Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gleichspannungs-Drähte in feuchter Umgebung verbinden?


von Der H. (picasso323)


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Moin ihr Lieben,
wie so oft sind es die Kleinigkeiten, die einen verrückt machen. In den 
letzten Jahren hatte ich schon öfter Probleme mit galvanischer Korrosion 
bei Gleichspannungsverbindungen im Außenbereich.

Zum Beispiel bei meinem Brunnen-Wasserstandsalarm. Im Brunnen hängt ein 
Schwimmerschalter (Reed-Kontakt), im Haus die dazugehörige 
Auswerteeinheit, eine einfache 12V Relaisschaltung. Bei geschlossenem 
Reedkontakt fließen nur wenige Milliampere. Nun sind mir schon mehrfach 
die zusammengedrillten Drähte wegkorrodiert. Am Schwimmerschalter sind 
leider nur ein paar cm. isolierte Litze. Im Brunnen kalten ist überall 
Kondensat...es tropft!

Wie würdet ihr eine einfach Kabelader-Kabelader Verbindung "isolieren", 
die im feuchten Milieu hängt?

Die besten Ergebnisse hatte ich bisher, wenn ich die Verbindung in eine 
Kunststoffhülse gesteckt hatte, und diese fett mit Silikon oder besser 
Sikaflex gefüllt habe (PU). Sieht halt mega Scheiße und unprofessionell 
aus. Aber wie besser machen? Es passt halt nicht überall eine IP67 Dose 
hin?

Gibt's da eventuel so ein fertiges Dingsi und das Eine mit dem 
Anderen...und so?

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Der H. schrieb:
> Gibt's da eventuel so ein fertiges Dingsi und das Eine mit dem
> Anderen...und so?
Ich nehm die und fertig:
- 
https://www.wago.com/de/verbindungstechnik/installationsklemmen-entdecken/gelbox-von-wago

Die kann hinterher zerstörungsfrei nochmal geöffnet werden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter E. (Firma: S&P) (eosangel)


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ja so etwas gibt es
Löthülsen Lötverbinder mit Schrumpfschlauch 6.0mm 4 St. STS4
und dann noch ein Schrumpfschlauch mit Kleber über den ganzen Bereich.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo h.

Der H. schrieb:

> Die besten Ergebnisse hatte ich bisher, wenn ich die Verbindung in eine
> Kunststoffhülse gesteckt hatte, und diese fett mit Silikon oder besser
> Sikaflex gefüllt habe (PU).

So ähnlich machen es "professionelle" Hersteller aber auch.

Baumarktsilikon ist ja relativ pastos, und es ist daher schwer, damit 
etwas porenfrei zu verschmieren, ohne Druck. Besser wäre "Conformal 
Coating". Das ist das gleiche wie Baumarktsilikon, aber dünnflüssiger. 
Es wird zum versiegeln von Platinen verwendet, und wegen der 
dünnflüssigkeit läuft es gut um Bauteile herum und auch darunter.

> Sieht halt mega Scheiße und unprofessionell
> aus.




Wenn du damit Deine Hülse füllst, sieht das wegen der glatteren 
Oberfläche auch "professioneller" aus, vorausgesetzt, Deine Hülse sieht 
adaequat "professionell" aus und ist keine alte Klorolle. ;O)

> Aber wie besser machen? Es passt halt nicht überall eine IP67 Dose
> hin?

Siehe oben und zusätzlich für einen Knickschutz der Leitungen, die aus 
der Hülse herauskommen, sorgen. ;O)

> Gibt's da eventuel so ein fertiges Dingsi und das Eine mit dem
> Anderen...und so?

Muffen/Kabelmuffen nennt sich sowas. Gibt es auch zur Längstverbindung 
von Installationsleitung. Im einfachsten Fall ein Rohr mit 
"Würgenippeln" an den Enden. Aber da das Handelsübliche Verschraubungen 
sind, könntest Du dort nachtürlich auch Verschgraubungen mit 
zugentlastung und "Trompetentrichter" als Knickschutz einsetzten.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Phasenschieber S. (Gast)


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Goggle mal nach 3M-Scotchlok.

Das sind Verbinder die mit einem Gel gefüllt sind, gegen Korrosion, 
braucht man nur zusammendrücken.

von Thomas R. (thomasr)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Goggle mal nach 3M-Scotchlok.
>
> Das sind Verbinder die mit einem Gel gefüllt sind, gegen Korrosion,
> braucht man nur zusammendrücken.

Die werden original von Husqvarna und anderen Mähroboterherstellern für 
die Suchdrähte im nassen Boden verwendet. Halten bei mir schon seit >6 
Jahren

von H. H. (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Die werden original von Husqvarna und anderen Mähroboterherstellern für
> die Suchdrähte im nassen Boden verwendet.

Da ist aber AC drauf.

von Thomas R. (thomasr)


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H. H. schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Die werden original von Husqvarna und anderen Mähroboterherstellern für
>> die Suchdrähte im nassen Boden verwendet.
>
> Da ist aber AC drauf.

OOps, stimmt. Trotzdem würde ich die Dinger empfehlen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Steckverbinder aus der Solartechnik.

von Michi S. (mista_s)


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Der H. schrieb:
> Sieht halt mega Scheiße und unprofessionell aus.

Wer siehts denn aller, bei Dir im Brunnen?

von Michael B. (laberkopp)


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Der H. schrieb:
> Aber wie besser machen?

Ich kaufe Dinge, die unter Wasser oder im Nassen liegen, immer gleich 
mit den passend langen Anschlussdrähten, denn so gut wie eine 
durchgehende Ader bekommt man es nicht hin.
Aber üblich ist eine WeichPVC Isolation um die Ader, und die kann man 
super verkleben, anlösend also materialverbindend mit Technikoll 8002
Passend abisolieren, PVC Hülle genau passenden Innendurchmessers über 
Kabel  Aussenisolierung schieben, verlöten, mit Kleber einstreichen, 
Isolierhülse drüberschieben, vulkanisieren lassen.

Etwas weniger gut weil nicht materialanlösend geht es mit 
Schrumpfschlauch mit Innenkleber.

Falls die Leitung einen Mantel hatte, eine zweite Isoliertülle über den 
Mantel verkleben.

Bernd W. schrieb:
> Baumarktsilikon

ist der grösste Blödsinn, dessen Essig korrodiert sofort alles weg. 
Wenigstens Natursteinsilikon.

von Harald W. (wilhelms)


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Bernd W. schrieb:

> Baumarktsilikon ist ja relativ pastos,

Ausserdem setzt dieses beim Aushärten Essigsäure frei, womit man dann
den Teufel mit dem Beezlebub ausgetrieben hätte. Wenn Silikon, dann
welches auf Alkoholbasis. Den Unterschied kann man übrigens deutlich
riechen.

von Sebastian W. (wangnick)


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Der H. schrieb:
> Wie würdet ihr eine einfach Kabelader-Kabelader Verbindung "isolieren",
> die im feuchten Milieu hängt?

Hier auch im Niedervoltbereich Scotchlok UY2 (orange, zwei Kabel) und 
UR2 (rot, drei Kabel). Schneidklemmtechnik (Kabel brauchen also nicht 
mal abisoliert werden), gelgefüllt.

Alternativ Lötverbinder mit Heisskleberringen. Bei denen verlöte ich die 
Kabel allerdings erst traditionell bevor ich den Verbinder drüberschiebe 
und dann auch noch verlöte.

LG, Sebastian

von Der H. (picasso323)


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Super!!!! Vielen Dank für eure Hinweise. Was man so alles NICHT kennt?!
Für meine Anwendung scheinen mir die Scotchlok Verbinder optimal 
geeingnet, habe auch gleich ein paar Wago Gelboxen mitbestellt. Das 
nächste NYM AC Kabel kommt bestimmt...
Kabelbinder mit Innenkleber kannte ich noch nicht, verklebt der 
Innenkleber denn "dicht"?
Solarverbinder sind super...aber für das Brunnen-Sensörli etwas 
oversized.

Beim Wechsel des Pegelschalters ist mir aufgefallen, dass das Silikon in 
der Nähe der Wasseroberfläche etwas aufgeblüht war. Leider weiß ich 
nicht mehr, ob ich damals billiges Material oder das gute Otto Chemie 
oder PCI verwendet hatte. Ich finde es immer wieder krass, wie 
vorgeblich haltbare Materialien unter etwas extremeren Bedingungen dann 
doch die Grätsche machen. Dieser Brunnen hat mich schon viele Nerven 
gekostet, leider ist er auch extrem Verockert.
Grundsätzlich habe ich im Außenbereich mit Siaflex 521 UV sehr gute 
Erfahrungen gemacht. Das Zeug ist selbst nach Jahren noch elastisch und 
hält dicht. Brav!

Michi S. schrieb:
> Der H. schrieb:
>> Sieht halt mega Scheiße und unprofessionell aus.
> Wer siehts denn aller, bei Dir im Brunnen?

Man sieht das Elend an mir, wenn ich vom Gummistiefel bis zur Haarspitze 
mit Silkon bekleckert fluchend aus dem Brunnenloch auffahre, nachdem mir 
erst die unhandliche Silikonpistole, dann die Stirnlampe und drei mal 
das Handy ins Wasser gefallen ist. Und ich dann beim Aufstieg mit dem 
Fuß den Schwimmerschalter sowie die Netzleitung der Pumpe abgerissen 
habe beim Versuch die schwarze dicke Spinne aus dem Ärmel zu bekommen...

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Der H. schrieb:
> Kabelbinder mit Innenkleber kannte ich noch nicht,

Ich auch nicht, aber Schrumpfschlauch mit Innenkleber schon.


> verklebt der Innenkleber denn "dicht"?

Wird sogar bei Kabeln im Mittelspannungsnetz verwendet.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite



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Hallo Michael B. und Harald W.

Michael B. schrieb:

> Bernd W. schrieb:
>> Baumarktsilikon
>
> ist der grösste Blödsinn, dessen Essig korrodiert sofort alles weg.
> Wenigstens Natursteinsilikon.

und

Harald W. schrieb:
> Bernd W. schrieb:

>> Baumarktsilikon ist ja relativ pastos,
>
> Ausserdem setzt dieses beim Aushärten Essigsäure frei, womit man dann
> den Teufel mit dem Beezlebub ausgetrieben hätte. Wenn Silikon, dann
> welches auf Alkoholbasis. Den Unterschied kann man übrigens deutlich
> riechen.


Das mit der Essigsäure ist natürlich richtig. Darum darauf achten, dass 
man "nicht Essigsäure vernetztend" bekommt.
Aber Essigsäure vernetztendes Silikon sieht man zunehmend seltener. Bei 
Marmor und Kalkstein will man Essigsäure ja auch nicht haben.

Das Coating ist vom Verwendungszweck schon so, dass es  "nicht 
Essigsäure vernetztend" ist.

Michael B. schrieb:
> Der H. schrieb:
>> Aber wie besser machen?
>
> Ich kaufe Dinge, die unter Wasser oder im Nassen liegen, immer gleich
> mit den passend langen Anschlussdrähten, denn so gut wie eine
> durchgehende Ader bekommt man es nicht hin.

Das ist eben der Knackpunkt: Quelle dafür finden.

Ausserdem ist das kein Allheilmittel. Ich hatte mal mit 
Reedrelais-Schwimmerschaltern zu tun, wo sich das mittlere 
Kunststoffrohr langsam aber sicher aufblähte, durch Korrosionsprodukte 
getrieben.
Siehe Bilder "SchwimmerschalterGeblaeht_Vorderseite_21Mar2012.jpg" und 
"SchwimmerschalterGeblaeht_Rueckseite_21Mar2012.jpg".

Leider habe ich damals die Bilder auf die Schnelle nicht besser 
hinbekommen, und das ist über 10Jahre her, ich kann die defekten 
Schalter leider nicht noch einmal fotografieren.

Jedenfalls war die Leitung mit dem Reedrelais zusammen natlos in ein 
Kunststoffrohr eingefügt. Die Leitungsummantelung war mit dem 
Kunststoffrohr verschmolzen. Hat aber nicht gelangt. Das andere Ende der 
Leitung war im Trockenen in einem Schaltschrank.


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
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