Forum: Platinen Fehler im Platinenlayout vermeiden


von Joachim Müller (Gast)


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Eines vorweg - ich bin nur Hobbyelektroniker. Ich habe recht viel Freude 
an Easyeda gefunden. Klappt auch ganz gut. Nur ärgere ich mich, das es 
immer 2 oder 3 Bestellungen bedarf bis alles richig ist. Mal an 
Bohrungen nicht gedacht, mal einen Fehler im Netznamen gemacht. 
Vielleicht ist es Lehrgeld oder gibt da einige Regeln die man beachten 
kann?

Dankeschön

von yesitsme (Gast)


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Du könntest andere einmal drüberschauen lassen oder erstmal eine Nacht 
drüber schlafen bevor du bestellst und dann noch mal alles richtig 
überprüfen.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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- Einen Tag später noch mal drüber schauen
- Eigene Checklisten führen (Signalnamen, Beschriftungen, 
Positionen,...)
- Das Layout mal 1:1 ausdrucken und schauen, wie es in Originalgröße 
aussieht und mechanisch passt


Ansonsten. Es sind Erfahrungen die man sammelt und mit denen man sich 
verbessert. Klar ärgere ich mich, wenn ich was mit Fädeldraht 
korrigieren muss, aber am Ende ist es ein Einzelstück und wird nicht 
10.000fach hergestellt.

Ich notiere mir dann im Schaltplan die Verbesserungen, falls ich 
irgendwann noch mal eine Neuauflage von einem Projekt machen sollte.

von Gustl B. (-gb-)


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Man kann Layouts auch manchmal so erstellen, dass die reparierbar sind. 
Also z. B. Leitungen von IC zu IC nicht nur auf Innenlagen führen 
sondern irgendwo zugänglich machen. Wenn Platz ist Footprints für 
weitere optionale Bauteile reinsetzen. Bei Spannungsteilern noch 
parallel zu den Widerständen weitere Pads für Widerstände, dann kann man 
später einen 2. Widerstand parallel schalten wenn man z. B. den 
passenden Wert nicht hat. Oder man kann von Vout einen kleinen 
Kondensator zu Feedback bestücken an DCDCs wenn man solche Pads hat.

Aber wichtiger ist eigentlich, dass man bei komplexeren Platinen 
einzelne Baugruppen darauf möglichst für sich getrennt testen kann. Dazu 
sollte dann die Spannungsversorgung von anderen Teilen trennbar sein. 
Hat man einen Fehler in der Spannungsversorgung, dann trennt man die ab 
und speist stattdessen von Extern Spannungen mit Netzteilen ein. Das ist 
wichtig, dass man möglichst schon bei Revision A alle Fehler findet und 
Revision B dann fehlerfrei ist. Also auch nicht Revision B bestellen 
wenn man einen Fehler auf Revision A gefunden und gefixt hat, nein, erst 
nach weiteren Fehlern suchen mit der Revision A. Und das geht, wenn man 
im Layout einzelne Gruppen getrennt in Betrieb nehmen kann.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joachim Müller schrieb:
> Vielleicht ist es Lehrgeld oder gibt da einige Regeln die man beachten
> kann?

Wenn Du nicht selbst die richtigen Schlüsse daraus ziehst und z.B. 
eigene Checklists anlegst und für künftige Projekte verwendest, wirst Du 
dieses Lehrgeld immer wieder bezahlen. Aber in der Tat passieren einem 
auch als "Profi" gelegentlich ärgerliche Fehler, z.B. ein falscher 
Footprint zu einem Widerstand oder Kondensator. Es ist sehr ratsam, nach 
der Fertigstellung nicht eine Nacht lang darüber zu schlafen und das 
ganze dann noch einmal zu kontrollieren.

von Wühlhase (Gast)


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Am besten nicht nur eine Nacht, sondern ruhig eine Woche ins Land gehen 
lassen bevor du dein Werk nochmal kontrollierst. Du mußt aus deiner 
Betriebsblindheit rauskommen.

Und ja, ansonsten Checklisten machen (da gibt es auch gute Beispiele im 
Internet, hier hat sicher auch der ein oder andere etwas beizusteuern). 
Schaltplan ausdrucken und Haken machen was alles ok ist.

von Mucky F. (Gast)


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Joachim Müller schrieb:
> Vielleicht ist es Lehrgeld oder gibt da einige Regeln die man beachten
> kann?

Checklisten gibt es im web, musst Sie halt an deine Bedürfnisse 
anpassen. Meine sind .txt* Dateien und werden von einem Checklist Ordner 
kopiert (ob das bei EasyEda im web funzt weiß ich nicht)

Beispiel Bohrloch (das [ ] ist zum ankreuzen z.B. [x] und steht wg. 
Übersicht vorn )

[ ] Bohrbild mit Mechteil kongruent
[ ] Schraubenkopf  Mutternkreis  Metalldome ohne traces
[ ] Steckschlüsselkreis ohne Bauteile (Schraubseite)

usw.

Dann gibt es noch eine Checkliste für die Bestellung und einen Sammler 
wenn es mehr als zwei,drei sind

_____
* .txt Datei weil leicht zu ändern.

von W.S. (Gast)


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Joachim Müller schrieb:
> Mal an
> Bohrungen nicht gedacht, mal einen Fehler im Netznamen gemacht.

Das Easyeda ist ne Web-Anwendung, wenn ich das richtig gelesen habe. Was 
mich dabei wundert ist, daß es offenbar keinen DRC und ERC gibt - oder 
hast du das bloß noch nicht gefunden?

Normalerweise sind die Bohrungen beim Via bzw. beim Bauteil (wenn THT) 
enthalten. Man kann sie also nicht vergessen - aber sowas kann ja bei 
diesem Ferntool ganz anders sein. Ein ähnliches gilt für den 
Keepout-Bereich und Bestückungsdruck bei Befestigungslöchern etc.

Also, schau nochmal gründlich nach, irgendwo werden sich vermutlich die 
Tests auf Designregeln und elektrische Regeln finden lassen - und dann 
benutze diese bevor du deine LP in die Fertigung gibst.

W.S.

von michael_ (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> - Das Layout mal 1:1 ausdrucken und schauen, wie es in Originalgröße
> aussieht und mechanisch passt

Auf Pappe oder Platinenmaterial aufziehen und die wichtigsten mech. 
Bohrungen machen.
Überraschung ist garantiert.

von michael_ (Gast)


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W.S. schrieb:
> Normalerweise sind die Bohrungen beim Via bzw. beim Bauteil (wenn THT)
> enthalten.

Sollte man wissen, Bohrungen sind keine PIN und auch keine 
Durchkontaktierung.
Sind drei grundverschiedene Sachen.

von Mark S. (voltwide)


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PCB-Layouts am PC mache ich seit den Anfängen von Eagle, heute mit 
KiCAD. Maßgebliche Referenz ist der Schaltplan, aus dem über Netzlisten 
das Layout erstellt (forward annotation). Für die korrekte Platzierung 
hat sich die 3D-Vorschau als große Hilfe erwiesen. Dank DRC-check 
passieren praktisch keine Fehler mehr im Layout. Fehler, so die denn 
passieren, stammen ausschliesslich aus dem Schaltplan und den 
zugehörigen Bauteilbeschreibungen.
Dank dieser Hilfen komme ich nach über 30-jähriger Tätigkeit meistens 
mit 3 Schüssen hin.
Tatsächlich ist schon der Schaltplan oft eine "never ending story".
Also - Du bist nicht allein!

: Bearbeitet durch User
von Bauform B. (bauformb)


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michael_ schrieb:
> W.S. schrieb:
>> Normalerweise sind die Bohrungen beim Via bzw. beim Bauteil (wenn THT)
>> enthalten.
>
> Sollte man wissen, Bohrungen sind keine PIN und auch keine
> Durchkontaktierung. Sind drei grundverschiedene Sachen.

Trotzdem sollten sie bei einem Bauteil dabei sein. Normalerweise lege 
ich das Gehäuse genau wie jedes andere Bauteil an. Der einzige 
Unterschied ist, dass Kunststoffgehäuse Null Pins haben, Metallgehäuse 
haben u.U. einen Erdungspin. Deswegen, und wegen der Stückliste, tauchen 
die auch im Schaltplan auf.

So ein Bauteil kann auch die Platinenkontur enthalten. Speziell bei 
Eagle lohnt sich das, weil man die dann nicht versehentlich verschieben 
kann. Damit erledigen sich diese Dinge von selbst, bzw. erzeugen DRC 
Fehler:

Mucky F. schrieb:
> [ ] Bohrbild mit Mechteil kongruent
> [ ] Schraubenkopf  Mutternkreis  Metalldome ohne traces
> [ ] Steckschlüsselkreis ohne Bauteile (Schraubseite)

Ich mache das auch für Europakarten, obwohl die einfach nur rechteckig 
sind. Aber sie haben auch Bohrungen für die Befestigung der Frontplatte 
und immer den gleichen Stecker an der gleichen Stelle. Und die Bauteile 
dürfen nicht zu dicht am Rand sitzen.

von Cyblord -. (cyblord)


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michael_ schrieb:
> Auf Pappe oder Platinenmaterial aufziehen und die wichtigsten mech.
> Bohrungen machen.
> Überraschung ist garantiert.

Da man nur mit geprüften Footprints und 3D Modellen arbeitet, sicher 
nicht.

von Jan (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Auf Pappe oder Platinenmaterial aufziehen und die wichtigsten mech.
>> Bohrungen machen.
>> Überraschung ist garantiert.
>
> Da man nur mit geprüften Footprints und 3D Modellen arbeitet, sicher
> nicht.

Man kann auch die ganze Platine mit dem 3D Drucker ausdrucken. Auch hier 
gibt es die eine oder andere mechanische Überraschung .

von Keks F. (keksliebhaber)


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Hallo,

die Platinen ordere ich, wenn es geht, als letztes. Die Komponenten habe 
ich alle vorher. Wenn es geht, habe ich über Breadboards mit 
Adapterplatinen idealerweise die ganze Schaltung vorgetestet.
Dann drucke ich die Platine auf Papier 1:1 aus. Aus dem Baumarkt habe 
ich so einen Steckschwamm für Blumen gekauft. Da lege ich die Platine 
drauf, Befestigungspunkte nehme ich tatsächlich als Befestigungspunkte, 
stecke Reißzwecken oder Ähnliches durch.
Dann lege ich die Komponenten auf, angefangen mit durchkontaktierenden 
Komponenten, damit die SMDs nicht runterfallen und die Platine fester 
auf dem Schwamm steckt.

Dennoch wird es immer Fehler geben. Vernünftiges Design hilft dir bei 
der Vermeidung und bei evtl. vorzunehmenden Änderungen. Feiner 
klarlack-isolierter Lötdraht 0.1-1mm und Lötstoppmaske in der Spritze 
helfen nach.

Der Vorposter hat 3D drucken gesagt. Das muss ich mal für mich 
ausprobieren. Das klingt gut. Mal schauen, ob ich für mein Projekt 
Modelle für die nötigsten Einzelkomponenten habe.

: Bearbeitet durch User
von Bauform B. (bauformb)


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Keks F. schrieb:
> Der Vorposter hat 3D drucken gesagt.

Bei den heutigen Platinenpreisen und -Lieferzeiten kannst du genauso gut 
eine echte Platine nehmen. Mit etwas Glück ist die sogar schon ganz 
richtig.

von Keks F. (keksliebhaber)


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Das stimmt, aber als extra Schritt ist das finde ich gerechtfertigt.
Halbe Stunde Druckzeit, 3ct Druckkosten, vs. 1 Woche warten und 10€ weg 
(Versand ist ja am Anfang teuer und geht dann bei größerer Bestellung 
pro Platine runter). Ich bestelle auch mehrere Platinen für verschiedene 
Projekte auf einmal.
Ich denke der Druck wird Teil meines Testprozederes sein.

von Bernd (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Mit etwas Glück ist die sogar schon ganz
> richtig.

Darum ging es ja ursprünglich. Es hat halt nicht jeder so viel Glück wie 
Du:

Joachim Müller schrieb:
> Nur ärgere ich mich, das es
> immer 2 oder 3 Bestellungen bedarf bis alles richtig ist.

Auch meine Platinen sind selten zu 100% korrekt, aber i.d.R. läßt sich 
das mit kratzen, fräsen, Pin hochbiegen, Fädeldraht oder Bauteil auf dem 
Rücken ankleben korrigieren...

von W.S. (Gast)


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michael_ schrieb:
> Sollte man wissen, Bohrungen sind keine PIN und auch keine
> Durchkontaktierung.

Ach?
Die Löcher für die Beine der THT-Bauteile oder die Vias werden nicht 
gebohrt, sondern z.B. mit der Kalaschnikoff durchgeschossen? OK, man 
lernt ja immer noch dazu...

Also im Ernst: Bohrungen sind Bohrungen und für's Elektrische da. Löcher 
(z.B. für Schrauben) sind Löcher, die werden wenn sie klein und rund 
sind ebenfalls gebohrt, ansonsten gefräst.

W.S.

von michael_ (Gast)


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Du hast noch nie was mit einem Layout-Programm gemacht.

von Frederic S. (frederics)


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ERC Electrical Rule Check und DRC Design Rule Check sind absoulut 
wichtig, damit kannst Du in wenigen Sekunden sehr viele (nicht alle) 
Fehler automatisch finden lassen, da kannst Du sogar die Fähigkeiten 
deines Platinenherstellers eingeben dann wird Automatisch geprüfter ob 
der das herstellenkann. Ich würde nur Software benutzen die das kann, 
z.B. Eagle KiCad Altium

von Purzel H. (hacky)


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Ich verwende sein vielen Jahren Altium, habe meine Checklisten, drucke 
auch vorher auf Papier, halte feststellungen und Wuensche fuer den 
Nachfolger auf dem Schema fest und mache trotzdem immer wieder Fehler. 
Meist sind sie auf dem Prototypen korrigierbar, und werden im Nachfolger 
behoben.

Oft stehen auch Wuensche fuer einen Nachfolger an welche erst mit dem 
Betrieb des Prototypen auftauchten.
Selten schleicht sich ein falscher Footprint ein.
Selten wird die Funktionalitaet eines Bauteils falsch eingeschaetzt.

Ah. Ja, und ich lasse Leiterplatten bei Eurocircuits herstellen, die 
haben ein Online tool zur Verifizierung der Fertigungsvorgaben, das war 
frueher auch ein Fehlergrund, heute nicht mehr.

Heisst auch fuer mich als Profi reicht ein Prototyp seltenst

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