Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schaltschwellen Logikgatter (TTL)


von Juergen P. (optronik)


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Hallo,

beim Einsatz eines NAND-Gatters SN74LVC00A wird ein Eingang von einem 
Operationsverstärker angesteuert, der ein analoges Signal ausgibt.

Im Datenblatt wird die Minimum-Schwelle für logisch High mit 2.0V 
angegeben, und das unabhängig von der Versorgungsspannung. Kann davon 
ausgegangen werden, dass das Gatter bei z.B. 1.7V am Eingang kein High 
erkennt?

Danke!

von Norbert (der_norbert)


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Juergen P. schrieb:
> Kann davon
> ausgegangen werden, dass das Gatter bei z.B. 1.7V am Eingang kein High
> erkennt?

Nein, selbstverständlich nicht.

von Thomas R. (r3tr0)


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Zwischen 0.8V & 2V ist es ein undefinierter Bereich.

von Peter D. (peda)


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Das Bild ist doch eindeutig.
>=2V = high
<=0,8V = low
>0,8V & <2V = undefiniert

von Thomas R. (r3tr0)


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Weiß auch nicht, welches Datenblatt du offen hast.
Der SN74LVC00A von TI hat hier eine andere Beschreibung.
Hier ist das Ganze wirklich von deiner Versorungsspannung abhängig.

//edit: Sorry, ein falsches Bild mit angehängt.

: Bearbeitet durch User
von Klaus H. (hildek)


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Juergen P. schrieb:
> Kann davon
> ausgegangen werden, dass das Gatter bei z.B. 1.7V am Eingang kein High
> erkennt?

Die Angabe sagt nur, dass oberhalb von 2V garantiert HIGH erkannt wird 
und unterhalb von 0.8V garantiert LOW. Bei allen Werten dazwischen 
kann sowohl als auch erkannt werden ...

von Juergen P. (optronik)


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Dieses Datenblatt: https://www.ti.com/lit/gpn/sn74lvc00a-q1

Wenn ich 2.0V als Minimum für High lese, gehe ich noch naiv davon aus, 
dass bei 1.9V noch kein High vorhanden ist?!

von Peter D. (peda)


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Juergen P. schrieb:
> beim Einsatz eines NAND-Gatters SN74LVC00A wird ein Eingang von einem
> Operationsverstärker angesteuert, der ein analoges Signal ausgibt.

Dafür gibt es den 74xx132 bzw. 74xx14.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Juergen P. schrieb:
> Wenn ich 2.0V als Minimum für High lese, gehe ich noch naiv davon aus,

"Naiv" hast du richtig erkannt ;-)

> dass bei 1.9V noch kein High vorhanden ist?!

Nein. Das sagt nur, dass dann ein High nicht mehr garantiert wird, aber 
tatsächlich noch vorhanden sein kann.
Die Garantie, dass es kein High mehr ist, gilt erst bei <=0,8V.

von Michael B. (laberkopp)


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Juergen P. schrieb:
> Kann davon ausgegangen werden, dass das Gatter bei z.B. 1.7V am Eingang
> kein High erkennt?

Nein.

Du kannst davon aus gehen, dass es unter 0.8V kein high erkennt.

Zwischen 0.8 und 2V ist es beliebig was rauskommt.

von Gerald K. (geku)


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Üblicherweise wird TTL mit 5V versorgt. Wahrscheinlich handelt es sich 
bei diesem Baustein um Low-Voltage-TTL:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Transistor-Transistor-Logik#Low-Voltage-TTL


Low-Voltage-TTL-Logikpegel:
1
Symbol    Parameter                  min      max
2
  UIH     High-Level Input Voltage     2V     UDD+0,4V
3
  UIL     Low-Level Input Voltage   −0,4V     0,8V
4
  UOH     High-Level Output Voltage  2,4V       5V
5
  UOL     Low-Level Output Voltage     0V     0,4V

von Gerald B. (gerald_b)


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Michael B. schrieb:
> Zwischen 0.8 und 2V ist es beliebig was rauskommt.

und wenn du ganz großes "Glück" hast, dann schwingt er dazwischen.

eines von Murphys Gesetzen: "ganz viel Low, ist fast schon ein bisschen 
High" ;-)

von Michael B. (laberkopp)


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Gerald B. schrieb:
> und wenn du ganz großes "Glück" hast, dann schwingt er dazwischen.

Na ja, damit er das nicht tut, muss ja auch die Umschaltgeschwindigkeit 
hoch genug, also die Verweildauer des Signals zwischen diesen Grenzen 
kurz genug sein, es gibt ein Limit dafur im Datenblatt. Nur 
Schmitt-trigger brauchen das nicht.

von (prx) A. K. (prx)


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Gerald K. schrieb:
> Wahrscheinlich handelt es sich
> bei diesem Baustein um Low-Voltage-TTL:

Es handelt sich um überhaupt kein TTL, sondern um einen CMOS-Baustein.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7367271 wurde vom Autor gelöscht.
von Sebastian W. (wangnick)


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Juergen P. schrieb:
> Wenn ich 2.0V als Minimum für High lese, gehe ich noch naiv davon aus,
> dass bei 1.9V noch kein High vorhanden ist?!

Nein, hier ist "Minimum" anders gemeint. Es bedeutet hier, dass 2.0V das 
Minimum ist, was garantiert noch als High erkannt wird, und das alles 
darüber auch garantiert als High erkannt wird.

LG, Sebastian

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Juergen P. schrieb:

> beim Einsatz eines NAND-Gatters SN74LVC00A

Das ist KEIN TTL!

> wird ein Eingang von einem
> Operationsverstärker angesteuert, der ein analoges Signal ausgibt.

Und schon falsch.

> Im Datenblatt wird die Minimum-Schwelle für logisch High mit 2.0V
> angegeben, und das unabhängig von der Versorgungsspannung. Kann davon
> ausgegangen werden, dass das Gatter bei z.B. 1.7V am Eingang kein High
> erkennt?

Nein. Natürlich nicht. Das steht doch dort schwarz auf weiß.

von Nikolaus S. (Firma: Golden Delicious Computers) (hns)


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Du liest das Datenblatt falsch. Die 0,8 und 2V sind "Recommended 
Operation Conditions". Das heißt Du sollst keine Spannungen im Bereich 
dazwischen für Low oder High anlegen. Wenn Du das tust, dann auf eigenes 
Risiko. Schaltschwellen sind das aber nicht (dann würde da der 
Fachbegriff "Threshold" auftauchen).

Was Du suchst ist ein Gatter mit Schmitt-Trigger-Eingang. Da sind die 
Schaltschwellen besser definiert so dass es keinen undefinierten Bereich 
gibt (aber sie haben immer noch Toleranzen abh. von Temperatur, 
Betriebsspannung und Bauteilexemplar).

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Gerald K. schrieb:
> Üblicherweise wird TTL mit 5V versorgt. Wahrscheinlich handelt
> es sich bei diesem Baustein um Low-Voltage-TTL

Natürlich nicht.

Pro-Tip: man kann Bauteilbezeichnungen auch googlen!

Wenn man das tut, findet man ganz schnell heraus, daß 74LVC eine
low voltage (LV!) CMOS (C!) Logikfamilie ist, deren Eingangspegel
bei Versorgung mit Vcc=2.7 .. 3.6V TTL-kompatibel sind.

von Juergen P. (optronik)


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Danke für die Rückmeldungen. Es verhält sich also wie befürchtet.
74LVC132 ist bereits vorgesehen, viel schärfer wird die Schaltschwelle 
auch nicht, naja, wenn man 0.9V als worst case Minimum High nimmt beim 
74LVC00, dann schon etwas besser ;-)

von Clemens L. (c_l)


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Die Schaltschwelle ist normalerweise nahe bei VCC/2 (Seite 40 von 
https://www.ti.com/lit/pdf/scba010). Aber dass kann sich wegen 
Bauteilschwankungen und Temperatur ändern; du weißt nur, dass die 
Schwelle niemals höher als VIH(min) ist.

Siehe auch "Understanding and Interpreting Standard-Logic Data Sheets" 
(https://www.ti.com/lit/pdf/szza036).

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Juergen P. schrieb:
> Es verhält sich also wie befürchtet.
> 74LVC132 ist bereits vorgesehen, viel schärfer wird die Schaltschwelle
> auch nicht, naja, wenn man 0.9V als worst case Minimum High nimmt beim
> 74LVC00, dann schon etwas besser ;-)

Wenn du eine wohl definierte Schaltschwelle brauchst, gibt es dafür 
einen Komparator. Falls du mehr oder weniger langsame Umschaltvorgänge 
hast, brauchst du noch eine Hysterese, um Zappeleien an den Flanken im 
Keim zu ersticken.

von Klaus H. (hildek)


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Axel S. schrieb:
> Juergen P. schrieb:
>
>> beim Einsatz eines NAND-Gatters SN74LVC00A
>
> Das ist KEIN TTL!

Richtig.
Da jedoch der min. HIGH-Eingangspegel 2.0V beträgt wäre zumindest der 
Eingang in der Lage, normale (LS-)TTL-Signal zu verarbeiten.
Vielleicht war einfach das gemeint ...

von Karl B. (gustav)


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Klaus H. schrieb:
> Da jedoch der min. HIGH-Eingangspegel 2.0V beträgt wäre zumindest der
> Eingang in der Lage, normale (LS-)TTL-Signal zu verarbeiten.
> Vielleicht war einfach das gemeint ...

Und Schaltschwellen verschieben sich bei CMOS je nach Vcc.
Habe ich selber getestet. Die LS-TTL können mit CMOS (4000-er) 
kombiniert werden.
Aber dann nur bis 5V. Wenn 15 V an CMOS, dann ist low schon zu groß.
Also immer high.
Das war der Ansatz im Datenblatt oben.
Also nochmal, mit welcher Vcc wird der Baustein betrieben?
Die 3,6V waren doch anempfohlen. Geht aber nicht kaputt, wenn 5V 
Standard TTL-Pegel angelegt werden. So interpretiere ich das.
Was die Logik dann macht, steht auf einem anderen Blatt.
"Fuzzy Logik" ist der zugehörige Begriff.
Wird sogar manchmal bewusst so gemacht.

ciao
gustav

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Karl B. schrieb:
> Klaus H. schrieb:
>> Da jedoch der min. HIGH-Eingangspegel 2.0V beträgt wäre zumindest
>> der Eingang in der Lage, normale (LS-)TTL-Signal zu verarbeiten.
>> Vielleicht war einfach das gemeint ...
>
> Und Schaltschwellen verschieben sich bei CMOS je nach Vcc.

Nicht bei dieser Logik-Familie. Zumindest wenn man bei Vcc=2.7 .. 3.6V 
bleibt. Wenn man auf TTL-Kompatibilität Wert gelegt hat, wird die 
Schaltschwelle ca. bei 1.4V liegen. Mit einer kleinen Rest-Abhängigkeit 
von Betriebsspannung und Temperatur.

> Habe ich selber getestet. Die LS-TTL können mit CMOS (4000-er)
> kombiniert werden.

Es ist dir vielleicht aufgefallen, daß das kein 4000er CMOS ist. Seitdem 
sind gut 40 Jahre ins Land gegangen.

> 3,6V waren doch anempfohlen. Geht aber nicht kaputt, wenn 5V
> Standard TTL-Pegel angelegt werden. So interpretiere ich das.

Fast richtig. Richtig ist: im Gegensatz zu z.B. 4000er CMOS darf bei 
74LVC der H-Pegel auch größer als die Betriebsspannung sein. Nicht 
richtig ist, 5V mit TTL H-Pegel zu assoziieren. TTL wird zwar mit 5V 
Betriebsspannung betrieben. Der H-Pegel eines TTL-Gattern erreicht aber 
höchstens 3.6V.

von Gerald K. (geku)


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(prx) A. K. schrieb:
> Gerald K. schrieb:
>> Wahrscheinlich handelt es sich
>> bei diesem Baustein um Low-Voltage-TTL:
>
> Es handelt sich um überhaupt kein TTL, sondern um einen CMOS-Baustein.

Bei CMOS erreicht Ausgangspegel die Spannungsversorgung und wächst mit 
dieser.

Darum hat mich folgendes irritiert:

Juergen P. schrieb:
> Im Datenblatt wird die Minimum-Schwelle für logisch High mit 2.0V
> angegeben, und das unabhängig von der Versorgungsspannung.

Ein Blick ins DB zeigt jedoch es handelt sich um CMOS-Technologie.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Gerald K. schrieb:
> Bei CMOS erreicht Ausgangspegel die Spannungsversorgung und wächst mit
> dieser.

Trotzdem können die Eingangsschwellen fest liegen, z.B. bei HCT
https://www.ti.com/lit/an/scla011/scla011.pdf?ts=1678317645084

von Stefan F. (Gast)


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Klaus H. schrieb:
> Die Angabe sagt nur, dass oberhalb von 2V garantiert HIGH erkannt wird
> und unterhalb von 0.8V garantiert LOW. Bei allen Werten dazwischen
> kann sowohl als auch erkannt werden ...

Es kann sogar sein, dass das Gatters kein vernünftiges Ausgangssignal 
liefert, wenn ein Eingang im undefinierten Bereich liegt.

Bei vielen Logikgattern gibt es gar keine Schalt - Schwelle, man kann 
sie sogar analog als Verstärker benutzen.

von Marci W. (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Weiß auch nicht, welches Datenblatt du offen hast.
> Der SN74LVC00A von TI hat hier eine andere Beschreibung.
> Hier ist das Ganze wirklich von deiner Versorungsspannung abhängig.
>
> //edit: Sorry, ein falsches Bild mit angehängt.

Interessant, das Bild :-) (ehrlich!) Um was geht es, wo stehen diese 
Infos?

ciao

Marci

von Ge L. (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Juergen P. schrieb:
>
>> beim Einsatz eines NAND-Gatters SN74LVC00A
>
> Das ist KEIN TTL!

Haarspalterei. Ursprünglich bezeichnet TTL die Bipolar-Technologie mit 
dem Multiemitter-Transistor am Eingang. Umgangssprachlich bezeichnet man 
damit heutzutage aber alles, was <0,8 V für Low und >2 V für High als 
Eingangspegel erwartet. Im Gegensatz zu CMOS, wo die Pegel bei <1/3 Vdd 
und >2/3 Vdd liegen, also von der Amplitude der Versorgungsspannung 
abhängen.

Wer sich beruflich mit Logikschaltungen oder Mikrocontrollern 
beschäftigt, der weiss was gemeint ist.

von Monk (roehrmond)


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Soul E. schrieb:
> Umgangssprachlich bezeichnet man damit heutzutage aber alles,
> was <0,8 V für Low und >2 V für High als Eingangspegel erwartet.

Ich möchte ergänzen: Und nicht viel mehr als 5 Volt verträgt.

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von Motopick (motopick)


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> Ich möchte ergänzen: Und nicht viel mehr als 5 Volt verträgt.

Das ist so pauschal unzutreffend.
LS-TTL, nur als Beispiel, vertraegt einiges mehr.

von Stefan F. (Gast)


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Motopick schrieb:
> Das ist so pauschal unzutreffend.
> LS-TTL, nur als Beispiel, vertraegt einiges mehr.

????

von Motopick (motopick)


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> ????

> Eingangspegel

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Früher(tm) wurden logisch unbenutzte Eingänge mit einem Widerstand oder 
einer Diode nach VCC für positive Eingänge beschaltet. Mehr als 5,5V 
durften nicht angelegt werden.

Ich vermute, der Grund ist der Multiemitter in der Eingangsstufe, damit 
dessen andere Emitter noch funktionieren.

CMOS verträgt direkte Railspannungen.

von Motopick (motopick)


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> der Grund ist der Multiemitter in der Eingangsstufe

Richtig. Und dann sieh dir mal die Eingangsstufe bei
"Low-Power Schottky TTL (74LS)" an.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Abdul K. schrieb:

> Mehr als 5,5V durften nicht angelegt werden.
> Ich vermute, der Grund ist der Multiemitter in der Eingangsstufe

Ja, aber nicht aus diesem Grund, sondern weil die Basis des 
Multiemitter-Transistors auf ca. 1.4V liegt und die BE-Strecke dann in 
Sperrichtung betrieben wird. Die erlaubte Sperrspannung der BE-Strecke 
ist gering. Bei diskreten Kleinsignaltransistoren bricht sie ca. bei 7V 
durch. Die 5.5V sind der sehr kleinen Geometrie der integrierten 
Transistoren geschuldet. Und natürlich etwas Reserve.

> CMOS verträgt direkte Railspannungen.

Manche auch mehr. Z.B. besagte 74LVC (das ursprüngliche Thema dieses 
Threads). Oder explizite Pegelkonverter-IC, etwa der 4049/4050.

74LS hat den Multiemitter-Transistor nicht, sondern verknüppert die 
Eingangssignale mit Schottky-Dioden. Die vertragen dann bis 7V 
Eingangsspannung.

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