Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistung messen AB Verstärker


von Gebhard (typhoon76)


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Hallo liebes Forum

Ich bin Hobby Elektonik-Bastler und habe gerade eine AB Endstufe fertig 
gestellt.
Sie sollte lt. Schaltplan 130 Watt haben.
Kurz und gut alles gebaut und getestet. Mein problem ist, das bei der 
Messung RMS von 74,4 V angezeigt werden. 1kHz - 3,43VPP

P = Ueff²/RL wäre dann 74,4 x 74,4 / 3,9 Ohm =~ 1420 Watt

Da kann doch etwas nicht stimmen!?

Kann mir bitte ein Profi weiter helfen?

Gruß und Danke

Gebhard

von Michael B. (laberkopp)


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Gebhard schrieb:
> Da kann doch etwas nicht stimmen!?

Kann dein rms Messgerät 1kHz ?

Was heisst 74,4V ? Betriebsspannung, Vpp am Ausgang, hinter einer Spule 
? Wie weit hast du die Endstufe aufgedreht ?

Fur die korrekte Ermittlung der Verstärkerleistung benötigt man eine 
Klirrfaktormessung, das könnte heute ein PC mit Soundkarte, und eine 
Temperaturmessung (Trafo, Kühlkörper) z.B. per Infrarotthermometer.

"Die offizielle Sinusleistung nach DIN 45500 (von 63 Hz bis 12,5kHz, 
heute DIN EN 61305, professioneller DIN EN 60283) wird über 10 Minuten 
gemessen mit 1kHz aller Kanäle bis 1% Klirrfaktor an rein ohmscher Last 
ausgesteuert. Bei mehr als 1kHz schafft nicht mehr jeder Verstärker die 
volle Leistung, man kann aber weniger nehmen, wie 400 oder 50Hz, wenn 
das eigene TrueRMS-Messgerät keine 1kHz schafft. Mehrwege-Lautsprecher 
würden durch Sinus zerstört, man misst daher Lautsprecher mit rosa 
Rauschen von 20Hz bis 12,5kHz (-3dB Punkte) einen RMS Wert. Da 
mathematisch ideales Rauschen unendlich hohe Spitzen enthält, wäre die 
rms-Leistung von Verstärkern 0, denn sie schaffen diese Spitzen nicht, 
Leistungsmessung per Rauschen macht also bei Verstärkern keinen Sinn, 
zumal man beim statistischen Rauschen die Verzerrungen (Klirr) nicht 
messen könnte. Die Musikleistungsangabe nach DIN 45500 ist ähnlich wie 
PMPO Unsinn. Das FTC (federal trade commission) rating wird von 
20Hz-20kHz bei 0.1% THD an allen Kanälen gemessen, ist heute also die 
angemessendste Methode. In den 80er Jahren gab als Gegenstück zur DIN 
45500, aus Japan die EIAJ, die Vereinigung der japanischen 
Elektronikindustrie. Die Messmethode für die Messung von 
Verstärkerleistung war echt amüsant: Das Testsignal, ein Rechteckimpuls, 
hatte ein Puls/Pause Verhältnis von 1:20. Klar, daß die Verstärker, die 
nach dieser "Norm" gemessen wurden, astronomisch hohe Wattangaben 
hatten, der Klang dagegen war meist bescheiden.

http://www.hifi-forum.de/viewthread-42-17.html
https://www.rohde-schwarz.com/de/applikationen/tests-von-audioverstaerkern-in-uebereinstimmung-mit-standard-iec-60268-3-application-note_56280-15446.html
Solche unterschiedlichen Leistungsangaben kann ein und derselbe 
Verstärker (Yamaha A-S500) haben, wenn man nach den unterschiedlichen 
Vorschriften misst:

Minimum RMS Output Power 8 Ohm, 20Hz to 20kHz, 0.019% THD: 85W+85W
Maximum Output Power (EIAJ) 1kHz, 10% THD: 8 Ohm/6 Ohm 130W / 150W
Dynamic Power (IHF) 8/6/4/2 Ohm: 130/150/185/220W
DIN Standard Output Power 4 Ohm, 1kHz, 0.7% THD: 120W
IEC Output Power 8 Ohm, 1kHz, 0.019% THD: 100W
Beitrag "Re: PMPO gibts noch immer" sagt: IHF-A -> 1kHz 
Burst 20ms mit 500ms Interval, das ist der Bezugslevel -> 1/8 
bandbegrenztes rosa Rauschen. Entspricht normaler Musik mit 
gelegentlichen Eingriffen durch den Limiter. Das sollten normale 
Endstufen bis 45 GradC können. -> 1/3 bis 1/2 Sinus 1kHz 30min -> das 
sollten EVAC Systeme bei 55 GradC für 30min können."

aus https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.30

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Gebhard schrieb:
> Sie sollte lt. Schaltplan 130 Watt haben.

Warum ist der so geheim, daß Du ihn nicht zeigst oder verlinkst?
Ohne weiß niemand, wo Du was gemessen hast.

von Klaus R. (klara)


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Gebhard schrieb:
> Sie sollte lt. Schaltplan 130 Watt haben.
> Kurz und gut alles gebaut und getestet. Mein problem ist, das bei der
> Messung RMS von 74,4 V angezeigt werden. 1kHz - 3,43VPP

Das klingt alles recht wirr. Vielleicht kann Dein Meßgerät 1 kHz nicht 
messen. Fang doch zunächst mit 50 Hz an und gehe dann nach oben.

Du darfst das Ausgangssignal auch nicht übersteuern. Dann machst Du aus 
dem Sinus ein Rechteck.

P=U²/R
U=Wurzel(PxR)
= 22,5 Veff

Der Spitzenwert beträgt dann 22,5 Veff x 1,414 = 31,8 V.
mfg Klaus

von Gebhard (typhoon76)


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Peter D. schrieb:
> Warum ist der so geheim, daß Du ihn nicht zeigst oder verlinkst?

Ich bin leider noch nicht zuhause. Natürlich werde ich Schaltung und 
Messaufbau zeigen. Wollte nur vorab mal anklopfen. ;-)

Danke schon mal im vorraus über die Antworten.

Gruß und Danke

Gebhard

von Martin S. (sirnails)


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Gebhard schrieb:
> Da kann doch etwas nicht stimmen!?

Wieso? Bei 75V effektiv (also 106V SS) sind die durchaus drinnen.

Allerdings bezweifle ich irgendwie stark, dass Du einen +-75V Trafo in 
Deinem Verstärker hast.

von Gebhard (typhoon76)


Angehängte Dateien:

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Hallo zusammen

Hier die Infos über mein Bastel Projekt.

Stromquelle Ringkerntrafo 300 VA, 2x 15 V, 2x 10,0 A gesiebt, 
gleichgerichtet bekommen -20V 0V +20V (40,8V).
DummyLoad 4 Ohm (3,9 Ohm lt. Messgerät)

Die Bilder zeigen u.a. den Messaufbau und zum schluss bis 3.8 Vpp einen 
schönen SINUS. Ab 3.9 Vpp beginnt es zu Clippen.

Habe ich vielleicht eine falsche Einstellung gemacht?

Gruß Gebhard

von Jens G. (jensig)


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Gebhard schrieb:
> Habe ich vielleicht eine falsche Einstellung gemacht?

Ja sicher - 1:1 Tastkopf genommen, und 1:10 Einstellung am Oszi-Kanal 
gemacht - oder ähnliche Späßchen ...

von Gebhard (typhoon76)


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Jens G. schrieb:
> a sicher - 1:1 Tastkopf genommen, und 1:10 Einstellung am Oszi-Kanal
> gemacht - oder ähnliche Späßchen ...

Danke!! Das wars denke ich. Am Tastkopf war die Einstellung auf X1 und 
nicht auf X10. Jetzt sieht die Messung anders aus.

7,83V x 7,83V / 3,9 Ohm = ~ 15 Watt

Deutlich weniger.

Danke für den Tip!! (Hobby Bastler eben)

Danke Gebhard

: Bearbeitet durch User
von Volker S. (sjv)


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Gebhard schrieb:
> Danke!! Das wars denke ich. Am Tastkopf war die Einstellung auf X1 und
> nicht auf X10. Jetzt sieht die Messung anders aus.
>
> 7,83V x 7,83V / 3,9 Ohm = ~ 15 Watt
>
> Deutlich weniger.
>
> Danke für den Tip!! (Hobby Bastler eben)

Solche einfachen Bedienungsfehler sollte auch ein Hobbybastler 
selbständig finden Können!

von Rainer D. (rainer4x4)


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Gebhard schrieb:
> Die Bilder zeigen u.a. den Messaufbau

Wenn ich die dünnen Strippen im Bild 5 sehe, dann glaube ich den 
"Messungen" maximal von 12 bis Mittag.

von H. H. (Gast)


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Rainer D. schrieb:
> Gebhard schrieb:
>> Die Bilder zeigen u.a. den Messaufbau
>
> Wenn ich die dünnen Strippen im Bild 5 sehe, dann glaube ich den
> "Messungen" maximal von 12 bis Mittag.

Das sind bestimmt so hochwertige magnetische Leitungen...

von Gebhard (typhoon76)


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Volker S. schrieb:
> Solche einfachen Bedienungsfehler sollte auch ein Hobbybastler
> selbständig finden Können!

Du hast ja recht. Ich sollte mich öffters damit beschäftigen.

Rainer D. schrieb:
> Wenn ich die dünnen Strippen im Bild 5 sehe, dann glaube ich den
> "Messungen" maximal von 12 bis Mittag.

Ich habe nur das zur verfügung, bin aber um jeden Tip froh.

Gruß Gebhard

von H. H. (Gast)


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Gebhard schrieb:
> bin aber um jeden Tip froh.

Dann miss mal den Widerstand deiner Krokostrippen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Gebhard schrieb:
> Sie sollte lt. Schaltplan 130 Watt haben.
Gebhard schrieb:
> Stromquelle Ringkerntrafo 300 VA, 2x 15 V,

Das passt nicht zusammen. Für 130W@4Ohm braucht man 23V(eff) bzw. 
65V(ss). Dazu die Restspannung der Endtransistoren, braucht es bei 
Vollast +/- 35V-DC.

Aus den 15V-AC werden nach Daumenfaktor knapp 18V-DC. Mit der gegebenen 
Versorgung sollten 30 Watt gehen.

Klaus R. schrieb:
> Das klingt alles recht wirr. Vielleicht kann Dein Meßgerät 1 kHz nicht
> messen.

Laut Manual kann das Fluke75-II im unteren Bereich 500Hz und oberhalb 
3,2 Volt bis 1kHz.

Rainer D. schrieb:
> Wenn ich die dünnen Strippen im Bild 5 sehe, dann glaube ich den
> "Messungen" maximal von 12 bis Mittag.

Ein gern genommener Fehler, auch bei der Messung von Stromversorgungen: 
Kabel und Übergangswiderstände.

H. H. schrieb:
> Das sind bestimmt so hochwertige magnetische Leitungen...

Da wird so wenig Eisen drin sein, dass man schon einen sehr starken 
Magneten braucht. Diese Gelumpe besteht doch nur aus dickem Plastik mit 
drei hauchdünnen Leiterchen.

Gebhard schrieb:
> Ich habe nur das zur verfügung, bin aber um jeden Tip froh.

Bist Du wirklich so naiv und hilflos?

Wer einen Verstärkerbausatz befingert, hat zumindest einen Lötkolben. 
Damit darfst Du gerne zwei ordentliche Kupferkabel an den 
Last-Widerstand löten und diese am Verstärker in seine Klemmen schrauben 
oder anlöten.

H. H. schrieb:
>> bin aber um jeden Tip froh.
> Dann miss mal den Widerstand deiner Krokostrippen.

Dazu werden wohl die Grundlagen fehlen, Vierpolmessung.

Gebhard könnte die Spannung direkt am Lastwiderstand messen und zum 
Vergleich an der Leiterplatte des Verstärkers, da würde ich einen 
erkennbaren Unterschied erwarten.

von H. H. (Gast)


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Manfred P. schrieb:
>> Dann miss mal den Widerstand deiner Krokostrippen.
>
> Dazu werden wohl die Grundlagen fehlen, Vierpolmessung.

Unnötig, die miesen Dinger haben mehr als 1 Ohm.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Gebhard schrieb:
>Stromquelle Ringkerntrafo 300 VA, 2x 15 V, 2x 10,0 A gesiebt,

>gleichgerichtet bekommen -20V 0V +20V (40,8V).
Das ist dann Leerlauf, unter Last sind das wieder -15V 0V +15V
Wie soll damit 74V~ erzeugt werden?
Effektiv können damit etwa 10V~ erzeugt werden.

>DummyLoad 4 Ohm (3,9 Ohm lt. Messgerät)

10V² / 4 Ohm = 25 Watt Sprechleistung

Mehr kannst du damit nicht erwarten.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Gebhard schrieb:
> Die Bilder zeigen u.a. den Messaufbau

Hauptsache, der Verstärker bleibt thermisch stabil und die favorisierten 
Kühlkörper reichen auch in der warmen Jahreszeit aus. Sonst gibt es 
unliebsame Überraschungen und das Lager für Transistoren muß geplündert 
werden. Bei der geringen Betriebsspannung dürfte die Anordnung eine 
ganze Weile überleben.


mfg

von Gebhard (typhoon76)


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Hallo zusammen

Vielen Dank für euer Feedback. Ich werde alles umsetzten angefangen von 
den Strippen bis hin zum Messen der Leitungen.

Klasse Forum!!!

Danke

Gebhard

von Rainer D. (rainer4x4)


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Gebhard schrieb:
> Vielen Dank für euer Feedback. Ich werde alles umsetzten angefangen von
> den Strippen bis hin zum Messen der Leitungen.

Gebhard schrieb:
>> a sicher - 1:1 Tastkopf genommen, und 1:10 Einstellung am Oszi-Kanal
>> gemacht - oder ähnliche Späßchen ...
> Danke!! Das wars denke ich. Am Tastkopf war die Einstellung auf X1 und
> nicht auf X10. Jetzt sieht die Messung anders aus.
Noch ein Tipp, ein Oszilloskop ist niemals ein Messgerät. Auch wenn die 
Kurvenform noch so gut dargestellt wird, und lustige "Mess"werte auf dem 
Display erscheinen.
Sehr hochwertige Geräte machen das schon ganz ordentlich, ersetzen aber 
niemals ein wirkliches Messgerät. Bei Hobbygeräten werden allenfalls 
grobe Richtungen angegeben.

von U. B. (Gast)


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> Noch ein Tipp, ein Oszilloskop ist niemals ein Messgerät.

Unzutreffend.

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