Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verdrillung von Datenleitungen


von Ivan (Gast)


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Hallo alle zusammen!

Man kann ja Datenleitungen miteinander verdrillen
(Datenleitung+ zusammen mit Datenleitung-) um die Störanfälligkeit des 
Kabels zu reduzieren.

Meine Frage: Kann das Kabel durch äußere Einflüsse gestört werden, wenn 
die Datenleitungen separat verdrillt werden, also Datenleitung+ alleine 
und Datenleitung- alleine? Oder hat das keinen Sinn?

Danke!

LG Ivo

von Klaus (feelfree)


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Ivan schrieb:
> also Datenleitung+ alleine

Wie willst Du denn eine einzelne Datenleitung verdrillen, mit sich 
selbst? Also eine Art Spiralkabel daraus machen?

Die Verdrillung erfolgt immer paarweise, damit äußere Störungen auf 
beide Adern gleich einwirken und sich daher aufheben.

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Wie geht denn separates verdrillen?
Ein Leitungspaar mit D+ und D- verdrillt man deshalb, weil eine Störung 
von außen auf beiden das selbe Störsignal einbringt, also D+ + S und D- 
+ S erzeugt.
Im Empfänger wird D+ und D- voneinander subtrahiert, im Idealfall gibt 
das dann
(D+ + S) - (D- + S) = 2*D -> die Störung ist weg und das Nutzsignal 
doppelt so groß.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ivan schrieb:
> Kann das Kabel durch äußere Einflüsse gestört werden, wenn
> die Datenleitungen separat verdrillt werden, also Datenleitung+
> alleine und Datenleitung- alleine?

Verdrillen betrifft immer zwei Leitungen (bei mehr als 2 spricht man von 
"Verseilung"). Eine "Leitung ... alleine" kann nicht verdrillt sein.

Wenn du Verdrillen mit GND meinst: ja, das hat man früher so gemacht. 
Allerdings braucht man dann keine zwei Datenleitungen 
entgegengesetzter Polarität.

von Attila Armbrust (Gast)


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Ivan schrieb:
> Meine Frage: Kann das Kabel durch äußere Einflüsse gestört werden, wenn
> die Datenleitungen separat verdrillt werden, also Datenleitung+ alleine
> und Datenleitung- alleine? Oder hat das keinen Sinn?

Tja, Grundlagen vergessen? Wann und Warum bringt "Verdrillen" Vorteile? 
Tipp: Magnet (H-) Feld eines stromdurchflossenen Leiters, auch als 
Biot-Savart-Gesetz bekannt.

von Ivan (Gast)


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Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung 
durchzuführen. Geht das?

von Klaus (feelfree)


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Ivan schrieb:
> ein zweites D+

Bitte nicht so viele Informationen auf einmal.

> Geht das?

Nein.

von HildeK (Gast)


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Ivan schrieb:
> Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung
> durchzuführen. Geht das?

Geht schon, es hat nur keine Wirkung uns ist deshalb sinnfrei.
Was wirkt habe ich oben erklärt und auch warum.

von Joachim B. (jar)


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Ivan schrieb:
> Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung
> durchzuführen. Geht das?

ja

aber

HildeK schrieb:
> ist deshalb sinnfrei

von oszi40 (Gast)


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1. Man verdrillt immer paarweise, damit sich das Übel möglichst aufhebt.
2. Allerdings können auch ungünstige Masseverbindungen Ausgleichsströme 
verursachen.
3. Mehr da: https://netzmafia.ee.hm.edu/skripten/netze/twisted.html

von Schlaumaier (Gast)


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Ivan schrieb:
> Meine Frage: Kann das Kabel durch äußere Einflüsse gestört werden, wenn
> die Datenleitungen separat verdrillt werden, also Datenleitung+ alleine
> und Datenleitung- alleine? Oder hat das keinen Sinn?

Frag mal Leute mit DSL. ;)  Diese Technik machen die Telekomiker seit 
sie wissen wie ein Kabel aussieht. Besonders im Keller eines 
Mehrfamilienhaus.

Klemmen sind teuer und kosten ergo viel Geld. Und löten ;) Die meisten 
wissen nicht mal auf welcher Seite man ein Lötkolben anfassen muss.

Ach und DSL besonders die "modernen" Varianten funktionieren ziemlich 
brauchbar.

Damit mich keiner Missversteht. Ich rede hier von der berühmten "Letzten 
Meile".

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Joachim B. schrieb:
>> Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung
>> durchzuführen. Geht das?
>
> ja
>
> aber
>
> HildeK schrieb:
>> ist deshalb sinnfrei
Falsch. Der Sinn ist, die gleiche Störanfälligkeit zu behalten, aber das 
Übersprechen zwischen den Datenleitungen zu maximieren. (Wer immer das 
braucht...)

von Hp M. (nachtmix)


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Ivan schrieb:
> Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung
> durchzuführen. Geht das?

Von einer anderen Datenleitung?
Was du damit erzeugst, nennt man Übersprechen.

von -gb- (Gast)


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von Niemand (Gast)


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Ivan schrieb:
> Man kann ja Datenleitungen miteinander verdrillen

Nö, die sind eigentlich schon verdrillt als Kabel oder Leitung,
Wenn dann meinst du doch Einzeladern?
Nimm einfach ein fertiges Kabel oder Leitung und dann ist das schon so 
richtig, oder erkläre das mal genauer!
Und die ganzen Schlauen hier drüber, ihr könnt wohl alle Hellsehen?

von Georg (Gast)


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Ivan schrieb:
> wenn
> die Datenleitungen separat verdrillt werden, also Datenleitung+ alleine

Natürlich kann man auch einen einzelnen Draht verdrillen, indem man rohe 
Gewalt anwendet, nur interessiert das den fliessenden Strom überhaupt 
nicht und deshalb hätte das auch keinerlei Wirkung.

Also kein Wunder dass niemand auf eine solche Idee kommt, ausser dem TO. 
Bei dickeren Drähten wären auch sehr hohe Kräfte notwendig.

Georg

von Attila Armbrust (Gast)


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Die Alternative für signle ended wires gegnüber twisted pair heisst 
shielded resp. coax .

Schlitz ein VGA-kabel auf und schau rein: 
https://lh3.googleusercontent.com/-slF__iKdsPc/WrkXXqIwAZI/AAAAAAABQQ0/ioBSoreRkT0GC4BSTyO8yvCoF2ubQ-c2wCHMYBhgL/w400/vga-cable.jpg

von Harald W. (wilhelms)


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Georg schrieb:

> Natürlich kann man auch einen einzelnen Draht verdrillen,

Wenn es sich um Litze handelt, ist diese ja bereits verdrillt.

von Joachim B. (jar)


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Georg schrieb:
> Natürlich kann man auch einen einzelnen Draht verdrillen, indem man rohe
> Gewalt anwendet, nur interessiert das den fliessenden Strom überhaupt
> nicht und deshalb hätte das auch keinerlei Wirkung.

aber er wird schön gerade, machten wir in der Ausbildung als Lötübung.
Ein Quadrat löten aus 10 Stäben 12cm abisolierter Aderleitung starr 
H07V-U 1,5mm² als Gitter. Der Ausbilder griff dann, nach unser schönen 
Lötarbeit, in die inneren Quadrate mit seinen beiden Händen, je 4 
Finge,r rein und zog kräftig.
Hinterher meinte er, die Lötstellen (die gerissen waren) sind schlecht.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> Ein Quadrat löten aus 10 Stäben

Wie geht das denn?

LG, Sebastian

von Attila Armbrust (Gast)


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Sebastian schrieb:
> Ein Quadrat löten aus 10 Stäben
>
> Wie geht das denn?

4 Stäbe die Seiten, dann dreie quer und dreie längs wie bei einem 4x4 
Magischen Quadrat ...

https://www.daskreativeuniversum.de/wp-content/uploads/2019/12/Magisches-Quadrat-Melencolia-I.png

Echt, einfachstes Vorstellungsvernögen fehlt den Leuten.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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HildeK schrieb:
> Wie geht denn separates verdrillen?
> Ein Leitungspaar mit D+ und D- verdrillt man deshalb, weil eine Störung
> von außen auf beiden das selbe Störsignal einbringt, also
> D+ + S und D- + S erzeugt.
> Im Empfänger wird D+ und D- voneinander subtrahiert, im Idealfall gibt
> das dann (D+ + S) - (D- + S) = 2*D -> die Störung ist weg und das
> Nutzsignal doppelt so groß.
Dafür ist im Grunde noch keine Verdrillung notwendig, es reicht eine 
differentielle Übertragung. Der Vorteil der differentiellen Übertragung 
auf einer verdrillten Leitung ist, dass sich die eingekoppelte Störung 
nach jedem "Schlag" (also nach 1 "Umdrehung") von selbst auslöscht und 
es so gar nicht bis zum Empfänger schafft. Dort habe ich das mal für 1 
Schlag aufgezeichnet, und wie man aus dem Threadverlauf erkennt, ist es 
ist offenbar nicht so leicht zu begreifen:
Beitrag "Re: Neo Pixel info"

Ivan schrieb:
> Hätte mir gedacht ein zweites D+ zu nehmen und dann eine Verdrillung
> durchzuführen. Geht das?
Es ist sinnlos z.B. bei einem HDMI-Signal den D0+ und den D1+ 
miteinander verdrillen. Dann funktioniert nämlich genau die gewünschte 
Auslöschung der Störungen nicht mehr. Schlimmer noch: weil das Kabel eng 
umschlungen ist, gibt es kapazitive Überkopplung zwischen diesen beiden 
Leitungen.

Harald W. schrieb:
> Wenn es sich um Litze handelt, ist diese ja bereits verdrillt.
Das muss nicht sein. Normale Schaltschranklitzen sind nicht verdrillt, 
sondern laufen schön gerade nebeneinander über die gesamte Länge im 
Leiter.

: Bearbeitet durch Moderator
von Helmut -. (dc3yc)


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Sebastian schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> Ein Quadrat löten aus 10 Stäben
>
> Wie geht das denn?

Das "Quadrat" nennt sich "Gitter".

von Joachim B. (jar)


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Helmut -. schrieb:
> Das "Quadrat" nennt sich "Gitter".

das Gitter ist ein Quadrat mit innen 16 Quadrate. :-P

von Niemand (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> machten wir in der Ausbildung als Lötübung.
> Ein Quadrat löten aus 10 Stäben 12cm abisolierter Aderleitung starr
> H07V-U 1,5mm² als Gitter. Der Ausbilder griff dann, nach unser schönen
> Lötarbeit, in die inneren Quadrate mit seinen beiden Händen, je 4
> Finge,r rein und zog kräftig.
> Hinterher meinte er, die Lötstellen (die gerissen waren) sind schlecht.

Solchen Quark habt ihr auch noch gemacht, bei uns waren 0,7 er Cu-Drähte 
blank angesagt, erst sauber verzinnen u. dann diese Gitter löten, war 
ein paar Stdn. oder gar Tage echte Arbeit, u. hat eigentlich nichts 
gebracht. Außer Zeit rumbringen mit solchen Blödsinn. Uhrmacher oder 
Goldschmied wollte keiner von uns werden. Anstatt in Geräten rumzulöten, 
was ja wohl mal der Sinn war, oder an Rangierleisten, was später auch 
noch kam ..., das 1/2 Jahr längere Lehrausbildung musste ja auch 
"sinnvoll" umgesetzt werden.

von Joachim B. (jar)


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Niemand schrieb:
> Solchen Quark habt ihr auch noch gemacht

ich fand die Ausbildung aus heutiger Sicht super (damals eher nicht).
Wir hatten im ersten Lehrja(h)r 8h täglichen Unterricht, kein Ausfegen, 
kein Einholen nur lernen!
Wir waren nach einem Jahr fit für die Meisterprüfung meinte der 
Ausbilder, dann kam der 2te Ausbilder für die Praxis, zuletzt 2 
Ausbilder für 3 Auszubildene. Dann konnten und mussten wir in der 
Lehrwerkstatt produktiv arbeiten, reparieren, aber auch mit viel Spass. 
Immer hatte der Ausbilder lustige Anekdoten zu erzählen was auch mal die 
Pausen verdoppelte!

von Niemand (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> ich fand die Ausbildung aus heutiger Sicht super (damals eher nicht).
Ich fand die damals schon komisch, nur was macht man nicht alles als 
Azubi, blos nicht drüber nachdenken. Da wurde Zeit für solchen Blödsinn 
vertrödelt, aber als dann das praktische Berufsleben losging war klar 
warum nur Mist gemacht wurde, Leistungsbau erfordert nicht viel Grips. 
Nur wollte uns das von den Lehrkräften keiner so verklickern, denn im 5. 
Lehr-1/2-Jahr war es dann raus, Kabelaffen zur billigen Installation auf 
Großbaustellen, u. der Beruf hieß dann FA für Nachrichtentechnik. 
Schalten Prüfen Messen war eigentl. auch nur Füllstoff, u. 
Rangierleisten Löten lernt man in ner 1/2 Std. auch so. Die Herstellung 
von einem spez. Werkzeug, ein Kabelgarn-Schiffchen zum Binden von 
Kabelbäumen mit dicken FM-InnenRaum-Leitungen aus Flachfederstahl, u. 
die heutigen Lehrpläne sehen ganz anders aus als damals. Kdn.Beratung u. 
Planung, damals das Auswendiglernen des Farbschlüssels vom 2 - 100 DA 
I-Y-St-Y, was ein Blödsinn, sowas wurde nie gebraucht u. wenn dann hat 
man das auch ohne hinbekommen mit Vorsicht beim Aufdröseln.
Die meisten bei uns waren fit für den Absprung nach Lehrende, weil als 
Kabelaffe macht man keine 2,5 Jahre Ausbildung, wovon das letzte 1/2 
Jahr die  komplette Arbeit auf der Baustelle war.

von Martin H. (horo)


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Niemand schrieb:
> Aufdröseln

... und damit sind wir wieder beim Thema VERDRILLEN

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