oder erwärmt sich das gleichmäßig?

Da der große Pott das doppelte Volumen hat, die einfangende 
"Antennenfläche" aber nur rund 1,4 mal größer ist, braucht der große 
Pott schon deutlich länger.

> Ich hatte keine Lust, den Glühwein zu opfern, daher hab ich es
> nacheinander gemacht.

Wasser ist bei Dir wohl ein Wertstoff, daß Du es nicht vielleicht auch 
damit testen könntest?

von Joachim B. (jar)


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A. S. schrieb:
> Dann siehst Du Maxima und
> Minima und verstehst, warum ein Drehteller drin ist

wieso setzt du Drehteller in allen voraus?
Ist meine Mikrowelle etwa kaputt weil ohne Drehteller?

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Jens G. schrieb:
> Wasser ist bei Dir wohl ein Wertstoff, daß Du es nicht vielleicht auch
> damit testen könntest?

Ja, ich würde wohl demnächst einen Versuch mit Wasser machen. So 
dringend war es mir Eingangs nicht, und ich wollte einfach unseren 
Glühwein zubreiten. Und den Foren-Teilehmern eine interessante 
Knobel-Aufgabe geben.

von Cyblord -. (cyblord)


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Joachim B. schrieb:
> wieso setzt du Drehteller in allen voraus?
> Ist meine Mikrowelle etwa kaputt weil ohne Drehteller?

Da ist auch ein Drehteller drin. Nur nicht sichtbar.

von Wolle G. (wolleg)


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Etwas zur Theorie:
Die Erwärmung in der Mikrowelle tritt im Wesentlichen nur bei Stoffen 
mit dem sogn. Dipolmoment auf. hier Wasser
Ich mache es mir einfach und verweise auf diesen Artikel
z.B. 
https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/mikrowellenherd/

von Raul K. (ramelio)


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So wissenschaftlich habe ich das bisher noch nie betrachtet. Bei der 
nächsten Tasse Glühwein werde ich mal auch darüber nachsinnieren. ;-)

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Wegstaben V. schrieb:
> Oder erwärmt sich das gleichmäßig?

Nein. Die Erwärmung findet maßgeblich direkt vor dem Strahlungsaustritt 
statt. Sprich, der Drehteller ist grundsätzlich sehr wichtig, ohne ihn 
würde es gar nicht richtig funktionieren.
Beide Tassen bekommen also dieselbe Energie ab, nur hat eine davon 
weniger Wärmekapazität. Diese wird daher schneller warm.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Garraum bildet einen Hohlraumresonator, da er deutlich größer ist 
als die Wellenlänge von 12-13cm. Für große Resonatoren gibt es 
verschiedene Schwingungsmoden, deren Maxima an unterschiedlichen Stellen 
sitzen.

Leider ist es eher zufallsabhängig, welcher Mode gerade angeregt wird. 
Die wechseln auch öfters, vor allem mit Drehteller oder 
HF-Verwirbelungsrotor.

Es sind jedenfalls dreidimensional stehende Wellen mit lokalen Maxima 
und Minima der Amplitude.

https://ars.els-cdn.com/content/image/1-s2.0-S0079656514000624-fx1_lrg.jpg
man stellt die Verteilungen von E- und H-Feld oft als farbige Pfeile dar 
wie beispielsweise hier ein TE102-Mode.

: Bearbeitet durch User
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