Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensatormotor vs Drehstrommotor


von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Hallo zusammen,

wenn ich es richtig verstanden habe, dann haben Drehstrommotoren drei 
(oder ein vielfaches davon) Wicklungen, die jeweils um 120° verschoben 
sind. Kondensatormotoren haben zwei (oder ein vielfaches davon) 
Wicklungen, die jeweils 90° gegeneinander verschoben sind.

Man kann beide mit einphasigem Wechselstrom betreiben und erzeugt bei 
beiden eine um UNGEFÄHR 90° phasenverschobene Hilfsphase.

Meine Frage: Wird der Betriebskondensator für beide Motoren mit der 
gleichen Faustformel berechnet, also 60-80 üF pro kW Leistung?

Wie kommt dieser Wert eigentlich zustande? Immerhin können diese Motoren 
völlig unterschiedliche Ströme ziehen von fast Null im Leerlauf, also 
ganz ohne Last und dem Mehrfachen der zur Nennleistung gehörigen 
Stromstärke beim Anlaufen oder Blockieren.
Ist die Kondensatorgröße auf die Nennleistung optimiert und im 
Teillastbereich eher ungünstig oder ist die tatsächlich anliegende Last 
egal?

Falls ich oben irgendwo Unsinn geschrieben habe, bitte gerne 
korrigieren.

VG
Karli

von Christian M. (likeme)


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> Falls ich oben irgendwo Unsinn geschrieben habe, bitte gerne
> korrigieren.
>
> VG
> Karli

Irgendwann hab ich mal gelernt, das man einen Drehstrommotor mit einem 
Kondensator auch zu einem Wechselstrommotor machen kann.

von Michael B. (laberkopp)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Wird der Betriebskondensator für beide Motoren mit der gleichen
> Faustformel berechnet, also 60-80 üF pro kW Leistung?

Nein.

Kondensatormotore brauchen weniger, sie müssen die Phase nur um 90 Grad 
verschieben zudem ist die Hilfswicklung hochohmiger. 30-50uF/kW reichen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Wird der Betriebskondensator für beide Motoren mit der
> gleichen Faustformel berechnet, also 60-80 üF pro kW Leistung?

Nein. Deine Faustformel gilt für die Steinmetzschaltung, mit der ein 
Drehstrommotor provisorisch mit Wechselstrom betrieben werden kann.
Kondensatormotoren benutzen wesentlich kleinere C, deren Wert nicht per 
Faustformel bestimmt wird, sondern meist auf dem Motor aufgedruckt ist 
und der abhängig von den Eigenschaften der Hilfswicklung ist. Sicher 
gilt auch hier, je grösser der Motor, desto grösser der Kondensator.

Michael B. schrieb:
> 30-50uF/kW reichen

Mein 1kW Rasenmäher z.B. läuft mit nur 10µF.

: Bearbeitet durch User
von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Vielen Dank für Eure Antworten.

Kurze Zusammenfassung:
Kondensatormotoren brauchen kleinere Kondensatoren.
Ob es eine Faustformel dafür gibt, ist nicht klar.

>> Kondensatormotore brauchen weniger, sie müssen die
>> Phase nur um 90 Grad  verschieben zudem ist die
>> Hilfswicklung hochohmiger. 30-50uF/kW reichen.

Folgende Aussage von Matthias S. steht im Widerspruch
zur 30/50uF/kW-Regel:

>> Mein 1kW Rasenmäher z.B. läuft mit nur 10µF.

Es klingt für mich plausibel dass die Hersteller die passende Kapazität 
auf die Motoren aufdrucken. Kann ja irgendwie nicht nur von der 
Nennleistung abhängen.
Andererseits: Warum gibt es bei der Steinmetzschaltung diese 60-80uF- 
Faustformel?
Müsste die optimale Kapazität nicht auch vom Hersteller angegeben 
werden, für den Fall, dass man den Motor nicht an Drehstrom sondern 
einphasig betreibt?

Aber was die Phasenverschiebung betrifft: Kann man mit einem Kondensator 
eine Phase überhaupt um mehr als 90° verschieben?

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Müsste die optimale Kapazität nicht auch vom Hersteller angegeben
> werden, für den Fall, dass man den Motor nicht an Drehstrom sondern
> einphasig betreibt?

Nein. Phasenverschiebung ist fest mit 120 und Wicklungen sind 
symmetrisch.

Warum der Rasenmäher mit weniger auskommt als die 'Faustformel' ? 
Vielleicht wegen der Schwungmasse.

Besonders hoch sind ja auch Anlaufkondensatoren, meine Drehbank nutzt 
150uF/kW, und als Betriebskondensator nur 36uF/kW.

von H. H. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Warum der Rasenmäher mit weniger auskommt als die 'Faustformel' ?
> Vielleicht wegen der Schwungmasse.

Nein, wegen des geringen Anlaufmoments.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Aber was die Phasenverschiebung betrifft: Kann man mit einem Kondensator
> eine Phase überhaupt um mehr als 90° verschieben?

Nö, deswegen schrieb ich zur Steinmetzschaltung, das sie nur 
provisorisch ist. Der Motor liefert nicht seine Nennleistung und fühlt 
sich logischerweise nicht richtig wohl.

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