Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wirkleistung messen


von Nerd 8. (nerd81)


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Hallo,

ich habe hier eine Mischspannung, die sich alle 1-2 Sekunden ändert und 
mit einem 1-Ohm Leistungswiderstand zu messzwecken belastet wird. Die 
Spannung kann sich auch komplett im positiven oder negativen Bereich 
aufhalten, d.h. muss nicht zwangsweise durch die Nulllinie gehen. 
Beispiel für einen solchen Spannungsverlauf ist angehängt.

Wie kann ich hier am "einfachsten" messtechnisch die momentane 
(Verzögerung bis zu 1 Sekunde ist akzeptabel) Wirkleistung erfassen?

Der Lastwiderstand wird aktiv über ein Kühlaggregat gekühlt. Die 
angezeigte Spannung im Bild wird dynamisch heruntergeteilt.

Erwarteter Leistungsbereich ab etwa 10W bis 500W.
Angestrebte Auflösung: +/-5% vom reellen Wert.

Die "Frequenz" (eine wirkliche Signalwiederholung ist rein zufällig) der 
Mischspannung variiert zwischen DC und etwa 10kHz.

Mir ist bewusst, das dies nicht trivial ist.

Danke im Voraus

von Achim M. (minifloat)


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Nerd 8. schrieb:
> Die "Frequenz" (eine wirkliche Signalwiederholung ist rein zufällig) der
> Mischspannung variiert zwischen DC und etwa 10kHz.

Musst du mit mindestens 20kHz abgetastet bekommen, besser noch höher, 
und dann eben rechnen. Strom und Spannung mit einem Stereo I²S ADC 
einlesen, multiplizieren und durch ein IIR Filter schieben?

Wenn du allerdings weißt, dass die Last ein 1Ω Widerstand ist, ist es 
einfacher ;)

mfg mf

von Nerd 8. (nerd81)


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Danke für die Rückmeldung.

Gibt es auch eine rein analoge Möglichkeit?
Oder komme ich um einen uC definitiv nicht herum?

von H. H. (Gast)


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Nerd 8. schrieb:
> Gibt es auch eine rein analoge Möglichkeit?

Analogmultiplizierer und danach ein Tiefpass.

von Jörg B. (joergb2)


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Es gibt auch direkt RMS->DC Wandler, z.B.
https://de.farnell.com/w/c/halbleiter-ics/datenkonvertierung-signalwandlung/rms-dc-wandler?packaging=each|cuttape&range=inc-in-stock&sort=P_PRICE
Habe ich schon öfter eingesetzt, allerdings meist den AD636, der wohl 
langsam unter obsolet läuft. Sind halt eher Exotschaltkreise, aber immer 
noch ebesser, als einen Signalprozessor programmieren zu müssen. Mit 
Analogmultiplizierern bekommt man das auch hin, aber die sind auch nicht 
billig.

von Michael B. (laberkopp)


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Nerd 8. schrieb:
> ich habe hier eine Mischspannung, die sich alle 1-2 Sekunden ändert und
> mit einem 1-Ohm Leistungswiderstand zu messzwecken belastet wird.

Nerd 8. schrieb:
> Die "Frequenz" (eine wirkliche Signalwiederholung ist rein zufällig) der
> Mischspannung variiert zwischen DC und etwa 10kHz.

Verstehe ich nicht: sie ändert sich nur alle 1-2 Sekunden, aber das soll 
eine Frequenz von 10000Hz entsprechen ?

Dir reicht:

Nerd 8. schrieb:
> Verzögerung bis zu 1 Sekunde ist akzeptabel

wie willst du damit 10kHz erfassen ?

Klar ist, dass es A/D Wandler mit besser als 4 bit gibt die schneller 
als 10000sps sind.

Klar ist auch, dass aus einer Abtastung des Spannungsabfalls an einem 
shunt-Widerstand zwar der Strom gemessen wird, aber mitnichten die 
Leistung. Bei festem Lastwiderstand reicht eine Multiplikation, bei 
(durch Temperaturschwankungen) sich unbekannt änderndem muss man die 
Spannung mitmessen und multipliziert Strom und Spannung.

Bei ohm'schen Verbrauchern war's das, aber du sprichst von Wirkleistung 
und bei komplexen Lasten würdest du auch  Blindstrom erfassen und 
müsstest (bei Vorzeichenwechsel) ggf. subtrahieren.

Ich würde einen uC mit schnellen A/D Wandlern nutzen, ein STM8 kann 
angeblich 2.33us also 215000sps bei 2 Kanälen, und in Software 
multiplizieren, ggf. schnell per Tabelle.

von Werner H. (werner45)


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Rein analog:
Temperatur des Widerstands bei konstanter Wasserkühlung (Temperatur, 
Strömung) messen und rechnen. Ist mit Gleichstrom kalibrierbar.

von Rainer W. (rawi)


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Nerd 8. schrieb:
> ich habe hier eine Mischspannung, die sich alle 1-2 Sekunden ändert und
> mit einem 1-Ohm Leistungswiderstand zu messzwecken belastet wird.
> ...
> Wie kann ich hier am "einfachsten" messtechnisch die momentane
> (Verzögerung bis zu 1 Sekunde ist akzeptabel) Wirkleistung erfassen?

Solange du eine stabile ohmsche Last mit bekanntem Widerstand 
verwendest, reicht es, die Spannung über dem Widerstand zu messen und 
daraus die Leistung auszurechnen. Dann gibt es auch keinen Unterschied 
zur Wirkleistung.

Falls dein 1Ω Widerstand nur dran hängt, um hier für den Beitrag einen 
typischen zeitlichen Verlauf des Stromes zu zeigen, ansonsten aber eine 
induktive oder kapazitive Last dran hängen kann, brauchst du sowohl eine 
Strom- als auch eine Spannungsmessung.

: Bearbeitet durch User
von Nerd 8. (nerd81)


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@Jörg B.
Den hatte ich bereits getestet, aber mit reiner DC hat der wohl ein 
Problem..?!?

@Michael B.
Deshalb das Wort <Frequenz> in Anführungszeichen. Die Momentaufnahme im 
Oszibild zeigt eine sich wiederholende Folge. Eine Sekunde später könnte 
das auch reine DC sein. Es reicht für die Messung, wenn der Wert bis zu 
1 Sekunde Verzögerung hat. D.h. der Messwert in der Vergangenheit liegt. 
Echtzeit wäre natürlich ideal.

Die Messlast ist ein bifilarer Lastwiderstand. Ohmsche und kapazitive 
Anteile sind vernachlässigbar.

@Werner H.
Thermische Auswertung ist viel zu träge. Gefordert ist eine 
Geschwindigkeit <1 Sekunde. Thermische Glättung durch die Masseträgheit 
verfälscht das Ergebnis zu sehr.

Ich werde Tests mit Analogmultiplizierern machen und berichten.

Danke an Alle.

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Wenn selberbauen mit µC (und ggf. ADC) wider deine Religion gehen: Kauf 
dir halt ein Multimeter, was Spannungsmessungen in Geschmacksrichtung 
true-RMS kann (und ggf. auch noch per irgendeiner Schnittstelle von 
einem Rechner ausgelesen werden kann).

Gruss
WK

von Nerd 8. (nerd81)


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Dergute W. schrieb:
> Kauf dir halt ein Multimeter, was Spannungsmessungen in Geschmacksrichtung
> true-RMS kann (und ggf. auch noch per irgendeiner Schnittstelle von
> einem Rechner ausgelesen werden kann).

Was zeigt dein Multimeter in AC-Stellung bei DC-Spannung und umgekehrt? 
;)

Merkst du was? ;)

Zum Thema "gegen deine Religion":
Warum soll ich Wochen in die Einarbeitung in eine uC-Familie stecken um 
das Problem zu lösen, wenn ich das Wissen anschließend nie wieder 
brauche und es andere Lösungsmöglichkeiten gibt?

Oder anders ausgedrückt: Klar könnte ich einen Pilotenschein machen, mir 
einen Hubschrauber kaufen und damit in die Arbeit fliegen - oder ich 
nutze das Fahrrad, weil es reicht.. ;)

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Nerd 8. schrieb:
> @Jörg B.
> Den hatte ich bereits getestet, aber mit reiner DC hat der wohl ein
> Problem..?!?

Dann ist bei dir wohl etwas schief gelaufen. Für den LTC1967 bspw. wird 
sogar explizit eine Kalibrierung mit DC als Systemkalibrierung 
angegeben, weil das einfacher/genauer als AC ist. Zur Berücksichtigung 
vom Eingangs-Offset sollte die Kalibrierung als 2-Punkt Kalibrierung 
durchgeführt werden (Referenz einmal direkt und einmal invertiert 
messen).
"DC-based calibration is preferable in many cases because
a DC voltage of known, good accuracy is easier to generate than such an 
AC calibration voltage."

von Frank K. (fchk)


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Du könntest auch ein aktuelles digitales Oszilloskop nehmen. Die 
besseren haben auch Mathematik-Funktionen, mit denen Du Signale 
addieren, subtrahieren und multiplizieren kannst. Damit kannst Du über 
einen Shunt den Spannungsabfall durch Subtrahieren der Spannungen vor 
und hinter dem Shunt messen und diese Differenz mit einer der Spannungen 
multiplizieren, und schon hast Du unter Berücksichtigung eines 
Skalierungsfaktors die momentane Leistung. Genauso, wie man es manuell 
mit zwei Multimetern machen würde.

Angesichts des Bildschirmfotos glaube ich nicht, dass Dein Oszilloskop 
das alles schon kann, aber bei den aktuellen Modellen ist das alles mehr 
oder weniger Standard.

fchk

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Nerd 8. schrieb:
> Oder anders ausgedrückt: Klar könnte ich einen Pilotenschein machen, mir
> einen Hubschrauber kaufen und damit in die Arbeit fliegen - oder ich
> nutze das Fahrrad, weil es reicht.. ;)

Dann lass' mich's so ausdruecken: Wenn zu deinem Job ploetzlich gehoert, 
"die Geissens" regelmaessig schnell von Monaco nach St. Tropez zu 
transportieren, dann kannst du natuerlich auch versuchen, das mit einem 
Lastenfahrrad zu machen. Kommste vielleicht besser durch die Staus als 
mit'm Auto.
Trotzdem nehmen die halt einen, der einen Pilotenschein gemacht hat und 
einen Hubschrauber fliegt. Und keinen mit einem Lastenfahrrad. ;-)

Gruss
WK

von Rainer W. (rawi)


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Nerd 8. schrieb:
> Warum soll ich Wochen in die Einarbeitung in eine uC-Familie stecken um
> das Problem zu lösen, wenn ich das Wissen anschließend nie wieder
> brauche und es andere Lösungsmöglichkeiten gibt?

Das erinnert mich an Leute, die mit zunehmender Geschicklichkeit alle 
handwerklichen Probleme mit einem Hammer lösen - egal was es 
mittlerweile sonst so für Werkzeuge gibt. Manchmal ist es lohnend, den 
Horizont zu erweitern, um beim nächsten Problem nicht wieder zwanghaft 
zum Hammer greifen zu müssen.

von Joe L. (joelisa)


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Werner H. schrieb:
> Rein analog:
> Temperatur des Widerstands bei konstanter Wasserkühlung (Temperatur,
> Strömung) messen und rechnen. Ist mit Gleichstrom kalibrierbar.

Die etwas abgewandelte Form:

Temperatur des Widerstands auf konstante Temperatur regeln. Der hierzu 
benötigte DC-Strom (entspr. die benötigte Leistung) lässt sich einfach 
und genau messen.

Wird der Widerstand zusätzlich mit "HF" beaufschlagt, nimmt der Regler 
die Heizleistung entsprechend (!) zurück.

In der praktischen Ausführung sind es gerne mal 2 identische 
Widerstände, Regelung dann auf identische Temperatur.

Kuck dir mal an, wie die Altvorderen so was gelöst hatten, z.B. 
https://testequipment.center/Products/Wandel--Goltermann-EPM1

von Bauform B. (bauformb)


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Nerd 8. schrieb:
> Die Messlast ist ein bifilarer Lastwiderstand. Ohmsche und kapazitive
> Anteile sind vernachlässigbar.

Der induktive Anteil ist so irrelevant, dass er garnicht erwähnt wird? 
Dann reicht doch eine Spannungs- oder Strommessung?

Nerd 8. schrieb:
> Was zeigt dein Multimeter in AC-Stellung bei DC-Spannung und umgekehrt?
> ;)

Aber was zeigt es in Stellung "AC+DC TrueRMS" an?

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