Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Umschaltung nationaler Stromnetze -Technik? Verfahren?


von DSGV-Violator (Gast)


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Das Baltikum wird demnächst vom sowjetischen Stromverbund getrennt und 
an das Europäische angeschlossen (siehe Infographik im Anhang).

Wie kann man sich die Vorbereitung und die konkrete Umschaltung zwischen 
den beiden Kontinent-umspannenden Netze vorstellen?

Werden da innerhalb des Baltikums, durch neue Schaltwerke kleinere 
Teilnetez geschaffen, die dann sukzessive in der gleichen Millisekunden 
phasensynchron die Sowjetkraftwerke abwerfen und die Europäischen 
belasten?
Oder kann man das ohne größere Neuinvestitionen durchziehen?

https://www.dw.com/de/wie-litauen-dem-russischen-strom-den-r%C3%BCcken-kehrt/a-62393473

https://www.ahk-balt.org/news/news-details/eu-foerdert-synchronisation-von-baltischen-stromnetzen-mit-eu-system

https://www.nordisch.info/litauen/baltische-staaten-anschluss-an-europaeisches-stromnetz-binnen-24-stunden-moeglich/

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Wenigstens fahren die Stromnetze ja keine andere Spurweite. ;-)

Das Problem der Phasenangleichung hast du doch immer beim 
Zusammenschalten von Netzen. Da man selbst vor Jahrzehnten schon in der 
Lage war, tagsüber aufgelaufene Frequenzschwankungen gezielt 
auszugleichen (für die Synchronuhren), sollte es ja nicht so ein Problem 
sein, bei gleicher Frequenz noch die Phasenlage zu justieren.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Also wird der Strom noch teurer, toll.

von H. H. (Gast)


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Da muss nicht synchronisiert werden, alle Links sind HGÜ.

von Andreas M. (andreas_m62)


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https://www.netzfrequenzmessung.de/

Auch mal in den Tabs nachlesen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (andreas_m62)


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H. H. schrieb:
> Da muss nicht synchronisiert werden, alle Links sind HGÜ.

Die nachfolgenden Wechselrichter auf der Empfängerseite der HGÜ sollten 
schon mit dem vorhandenen Netz synchron laufen.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Andreas M. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Da muss nicht synchronisiert werden, alle Links sind HGÜ.
>
> Die nachfolgenden Wechselrichter auf der Empfängerseite der HGÜ sollten
> schon mit dem vorhandenen Netz synchron laufen.

Das machen die auch schon vor dem kappen der Leitungen nach Russland.

Die werden ja nicht mal schwarzstartfähig sein.

Beitrag #7412351 wurde von einem Moderator gelöscht.
von DSGV-Violator (Gast)


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>> Da muss nicht synchronisiert werden, alle Links sind HGÜ.
>
> Die nachfolgenden Wechselrichter auf der Empfängerseite der HGÜ sollten
> schon mit dem vorhandenen Netz synchron laufen.

Gute Hinweise, bei Gleichspannungsübertragung (HGÜ 
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) muss natürlich unmittelbar an der 
Übergabe nichts Phasenynchron laufen.
Es sind aber wohl die wenigsten Leitungen, die auf Gleichspannung 
laufen, das Spinnennetz der Sowjets ist wohl eher Wechselstrom (siehe 
Anhang, sorry wg. der schwer lesbaren Legende).
Bild aus: 
https://www.researchgate.net/figure/Baltic-Electrical-Ring_fig2_259127246

Aber geht der Trend ohnehin eher zur Gleichstromübertragung ab/zwischen 
Groß-Erzeuger (Photovoltaik, Erdkabel unter Gleichstrom bspw. 
SuedLink)?!


> Die werden ja nicht mal schwarzstartfähig sein.

In beiden Richtungen?
Bspw. Die Kraftwerke in Litauen können ohne Strom aus Russland nicht 
hochgefahren werden? Und die Kraftwerke in Russland können ohne Strom 
aus den Baltikum nicht starten? Oder hat nur das Baltikum das Nachsehen 
beim Neustart aus einem totalen Blackout heraus?

von H. H. (Gast)


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Mit Viertelwissen kommen nur Phantasien raus.

von (prx) A. K. (prx)


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H. H. schrieb:
> Mit Viertelwissen kommen nur Phantasien raus.

Forenprinzip: Wenn vier solche Leute zusammenkommen, reicht es. ;-)

: Bearbeitet durch User
von DSGV-Violator (Gast)


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H. H. schrieb:
> Mit Viertelwissen kommen nur Phantasien raus.

Nope.
Derjenige, welcher Wissen (systematisch) aufbaut, kommt zwar um die 
Phase ¼-Wissen nicht umhin, durchquert diese aber auf dem Weg zur ∞ 
flott.

Der Phantast dagegen ersetzt Wissen skrupellos durch "freie 
Assoziation".
https://www.youtube.com/watch?v=iVqLabk4kIY

von DSGV-Violator (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Mit Viertelwissen kommen nur Phantasien raus.
>
> Forenprinzip: Wenn vier solche Leute zusammenkommen, reicht es. ;-)

Nö. Eine Anhäufung von Nullen verbleibt 'nullig.'

Wertvoll wird es erst nach Durchsetzung des Hierarchie-Prinzips:
 Alle Nullen auf eine Linie bringen und eine Nicht-Null (bspw. '1') auf 
die  führende Position setzen. ;-)

Aber dergleichen ist im Forum eher verpönnt.

von Michi S. (mista_s)


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(prx) A. K. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Mit Viertelwissen kommen nur Phantasien raus.
>
> Forenprinzip: Wenn vier solche Leute zusammenkommen,

Dann werden aus Phantasien schnell mal Visionen.

DSGV-Violator schrieb:
> Nö. Eine Anhäufung von Nullen verbleibt 'nullig.'

Klar! Zumindest mit Nullen kennst dich offenbar aus.


DSGV-Violator schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Die werden ja nicht mal schwarzstartfähig sein.
>
> In beiden Richtungen?

Ich denke mit der (fehlende) Schwarzstart-Fähigkeit waren die 
Wechselrichter am Ende der HGÜ-Leitungen gemeint.


DSGV-Violator schrieb:
> das Spinnennetz der Sowjets ist wohl eher Wechselstrom

Diese (also konkret die Leitungen zwischen Baltikum und russischem Netz) 
muß man ja nur trennen. Das ist genaugenommen bei Wechselstrom-Leitungen 
sogar deutlich einfacher.

: Bearbeitet durch User
von Xanthippos (xanthippos)


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> Forenprinzip: Wenn vier solche Leute zusammenkommen, reicht es. ;-)

Nur wenn die 4 Leute die gleiche Phasenlage hätten. Wegen der 
Phasenverschiebung kommt hauptsächlich Blindleistung aber kaum 
Wirkleistung bei raus.

Beitrag #7412493 wurde von einem Moderator gelöscht.
von H. H. (Gast)


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Xanthippos schrieb:
>> Forenprinzip: Wenn vier solche Leute zusammenkommen, reicht es.
> ;-)
>
> Nur wenn die 4 Leute die gleiche Phasenlage hätten. Wegen der
> Phasenverschiebung kommt hauptsächlich Blindleistung aber kaum
> Wirkleistung bei raus.

Aber dummschwatzstartfähig sind sie in jedem Falle.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Baltischen Staaten sind im Moment immer noch beim Umbau ihrer 
Kraftwerke, eigentlich sollten die alten Kohlekraftwerke durch 
Gaskraftwerke ersetzt werden. Ich weiß nicht, ob sie diese Pläne jetzt 
weiter verfolgen und das Gas mit Schiffen importieren oder ob sie zu 
Kohle zurückgehen seit dem Russland aus dem Spiel ist. Litauen war seit 
der Abschaltung des AKW Ignalina (mit den beiden großen RBMK-1500 
Reaktorblöcken, die gleiche Bauart wie beim AKW Tschernobyl, nur 
wesentlich größer) auf Stromimporte aus Russland angewiesen.

Als Abhilfe wurde zwischen Litauen und Polen eine 400kV Drehstromleitung 
(LitPol) errichtet, die im Endausbau eine Kapazität von 1000MW haben 
sollte. Ursprünglich wurde diese mit einer Gleichstrom-Kurzkupplung in 
Alytus betrieben, aber wenn man die Stromnetze mit dem UCTE-Netz 
synchronisiert, braucht man die nicht mehr.

Die Synchronisierung ist auch ziemlich einfach, man gleicht Spannung, 
die Frequenz und Phasenlage an und wenn alles nahe genug beieinander 
liegt, wird ein dicker Leistungsschalter im Hochspannungsnetz 
geschlossen. Das verursacht einen Einschwingvorgang zwischen beiden 
Netzen und es ist durchaus möglich, daß dabei Überlasteinrichtungen 
auslösen. Dann muss man es erneut versuchen.

Generell sind diese Länder nicht groß und haben nicht so viele 
Einwohner, insbesondere Estland und Lettland. Praktisch hat ein 
kohlebetriebenes Großkraftwerk ausgereicht, um fast das ganze Land zu 
versorgen. In Litauen war dies das Kraftwerk Ignalina und nach dessen 
Abschaltung das Kohlekraftwerk Elektrenai (das wurde zu Laufzeiten des 
AKW Ignalina nur auf Sparflamme betrieben), in Estland die Kraftwerke 
Balti Elektrijaam und Eesti Elektrijaam (beide fast direkt nebeneinander 
bei Narva). Nur Lettland schert etwas aus, dort gibt es zwei größere 
GuD-Kraftwerke in Riga (976MW), aber noch mehr Wasserkraft aus drei 
großen Anlagen (1.560MW).

von DSGV-Violator (Gast)


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Vielen Dank für die Darstellung. Wenn ich es recht verstehe, ist das 
Baltikum "elektrotechnisch gesehen" eher "dünn besiedelt" (wenig 
Erzeugerleistung, wenig Verbraucher)", so das es mit wenigen 
Einspeisepunkten resp. Kraftwerken getan ist?!


> Die Synchronisierung ist auch ziemlich einfach, man gleicht Spannung,
> die Frequenz und Phasenlage an und wenn alles nahe genug beieinander
> liegt, wird ein dicker Leistungsschalter im Hochspannungsnetz
> geschlossen.

Ich seh dabei zwei Verständnisprobleme:
(1) Wie kann man die Frequenz landesweit zu einem vorgegebenen 
Schaltmoment anpassen? Phasenlage und Amplitude hat man seit anno 
dunnemals dank "Phasenschieberkette" und "Reaktanzenanlage" im Griff, 
aber alle Generatoren/Schaltwandler im Baltikum aufs Bruchteil genau 
gleich schnell laufen zu lassen, klingt für mich etwas langwierig.

(2) Wie schnell und wie dick soll diese eine Leistungsschalter sein? So 
ein Schaltvorgang braucht auch seine Milisekunden?

Hinter der Frage im ersten Post steht im Kern genau dieses. Falls die 
Geschaltete Leistung so hoch und so mehrfach Phasen-unpassend ist, wäre 
es nicht dann notwendig, statt einen grossen Multi-ländernetz mehrere 
kleinere Teilnetze nacheinander zu synchronisieren und zu schalten?

Man kann natürlich auch einen Zeitpunkt mit wenig Elektrotransfer 
abwarten, wann könnte das sein?
Nach Mitternacht nach Nationalfeiertag/Mittsommer wenn alle besoffen 
schlafend draußen liegen?

von Rick (rick)


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Ben B. schrieb:
> Die Synchronisierung ist auch ziemlich einfach, man gleicht Spannung,
> die Frequenz und Phasenlage an und wenn alles nahe genug beieinander
> liegt, wird ein dicker Leistungsschalter im Hochspannungsnetz
> geschlossen.
Ich glaube ganz so 'einfach' ist es nicht:
https://www.youtube.com/watch?v=xGQxSJmadm0

Das ist vom Prinzip vergleichbar, wenn es beim Schalten (in einem 
Fahrzeug mit einem unsynchronisierten Getriebe) ordentlich ruckt, weil 
man das Zwischengas vergessen hat.


DSGV-Violator schrieb:
> Ich seh dabei zwei Verständnisprobleme.
> (1) Wie kann man die Frequenz landesweit in einem Schaltmoment anpassen?
Genauso, wie auch sonst die Frequenz gesteuert wird:
- ist die Frequenz zu niedrig, dann muß die Generatorleistung erhöht 
werden
- ist die Frequenz zu hoch, dann muß die Generatorlietung reduziert 
werden

> (2) Wie schnell und wie dick soll diese eine Leistungsschalter sein? So
> ein Schaltvorgang braucht auch seine Milisekunden?
So dick wie nötig (damit er nicht abraucht) und so dünn wie möglich 
(darf ja nix kosten)...


> Man kann natürlich auch einen Zeitpunkt mit wenig Elektrotransfer
> abwarten, wann könnte das sein?
Das wäre vernünftig. In unsrem Netz liegt der Zeitpunkt mit der 
niedrigsten Leistungsaufnahme nachts zwischen 2 und 4 Uhr:
https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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DSGV-Violator schrieb:
> (2) Wie schnell und wie dick soll diese eine Leistungsschalter sein? So
> ein Schaltvorgang braucht auch seine Milisekunden?

Der Schaltvorgang braucht sogar einige zehn Sekunden, wie man in diesem 
Video vielfach bewundern kann. Ein- und Auschaltvorgänge bei HV-AC.

https://www.youtube.com/watch?v=VrY_k_pdlCs

Werden mit Druckluft angetrieben.


Oder hier wird in bayerischer Fremdsprache ein Umspannwerk erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=j3qVG7VhCCk

mfg

: Bearbeitet durch User
von Dieter R. (drei)


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Christian S. schrieb:

> Der Schaltvorgang braucht sogar einige zehn Sekunden, wie man in diesem
> Video vielfach bewundern kann. Ein- und Auschaltvorgänge bei HV-AC.

Interessante Links! Physikalisch kann es kaum anders ablaufen beim 
Schalten in Luft, aber als Laie hätte ich mir das doch nicht so 
vorgestellt.

Was ich nicht verstehe ist, warum solch ein Beitrag 5x Minus bekommt? 
Reiner Forums-Vandalismus? Könnte sich einer der negativ-Voter bitte mal 
äußern, was ihm missfällt? Oder ist es der Hinweis auf das bayerische 
Idiom? Ich habe 2x in meinem Leben versucht, in Bayern zu arbeiten. Wenn 
man da im Arbeitsablauf integriert ist, dann ist die Sprachbarriere 
schon heftig.

von DSGV-Violator (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Oder hier wird in bayerischer Fremdsprache ein Umspannwerk erklärt:
> https://www.youtube.com/watch?v=j3qVG7VhCCk

Lt. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Schaltanlagen_im_H%C3%B6chstspannungsnetz_in_Deutschland#Bayern

380kV und 250 kV von Tennet. Die Zuleitungen im Baltikum haben wohl noch 
mehr Spannung drauf. Gut sieht man die Lichtbögen, bei solchen Funken 
ist es ohnehin unmöglich pahsengenau zu trennen, denk ich.

Sprachlich  keine 599 aber IMHO auch für reine Hochsprachler brauchbar 
verständlich. Das gibt es schlimmere Brummtöpfe beispielsweise 
Rheinland: https://www.youtube.com/watch?v=OCfXwarWqFs
Wers lieber einem englischsprachigen Operetour lauschen mag: 
https://youtu.be/0B-i0nsh55Q?t=670

Very impressive wie sich der Mann zu Beginn auf die Suche macht: (01:50) 
" I am not familiar with the switch locations" dabei sind die Schalter 
nicht zu übersehen.  ;-)


BTW:
Die gezeigte Trasse in Oberbachern ist in der Neugestaltung: 
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/erding/ottenhofen-eching-tennet-strommast-hochspannungsleaitung-hoechstspannungssleitung-buergerinitiative-stromversorgung-1.5659997

von Helmut -. (dc3yc)


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Dieter R. schrieb:
> Ich habe 2x in meinem Leben versucht, in Bayern zu arbeiten. Wenn
> man da im Arbeitsablauf integriert ist, dann ist die Sprachbarriere
> schon heftig.

Meinst, mir verstehn die Preiss'n aufs erste Mal? So ein Ostfriese oder 
Ruhrpottler kann auch ganz schön ausländisch reden! Und vor allem die 
Sachsen, die!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Mir fällt als Vergleich die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr ein
Bei den Schweden war das "Tag  H"

https://de.wikipedia.org/wiki/Dagen_H
"Zur Vorbereitung wurde eine 30-seitige Broschüre an alle Haushalte 
verteilt, im Fernsehen und im Radio wurden Informationssendungen 
ausgestrahlt.
Vier Stunden vor der Umstellung und eine Stunde danach war jeglicher 
private Autoverkehr untersagt – in einigen Städten sogar für 24 Stunden.
In dieser Zeit wurden alle Verkehrszeichen für den Rechtsverkehr 
umgesetzt."

von Dieter R. (drei)


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Helmut -. schrieb:

> Meinst, mir verstehn die Preiss'n aufs erste Mal? So ein Ostfriese ...

Ein Ostfriese spricht entweder Hochdeutsch oder Platt. Das ist KEIN 
Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache. Ich spreche es auch nicht, 
das outet mich als Nicht-Einheimischen. Mit denen redet man 
selbstverständlich Hochdeutsch.

Und dann gibt es noch Friesisch. Das ist aber ein anderes Thema. Für 
Deutsche mindestens so unverständlich wie Dänisch.

von H. H. (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Mir fällt als Vergleich die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr ein

Das Drehfeld bleibt gleich.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Also in einem landesweiten Stromnetz (mit gleicher Sollfrequenz, bevor 
jemand mit Japan kommt) laufen alle Generatoren oder Umrichter bereits 
synchron. Da muss nicht jeder einzeln neu synchronisiert werden. Zur 
Synchronisierung von Stromnetzen müssen diese halt angeglichen werden - 
das kann der Turbosatz eines einzelnen Kraftwerksblocks sein, das kann 
ein komplettes Teilnetz mit mehreren (bereits synchron laufenden) 
Erzeugern sein.

Im europäischen Stromnetz gibt es zwei Arten Schalter. Die ersten, die 
man auch sehr gut sieht, sind reine Trennschalter. Die zweite Gruppe 
sind Lastschalter, die erkennt man weniger gut weil die heute üblichen 
SF6-Schalter keine von außen sichtbaren beweglichen Teile haben. Der 
Einschaltvorgang sieht so aus, daß zuerst die Trennschalter schließen 
(nachdem evtl. eingelegte Erdungsschalter in ihre Ruheposition gefahren 
sind) und danach werden die Lastschalter geschlossen. Beim Abschalten 
werden zuerst die Lastschalter geöffnet und danach öffnen die 
Trennschalter. Die Trennschalter werden also immer lastlos geschaltet, 
sie müssen lediglich die parasitären Ströme durch die Lastschalter und 
kapazitiven Anteile der Stromschienen trennen. Würde man die 
Trennschalter unter Last öffnen, bleibt der Lichtbogen stehen und kann 
größere Schäden oder Kurzschlüsse verursachen. Die Amerikaner probieren 
in ihrem recht dünnen Stromnetz, beide Funktionen mit einem einzelnen 
Schalter zu schaffen, aber das geht regelmäßig schief.

Zur Synchronisation werden die Trennschalter verbunden und mit den 
Lastschaltern bis zum richtigen Zeitpunkt abgewartet. Diese schalten 
sehr schnell (Größenordnung Augenblinzeln) und entsprechend laut. Früher 
gab es verbreitet offene Luft-Blasschalter, deren Abschaltvorgänge 
klingen wie Kanonenschüsse im Umspannwerk.

Bei Kraftwerksblöcken erfolgt die Synchronisation mit dem 
Generator-Lastschalter. Der Blocktransformator dient oft auch der 
Versorgung der Eigenbedarfsschienen, er ist daher auch bei 
stillstehendem Generator eingeschaltet und das Kraftwerk kann sich beim 
Anfahren aus dem 380kV-Netz versorgen. Der Generator wird langsam auf 
Solldrehzahl hochgefahren und muss dann auch in der Phasenlage und 
Spannung angeglichen werden, danach wird der Generator-Lastschalter 
geschlossen und der Generator läuft praktisch im Leerlauf synchron mit 
dem Stromnetz. Erst dann erfolgt eine Steigerung der Dampfproduktion und 
die Turbine fängt an, richtig Leistung zu produzieren, die vom Generator 
in Strom gewandelt und anschließend eingespeist wird.

Es gäbe auch die Möglichkeit, den Generator über eine Anfahrschaltung 
wie einen großen Synchronmotor hochlaufen zu lassen bis er synchron 
läuft, aber keine Ahnung welche Dampfkraftwerke das machen. Viele 
Pumpspeicherkraftwerke können ihre Maschinensätze im Leerlauf rotieren 
lassen, dadurch entfällt der Synchronisationsvorgang und sie erreichen 
von Null aus Nennleistung in 15..20 Sekunden. Grundlastkraftwerke wie 
Braunkohle oder Druckwasserreaktoren brauchen dafür mehrere Stunden.

Wer sich das genauer anschauen will, der googelt mal nach dem kleinen 
EON-Oops beim Thema großes Schiff auf der Ems 2006. Kurz umrissen, das 
Schiff war so hoch, daß es sehr nahe an die 380kV-Doppelleitung 
Conneforde-Diele (die bei Weener die Ems kreuzt) heranreichte und diese 
für die sichere Unterquerung abgeschaltet werden musste. In der Folge 
änderten sich die Lastflüsse und das N-1 Kriterium wurde verletzt, bis 
irgendwann (beschleunigt durch einen letzten ungeplanten 
Rettungsversuch) die Leitung Landesbergen-Wehrendorf wegen Überlastung 
abschaltete und das Verbundnetz durch die folgende Kettenreaktion in 
drei Teilnetze zerrissen wurde. Aufgrund der europaweit und teilweise 
noch in Nordafrika spürbaren Folgen ist der Vorgang recht genau 
dokumentiert und veröffentlicht worden, auch die Synchronisation der 
Teilnetze, bei denen mehrere Versuche erforderlich waren.

von Harald W. (wilhelms)


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Dieter R. schrieb:

> Ein Ostfriese spricht entweder Hochdeutsch oder Platt. Das ist KEIN
> Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache.

Innerhalb des Plattdeutschen gibt es aber auch noch
unterschiedliche Dialekte.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> Es gäbe auch die Möglichkeit, den Generator über eine Anfahrschaltung
> wie einen großen Synchronmotor hochlaufen zu lassen bis er synchron
> läuft, aber keine Ahnung welche Dampfkraftwerke das machen. Viele
> Pumpspeicherkraftwerke können ihre Maschinensätze im Leerlauf rotieren
> lassen, dadurch entfällt der Synchronisationsvorgang und sie erreichen
> von Null aus Nennleistung in 15..20 Sekunden. Grundlastkraftwerke wie
> Braunkohle oder Druckwasserreaktoren brauchen dafür mehrere Stunden.

Es gibt durchaus (ehemalige) Kraftwerke, deren Generatoren dauerhaft im 
Leerlauf rotieren und zum Ausgleich von kurzzeitigen Lastspitzen und zur 
Blindleistungskompensation dienen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Phasenschieber_%28Maschine%29

Beitrag #7413437 wurde von einem Moderator gelöscht.
von DSGV-Violator (Gast)


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Ben B. schrieb:

> Wer sich das genauer anschauen will, der googelt mal nach dem kleinen
> EON-Oops beim Thema großes Schiff auf der Ems 2006. Kurz umrissen, das
> Schiff war so hoch, daß es sehr nahe an die 380kV-Doppelleitung
> Conneforde-Diele (die bei Weener die Ems kreuzt) heranreichte und diese
> für die sichere Unterquerung abgeschaltet werden musste.

Naja, ein bisserl genauer muß man das schon darstellen damit nicht der 
Eindruck entsteht, normaler Schiffsverkehr bringt Europas Stromnetz an 
den Kollaps.

Die Meyer Werft, die die dicken Kreuzfahrtpödde baut, hatte ihren Antrag 
zur Abschaltung zweier Stromtrasse über die Schiffafahrtsweg kurzfristig 
von Sonntags in aller Herrgottsfrüh  auf Sa 22:00 (gemütlicher 
Fernsehabend) vorverlegt, womit die vorhergehenden Planungen obsolete 
wurden. Die Vorverlegung wurde den benachtbarten Netzbetreibern nicht 
mitgeteilt, womit die eigentlich geplante Entlastung der Trasse vor 
Abschaltung nichtumgestzt wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stromausfall_in_Europa_im_November_2006#Zeitlicher_Ablauf

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ursache-noch-unklar-grenzenloser-stromausfall-1380510.html

Sieht man sich das Lastprofil Winter Werktag an, wurde durch die 
Vorverlegung des Termins auf 21:45 statt 02:00 die Abschaltung nah am 
bedarfsmaxima statt in der Sohle vorgenommen.

https://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/chp%3A10.1007%2F978-3-662-49463-9_8/MediaObjects/339276_1_De_8_Fig3_HTML.gif

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich wollte es nicht hoch detailliert ausführen weil wird sonst zuviel 
OT, deswegen hab ich "großes Schiff" geschrieben und nicht normales 
Schiff. Man sieht an diesem Vorfall halt ganz gut, wie man es schafft, 
aus mehreren Teilnetzen (wieder) ein großes Verbundnetz zu machen... 
mehr nicht.

von DSGV-Violator (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Ich wollte es nicht hoch detailliert ausführen weil wird sonst zuviel
> OT,

IMHO ist es nicht offtopic darauf hinzuweisen, das der Zeitpunkt 
reichlich ungünstig gewählt war und dazu noch unzureichend geplant resp. 
kommuniziert.

> Man sieht an diesem Vorfall halt ganz gut, wie man es schafft,
> aus mehreren Teilnetzen (wieder) ein großes Verbundnetz zu machen

Ja, in der Tat, hat wohl lt. WP nicht mal eine Stunde gedauert. Ich 
dachte in manchen Berichten ist von länger anhaltenden Ausfallen (> 120 
min) die Rede: 
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/stromausfall-wie-wahrscheinlich-ist-ein-totaler-blackout-in-deutschland/28822614.html

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Teilweise dauerte der Stromausfall auch länger (einige Stunden). Beim 
Wiedereinschalten der Mittelspannungsnetze fliegen da gerne mal die 
Sicherungen raus und 2006 gab es noch so gut wie gar keine 
"intelligenten" Trafostationen im Mittelspannungsnetz, so daß man die 
nicht per Fernschaltung wieder einschalten kann. Da muss dann jemand 
hinfahren, die Schmelzsicherung tauschen und den Schalter wieder 
einschalten. Das Gleiche kann bei längeren Stromausfällen mit den 
NH-Sicherungen an den Ortsnetztransformatoren passieren, da ist dann 
zwar der MS/Niederspannungstrafo wieder in Betrieb, aber eine Straße 
bleibt dunkel oder 'ne Phase fehlt - auch da darf dann jemand hinfahren 
und die Sicherung tauschen.

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