Forum: Platinen Isolationstest PCB - Abstand zwischen Leiterbahnen


von Alex W. (elektronikalex)


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Hallo,
ich habe festgestellt, dass wir an einer Platine nicht genug Abstand 
zwischen einer Leiterbahn und GND haben, was nach Jahren - vermutlich in 
Zusammenhang mit Dendritenwachstum oder ähnlichem - zu Kürzschlüssen 
führt.
In der aktuellen bestellung habe ich die Abstände vergrößert und 
überlege nun, wie ich hierzu eine qualitative Aussage treffen kann.

Ich denke an einen einfachen Isolationstester (z.B. Uni-T UT533), mit 
dem ich dann mal die entsprechende Leiterbahn gegen GND messen - macht 
das Sinn? Oder ist das eher Humbuk, da ich durch den Lötstoplack und den 
Leiterbahnabstand nichts messen kann?
Ich würde zu dieser Messung die entsprechenden Bauteile ablöten, da ich 
die mit der Prüfspannung des Isolationstesters eh zerschießen würde.
Und bei welcher Spannung sollte man so eine Messung durchführen? 
Niedrigste Spannung, messen, nächst höhere Spannung, messen... bis man 
nen sinnvolles Ergebnis hat?

Und wie sieht es mit ner Unterlage für solche Messungen aus? Sollte ich 
mir hierzu ne Persinaxplatte oder sowas zulegen? Der UT533 kann folgende 
Spannungen: 50V, 100V, 250V, 500V und 1000V.

Danke schonmal für eueren Input.

: Verschoben durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Man kann hohe Spannungsunterschiede in Innenlagen legen. Dann muß man 
aber auch den Lagenabstand entsprechend spezifizieren.

von Alex W. (elektronikalex)


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Da es sich hierbei um eine zweilagige Platine handelt, ist das aktuell 
nicht machbar. Evtl. wird es irgendwann eine neue Version dieser Platine 
mit mehr Lagen geben, aber momentan besteht hierzu keine Notwendigkeit.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alex W. schrieb:
> vermutlich in Zusammenhang mit Dendritenwachstum
Ist da tatsächlich flächig Wasser auf der Platine?
Denn Dendriten wachsen nur unter Wasser.

Kannst du die Ursache besser eingrenzen als nur "vermutlich". Denn sonst 
bekämpfst du ja nur einen "vermutlichen" Fehler...

Um welche Abstände und (Betriebs)spannungen dreht es sich denn?

Alex W. schrieb:
> mit dem ich dann mal die entsprechende Leiterbahn gegen GND messen -
> macht das Sinn? Oder ist das eher Humbuk
Es ist unsinnig, denn eine unverschmutzte trockene Leiterplatte mit 
Stopplack hält auch auf 1mm Bahnabstand 1kV aus.

In der Praxis setzt du einfach mal die üblichen Werte mit 
Verschmutzungsgrad Und Isolierstoffklasse an und dann ist eine Messung 
hinfällig: Leiterbahnabstände

Und wenn es trotzdem nicht funktioniert, dann hast du falsche 
Voraussetzungen zur Feuchte und dem Verschmutzungsgrad angenommen. Und 
du musst da nachbessern.

: Bearbeitet durch Moderator
von Alex W. (elektronikalex)


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Feuchtigkeit ist da keine vorhanden (ich glaube bei bestimmt 200 
reparierten Platinen habe ich eine einzelne gesehen, die nen 
Wasserschaden hatte - aber im Normalfall kommt da nichts ran).

Leider ist der Leiterbahnabstand etwa 0,2mm bei Spannungen von 50V (mit 
induktiver Last - E-Magnet, also vermutlich mit deutlichen 
Ausschaltpeaks). Nach meiner Änderung ist das jetzt 1mm, womit ich mich 
deutlich wohler fühle. Aber die Platinen sind noch unterwegs und ohne 
irgend ne Messmöglichkeit würden wir erst in 3-5 Jahren wissen, ob sich 
ne Besserung einstellt.

An den Rändern der Bauteile auf diesem 50V-Zweig sieht man deutlich, wie 
der Kurzschluss die grade Kante fransig gebrannt hat. Das deutet für 
mich darauf hin, dass die Abstände zu gering sind.
Da in diesem Fall leider dann die Platine angefackelt ist, kann ich 
keine Aussage dazu treffen, wie die Platine vorher ausgesehen hat. Bis 
auf die schwarzen, abgefackelten Stellen habe ich sonst keine 
Verschmutzungen feststellen können.

Es könnte natürlich auch sein, dass hier eine thermische Ausdehnung bei 
nicht 100% präzise platzierten Bauteilen eine Rolle spielt. Oder immer 
wiederkehrende thermische Ausdehnung über die Jahre hinweg die 
entsprechenden Bauteile etwas auf der Platine verschoben hat, Lötzinn 
ist ja auch nichts wirklich festes.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alex W. schrieb:
> mit induktiver Last - E-Magnet, also vermutlich mit deutlichen
> Ausschaltpeaks
Das wären mir wie gesagt zu viele Vermutungen. Aber wenn der Magnet eine 
ordentliche Freilaufdiode hat, dann treten da keine merklichen 
Überspannungen auf. Wenn er keine Freilaufdiode hat, dann kommt es auf 
den Schalter an. Da können bei einem mechanischen Kontakt und einer 
ausreichend großen Induktivität schon ein paar hundert Volt 
zusammenkommen. Letztlich (und das ist der Knackpunkt) kannst du aus 
dieser Vermutung aber durch Messungen ganz leicht Gewissheit machen.

von Alex W. (elektronikalex)


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Die Freilaufdiode ist sehr ungünstig positioniert. Daran konnte ich 
leider aktuell auch keine Änderung vornehmen, erst beim kompletten 
Redesign. Geschaltet wird das per FET.

Ich werde zwar mit ner Messung ne Aussage zu den Spannungspeaks treffen 
können, aber kann ich darauf basierend auch Rückschlüsse auf meine 
Veränderung und die langfristige Auswirkung treffen?

von Rainer W. (rawi)


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Alex W. schrieb:
> In der aktuellen bestellung habe ich die Abstände vergrößert und
> überlege nun, wie ich hierzu eine qualitative Aussage treffen kann.

Hast du doch schon ("... Abstände vergrößert ..").
Quantitative Aussagen würden dich hier weiter bringen.

Wie groß war der Abstand vorher?
Was meinst du mit "ungünstig positioniert"?
Wieviel Strom fließt und wie schnell wird der geschaltet?

von Nils S. (wall-e)


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Uns hat mal bei einer ähnlichen Fragestellung eine Lagerung der 
Leiterplatte im Klimaschrank schnell Ergebnisse gebracht. Lagerung bei 
feuchter Wärme +85°C und 85%RF und Nennspannung 80Vdc.
Das brachte innerhalb von wenigen Tagen ganz eindeutige Ergebnisse 
(Durchschläge bei 80Vdc und 0,8mm Kriechstrecke)
Die Abstände haben wir dann etwas größer gemacht und danach war Ruhe.

: Bearbeitet durch User
von Alex W. (elektronikalex)


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Der Abstand vorher: 0,2mm ===> 1mm jetzt

Es geht nur um einen einzelnen 200ms-Impuls. Im Einschaltmoment sieht 
man Gate-Ringing am FET.

Mit ungünstig positioniert meine ich: Ich hätte die Freilaufdiode direkt 
am Stecker an der Platine angebracht. Das originale Design hat das 
leider nicht so gemacht, weshalb das GND-Pad von der Stelle einen 
relative großen Umweg bis zur Freilaufdiode hat.

Das mit dem Klimaschrank ist ne gute Idee. Das steht auch noch auf 
meiner Wunschliste - aber vermutlich muss ich mir da erstmal was selber 
bauen...Alublech, Styropur, Peltierelemente und Lüfter...irgendwie 
sowas. Hab da leider noch nirgendwas was Günstiges in Bierkastengröße 
gefunden.

: Bearbeitet durch User
von Nils S. (wall-e)


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Ein kleiner Mini-Backofen mit einer Schale Wasser drin ist zwar nicht 
normkonform aber besser als nichts.
Mit Thermometer und Hygrometer kann man das ja auch protokollieren.

von Rainer W. (rawi)


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Alex W. schrieb:
> Mit ungünstig positioniert meine ich: Ich hätte die Freilaufdiode direkt
> am Stecker an der Platine angebracht.

Genau genommen entsteht die Induktionsspannung dort, wo der Stromkreis 
unterbrochen wird, also an deinem Schaltelement. Wenn du deine 
Freilaufdiode woanders positionierst, hast du immer 
Leitungs-/Leiterbahninduktivitäten, wo zusätzlich etwas entsteht. Je 
nach Leistungsklasse muss man das allerdings nicht auf die Goldwaage 
legen. Es ist ein Unterschied, ob eine Relaisspule mit 1kΩ/20mA 
geschaltet wird oder 100A zu einem Induktionsofen fließen.

von Mark S. (voltwide)


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Ohne Freilaufdiode wird die Abschalt-Induktionsspitze begrenzt durch die 
Durchbruchspannung des MOSFET. Ansonsten könnte auch lackieren des 
Boards eine Lösung sein.

von Falk B. (falk)


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Alex W. schrieb:
> Der Abstand vorher: 0,2mm ===> 1mm jetzt

Das reicht locker für 50V Betriebsspannung und auch einige hundert Volt 
Überspannung.

> Mit ungünstig positioniert meine ich: Ich hätte die Freilaufdiode direkt
> am Stecker an der Platine angebracht.

Nö. Die gehört so nah wie möglich an den Schalter, denn DORT wird der 
Strom unterbrochen!

> Das originale Design hat das
> leider nicht so gemacht, weshalb das GND-Pad von der Stelle einen
> relative großen Umweg bis zur Freilaufdiode hat.

Was heißt das denn KONKRET in Zahlen? SOOOO Wild ist eine Freilaufdiode 
für ein Relais oder ähnliches nicht! Da dürfen auch ein paar (Dutzend) 
cm Leitung dazwischen sein! Das ist keine Leistungsendstufe die Dutzende 
von Ampere in wenigen Nanosekunden mit hunderten kHz schaltet.

> Das mit dem Klimaschrank ist ne gute Idee. Das steht auch noch auf

Totaler Käse für so ein Problem. Die 0,2mm waren schon grenzwertig, wenn 
gleich das im Normalfall reichen sollte. 50V sind nicht viel. Die 
Überspannung ist unbekannt. Mit 1mm bist du sicher.

von Alex W. (elektronikalex)


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Die Freilaufdiode ist vorhanden, aber sehr ungünstig platziert (zu weit 
weg). Der Hinweis mit der Spannungsspitze beim FET ist interessant. Ich 
dachte, die Ausschalt-Peaks kommen von der Spule durch das zurück 
induzierende Magnetfeld? Da der Magnet über nen Stecker mit der Platine 
verbunden ist, würde ich die Freilaufdiode so nah wie möglich am Stecker 
(und somit näher beim Magneten) platzieren.
An sich ist sie auch nicht weit davon weg, allerdings ist die GND-Area 
nicht direkt durchgehend und dadurch entsteht der Umweg/die ungünstige 
Platzierung.

Die Magnetspule (übrigens 10-12 Ohm durch Serienstreung) sollte bei 48V 
schon gut Strom ziehen, von der Leistung eines Induktionsofens bin ich 
aber weit entfernt ;)

von Falk B. (falk)


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Alex W. schrieb:
> Die Freilaufdiode ist vorhanden, aber sehr ungünstig platziert (zu weit
> weg).

Wie weit? Zeig mal ein Bild vom Layout.

> Der Hinweis mit der Spannungsspitze beim FET ist interessant. Ich
> dachte, die Ausschalt-Peaks kommen von der Spule durch das zurück
> induzierende Magnetfeld?

Es wird eine Spannung induziert, kein Magnetfeld.

> Da der Magnet über nen Stecker mit der Platine
> verbunden ist, würde ich die Freilaufdiode so nah wie möglich am Stecker
> (und somit näher beim Magneten) platzieren.

NEIN!

> Die Magnetspule (übrigens 10-12 Ohm durch Serienstreung) sollte bei 48V
> schon gut Strom ziehen,

Ja mei, sind halt knapp 5A. Ohne Angabe der Induktivität kann man da 
aber nicht auf die gespeicherte Energie schließen. Ist aber auch 
nebensächlich. Mit einer 4A Freilaufdiode ist alles im grünen Bereich. 
Das kann auch eine einfache 50Hz Diode sein.

von Rainer W. (rawi)


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Alex W. schrieb:
> Der Hinweis mit der Spannungsspitze beim FET ist interessant. Ich
> dachte, die Ausschalt-Peaks kommen von der Spule durch das zurück
> induzierende Magnetfeld?

Die induzierte Spannung ist proportional zur Änderung des magnetischen 
Flusses und der magnetische Fluss ist proportional zu dem Strom in 
deinem Stromkreis. Da, wo das Hindernis für den Stromfluss entsteht, 
bekommst du auch die Induktionsspannung. Wieviel die Leitungen zur 
Induktivität beitragen, hängt von deren Verlegung ab.

von Roland D. (roland_d167)


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Alex W. schrieb:
> Die Freilaufdiode ist vorhanden, aber sehr ungünstig platziert (zu weit
> weg). Der Hinweis mit der Spannungsspitze beim FET ist interessant. Ich
> dachte, die Ausschalt-Peaks kommen von der Spule durch das zurück
> induzierende Magnetfeld? Da der Magnet über nen Stecker mit der Platine
> verbunden ist, würde ich die Freilaufdiode so nah wie möglich am Stecker
> (und somit näher beim Magneten) platzieren.

Der Strom durch den Magneten und Kabel und Stecker ändert sich ja nicht 
schnell beim Abschalten. Was sich schnell Ändert ist der Strom durch den 
FET und der durch die Diode. Also denk dir einen Stromkreis von Masse, 
über den FET, durch die Diode nach Versorgungsspannung und von dort über 
den nächst besten Kondensator wieder auf Masse zurück. DAS ist dann der 
gedachte Stromkreis, in dem sich der Strom schlagartig ändert. Und 
dieser gedachte Stromkreis muss klein sein - also geringe Induktivität 
haben. Wo da irgendwo auf dem Weg zur Spule noch ein Stecker ist, ist 
egal.

https://www.analog.com/en/technical-articles/layout-for-power-designs-1-hot-loops.html

von Herbert Z. (herbertz)


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Du hast die relevanten Abstände von 0,2mm auf 1mm vergrößert und 
zweifelst immer noch. Hochspannungsmäßig lassen sich die betroffenen 
Leiterzüge gut testen,da gibt es Prüfgeräte. Ich kann mir jetzt nicht 
vorstellen, dass an einem Elektromagneten Spannungen im KV Bereich 
auftreten zumal da ja eine Freilaufdiode sein sollte. Ich denke der Kopf 
ist das Problem, nicht die Platine.

von Alex W. (elektronikalex)


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Was meinst du mit hochspannungsmäßig?
Mit sowas wie nem Uni-T UT533?

Wie würdest du vorgehen beim testen? Unbestückte Platine oder bestückte? 
Prüfspannung?

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