Forum: HF, Funk und Felder Frage zum 2,3GHz-Linearverstärker nach DB6NT


von Gunnar F. (gufi36)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Funkamateure und HF-Spezialisten,

vor vielen Jahren hatten wir in einer Firma für Video-Funkübertragung 
den o.g. Verstärker als Bausatz gekauft (für "Industrieanwendungen"), 
der ist aber nie in Betrieb gewesen.
Heute könnte ich den gut brauchen, um Störleistung in Prüflinge 
einzuspeisen, indem ich ihn am Ausgang des Tracking Generators 
anschließe.
Die Frage ist jetzt, ob ich ihn breitbandig machen kann? Ich denke, 
aufgrund der geringen Koppelkapazitäten von 8,2pF hat der eine untere 
Grenzfrequenz von etwa 2GHz, jetzt nur geschätzt. Indem ich die 
vergrößere, könnte er doch auch tiefer runter gehen, richtig?
Im speziellen bezieht sich meine Frage auf die Leiterbahnstrukturen. 
Kann mir jemand sagen, was das ist? Filter oder Anpassung? Und wie kann 
ich das analytisch simulieren? Ich habe ansatzweise Puff angesehen, die 
Anleitungen von Gunthard Kraus, bin aber nicht weit gekommen.
Über sachkundige Hilfe würde ich mich sehr freuen!

73 schreibt man, glaube ich...
Gruß Gunnar

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Ich habe auch eine Endstufe aus der Zeit, damals von Uli Kafka gekauft:
https://www.eisch-electronic.com/index.html

Eine Ultralam-Platine gibt laut Katalog S.37 anscheinend noch:
2,3GHz Endstufe DK2DB 1008612 Pin 1,5W Pout 10Watt 22,50 €

Das war damals für FM-ATV über DB0OFG. Eine Vorstufe mit CLY-5, Endstufe 
waren dann noch zwei MGF0905 (?) parallel. Hier abgebildet:
http://www.id-elektronik.de/produkte/atv/pa/  -> PA 13 - 10

Daten zum CLY-5 und CLY-10 gibt es noch von Qorvo, die empfehlen 
allerdings einen Nachfolgetyp, beide "discontinued":
https://store.qorvo.com/products/detail/cly5-qorvo/87192/
https://store.qorvo.com/products/detail/cly10-qorvo/306269/

Das Datenblatt zum CLY-5 enthält die S-Parameter-Tabelle nach Betrag und 
Phase ab 100 MHz. Zum CLY-10 muss man sich registrieren oder das alte 
Siemens-Datenblatt nehmen, das enthält ebenfalls S-Parameter 0,1-6 GHz:
https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/45145/SIEMENS/CLY10.html

Für meinen Artikel zu QO-100 habe ich hier auch Links für 2,3 GHz 
Endstufen gesammelt:
https://www.mikrocontroller.net/articles/QO-100_der_erste_geostation%C3%A4re_Amateurfunkumsetzer#Sendeendstufe

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


Lesenswert?

Na den Michael gibt's doch hoffentlich noch. Einfach mal nachfragen: 
Internet: www.kuhne-electronic.de

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)



Lesenswert?

Michael hat auch 1997 einen Breitbandverstärker in den UKW-Berichten 
veröffentlicht, der hatte ähnliche Leitungskreise. Sollte also machbar 
sein.

Sonst eben mit den S-Parametern simulieren, zur Not mit Smith-Diagramm.

Hier noch zwei weitere 13cm-Endstufen von 1993/94, mit dem alten 
DOS-Programm PUFF simuliert.

von Gunnar F. (gufi36)


Lesenswert?

Hi vielen Dank! Ich muss aber gestehen, dass mein Know-how zu HF (so 
jemals vorhanden) sehr eingestaubt und rostig ist. Ich habe das mal vor 
30 Jahren gelernt und weiß in etwa was Smith-Chart und S-Parameter sind, 
bin aber weit davon entfernt, die lesen und verstehen zu können. Werde 
mir aber die Berichte mal durchlesen. Ein erster Blick bestätigt, was 
ich dachte: Der Verstärker fängt erst bei etwa 2GHz an zu leben.
Gibt es  denn eigentlich keine modernere Alternative zu Puff? Ich habe 
durchaus gesucht, aber nichts dergleichen gefunden. Dann mal versucht, 
Puff in einer virtuellen Maschine zum Laufen zu kriegen, aber sehr 
schlecht, mit falschen Zeichensätzen und elend langsam. Müsste ich dann 
doch tatsächlich ein altes Mainboard raussuchen und nochmal DOS6.22 
installieren.... Oh jeh..

von Markus W. (dl8mby)


Lesenswert?

Hallo Gunnar F.,

da dieser Verstärker, wie so oft in diesem Frequenzbereich,
für Funkamateurzwecke konzipiert wurde und frequenzbestimmende
Teile durch PCB-Stripline-Technik realisiert, ist der auf das
jeweilige Frequenzband ausgelegt und damit selektiv.
Man kann zwar die Striplines in gewissen Grenzen durch mechanische
Modifikationen (mittels Fräser/Cutter) oder durch 
Parall-/Serienschaltung
von Kondensatoren oder Coaxleitungen verstimmen aber dies ist bestimmt
aufwendiger und wird nicht zu große Bereichsveränderungen nach sich
ziehen. (und meist nur in eine Richtung, nicht zu beiden Seiten).

Es ist wohl einfacher mit heutigen Teilen einen breitbandigen
Verstärker in dieser Leistungsklasse (1W) bis zu diesem Frequenz-
Band zu realisieren. Da gibt es genug Beispiele, z.B. in den schon
genannten UKW-Berichten.

UKW-Berichte 1/2021 Seite  11 - Breitbandverstärker für 50 - 2500 MHz 
mit 1W Leistung

UKW-Berichte 2/2021 Seite 103 - MMIC-Breitbandverstärker

Ich hoffe diese Infos helfen Dir bei Deinem Vorhaben weiter.

Markus

von Bernhard S. (gmb)


Lesenswert?

Gunnar F. schrieb:
> Gibt es  denn eigentlich keine modernere Alternative zu Puff?

QUCSStudio

von Gunnar F. (gufi36)


Lesenswert?

Ganz herzlichen Dank für die super Antworten! Ich werde mir das Programm 
mal ansehen und versuchen, die Stripline-Anpassung etwas zu verstehen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

>fängt erst bei etwa 2GHz an
Bei Michaels Breitbandverstärker steht noch ein kleiner Punkt vor der 2, 
das sind 0,2 GHz oder 200 MHz. Einen Frequenzbereich von 15:1 oder fast 
vier Oktaven würde ich schon als breitbandig bezeichnen. Auch die 8,2 pF 
Koppelkondensatoren scheinen nicht zu stören.
Daher vermute ich, dass in Serie dazu nur Transformationsleitungen 
liegen, die nicht schmalbandig sind. Man könnte die Platinendaten 
suchen, und die Bahnlängen und -breiten ausmessen, dann wüsste man, 
welchen Wellenwiderstand und elektrische Länge die haben.
Im CQ/DL-Artikel steht ja das Material: Ultralam 2000 0,78mm dick (soll 
das wohl bedeuten).
https://www.cirexx.com/wp-content/uploads/P_rogers_ultralam.pdf
also Epsilon_r = 2,4...2,6 und Dicke = 0.030” (0.762mm)

zur HF-Berechnungssoftware:
Gunthard Kraus bietet noch den kostenlosen Download von "Ansoft Designer 
SV" an:
https://www.gunthard-kraus.de/Ansoft%20Designer%20SV/index.html
Zu Qucsstudio hat er auch schon Texte verfasst und Vorträge gehalten.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Schmalbandige Verstaerker arbeiten mit Striplines zur Anpassung und 
erzielen hohe Verstaerkungen mit wenig Stufen. Falls man etwas 
Breitbandiges will, muss man mit weniger Verstaerkung pro Stufe 
auskommen und breitbandiger arbeiten. Bedaempfen und gegenkoppeln.
Eine Spannungsversterkung wird bei Leistungsverstaerkern im sub GHz mit 
LDMOS Endstufen erreicht. Die haben eine sehr niedrige Ausgangsimpedanz. 
Ein Trafo mit 2:1 transformiert die Impedanz um den Faktor 4 hoch. Wie 
weit hoch und runter die Bandbreiten gehen weiss ich grad nicht.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.