Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bipolar vs Unipolar


von PeterH (Gast)


Lesenswert?

Ich hätte eine ganz allgemeine Frage: Der große Vorteil von 
Feldeffekttransistoren gegenüber bipolaren ist es ja, dass nur im 
Umschaltmoment ein (kurzer) Steuerstromfluss fließt, im stationären 
(geschalteten) Zustand fließt kein Strom mehr ins Gate, wohingegeben 
beim bipolaren ständig ein Basisstrom notwendig ist, im geschalteten 
Zustand. Soweit ich weiß sind vergleichbare FETs auch um nichts mehr 
teurer als bipolare Transistoren.

Warum verwendet man dann bipolare Transistoren überhaupt noch?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

PeterH schrieb:
> Warum verwendet man dann bipolare Transistoren überhaupt noch?
Weil die Stromsteuerung in bestimmten Anwendungen Vorteile hat. 
Besonders, wenn man nicht einfach nur stupide schalten will, sondern im 
Widerstandsbereich unterwegs ist.

: Bearbeitet durch Moderator
von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

PeterH schrieb:
> Warum verwendet man dann bipolare Transistoren überhaupt noch?

- weil die kleinere Kapazitäten haben als vergleichbare Mosfets
- weil die eine kleinere und besser definierte Ube haben als die Mosfets 
Ugs
- weil die bei niederohmigen Quellen rauschärmer sind als Mosfets
- ...

von Georg M. (g_m)


Lesenswert?

PeterH schrieb:
> Warum verwendet man dann bipolare Transistoren überhaupt noch?

Verstärkungsbereich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolartransistor#Verstärkungsbereich

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

PeterH schrieb:
> ... dass nur im Umschaltmoment ein (kurzer) Steuerstromfluss fließt

Das ist kein Steuerstrom, sondern ein Umladestrom.
Gesteuert wird der Kanal durch die Gate-Source-Spannung.

Beitrag #7292806 wurde vom Autor gelöscht.
von PeterH (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Das ist kein Steuerstrom, sondern ein Umladestrom.
> Gesteuert wird der Kanal durch die Gate-Source-Spannung.

Stimmt, sorry...

Georg M. schrieb:
> Verstärkungsbereich:
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolartransistor#Verstärkungsbereich

Bedeutet das, dass FETs nicht oder schlechter als Verstärker einsetzbar 
sind?

Danke,

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

PeterH schrieb:
>> https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolartransistor#Verstärkungsbereich
>
> Bedeutet das, dass FETs nicht oder schlechter als Verstärker einsetzbar
> sind?

Nein, das bedeutet es nicht. "One size fits all" ist selten die Lösung. 
Diversität ist hier nicht nur eine hohle Phrase, sondern eine echte 
Bereicherung. Sowohl FETs als auch Bipolartransistoren werden in vielen 
verschiedenen Verstärkertypen eingesetzt. OPVs, Leistungsverstärker, 
digitale und lineare Endstufen. In der Leistungselektronik oberhalb von 
200V sind IGBTs dominant, welche ein Hybrid aus FET und Bipolartechnik 
sind.

von Prometheus (Gast)


Lesenswert?

Das sind letztlich verschiedene Bauelemente mit deutlich 
unterschiedlichen Eigenschaften. Welcher "Besser" ist, hängt von sehr 
vielen Parametern ab.

Was mir spontan einfällt:
- Bipolartransistoren lassen sich mit weniger Spannung ansteuern, ab 
0,7V
Das ist mit Mosfets fast nicht zu erreichen.
- Mosfets haben ein ohmsches verhalten, bedeutet der Spannungsabfall, 
Drain Source ist stromabhängig = I * Rdson
- Bei Bipolartransistoren ist das Ucesat = (ca.) 0,2 - 0,3V
- Bei Leistungsanwendungen sind Mosfets günstiger, da mit modermnen 
Mosfets mit niedrigem Rdson die Verluste drastisch sinken

Ich betrachte das als Ergänzung. Für einige Anwendungen geht beides und 
nimmt sich nicht viel, zB. schalten einer LED. In den meisten Fällen ist 
die eine oder die andere Variante günstiger, sei es Verlustleistung, 
Schaltverhalten oder Linearbetrieb.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

PeterH schrieb:
> Bedeutet das, dass FETs nicht oder schlechter als Verstärker einsetzbar
> sind?

Verstärkung ist eine dimensionslose Größe, z.B. das Verhältnis von 
Ausgangsstrom zu Eingangsstrom. Der (statische) Eingangsstrom beim FET 
ist Null. Wenn man mit dem FET einen Strom steuert, hat man daher schon 
ein Problem, so einen Parameter wie "Verstärkung" anzugeben. Es kommt 
also auf die Gesamtschaltung an.
Leistungsverstärker mit FETs verwenden gerne eine Class D Endstufe - 
wunderbar und heizt nicht so, wie eine mit BJTs aufgebaute Class AB 
Endstufe.

Antwort auf deine Frage: Nein - es kommt drauf an, wie man es macht.

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Du musst die grundsätzlichen Eigenschaften von bipolaren Transistoren 
und MOSFETs zu eigen machen. Auch speziell bezogen auf die Anwendung.
Ein paar (qualitative und unvollständige) Hinweise:

Bipolar:
- benötigt Basisstrom um dauerhaft leitend zu sein. Dafür reicht eine 
Quelle mit wenig mehr als 0.7V.
- Faktor zwischen Basisstrom und Kollektorstrom ist im Schaltbetrieb 
relativ niedrig: 20 ... 100. Problem beim Schalten größerer Ströme mit 
z.B. µCs.  Größerer Faktor bei Darlingtons.
- Mehrere 100mV Sättigunsspannung C-E. Das führt bei größeren Strömen zu 
deutlicher Verlustleistung. Mehr als 700mV beträgt diese bei 
Darlingtons.
(5A Kollektorstrom brauchen einige 100mA Basisstrom und haben eine 
Verlustleistung von einigen Watt!).

MOSFETs:
- im Schaltbetrieb meist sehr kleiner RDS_on. Damit hält sich auch die 
Verlustleistung bei großen Strömen in vertretbarem und niedrigem 
Bereich. Damit kann einer im SOT23-Gehäuse schon mal einige A schalten. 
(5A bei 10mΩ RDS_on macht nur 250mW!).
- benötigt meist relativ hohe Steuerspannung, typ. 10V, manche arbeiten 
auch mit 5V und darunter wird es dünner. Die mit 5V oder weniger (bis 
2.8V ist mir bekannt) noch schalten können, sind direkt mit Logikpegel 
ansteuerbar.
- für schnelles Schalten (PWM) muss die Gatekapazität auch schnell 
umgeladen werden. Das erfordert meist Treiberschaltungen 
(Zusatzaufwand), die die Stromspitzen liefern können. Hat man das nicht, 
so erhöht sich die Verlustleistung durch das (langsamere) Durchlaufen 
von EIN nach AUS und umgekehrt.

Wie gesagt, man muss sich mit den Eigenschafte beider Varianten 
beschäftigen, um für den vorgesehenen Anwendungsfall den richtigen Typ 
auswählen zu können.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

HildeK schrieb:
> Die mit 5V oder weniger (bis 2.8V ist mir bekannt) noch schalten können, ...

Der PH2925U liegt noch "weit" darunter. Bei 2.5V U_GS und 25A ist ein 
R_SD(on) von typ. 3.2mΩ @ 25 °C spezifiziert und selbst mit 1.4V U_GS 
sieht die Kennlinie noch sehr brauchbar zum Schalten aus.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?


von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Krasses Teil

von PeterH (Gast)


Lesenswert?

Perfekt, vielen Dank für alle Eure Antworten, das erklärt einiges!

LG

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.