Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transformator in der Praxis (Dimensionierung)


von Alexander R. (alexander74)


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Hallo zusammen,

bisher hatte ich noch nie das Vergnügen, einen Transformator zu 
ersetzen. Aber bei meinem Garagentor ist es nun soweit. Und auch wenn 
ich in den letzten 10 Jahren eine Menge gelernt habe, so habe ich wohl 
ein "Erfahrungsproblem".

Sachlage: Durch einen Blitzschlag ist der Transformator dahingeschieden:

230v -> 24V 2.5A 60VA

Das Gerät ist von HON-KWANG 204C0157 falls es jemanden interessiert.

Nun dachte ich so... schließe ich zum Testen mal ein 18V DC Netzteil an 
und zum Kompott noch einen Step-Up Regler, um auf die richtige Spannung 
zu kommen. Jo - läuft, alles in Butter. Also mal nach einem Trafo 
geguckt. Das einzige im Amazon (ja, ich weiß... falsche Quelle für 
Vernünftig), das in Frage kam, war ein Trafo mit 24V und 3A. Soweit 
dachte ich, das wäre in Ordnung.
https://www.amazon.de/gp/product/B079GYPZ5M

Nun ist mir aber dieses beim ersten Einschalten mit einer defekten 
Primärseite verreckt, worauf der Verkäufer mir empfahl das 5A Netzteil 
zu nehmen, es wäre für meinen Zweck das Richtige.

Die einzige Last beim Einschalten war eine dazu noch falsch 
dimensionierte 12V 21 Watt Glühbirne mit einer Last von 0,5 OHM 
(zumindest sagt das mein Multimeter im kalten Zustand).

Der Einschaltstrom beträgt also in der Theorie knapp 50A... Müsste da 
nicht das 5A Netzteil ebenfalls klein beigeben? (abgesehen davon, dass 
die Glühbirne mit der falschen Spannung betrieben wird).

Wie dimensioniert man ungefähr einen solchen Trafo?
Warum hat der ursprüngliche Trafo nur "2,5A"?
Gibts so große Unterschiede was das Vertragen von Einschaltströmen 
angeht?
Oder taugt der Trafo einfach nicht?
Was würdet ihr empfehlen?

Ihr seht - ich habe einfach nicht genug Erfahrung und auch googeln hilft 
nicht weiter. Wäre auch für einzelne Antworten sehr dankbar, um meine 
Wissenslücke zu füllen.

Danke euch!
Alexander

von Andrew T. (marsufant)


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Alexander R. schrieb:
> Was würdet ihr empfehlen?

Eine Trafo aus einem Garagentorantrieb nehmen, bei dem nur der Motor 
defekt ist.

So einen 24V Trafo habe ich hier.

Sollte also gemäß dem "aus 2 mach ein funktioniernedes Gerät" die 
mögliche Lösung sein.

von H. H. (Gast)


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Block SIM 60

von Andrew T. (marsufant)


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Da Du einen Chamberlain Garagentorantrieb hast:
Ein 24V 100VA/250VA kurzzeit Steuertrafo aus Industriezubehör tut es 
auch.
Den bekommst Du sehr einfach z.B. via ebay.

von Fritz G. (fritz65)


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Falls der Trafo nur einen Gleichrichter speist - bei meinem 
Somfy-Antrieb ist das so - wäre es möglich, Tarfo mitsamt Gleichrichter 
durch ein 24V-DC-Schaltnetzteil zu ersetzen. Wegen des geringeren 
Leerlaufverbrauchs würde das auf Dauer eine Menge Eergie sparen.

von H. H. (Gast)


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Fritz G. schrieb:
> Falls der Trafo nur einen Gleichrichter speist - bei meinem
> Somfy-Antrieb ist das so - wäre es möglich, Tarfo mitsamt Gleichrichter
> durch ein 24V-DC-Schaltnetzteil zu ersetzen. Wegen des geringeren
> Leerlaufverbrauchs würde das auf Dauer eine Menge Eergie sparen.

Das SNT müsste man aber auf den Anlaufstrom des Motors dimensionieren, 
und der kann höher ausfallen als man so denkt.

von Alexander R. (alexander74)


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Schon einmal vielen Dank für die zahlreichen Infos.

Ich schätze es gibt einfach Qualitätsunterschiede bei Trafos gleicher 
Kenndaten?
Oder hatte ich einfach nur Pech?
Oder ist der Einschaltstrom i.d.R. zu vernachlässigen?
Wird das bei Trafos im Allgemeinen nicht angegeben und sollte dann durch 
Dimensionierung ausgeglichen werden?
Denn Lampe / Motor ergibt ja sicherlich eine ausreichend große 
Einschaltspitze...

Was hält so ein Trafo normalerweise so aus? Und warum ist der 
ursprünglich "nur" mit 60VA ausgelegt worden?

Ich will ja nicht nervig werden - aber mein Kopf gibt sich ungern mit 
"nimm das da mal" zufrieden. Außerdem muss ich euch dann das nächste Mal 
damit nicht nerven :)

Danke!!

von H. H. (Gast)


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Alexander R. schrieb:
> Und warum ist der
> ursprünglich "nur" mit 60VA ausgelegt worden?

Weil ein Trafo kurzzeitig erheblich stärker belastet werden kann.

von Michael B. (laberkopp)


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Alexander R. schrieb:
> Der Einschaltstrom beträgt also in der Theorie knapp 50A... Müsste da
> nicht das 5A Netzteil ebenfalls klein beigeben?

Klassische Eisenkerntrafos sind kurzzeitig stark überlastbar, so ein 
60VA Ding lässt kurz mal 18A fliessen und dann ist entweder die 
Glühlampe kaputt oder das Anlaufmoment überwunden.

Bei deinem Trafo im Gehäuse vermute ich eine primäre Sicherung, denn 
alleine der Eisenkern geht so schnell nicht kaputt. Natürlich kann auch 
der 5A Trafo eine knapp ausgelegte primäre Sicherung enthalten. Ich 
hätte die aber eher als PTC Polyfuse ausgelegt.

Ein Ersatz des 60VA Trafos durch einen, TaDa, 60VA Trafo sollte also 
passen. Und eben nicht durch ein 120VA p.m.p.o. Chinateil im 
Plastegehäuse. Ear das Original auch im externen Gehäuse ?

von Monk (roehrmond)


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Herkömmliche Transformatoren (mit Eisenkern) können kurzzeitig deutlich 
mehr Strom liefern, ohne durch zu brennen. Es ist allerdings 
unwahrscheinlich, dass ein 5A Trafo 50A liefert, wegen seines eigenen 
Innenwiderstandes.

> Wie dimensioniert man ungefähr einen solchen Trafo?
> Warum hat der ursprüngliche Trafo nur "2,5A"?

Transformatoren baut man passend zur Last. Ein stärkerer Transformator 
kostet mehr Geld, macht das Gerät größer und schwerer.

> Gibts so große Unterschiede was das Vertragen von Einschaltströmen
> angeht?

Ja

> Oder taugt der Trafo einfach nicht?
> Was würdet ihr empfehlen?

Dein Versuch mit der 12V Glühbirne an 24V war schon sinnlos. Ob der 
Trafo für deinen Fall geeignet ist, ergibt sich aus den technischen 
Daten des Trafos und dem, was das gerät braucht. Ich möchte dir keine 
Prognose auf Basis fehlerhafter Versuche und fehlender Zahlen geben.

In Deutschland druckt man auf Geräte normalerweise die Leistung auf, die 
es (mindestens) ein paar Minuten lang unter normalen Bedingungen 
aushält. Den Chinesen reichen an der Stelle schon wenige Millisekunden 
aus, was in der Praxis dazu führt, dass chinesische Netzteile, Motoren, 
Verstärker, ... nach unseren Maßstäben meistens nur halb so viel aus 
halten, wie drauf steht. Manchmal sogar noch weniger.

Vielleicht hilft dir das bei künftigen Einkäufen.

: Bearbeitet durch User
von Stefan K. (stk)


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Rein interessehalber: was wiegt der Original-Trafo und was wiegt das als 
Ersatz beschaffte AC-Netzteil?

von Monk (roehrmond)


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> Oder ist der Einschaltstrom i.d.R. zu vernachlässigen?

Nein.

> Wird das bei Trafos im Allgemeinen nicht angegeben

Zu einem vernünftigen Produkt gehört ein Datenblatt mit all diesen 
Angaben. Bei fachfremden Online Handelsplattformen fehlen solche Angaben 
in der Regel. Die musst du dir vor dem Kauf selbst besorgen, was aber 
oft daran scheitert, das das Produkt nicht eindeutig identifizierbar 
ist.

> Denn Lampe / Motor ergibt ja sicherlich eine ausreichend große
> Einschaltspitze...

Ich bezweifle, dass deine verunglückte Lampe die gleiche Stromaufnahme 
hat, wie der Antrieb samt Motor.

von Alexander R. (alexander74)


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Michael B. schrieb:
> Klassische Eisenkerntrafos sind kurzzeitig stark überlastbar, so ein
> 60VA Ding lässt kurz mal 18A fliessen und dann ist entweder die
> Glühlampe kaputt oder das Anlaufmoment überwunden.
Das kommt meiner Theorie recht nahe, dass ein 25€ Trafo dem doppelt so 
teuren eher nicht das Wasser reichen kann.

> Bei deinem Trafo im Gehäuse vermute ich eine primäre Sicherung, denn
> alleine der Eisenkern geht so schnell nicht kaputt.
Eine Sicherung hat der billige Ersatz nicht - der ursprüngliche wurde 
auch vom Blitz getötet (und da hat übrigens wohl die Glühbirne die 
Schaltung geschützt)

> Ein Ersatz des 60VA Trafos durch einen, TaDa, 60VA Trafo sollte also
> passen. Und eben nicht durch ein 120VA p.m.p.o. Chinateil im
Du sagst es... also ist die Aussage des "Technikers" des Verkäufers 
einfach eine Ausrede für das billige Ding...

> War das Original auch im externen Gehäuse ?
Ne - ein schöner vergossener Klotz :)

von Alexander R. (alexander74)


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Stefan K. schrieb:
> Rein interessehalber: was wiegt der Original-Trafo und was wiegt das als
> Ersatz beschaffte AC-Netzteil?

Beide gleich schwer - der eine vergossen und der andere im 
Kunststoffgehäuse - sollte sich aufheben. Knapp 950gr

von Alexander R. (alexander74)


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Steve van de Grens schrieb:
> In Deutschland druckt man auf Geräte normalerweise die Leistung auf, die
> es (mindestens) ein paar Minuten lang unter normalen Bedingungen
> aushält. Den Chinesen reichen an der Stelle schon wenige Millisekunden
> aus, was in der Praxis dazu führt, dass chinesische Netzteile, Motoren,
> Verstärker, ... nach unseren Maßstäben meistens nur halb so viel aus
> halten, wie drauf steht. Manchmal sogar noch weniger.
>
> Vielleicht hilft dir das bei künftigen Einkäufen.

Besten Dank! Damit kann ich was anfangen ;)

Die 12V Lampe hatte sich auch vorher schon darin verirrt... das hätte 
daher schon vorher dem Netzteil den Garaus machen müssen. Aber das ist 
wenig entschuldbar - da stimme ich zu!

von Peter D. (peda)


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Alexander R. schrieb:
> Nun ist mir aber dieses beim ersten Einschalten mit einer defekten
> Primärseite verreckt, worauf der Verkäufer mir empfahl das 5A Netzteil
> zu nehmen, es wäre für meinen Zweck das Richtige.

Der Blitzschlag wird erst eine der 4 Dioden gerissen haben und daraufhin 
hat sich der Trafo überhitzt.
Die 18V werden Gleichspannung gewesen sein und zufällig hast Du die so 
rum angeschlossen, daß die defekte Diode eh leitet.
Jeder neue Trafo wird also wieder durchbrennen, solange die Dioden nicht 
überprüft wurden.

Ich würde keinen Trafo mehr kaufen, sondern ein Schaltnetzteil von der 
Stange. Die Dioden müssen natürlich vorher repariert werden und sollten 
als Verpolschutz drin bleiben.

von Harald W. (wilhelms)


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Alexander R. schrieb:

> Sachlage: Durch einen Blitzschlag ist der Transformator dahingeschieden:
>
> 230v -> 24V 2.5A 60VA

Solche 230V 60VA sind absolute Standardteile, die es bei jedem
Elektronikhändler gibt. Allerdings solltest Du vor dem Austausch
überprüfen, ob nicht weitere Teile in Deinem Antrieb defekt sind
und möglicherweise Deinen neuen Trafo überlasten.

von Alexander R. (alexander74)


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Peter D. schrieb:
> Der Blitzschlag wird erst eine der 4 Dioden gerissen haben und daraufhin
> hat sich der Trafo überhitzt.

Also der Gleichrichter ist völlig ok - auch der AC 24V Anschluss an der 
Platine hat ca. 100KOhm... daher war ich jetzt nicht von einem weiteren 
Defekt ausgegangen.
Daher der Versuch mit der DC Spannung. Hatte mich ja schon gewundert, 
dass der Blitz das Ding intern heile gelassen hat :)

Also so ganz vermessen bin ich dann doch nicht zu Werke gegangen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Alexander R. schrieb:
>> Ein Ersatz des 60VA Trafos durch einen, TaDa, 60VA Trafo sollte also
>> passen. Und eben nicht durch ein 120VA p.m.p.o. Chinateil im
> Du sagst es... also ist die Aussage des "Technikers" des Verkäufers
> einfach eine Ausrede für das billige Ding...

Der weiß, dass er Müll verkauft und lügt. Zurück mit dem Schrott und 
wenn er Ersatz liefert, einen vernünftigen Lasttest.

Zwei Halogenstrahler 12V/20W in Reihe geben 40W an 24V, vielleicht hast 
Du auch noch zwei 10W-Birnchen da. Und immer dieser böse Einschaltstrom, 
Hunderttausende Halogentrafos haben jahrelang bewiesen, dass der kein 
Problem ist - außer im µC-net.

Auch mal gucken, wie warm das Ding im Leerlauf wird, da haben 
China-Trafos nicht nur einmal Defizite bewiesen. Was warm wird, ist 
ungenutzte Wirkleistung und auch der Lebensdauer nicht zuträglich. Würde 
ich mit meinem Energiekosten angucken.

Alexander R. schrieb:
> Die 12V Lampe hatte sich auch vorher schon darin verirrt... das hätte
> daher schon vorher dem Netzteil den Garaus machen müssen. Aber das ist
> wenig entschuldbar - da stimme ich zu!

Die sollte direkt abdampfen, ohne dass der Trafo deshalb stirbt.

Peter D. schrieb:
> Ich würde keinen Trafo mehr kaufen, sondern ein Schaltnetzteil von der
> Stange.

Ich nicht.

Harald W. schrieb:
> Solche 230V 60VA sind absolute Standardteile, die es bei jedem
> Elektronikhändler gibt.

Zeige mal!

von Hans K. (Firma: privat) (sepp222) Flattr this


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Ich würde von Reichelt einen 2x12 V 100VA Trafo kaufen,die 2 
Sekundärspannugen
hintereinanterschalten dann habe ich 24 Volt und 4 Ampere.Ca 42 Euro.
Das müsste mir reichen.
                    Hans

von Johann S. (johann_s285)


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Schau dir Mal den an:

https://www.reichelt.de/ringkerntrafo-80-va-2x-12-v-2x-3-33-a-rkt-8012-p15282.html

Die 2 x 12V in Reihe macht 24V.

Gruß Hans

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