Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik konstantes Drehmoment über weiten Drehzahlbereich


von Cubus2022 (Gast)


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Hallo an alle,
es wird ja oft angestrebt, das Drehmoment eines Motors über einen großen 
Drehzahlbereich durch Ansteuerungen konstant zu halten. Beim DC-Motor 
z.B. durch Verringerung der Ankerspannung. Aber warum ist dieses 
Verhalten überhaupt gewünscht?

von Michael B. (laberkopp)


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Cubus2022 schrieb:
> Aber warum ist dieses Verhalten überhaupt gewünscht?

Weil z.b. ein Rad nur ein bestimmtes Drehmoment übertragen kan bevor es 
durchdreht, unabhängig von der Drehzahl.

Oder auch eine Achse nicht mehr aushält.

Oder auch die Beschleunigung lieber gleich bleiben sollte und nicht bei 
hohem Tempo noch zunehmen "0-100 in 10 Sekunden, 200-300 in 2 Sekunden"

von Udo S. (urschmitt)


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Cubus2022 schrieb:
> Aber warum ist dieses Verhalten überhaupt gewünscht?
Ist es öfters aber nicht immer.
Kommt halt auf die Anwendung an.

Bei einer Kaffeemühle ist z.B. ein hohes Anlaufdrehmoment gewünscht 
damit das Mahlwerk nicht stecken bleibt.
Genauso bei einer Pumpe die gegen einen statischen Druck anlaufen und 
das zu pumpende Medium beschleunigen muss.

Was also ist dein eigentliches Problem?

von Oliver S. (oliverso)


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Cubus2022 schrieb:
> es wird ja oft angestrebt, das Drehmoment eines Motors über einen großen
> Drehzahlbereich durch Ansteuerungen konstant zu halten.

Nein, es wird nicht „oft“ angestrebt. Nur da, wo es entweder nicht 
anders geht, oder es für die Anwendung technisch sinnvoll ist.

Oliver

von A. S. (Gast)


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Vielleicht kommt die Ansicht daher, dass manche ungeregelte Motoren 
konstantes Drehmoment über fast den kompletten Drehzahlverlauf haben.

Zudem ist Drehmoment oft proportional zum Strom. Und der soll im unteren 
Drehzahlbereich nicht zu groß werden.

Du müsstest also sagen, wo Du das gehört hast.

von Falk B. (falk)


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Cubus2022 schrieb:
> Aber warum ist dieses
> Verhalten überhaupt gewünscht?

U.a. darum, weil die Wicklung sonst durchbrennt. Ein normaler DC Motor, 
andere Motoren auch, hat einen ziemlich hohen Anlauf- bzw. 
Blockierstrom, der mal locker um Faktor 5-10 über dem Nennstrom liegt. 
Diesen Zustand hält er nur kurz aus, denn P~I^2, d.h. 10facher Strom 
100fache Verlustleistung in der Wicklung. Über die passende 
Motorsteuerung mit Pulsstromregelung kann man einen Motor von Drehzahl 0 
fast bis Nenndrehzahl mit konstantem Drehmoment betreiben. Damit wirkt 
die Motorsteuerung nicht nur als Strombegrenzung sondern auch als 
stufenloses Getriebe, wie man es in E-Autos sehen kann. Dieses 
"Getriebe" ist zwar nicht ideal, reicht für die meisten Autos aber aus.

von Cubus2022 (Gast)


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Danke für die vielen Antworten. Ich lerne gerade für das Modul 
Elektrische Antriebe.
Da gibt es die ungeregelte Drehzahl/Drehmoment-Kennlinie und dann oft 
eine "optimierte" durch Anpassung der Ankerspannung bei DC-Motoren oder 
mit U/f-Umrichter bei Asynchronmotoren.
Wie ist das denn bei Antrieben für Pumpen, Lüftern oder Werkzeugen? 
Werden da auch entsprechende M/n-Controller eingesetzt?

von Falk B. (falk)


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Cubus2022 schrieb:
> Wie ist das denn bei Antrieben für Pumpen, Lüftern oder Werkzeugen?
> Werden da auch entsprechende M/n-Controller eingesetzt?

Mehr und mehr. Jeder Akkuschrauber hat eine Motorelektronik. 
Bohrmaschinen mit Netzanschluß eher nicht. Kommt drauf an.

von Cubus2022 (Gast)


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Wieso nimmt denn der Wirkungsgrad mit zunehmender Nennleistung zu? Liegt 
das daran, dass automatisch die Baugröße durch mehr Material wie größere 
Leiterquerschnitt und Kerne zunimmt oder bei höherpreisigen Geräten auch 
qualitativ bessere Materialien eingesetzt werden? Teure Optimierungen 
sind bei Spielzeugmotoren für ein paar Euros wahrscheinlich auch nicht 
wirtschaftlich.

von Falk B. (falk)


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Cubus2022 schrieb:
> Wieso nimmt denn der Wirkungsgrad mit zunehmender Nennleistung zu?

Weil die relativen Verluste kleiner werden ;-)

> Liegt
> das daran, dass automatisch die Baugröße durch mehr Material wie größere
> Leiterquerschnitt und Kerne zunimmt

Ja.

> oder bei höherpreisigen Geräten auch
> qualitativ bessere Materialien eingesetzt werden?

Das auch, ist aber nicht der Hauptgrund.

> Teure Optimierungen
> sind bei Spielzeugmotoren für ein paar Euros wahrscheinlich auch nicht
> wirtschaftlich.

BINGO! Die Optimierung erfolgt auf minimale Kosten, gleichzeitig aber 
auch minimale Leistung und Lebensdauer.

von Michael B. (laberkopp)


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Cubus2022 schrieb:
> Wieso nimmt denn der Wirkungsgrad mit zunehmender Nennleistung zu?

Nimmt er ja nicht unbedingt.

Steigende Ummagnetisierungsverluste beim Elektromotor oder schlechtere 
Zylinderfüllung beim Verbrennungsmotor reduzieren den Wirkungsgrad.

Es kommt also immer drauf an. Deine Verallgemeinerung aus Unkenntnis der 
breiten Vielfalt ist jedenfalls falsch. Urteile nicht aus Halbwissen.

von Elektrofan (Gast)


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>> Zudem ist Drehmoment oft proportional zum Strom.
>> Und der soll im unteren Drehzahlbereich nicht zu groß werden.

> Jeder Akkuschrauber hat eine Motorelektronik.
> Bohrmaschinen mit Netzanschluß eher nicht. Kommt drauf an.

Viele (nicht nur Bohr- und Wasch-)Maschinen mit Netzanschluss
haben einen Reihenschlussmotor (="Universalmotor",
der für sich alleine auch mit DC laufen kann).

Das Drehmoment eines solchen Motors ist ca. proportional zum 
Stromquadrat,
solange keine Sättigung im Eisen auftritt.

Schon bei meiner Bohrmaschine aus dem Baumarkt
(-von 1988, für unter 100 DM-, läuft immer noch einwandfrei...)
ist "Elektronik" eingebaut.

von Georg (Gast)


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Will man warum auch immer konstantes Drehmoment, ist dafür die 
abgegebene Leistung nicht konstant.

Georg

von Elektrofan (Gast)


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P = ω * M

(Leistung = 2  Pi  Drehzahl * Drehmoment)

von Cubus2022 (Gast)


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Danke für die vielen Antworten.
@Falk Wie können denn relative Verluste kleiner werden? Sie sind doch 
relativ. Meinst du konstante Verluste, die dann relativ bezogen auf die 
Nennleistung weniger ins Gewicht fallen?

von Wühlhase (Gast)


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Relative Verluste heißen die deshalb, weil sie in Relation zur 
Nennleistung eben nicht konstant sind.

Bei der Konstruktion bist du oft einfach gezwungen, anders zu bauen wenn 
du größer bauen willst. Nimm z.B. mal einen einfachen, freiliegenden 
Rundleiter. Du kannst den Querschnitt zwar beliebig aufblasen und damit 
den Widerstand proportional reduzieren. Die Oberfläche wächst aber nicht 
proportional mit, so daß du relativ zum Querschnitt immer weniger Wärme 
abführen kannst um dieselbe Temperatur zu halten.

Ein kleiner 1W-Spielzeugmotor hat vielleicht Verluste von 30% und mehr, 
die könntest du dir bei einem 20MW-Generator niemals auch nur annähernd 
leisten.

Aus dem Bauch heraus würde ich mal vermuten, daß der kleine 
Spielzeugmotor in Relation zu Größe und Nennleistung z.B. deutlich mehr 
Reibungsverluste hat als der Großgenerator.

von Falk B. (falk)


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Nimm einen Trafo oder DC-Motor. Wenn man dein mit sagen wir 1-5W baut, 
hat der bestenfalls 50% Wirkungsgrad. Das liegt daran, weil die 
Wicklungen relativ zur Leistung sehr hochohmig sind (weil sie viele 
Windungen mit dünnem Querschnitt benötigen), was viele Verluste 
bedeutet. Bei 1kW habem Motor/Trafo DEUTLICH bessere Wirkungsgrade, im 
Bereich 90% und mehr. Bei 1 MW und deutlich höher kommt man auf 99,x%, 
denn die Windungszahl ist dann sehr gering. Mal als grober Vergleich 
zweier Trafos.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen#Entwicklung_von_Netztrafos

1.) Trafo mit 1VA, geschätzter Eisenquerschnitt 1cm^2. An 230V braucht 
man ca. 10.300 Windungen! (230V, 50Hz, 1T) Damit man die auf den kleinen 
Kern bekommt (kleines Wickelfenster in X und Y Richtung), muss der Draht 
SEHR dünn sein, so um die 0,1mm im Durchmesser. Hohe ohmsche Verluste.

2.) Trafo mit 1MVA, geschätzter Eisenquerschnitt 1000cm^2 (ca. 30x30cm). 
Der braucht nur 10,3 Windungen! Die kann man relativ zum Wickelfenster 
mit DEUTLICH mehr Querschnitt bauen, wenn auch nicht endlos dick, auch 
bei 50Hz hat man nur ~10mm effektive Eindringtiefe wegen dem Skineffekt! 
Außerdem kann man so dicke Wicklungen mit Vierkantkupfer wickeln, 
wodurch die Toträume zwischen den Wicklungen (runder Draht) fast 
verschwinden.

Das Ganze kann man auch analytisch per Formeln herleiten, geht aber 
nicht so schnell. Das größte Problem der großen Trafos ist die immer 
schwieriger werdende Kühlung, denn das Verhältnis von Leistungsdichte zu 
Oberfläche wird immer schlechter. Trotz steigender Effizienz. Ein 1MVA 
Trafo mit 99% Wirkungsgrad muss immer noch 10kW Verlustwärme abführen. 
Und sooo groß ist so ein Trafo nicht, der ist ca. mannshoch und wieg 
vielleicht 5t. So grob, bin kein Trafoexperte.

von Alfred B. (alfred_b979)


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An solchen Stellen verlinke ich gerne was Bestimmtes. ;-)

(Das gilt auch für bewegte Elektrische Maschinen aka Motoren.
Und der hierfür relevante(ste) Teil beginnt grundsätzlich ab
(STRG+F, Eingabe) "Die Kernaussage der Ähnlichkeitsgesetze...")

https://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap1/Kapitel1.html#1.2.1

Manche nennen es auch "(Effizienz-)WUNDER der Großmaschine".
Vergewärtigt man sich das, wird vieles klarer.

von Falk B. (falk)


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Alfred B. schrieb:
> Manche nennen es auch "(Effizienz-)WUNDER der Großmaschine".
> Vergewärtigt man sich das, wird vieles klarer.

Tja, und wie ist das mit der Effizienz von vielen kleinen Invertern bei 
vielen kleine Solaranlagen? #Energiewende

von Alfred B. (alfred_b979)


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Falk B. schrieb:
> Tja, und wie ist das mit der Effizienz von vielen kleinen Invertern bei
> vielen kleine Solaranlagen?

Ok, ich weiß ja, was Du meinst. Aber mal ganz böse die Gegenfrage:

>> Und was hat das nun direkt mit dem Vergleich "Trafos (oder auch
Motoren) angenommen gleicher Bauart bei unterschiedlichen Größen"
zu tun, von dem der v. m. verlinkte Text nun mal handelt? <<

von Georg (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Tja, und wie ist das mit der Effizienz von vielen kleinen Invertern bei
> vielen kleine Solaranlagen? #Energiewende

Da gibt es nichts zu vergleichen - niemand, der sich eine Balkonanlage 
anschafft, hat die Alternative einer Solargrossanlage. Und umgekehrt 
auch nicht.

Die Alternative zu Kleinanlagen sind garkeine Anlagen. Für Klimaleugner 
ist das natürlich das einzig Wahre. Strom kommt ja aus der Steckdose.

Georg

von Cubus2022 (Gast)


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@Alfred B. Interessanter Link

von Falk B. (falk)


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Georg schrieb:
>> Tja, und wie ist das mit der Effizienz von vielen kleinen Invertern bei
>> vielen kleine Solaranlagen? #Energiewende
>
> Da gibt es nichts zu vergleichen

Sagt wer? Man kann also kleine Autos nicht mit großen vergleichen? Oder 
Autos mit Bussen und Bahnen? Soso.

>- niemand, der sich eine Balkonanlage
> anschafft, hat die Alternative einer Solargrossanlage. Und umgekehrt
> auch nicht.

Aha. Da liegt wieder unser aller Lieblingswort in der Luft. 
"alternativlos".

> Die Alternative zu Kleinanlagen sind garkeine Anlagen. Für Klimaleugner
> ist das natürlich das einzig Wahre. Strom kommt ja aus der Steckdose.

Klimaleugner? Was leugnen die? Die Existenz von Klima? Was es nicht 
alles gibt . . .
Und dein Spektrum an Alternativen ist, logischerweise, alternativlos.
Es gibt sogar Leute, die meinen "das Netz ist der Speicher, das ist 
alles schon durchgerechnet". Sind aber bestimmt nur Schwurbeler.

Ach Georg . . .

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