Guten Tag, nachdem ich hier viele Threads zum Thema Schaltnetzteil gelesen habe, bekam ich den Eindruck, dass jeder, der hier Fragen zum Bau eines SMPS stellt, ein Streichholz an die Zündschnur eines Pulverfasses hält. Daher versuche ich mein Anliegen einmal sehr vorsichtig zu formulieren: Ich repariere schon etwas länger Schaltnetzteile für "sehr antike" Rechner, und hin und wieder ist auch mal ein kompletter Neubau fällig, weil die Komponenten längst nicht mehr verfügbar sind. Wann immer möglich greife ich auf Fertiggeräte zurück, oder stückele sie aus kleinen Meanwell o.ä. Frames zusammen. Manchmal ist das aber nicht möglich, weil die Platinenform scheinbar von einem "Mad Architect" entworfen worden ist, mit vielen Ecken und Winkeln: Function follows form. Was ich mich aber frage ist: Existiert hier vielleicht bekannterweise ein Schaltplan für ein SMPS für etwa 80 Watt, Eingangsspannungen von 90-250V und einigermaßen konstanter Last, sodass man quasi "nur noch" den Übertrager und den Sekundärteil an seine gewünschten Spannungen anpassen muss? Kurzschluss- und Leerlaufsicherungen wären schön, sind aber kein Muss, weil Festeinbau. Auch der Verzicht auf Spezial-Controller, die man nur in Hintertupfingen gegen seinen Erstgeborenen bekommt, wäre wünschenswert. Viele Grüße RJ
Ralf J. schrieb: > Ich repariere schon etwas länger Schaltnetzteile für "sehr antike" > Rechner Das dürfte eine sehr spezielle Nische sein, da kenne ich keine universelle Lösung. Allgemein suche ich einfach ein Fertignetzteil entsprechender Leistung und setze es ein. Da ich industrielle Geräte entwickle, nehme ich eine 24V Hauptspannung und schalte Stepdowns für andere Spannungen dahinter.
Ralf J. schrieb: > Existiert hier vielleicht bekannterweise ein Schaltplan für ein SMPS für > etwa 80 Watt, Eingangsspannungen von 90-250V und einigermaßen konstanter > Last, sodass man quasi "nur noch" den Übertrager und den Sekundärteil an > seine gewünschten Spannungen anpassen muss? 80W liegt im Bereich der UC3842 Flyback-Wandler aber gerade eben über den 75W ab denen eine PFC power factor correction notwendig wird. Die Anforderung gab es bei den alten Netzteilen noch nicht, daher ist Reparieren sicher weniger aufwandig wie Neukonstruktion. Eine Tabelle für den UC3842 über die gewünschte Ausgangsleistung welcher Kern, welcher MOSFET, welcher shunt, welcher primäre Siebelko und Eingangsfilter mit Sicherung und NTC passt, und dann einer Tabelle für welche Ausgangsspannung welche Windungsanzahl und Drahtstärke, welche Diode und Elko nötig sind, wäre eine sicher sinnvolle Fleissarbeit, macht aber bei mehreren Ausgangsspannungen in Kombination viel Arbeit. Der Kern der Arbeit liegt aber in der Schleifenkompensation durch die kleinen Widerstände und Kondensatoren am TL431, für die man ein Bode-Diagramm und eine Spice-Simulation verwenden sollte, damit das Netzteil stabil regelt. Hier wäre ein vorgefertigtes Design-Tool Klasse, ich vermute Netzteilhersteller wie Friwo und Meanwell haben da was, geben es dir aber genau so wenig wie 50Hz Trafowickler dir ihre Kern/Windungstanellen geben sondern sie lieber mit ins Insolvenzgrab nehmen. Ich hatte mal eine Seite mit einem UC3842 und einer Platine für 3 Ausgangsspannungen und rudimentärer Dimensionierung, ohne Stabilitätsbetrachtungen, ich glaube für 60W, finds aber nicht mehr. Chinesen haben es leichter für 1 Ausgangsspannung https://de.aliexpress.com/item/1005004870007076.html Es gibt da noch den aber nicht hier https://www.aliexpress.com/i/33012340855.html Also selber machen https://www.ti.com/product/de-de/UC3842 https://www.ti.com/lit/pdf/slua143 https://www.ti.com/lit/pdf/slup224 https://bbs.21dianyuan.com/thread-126436-1-1.html Aber alle ohne PFC, was den Aufwand quasi verdoppelt, aber die Anforderungen an den Flyback herunterschraubt, er arbeitet dann mit konstanter Eingangsspannung.
Wenn man PFC haben will, dann nimmt man eben nicht den UC3842 o.ä. sondern den UC38051. Man kann damit nicht nur eine PFC-Stufe, sondern auch einen kompletten leistungsfaktorkorrigierten Sperrwandler für beliebige Spannungen machen. Macht man aber wirklich ein einstufiges Netzteil mit Leistungsfaktorkorrektur, dann braucht der Ausgang eine wirklich große Kapazität, so als würde man gleichgerichtete 50Hz glätten wollen.
Ralf J. schrieb: > Existiert hier vielleicht bekannterweise > ein Schaltplan für ein SMPS für etwa 80 Watt... > sodass man quasi "nur noch" den Übertrager und den Sekundärteil an seine > gewünschten Spannungen anpassen muss? Was nützt das, ohne den passenden Trafo? Dieses Kernbauteil ist nach meinem Kenntnisstand immer Anwendungsspezifisch, als nicht von der Stange als Standardprodukt zu kaufen. Schaltpläne gibt es jedenfalls reichlich im Netz, in diversen Lehrbüchern (z.B. von Siemens) und in Datenblättern sowie Application Notes der Chiphersteller.
Steve van de Grens schrieb: > Was nützt das, ohne den passenden Trafo? Dieses Kernbauteil ist nach > meinem Kenntnisstand immer Anwendungsspezifisch, als nicht von der > Stange als Standardprodukt zu kaufen. In dem man ihn wickelt. Ist ja bei einem Einzelstück keine unzumutbare Arbeit. Kannst du das nicht ?
Von Coilcraft bis Würth gibt es fertige Wandler für verschiedene Topologien und einen weiten Leistungsbereich mit Applikationsschriften zu passenden ICs. Arno
Steve van de Grens schrieb: > Michael B. schrieb: >> Kannst du das nicht ? > > Nee, ich kann das nicht. Lass dir keinen Scheiß erzählen. Das ist auch nicht ganz gerade einfach für einen Schaltnetzteiltrafo. Es gibt für fast alle Schaltnetzteilcontroller Eval Boards + Applikationsschriften in denen erschöpfend auf den Designprozess eingegangen wird. Für vieles haben Firmen wie Würth, Coilcraft etc. bereits fertige Trafos im Angebot. Bei 80W ohne besondere Anforderungen bietet sich immer ein Flyback an. Die sind am einfachsten. Aber was spricht gegen Rep? Kaputt sind in 99% der Fälle Halbleiter und Elkos. Beide lassen sich gut durch aktuelle Teile ersetzen.
> Aber was spricht gegen Rep? > Kaputt sind in 99% der Fälle Halbleiter und Elkos. > Beide lassen sich gut durch aktuelle Teile ersetzen. Bei den Elkos gebe ich dir natürlich recht, aber was machst du mit einem vergossenen Dickfilm-Zeug, das wie folgt beschriftet ist: SONY SH-B1 08AV1 und was die ganze Sache steuert? Da finde ich überhaupt nichts drüber. Dieses Schaltnetzteil kommt beispielsweise aus einer SUN SparcStation IPC. Steht SONY auf der Platine, Anschlusspläne habe ich bei Mitsubishi gefunden. Einen Leistungstransistor, wie beispielsweise den IRF BC40 oder einen 78L12 bekommt man problemlos. Bei einer Sicherung, wie der "N50 H" wird's schon schwieriger. Transformatoren (HF, NF, 50Hz) habe ich schon reichlich gewickelt, die Kerne bekommt man problemlos, das Zubehör (Spulenkörper, Öl-Papier, Draht) ebenfalls. Eine Wickelmaschine mit Zähler hilft dabei ungemein, saubere Lagen zu legen. Ich habe, wann immer möglich, auch mit fertigen Netzteilen und anschließenden Step-Up / -Down Wandlern gearbeitet. Aber das kostet halt Platz, der meist nicht vorhanden ist. Ich habe auch schon fertige Netzteile mit einer einzigen Ausgangsspannung und passender Leistung zerlegt, und daraus ein Netzteil mit mehreren Ausgangsspannungen gemacht. Das bedeutet, ich habe den Trafo zerlegt und die Sekundärwicklung abgenommen. Dann neue Isolationslage und mehrere neue Sekundärwicklungen drauf, ebenfalls mit Zwischen-Isolationslagen. Es sind zwar mehr Spannungen, aber die gleiche Gesamtleistung, d.h. die Gesamtmenge an Draht im Sekundärsystem ist vergleichbar, passt also alles noch auf den Kern. Zweckmäßigerweise nehme ich dann meist Schaltnetzteile, die eine Spannung haben, die ich ohnehin brauche, sodass die Regelung dieselbe bleiben kann. Also aus einem Netzteil für 5V 16A wird dann ein Netzteil 5V 9A, -12V 0,1A und 12V 1,5A. Dann fehlen nur noch Gleichrichter und Filter für die weiteren Ausgangsspannungen. Was ich eingangs wollte, war quasi so eine Primärseite aus der Schublade (gerne auch umschaltbar von 110 auf 230V, damit es einfacher wird), und customizable Sekundärseite. Die Leistungsklasse ist meist immer so um 70 bis 80W, die Spannungen, nun ja, ich habe vor einem Jahr hier eine voll transistorisierte Antiquität gehabt, die -13V, -5V, +7V und +33V haben wollte. Da konnte ich aber tatsächlich beide Leistungstransistoren auswechseln und das Ding lief wieder. Glück gehabt. NB: Das Ding hatte nur kleine Elkos im Ausgang, aber reichlich dicke Spulen. Jetzt warte ich nur noch drauf, bis mir der erste hier ein Schaltnetzteil mit Röhren anschleppt. Hennes
Ralf J. schrieb: > Was ich eingangs wollte, war quasi so eine Primärseite aus der Schublade > (gerne auch umschaltbar von 110 auf 230V, damit es einfacher wird), und > customizable Sekundärseite. Das gibt Dir jedes Flyback Design mit mehreren Ausgangsspannungen. Nur eine davon stellt den feedback für die primärseitige Regelung. Durch Manipulation des Spannungsteilers am TL431 kannst Du die Ausgangsspannung in weitenen Grenzen bereits mit dem Originalkern anpassen. Alle aus dem Wicklungsverhältniss abgeleiteten Spannungen ändern sich natürlich mit. Appnotes gibt es reichlich für das grundlegende Design.
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