Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ändern LEDs bei Alterung ihr elektrisches Verhalten?


von Third E. (third-eye)


Lesenswert?

Hallo,

dass LEDs altern, ist ja bekannt. Bei selbem Betriebsstrom sinkt die 
optische Leistung. Ich habe aber noch nie irgendwo gelesen, dass sich 
die elektrischen Daten ändern.
Das impliziert, dass sich gealterte LED's bei selbem Betriebsstrom 
stärker aufheizen als sie das im Neuzustand getan haben.
Beispiel: Eine LED hat einen Wirkungsgrad von 10% im Neuzustand. D.h. 
90% der zugeführten elektrischen Energie wird als Wärme abgegeben.
Wenn jetzt sich jetzt die optische Abstrahlleistung wegen Alterung auf 
die Hälfte reduziert hat, ist der Wirkungsgrad nur noch 5%. D.h. 95% der 
elektrisch zugeführten Energie wird zur Erwärmung beitragen. Bei selber 
Umgebungstemperatur und demselben thermischem Widerstand wird die LED 
wärmer.
Ist dem so?

Grüße,
Third Eye

von Jochen A. (lok01)


Lesenswert?

Hallo .

Also 30 % Wirkungsgrad sind schon aktuell.

von Horst O. (obelix2007)


Lesenswert?

Third E. schrieb:
> LED hat einen Wirkungsgrad von 10%

... wenn LED's einen solch niedrigen Wirkungsgrad hätten, wäre wohl kaum 
so überzeugend ihr Siegeszug über die Glühlampe erfolgt?

Gruß Horst

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Horst O. schrieb:
> Third E. schrieb:
>> LED hat einen Wirkungsgrad von 10%
>
> ... wenn LED's einen solch niedrigen Wirkungsgrad hätten, wäre wohl kaum
> so überzeugend ihr Siegeszug über die Glühlampe erfolgt?

Ja, 10% ist m.W. der typische Wirkungsgrad von (Halogen-)Glühlampen.
Bei der Einführung von LED-Lampen wurde der oftmals nicht erreicht,
sondern ein höherer Wirkungsgrad wurde erlogen.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Third E. schrieb:
> Das impliziert, dass sich gealterte LED's bei selbem Betriebsstrom
> stärker aufheizen als sie das im Neuzustand getan haben.

Naja, wenn die LED vorher 30% hatte, und nach x Stunden 30% eingebüßt 
hat, dann sind es noch 70% von den 30% oder aber 9% weniger optische 
Leistungsabgabe und somit das Äquivalent an höherer Wärmeentwicklung.

Bei den 20% Tolerierung von LED fallen doch 9% gar nicht wirklich auf. 
Bzw. anders gesagt: Niemand, der bei Verstand ist, würde die Kühlung 
einer LED auf die "Typical values" auslegen. Außer natürlich, das 
Produkt muss billig billig billig sein. Aber da ignoriert man das 
Problem halt einfach und die LED stirbt halt schneller.

von Sebastian W. (wangnick)


Lesenswert?

Third E. schrieb:
> Bei selbem Betriebsstrom sinkt die
> optische Leistung. Ich habe aber noch nie irgendwo gelesen, dass sich
> die elektrischen Daten ändern.

Wikipedia: "Die Alterung von LEDs ist in erster Linie auf die 
Vergrößerung der Fehlstellen im Kristall durch thermische Einflüsse 
zurückzuführen. Diese Bereiche nehmen nicht mehr an der Lichterzeugung 
teil. Es entstehen strahlungslose Übergänge." und "Indirekte Halbleiter 
sind daher als Leuchtdiode nicht geeignet. Es dominieren 
nicht-strahlende Übergänge wie die Rekombination über Störstellen 
(Shockley-Read-Hall-Rekombination). Entsprechend leuchtet zum Beispiel 
eine normale Gleichrichterdiode nicht."

Strahlungslose Übergange verstehe ich als Laie so, dass dort auch keine 
Wärmestrahlung entsteht sondern ungehindert Strom fliesst. Insofern 
sollten sich die elektrischen Daten eigentlich ändern, also z.B. die 
Flussspannung sinken ?

LG, Sebastian

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Sebastian W. schrieb:
> dass dort auch keine
> Wärmestrahlung entsteht

Sondern einfach Wärme.


> sondern ungehindert Strom fliesst.

Die LED transmutiert nicht zum Supraleiter.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Sebastian W. schrieb:

> Strahlungslose Übergange verstehe ich als Laie so, dass dort auch keine
> Wärmestrahlung entsteht sondern ungehindert Strom fliesst.

Wenn sich irgendein Gegenstand erwärmt, egal wodurch, gibt es
auch immer Wärmestrahlung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Third E. schrieb:
> Wenn jetzt sich jetzt die optische Abstrahlleistung wegen Alterung auf
> die Hälfte reduziert hat
Wenn man weiße LEDs betrachtet, deren empfundene Helligkeit nach der 
Empfindlichkeit des menschlichen Auges bewertet wird, dann passiert die 
messtechnische und empfundene Änderung der Helligkeit auch dadurch, dass 
sich das Licht mehr in Richtung "blau" verschiebt, wo die Helligkeit 
weniger stark bewertet wird. Oder andersrum: die LED leuchtet zwar noch 
immer gleich hell, aber in einem Bereich, wo das Auge weniger 
empfindlich ist und die Helligkeit nicht so hoch gewertet wird:
- https://www.professional-system.de/basics/led-und-lebensdauer/
- 
https://www.elektronikpraxis.de/beschleunigtes-altern-von-leds-wissenschaftlich-untersucht-a-534634/

von Monk (roehrmond)


Lesenswert?

Third E. schrieb:
> Ist dem so?

Klinkt logisch.

Allerdings ist es die Temperatur, die sich ändert, nicht die 
elektrischen Daten. Inwiefern diese von der Temperatur abhängen, müstte 
im Datenblatt stehen (falls der Hersteller so freundlich war).

Unabhängig vom thermischen Effekt würde mich allerdings aus Neugier 
interessieren, ob sich noch andere Daten der LED ändern.

von Günter N. (gnatz)


Lesenswert?

Sebastian W. schrieb:
> Wikipedia: "Die Alterung von LEDs ist in erster Linie auf die
> Vergrößerung der Fehlstellen im Kristall durch thermische Einflüsse
> zurückzuführen. Diese Bereiche nehmen nicht mehr an der Lichterzeugung
> teil. Es entstehen strahlungslose Übergänge."

Fehlstellen lassen sich im Kristall nie vermeiden, so ist zumindest an 
den Rändern die Kristallstruktur gestört. Von den Störstellen wandern 
durch thermische Belastung Störungen weiter in den Kristall und erzeugen 
die strahlungslosen Übergänge. Da diese keine Strahlung abgeben, wird 
die zugeführte Energie in Wärme gewandelt, der Wirkungsgrad der LED 
sinkt so mit der Zeit. Dass durch die Wärme eine geringe Menge 
Infrarotstrahlung wie bei jedem Körper entsteht, gleicht den Verlust 
nicht aus. Multiplexbetrieb erzeugt im Kristall eine thermische 
Wechsellast und kann das Fortschreiten der Störungen beschleunigen (je 
nach Frequenz und Tastverhältnis).

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Es gibt parallel dazu auch messbare Änderung an der U-I-Kennlinie im 
Randbereich. Der Sperrstrom nimmt zu und auch der Kriechstrom in 
Durchlassrichtung beim Anlegen von 1V (deutlich niedriger als die 
minimale Leuchtspannung).

von Ralf K. (kurtx)


Lesenswert?

Wenn die elektrische Eingangsleistung nicht in Licht umgewandelt wird,
wird sie wohl in Wärme umgewandelt werden:
Brummen, Pfeifen, Waggons ziehen, HF-erzeugen, ... tun die meist nicht.
Bleibt nur Wärme übrig, Akustische  Mechanische  HF - Umwandlung ist 
unwahrscheinlich.

Wenn eine LED mit > 30% Wirkungsgrad für sichtbares Licht auf den 
relativen optischen Lebensende-Wirkungsgrad von > 70 % abgefallen ist, 
hat sie noch
> 21% Wirkungsgrad somit < 10% mehr Wärmeabgabe.

Man kann die Dinger aber auch nach Lebensdauer auswechseln und das wäre 
immer noch das zeitlich zig-fache von Glüh- und Entladungslicht. Bei 
zig-facher Energieeinsparung.

LED-Licht ist nicht makellos, aber BESSER.

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

Die 2 auf den ersten Blick unvereinbaren Aussagen, das keine Strahlung 
entsteht, sondern nur Wärme, können sehrwohl beide wahr sein.
Eine LED (IR-LEDs mit eingeschlossen) erzeugen eine sehr schmalbandige 
Strahlung hauptsächlich einer Wellenlänge.
In thermischer Strahler (Glühlampe, Heizwiderstand) erzeugt ein sehr 
breitbandiges Spektrum, weil der physikalische Mechanismus in beiden 
Fällen hinter der Strahlungserzeugung jeweils ein anderer ist.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.