Forum: Platinen Thermal Vias - blind/burried, oder durchgehend?


von Marc M. (bench)


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Hallo zusammen,

ich erstelle gerade ein PCB für einen Laser, der mit 20A pulsed 
betrieben wird.

Das Pad der Kathode wird direkt auf ein ENEPIG Pad aufgebracht 
(gesintert).
Hier möchte ich gerne thermal Pads vorsehen, so dass die Wärme schnell 
auf die Rückseite des PCBs zum Kühlkörper gebracht wird.
Die Vias sind filled & capped (Multi-CB).

Wenn ich mir andere Designs anschaue, wird hier oft der Umweg über einen 
zwischenlayer genommen.
Man geht also z.B. von TOP-L1 mit einem blind Via.
Dann von L1-L2 mit einem burried Via.
Dann von L2-BOTTOM mit einem blind Via.

Die Vias gehen also nicht direkt von TOP-BOTTOM durch, sondern nehmen 
quasi den Umweg über die L1/L2 Layer.

Welchen Grund könnte das haben?

Wird hier die Wärme besser verteilt?
Wird hier eine künstliche parasitäre Barriere für den hohen Strom 
geschaffen, so dass dieser mit der extrem schnellen rise/fall-time 
direkt den Weg in den Laser-Treiber nimmt (Laser + Treiber TOP Layer)?

Was spricht dagegen, das Kathoden Pad einfach direkt mit TOP-BOTTOM Vias 
voll zu bauen incl. Anschluss an die Innenlagen?

Vielen Dank!

: Verschoben durch Moderator
von Harald K. (kirnbichler)


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<pedanterie>

Buried. Mit nur einem "r".

Kommt von "to bury", engl.: "Begraben, Beerdigen"

</pedanterie>

von H. H. (Gast)


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Harald K. schrieb:
> <pedanterie>
>
> Buried. Mit nur einem "r".
>
> Kommt von "to bury", engl.: "Begraben, Beerdigen"
>
> </pedanterie>

https://www.youtube.com/watch?v=fjRwV9qPncI

von H. H. (Gast)


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Marc M. schrieb:
> Wird hier die Wärme besser verteilt?

Genau das.

von Marc M. (bench)


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Hallo,

H. H. schrieb:
> Genau das.

Wenn ich in jeden Layer die Form des Pads kopiere, in das die Vias 
eingefügt werden, und diese dann mit durchgehenden Vias verbinde (im 
Bild rechts), sollte ich doch einen ähnlichen Effekt haben?

Das bedeutet, dass das Pad incl. Vias auf jedem Layer des Board 
vorhanden ist.
Die Wärme kann sich dann also in jedem Layer im Kupfer verteilen.

Oder was übersehe ich?

Oder macht es tatsächlich noch einen Unterschied in der Effizienz der 
Wärmeleitung Richtung BOTTOM Layer, wenn die Vias nicht durchgehen?
(links im Bild)

Die Wärmeverteilung im PCB selber wird links besser sein, weil die 
Energie quasi auf die Zwischen-Planes gezwungen wird.
Macht das genau den Unterschied aus bei schnellen hoch-energetischen 
Laserpulsen, weil der Widerstand zum Kühlkörper hin zu groß ist, so dass 
man hier erstmal die Energie schnell im PCB verteilen möchte?

Vielen Dank!

von H. H. (Gast)


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Die Wärmeleitung passiert ja nicht nur durch die Vias, sondern auch 
durch das Epoxy.

von Klaus H. (hildek)


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H. H. schrieb:
> Marc M. schrieb:
>> Wird hier die Wärme besser verteilt?
>
> Genau das.

Das würde ich mal als vage Aussage bezeichnen. Zumindest beim direkt 
unter deiner Aussage geposteten Bild behaupte ich, dass die Wärme sogar 
besser abgeführt wird. Ich habe das mit buried Vias auch noch nie 
gesehen - zudem sind sie kleiner (thermische Leitfähigkeit) und teurer.
Meine Aussage: durchgehende Vias nehmen und die nicht zu klein machen 
und zu selten anbringen. Wenn da 6-8 Vias auf eine Kupferläche auf der 
Unterseite gehen, dann hat man mit einem 80W Lötkolben schon erhebliche 
Problem, darauf zu löten ...

Einziger Vorteil der buried Vias: das Zinn wird weit weniger abgesaugt 
beim Reflowlöten. Deshalb: Spreche mit dem Fertiger über das Problem.

von Roland E. (roland0815)


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Als Thermovia immer Durchgehende. Ordentliche Fertiger erkennen selber, 
dass das Thermals sind und füllen die mit thermisch recht gut leitendem 
Material. Ansonsten ist das durchsteigende Zinn (geht nicht bei 
vergrabenen Durchsteigern) ein besserer Wärmeleiter als die dünne 
Kupferhülse und das PCB selbst.

Für die o.g. Laseranwendung würde ich eine Alukernplatine empfehlen...

von Marc M. (bench)


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Hallo und vielen Dank!

Dann verwende ich durchgehende Vias mit 150µm Durchmesser, davon 
möglichst viele im Pad mit einem Abstand von 0.5mm, damit sollte ich die 
Wärme gut wegbekommen. Da das Pad ca. 3x5mm groß ist, habe ich da 
aktuell 55 Vias drin.

Die Vias selber werden von Multi-CB gefüllt und dann gedeckelt, so dass 
kein Lötzinn mehr eindringen kann und ich eine saubere Oberfläche habe 
zum Aufbringen des DIE.

Dann spare ich mir die buried Via Option! Super!

Vielen Dank!

von Marc M. (bench)


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Roland E. schrieb:
> Für die o.g. Laseranwendung würde ich eine Alukernplatine empfehlen..

Die Idee hatte ich tatsächlich auch schon, aber leider brauche ich ein 
4-6 Layer Design, daher kommt das vorerst nicht in Frage. Zweiseitige 
Alu-Boards, oder wenn es klein ist auch auch AlN, sind immer gut, wenn 
es heiß wird, ist aber leider hier keine Option.

Danke!

von Ron-Hardy G. (ron-hardy)


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von Zero V. (Firma: Freelancer) (gnd)


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Marc M. schrieb:
> Vias mit 150µm Durchmesser

150um? Wieso?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Marc M. schrieb:
> Dann verwende ich durchgehende Vias mit 150µm Durchmesser, davon
> möglichst viele im Pad mit einem Abstand von 0.5mm, damit sollte ich die
> Wärme gut wegbekommen. Da das Pad ca. 3x5mm groß ist, habe ich da
> aktuell 55 Vias drin.

Dann besteht die Leiterplatte in dem Bereich nur noch aus hauchdünnen 
Stegen und wird (vor dem Metallisieren und Verfüllen) eventuell schon 
reichlich instabil. Da solltest Du lieber vorher mit dem 
Leiterplattenhersteller klären, ob solch eine hohe Viadichte auf einer 
Fläche noch prozesssicher herstellbar ist.

> Dann spare ich mir die buried Via Option! Super!

Vermutlich wurden bei den anderen Baugruppen die Buried Vias aus 
irgendeinem anderen Grund benötigt. Oder noch wahrscheinlicher: der 
betreffende Hardwareentwickler hat ahnungslos alles möglichen 
Technologien eingesetzt, bis die Schwarte kracht, weil er für die 
Leiterplatte keine Budgetverantwortung hat. Während bei jedem Bauteil 
auf den letzten Cent geachtet wird, können die wirklich hohen Kosten 
dann bei der Leiterplatte entstehen, weil der Einkäufer nicht beurteilen 
kann, ob diese oder jene teure Option wirklich notwendig ist. Und für 
den Hardwareentwickler bedeutet so etwas ja auch nur, mal schnell ein 
paar Einstellungen in seinem EDA-Projekt zu machen, ohne dass ihm klar 
ist, dass damit die Kosten explodieren.

Ganz hervorragende Wärmeleiteigenschaften besitzen übrigens Microvias, 
die von der Außenlage auf eine interne Dickkupferlage führen. Häufig 
kann man nämlich auf Grund der feinen Pad- und Leitergeometrien auf der 
Außenlage kein Dickkupfer verwenden, sondern muss hierfür "abtauchen". 
Es kann im Einzelfall durchaus billiger sein, z.B. einen Core mit zwei 
Dickkupferschichten herzustellen und durchzukontaktieren. Anschließend 
wird dann auf beiden Seiten jeweils ein Prepreg aufgebracht und mit dem 
Core per Microvias und natürlich Durchgangslöchern verbunden. Wesentlich 
aufwändiger wäre es hingegen, dann echte Sacklöcher einzubringen, die 
dann mehr als zwei Lagen verbinden.

von Marc M. (bench)


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Andreas S. schrieb:
> Ganz hervorragende Wärmeleiteigenschaften besitzen übrigens Microvias,
> die von der Außenlage auf eine interne Dickkupferlage führen.

Das ist nochmal ein guter Hinweis!
Vielleicht ist das ja in dem Design der Fall. Hier kenne ich nur die 
Gerber Daten, aber nicht den Stack des PCB.

Ich gehe jetzt erstmal den Weg mit einem 6-Layer PCB und habe unter den 
Pads der Laser in allen Lagen Kupfflächen vorgesehen, so dass diese die 
Wärme gut verteilen und dann durch die Vias bis auf den BUTTOM Layer 
bringen.

Die GND Flächen habe ich, wo es aufgrund der hohen Ströme nicht nötig 
war, freigestellt, so dass da keine Kopplungen entstehen auf den 
Referenzlagen der digitalen Signale. Die Laser haben also eine eigene 
GND Lage für ihren Rückstrom TOP hin -GND L1 zurück und die Signale 
haben ihre eigene Referenzlage BOTTOM-L4.
L2 und L3 dienen der Spannungsversorgung.
Damit sollte ich Kopplungen weitestgehend minimiert haben, wenn da 20A 
binnen 1ns an- und ausgeschaltet werden.

Zero V. schrieb:
> 150um? Wieso?

Multi-CB hat den Standard 6L-01 Aufbau und da sind 0.15mm Vias das 
Kleinste, was bei der Dicke des PCB noch gebohrt werden kann.

Sobald ich alles in Betrieb genommen und getestet habe, melde ich mich 
gerne nochmal mit Feedback, was den Lagenaufbau und das thermische 
Verhalten angeht.

Danke an alle!

von Max M. (Gast)


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Marc M. schrieb:
> Die Vias gehen also nicht direkt von TOP-BOTTOM durch, sondern nehmen
> quasi den Umweg über die L1/L2 Layer.
>
> Welchen Grund könnte das haben?

Das man massiv Vias direkt unter den Slug setzen kann ohne das die das 
Lötzinn auf die falsche Seite wegsaugen.
Da Du bereits gefüllte Vias hast, würde ich die maximale Anzahl an Vias 
setzen die der Hersteller noch fertigen kann, mit dem kleinsten Via 
Durchmesser der geht.
So bekommst Du die maximale Kupferfülldichte.

von Marc M. (bench)


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Ron-Hardy G. schrieb:
> irgendwas geht immer:
> https://unimicron-germany.de/metal-inlay-technology.html

Interessant.
Muss ich mal recherchieren was dann mit der Induktivität eines solchen 
Inlays passiert. Denn diese sollte ja super klein sein, damit der Strom 
schnell fließen kann. Wenn ich da einen 1mm dicken, 5x5mm Kupferblock 
einpresse ins PCB, fühlt sich das mit den parasitären Restriktionen 
irgendwie falsch an.

Wobei die Eindringtiefe eines paar ns langen Strompulses auch nicht sehr 
tief sein sollte, so dass der Kupferblock dann elektrisch gesehen nahe 
der PCB Leiterbahn kommt, aber die thermischen Vorteile mitbringt, die 
wesentlich träger sind.

Max M. schrieb:
> Da Du bereits gefüllte Vias hast, würde ich die maximale Anzahl an Vias
> setzen die der Hersteller noch fertigen kann, mit dem kleinsten Via
> Durchmesser der geht.
> So bekommst Du die maximale Kupferfülldichte.

Das PCB ist gerade im CAM Check. Mal sehen, was passiert.
Aber prinzipiell habe ich genau das versucht...
Gefühlt sollte das aber kein Problem sein, denn zwischen den VIAs sind 
immer noch 100µm Reststeg. Wenn das zu Problemen führt, sollte auch 
jedes HDI Design Probleme machen. Wir werden sehen...

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