Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MOSFET Ansteuerung


von Florian L. (Gast)


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Hi,

beschäftige mich gerade mit der Ansteuerung von LeistungsMosfets... Hier 
ist mir untergekommen, dass die Ansteuerung immer über eine 
Gegentaktendstufe erfolgen soll. Kann mir jemand erklären, was das 
bedeuten soll, bzw was ich mir darunter für die Ansteuerung von 
Leistungsmosfets vorstellen kann? Was ist hier zu berücksichtigen und 
warum Gegentaktendstufe?

Danke!

: Verschoben durch Moderator
von Wolfgang (Gast)


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Florian L. schrieb:
> Was ist hier zu berücksichtigen und warum Gegentaktendstufe?

Zum schnellen Schalten willst du eine symmetrische Treiberleistung.

von Florian L. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Zum schnellen Schalten willst du eine symmetrische Treiberleistung.

Danke, aber ich bin jetzt gleich schlau wie vorher :) Kannst du mir das 
bitte etwas genauer erklären, was das bedeutet?

Danke!

von Peter K. (chips)


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um die Gate-Kapazität schnell laden und entladen zu können

von Teo D. (teoderix)


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von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Peter K. schrieb:
> ...um die Gate-Kapazität schnell laden und entladen zu können.

Hier mal ein Beispiel für so eine Push-Pull-Treiberstufe.

von Falk B. (falk)


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Florian L. schrieb:
> Kann mir jemand erklären, was das
> bedeuten soll, bzw was ich mir darunter für die Ansteuerung von
> Leistungsmosfets vorstellen kann?

https://www.mikrocontroller.net/articles/Ausgangsstufen_Logik-ICs

Push-Pull ist die englische Bezeichnung für Gegentaktendstufe.

> Was ist hier zu berücksichtigen

Nimm einen fertigen MOSFET-Treiber, so wie der Rest der Welt.

https://www.mikrocontroller.net/articles/MOSFET-%C3%9Cbersicht#MOSFET-Treiber

> und
> warum Gegentaktendstufe?

Damit man schnell und mit viel Strom nach HIGH und auch LOW schalten 
kann.

von Florian L. (Gast)


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Wow, danke, das macht natürlich Sinn.

D.h. vor allem bei LeistungsMOSFETS hat man unter Umständen auch höhere 
Umschaltströme für die Gatekapazität, die mit so einer Gegentaktstufe 
getrieben werden können.

Ist es eigentlich so, dass es dadurch nur schneller geht oder ist es 
überhaupt nur mit so einer Gegentaktendstufe möglich (sprich, wenn ich 
keine Gegentaktendstufe verwende, dauert dann die Umladung nur länger, 
weil ein kleinerer Strom in gleicher Zeit fließen kann, oder ist es ohne 
Gegentaktstufe gar nicht möglich, weil die hohen Umschaltströme einen 
alternativen Ausgang, der diese Ströme nicht kann, zerstören würde)?

Danke!

von Falk B. (falk)


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Florian L. schrieb:
> Wow, danke, das macht natürlich Sinn.

MOSFET-Treiber scheinen für dich Neuland (tm) zu sein . . .

> Ist es eigentlich so, dass es dadurch nur schneller geht oder ist es

Was heißt nur? In den allermeisten Anwendungen will und MUSS man schell 
schalten, damit die Schaltverluste minimiert werden und der MOSFET nicht 
abraucht.

> überhaupt nur mit so einer Gegentaktendstufe möglich (sprich, wenn ich
> keine Gegentaktendstufe verwende, dauert dann die Umladung nur länger,
> weil ein kleinerer Strom in gleicher Zeit fließen kann,

Rein prinziell kann man MOSFETs auch schnarchlangsam schalten. Auch mit 
der vergurktesten Ansteuerung. Ist aber selten sinnvoll und praktikabel.

> oder ist es ohne
> Gegentaktstufe gar nicht möglich, weil die hohen Umschaltströme einen
> alternativen Ausgang, der diese Ströme nicht kann, zerstören würde)?

Nein, das ist nicht das Problem.

von Stefan F. (Gast)


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Florian L. schrieb:
> Hier ist mir untergekommen, dass die Ansteuerung immer über eine
> Gegentaktendstufe erfolgen soll.

"Immer" würde ich nicht sagen. Schau dir meinen Aufsatz dazu an
http://stefanfrings.de/transistoren/index.html#verluste_gate

von Florian L. (Gast)


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Perfekt, danke. Ja, mosfet Treiber sind in der Tat Neuland für mich...

Soweit alles nachvollziehbar, eine Frage ist noch offen: Warum ist es 
mit der Gegentaktendstufe schneller als z.B. mit einem normalen 
digitalen Ausgang? Wenn ich z.B. gegen Masse schalte, kann der Strom 
doch beim "normalen" digitalen Ausgang gleich schnell abließen, wie bei 
der Push Pull Stufe, wo über den Transistor auf Masse geschalten wird?

Oder ist hier nur die Strombegrenzung der Grund? Sprich: über den 
Transistor der Push Pull Stufe kann ein höherer Strom fließen als über 
den normalen digitalen Ausgang. D.h. höherer Strom in kürzerer Zeit über 
den Transistor transportiert die gleiche Ladung wie kleinerer Strom über 
längere Zeit (Standard Ansteuerung)

Ich nehme an dass der zweite Absatz in die richtige Richtung geht und 
der Grund ist, bitte aber um Bestätigung bzw Korrektur der Experten :)

Vielen Dank!

von Stefan F. (Gast)


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Florian L. schrieb:
> Warum ist es mit der Gegentaktendstufe schneller als
> z.B. mit einem normalen digitalen Ausgang?

Ist es nicht. Ein normaler digitaler Ausgang hat eine 
Gegentakt-Endstufe.

Mit einer stärkeren Endstufe, die mehr Strom liefert bzw. abzieht, 
lassen die Gate-Kapazitäten schneller umladen.

von Gerald B. (gerald_b)


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Florian L. schrieb:
> eine Frage ist noch offen: Warum ist es
> mit der Gegentaktendstufe schneller als z.B. mit einem normalen
> digitalen Ausgang?

Zwei Dinge stehen dem entgegen:
- zum Einen kann ein digitaler Ausgang z.B. an einem ATMEGA 328 maximal 
40 mA schalten. Ein Gatetreiber kurzzzeitig aber Umladeströme von 1 
Ampere handeln. Der  Gatetreiber ist also wesentlich niederohmiger.
- zweitens schaltet ein Digitalausgang mit 5V oder bei 3,3V Versorgung 
logischerweise eben auch nur mit 3,3V Pegel. Die "dicken Brummer" an 
Mosfets geben sich mit Logic Level Pegel aber nicht zufrieden, sondern 
wollen am Gate 12 oder 15V sehen, um nicht nur ein bisschen, sondern 
richtig aufzumachen.

von Florian L. (Gast)


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Gerald B. schrieb:
> - zum Einen kann ein digitaler Ausgang z.B. an einem ATMEGA 328 maximal
> 40 mA schalten. Ein Gatetreiber kurzzzeitig aber Umladeströme von 1
> Ampere handeln. Der  Gatetreiber ist also wesentlich niederohmiger.

OK, und genau das ist verkünpft mit meiner Aussage oben:

Florian L. schrieb:
> D.h. höherer Strom in kürzerer Zeit über
> den Transistor transportiert die gleiche Ladung wie kleinerer Strom über
> längere Zeit (Standard Ansteuerung)

D.h. mit einem Gate Treiber bzw einer PushPull Gegentaktendstufe kann 
ich in kürzerer Zeit meine Gatekapazität umladen, weil sie einen höheren 
Stromfluss ermöglicht und damit in kürzerer Zeit mehr Ladung 
transportiert wird, korrekt?

von Johannes F. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Rein prinziell kann man MOSFETs auch schnarchlangsam schalten. Auch mit
> der vergurktesten Ansteuerung. Ist aber selten sinnvoll und praktikabel.

Ein Beispiel, wo absichtlich langsam geschaltet wird, um EMV-Störungen 
zu reduzieren, ist ein Phasenabschnittdimmer von ELV:
https://web.archive.org/web/20050122181507/http://www.elv-downloads.de/service/manuals/DI300/37378-DI300.pdf

von Gerald B. (gerald_b)


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Florian L. schrieb:
> D.h. mit einem Gate Treiber bzw einer PushPull Gegentaktendstufe kann
> ich in kürzerer Zeit meine Gatekapazität umladen, weil sie einen höheren
> Stromfluss ermöglicht und damit in kürzerer Zeit mehr Ladung
> transportiert wird, korrekt?

Genau. Und mit dem Gatetreiber eben noch schneller, als mit einem 
einfachen Digitalausgang

von Johannes F. (Gast)


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Florian L. schrieb:
> Florian L. schrieb:
>> D.h. höherer Strom in kürzerer Zeit über
>> den Transistor transportiert die gleiche Ladung wie kleinerer Strom über
>> längere Zeit (Standard Ansteuerung)
>
> D.h. mit einem Gate Treiber bzw einer PushPull Gegentaktendstufe kann
> ich in kürzerer Zeit meine Gatekapazität umladen, weil sie einen höheren
> Stromfluss ermöglicht und damit in kürzerer Zeit mehr Ladung
> transportiert wird, korrekt?

Korrekt ist „[…] und damit in kürzerer Zeit die gleiche Ladung bei 
höherer Stromstärke transportiert wird.“
Die Ladungsmenge Q bleibt die gleiche (gleiche Gatespannung 
vorausgesetzt).

von Stefan F. (Gast)


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Florian L. schrieb:
> D.h. mit einem Gate Treiber bzw einer PushPull Gegentaktendstufe kann
> ich in kürzerer Zeit meine Gatekapazität umladen, weil sie einen höheren
> Stromfluss ermöglicht und damit in kürzerer Zeit mehr Ladung
> transportiert wird, korrekt?

Nicht "weil", sondern "wenn".

Wie gesagt sind normale Ausgänge von CMOS Mikrochips bereits mit einer 
PushPull Gegentaktendstufe ausgestattet. Für deine Frage ist 
entscheidend, wie viel Strom sie liefert. Eine andere Gegentaktendstufe 
ist nur dann schneller/besser, wenn sie mehr Strom liefert.

Bei einem genau dafür gemachten Treiber IC ist das natürlich der Fall, 
sonst könnte man ja gleich ein banales Logikgatter nehmen.

Bedenke aber, dass die Stromversorgung das auch hergeben muss. Mit einer 
CR2032 kann man keine 1 Ampere erreichen.

von Wolfgang (Gast)


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Florian L. schrieb:
> Warum ist es mit der Gegentaktendstufe schneller als z.B. mit einem normalen
> digitalen Ausgang?

Ein "normaler digitaler Ausgang" mit push-pull Anordnung IST eine 
Gegentaktendstufe, nur nicht für hohe Ströme, während eine spezielle 
Treiberstufe für einen größeren MOSFET auch gerne mal mehrere Ampere 
liefern kann.

von Falk B. (falk)


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Die Alternative zur Gegentaktendstufe heißt Open Drain/Kollektor mit 
Arbeitswiderstand, in Analogbereich auch als Klasse A Verstärker 
bekannt. Der hat aber massive Nachteile.

* Bei LOW fliesst immer Strom
* Die Schaltflanke von LOW nach HIGH ist relativ langsam, weil sie nur 
durch den meist recht grossen Pull-Up Widerstand gezogen wird 
(RC-Ladekurve)

Ein schwacher MOSFET-Treiber hat vielleicht 10 Ohm Ausgangswiderstand. 
Das schafft man mit einem Open Drain praktisch nicht, denn dann würde 
bei LOW dauerhaft 1,2A bei 12V Versorgungsspannung fließen.
Gegentaktendstufen brauchen im Ruhezustand sehr wenig Strom, meist unter 
1mA. Nur beim Umschalten fließt viel Strom in/aus der Lastkapazität 
(MOSFET-Gate).

von Florian L. (Gast)


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Perfekt, wieder einiges dazugelernt, und jetzt ist mir alles klar!

Danke vielmals!

von Alfred B. (alfred_b979)


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Du beschäftigst Dich offenbar mit der Ansteuerung dicker
Leistungs-Mosfets, ohne die Grundeigenschaften derer und
auch die Unterschiede zu Bipolartransistoren zu kennen.

Leistungsfähige Mosfet-TREIBER (um schnell/steilflankig
sowie dann auch mit annähernd selber Ein- wie Ausschalt-
Zeit zu schalten) kann man aus Bipolartransistoren (BJTs,
Bipolar Junction Transistors) in Gegentaktschaltung bauen.

Solch selbstgebaute Gegentaktendstufen aus BJTs betreibt
man i.A. mitsamt stromlimitierendem R_Gate(vor) zwischen
Gegentakt-Ausgang ("High/Low Switching Node") und Gate.

Die meisten Gate-Treiber (nicht alle), auch die meisten
µC-Ausgänge, haben als Endstufen CMOS, also P+N Mosfets.
Auch das sind Gegentakt Endstufen, allerdings haben die
Gate-Treiber zu 99% auch so nützliche Dinge wie Unter-
spannungserkennung der Treiber-Versorgung (und folgend
Deaktivierung des Treiber-Ausgangs, was den Mosfet vor
zu niedriger Ansteuerspannung/die Gesamtschaltung vor
Defekt des Mosfets und weiterer Anteile... schützt) wie
auch Schmitt-Trigger-Eingänge (Rechteckformung) schon
mit integriert - Falk ist da nicht grundlos "ein Fan".

µC-Ausgänge sind aber (im Gegensatz zu Gate-Treibern wo
erst der dazwischengeschaltete R_Gate(vor) dafür sorgt)
"selbst stark stromlimitierend", weil ziemlich hochohmig
- vor allem weil diese CMOS Endstufen winzigst sind.

(Was übrigens die mögl. max. Schaltgeschwindigkeit bzw.
Flankensteilheit, und damit auch Schaltfrequenz, recht
stark beschränkt - je mehr, je höher die Gatekapazität/
-ladung, also kurz: Je "dicker" der Mosfet.)

Gate-Treiber hingegen bestehen zwar wie gesagt meist aus
CMOS Technologie, auch die Endstufen. Hierbei allerdings
so niederohmig, daß ebenfalls ein R_Gate(vor) nötig, weil
sie selbst nicht ansatzweise ausreichend den Gate-Umlade-
Strompeak dämpfen (zum eigenen Schutz, und um den Mosfet
definiert, nicht schneller als nötig, zu schalten).

Zwar wäre eine Stromlimitierung mit integrierbar, aber
... es ist halt am einfachsten, den R_Gate(vor) auf den
jew. Mosfet und die jew. Anwendung anzupassen.


Dies erst mal nur ergänzend zu den schon von den anderen
Usern getätigten Aussagen - allerdings rate ich Dir, Dich
zuallererst mal in die Bauteilkunde zu stürzen, bevor Du
Schaltungstechnik (z.B. Treiber) anzugehen versuchst.

: Bearbeitet durch User
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