Forum: Offtopic Rabatte bei Elektronik Distributoren


von Jo (buildroot)


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Hallo zusammen,

nach einer kurzen Bauteilrecherche bei den einschlägigen Distributoren 
bin ich doch immer wieder über die hohen Preise überrascht.  Mich würde 
mal interessieren, ob Firmenkunden einen Rabatt bekommen?  Ich habe 
(damals) als Student bei Farnell 10 % Rabatt bekommen. Da muss doch mehr 
drinnen sein? Wie sieht das z.B. bei Firmenkunden aus? Oder kaufen die 
alle beim Hersteller direkt?

Grüße :-)

: Verschoben durch Moderator
von Martin S. (sirnails)


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Nö. Nur über Stückzahl.

(550 MA am Standort, Schwerpunkt Industrielektronik).

Klar, der EMSler kauft die Bauteile zum Spottpreis ein, aber dafür kauft 
er auch entsprechende Mengen.

Bei festen Lieferanten (z.B. ein großer Industrieelektronikhersteller in 
Deutschland) geht dafür richtig was in Puncto Rabatte.

von C-hater (c-hater)


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Martin S. schrieb:

> Nö. Nur über Stückzahl.

Naja, man muss diese Stückzahl aber nicht unbedingt auf einmal kaufen.

Man kann auch Rahmenverträge verhandeln. Also sinngemäß: ich sichere zu, 
in den nächsten x Jahren insgesamt y Stück zu kaufen. Der Distri setzt 
dann typisch eine Klausel dagegen, die besagt: wenn du am Ende aber 
nicht die vereinbarte Stückzahl abrufst, zahlst du für die bereits 
gelieferte Menge eine Nachzahlung von irgendwas pro Stück und zusätzlich 
eine Konventionalstrafe i.H.v. was irgendwas anderem (typisch 
ausgedrückt in % vom Gesamtumfang des Vertrags).

Man muss allerdings schon in der Vergangenheit recht erhebliche Mengen 
(egal von was) abgenommen haben, um in der Wertschätzung des 
Distributors hoch genug zu stehen, dass er einen seiner BWLer zu solchen 
Verhandlungen mit dir abstellt. Und er wird das auch nur auf explizite 
Anfrage hin tun. Von sich aus niemals.

von Michael B. (laberkopp)


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Jo schrieb:
> ob Firmenkunden einen Rabatt

Ja, es gibt Rabatte, aber du siehst ja die Staffelpreise, erst wenn du 
da drüber liegst, kannst du nach einem eigenen Rabatt fragen.
Oder wenn du viel verschiedenes in grosser Summe kaufst.

Aber Farnell ist sowieso zu teuer, die haben kein Problem mit 10%, 
aberda kaufen nur Leite, deren Geld es nicht ist.

Die Zeiten, in denen die Beschaffung bei zig Händlern anfrage und 
jeweils eigene Preise aushandelte sind vorbei, das Zeug ist zu billig 
geworden, da lohnt schon 1 Arbeitsstunde nicht um 1 Rolle Bauteile nun 
10 EUR billiger zu bekommen.

Man würde heute erwarten, dass computergestützt die BOM bei mehreren 
Händlern durchgerechnet wird und beim billigsten, inklusive Porto, wird 
halt bestellt, bzw. den 3 weil nie einer Alles hat. Aber ganz so weit 
ist es noch nicht. Nur Händler, die ihre Preise nicht nennen, sind von 
vorneherein raus, denn die Erfahrung lehrt, dass sie guten Grund hatten 
ihre Preise zu verbergen, sie sind zu teuer. Klar auch, so bald einer 
Hand anlegen muss an eine Bestellung sind 60 EUR schon mal weg.

Interessant sind Rabatte also erst bei Bestellmengen jenseits der 10000 
EUR.

von Bernd G. (Gast)


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Meist nur über die Stückzahl. Bei einem Disti wurde mir vor Jahren der 
Großkundenrabatt eingeräumt, der gilt immer noch, Glück gehabt.
Interessanterweise geht bei Schukat immer noch was. Da gibt es für 
Mengen oberhalb der letzten Staffel extra die Möglichkeit einer 
Angebotseinholung.

von Thomas B. (thomas2)


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Ich kenne jetzt die Entwicklung der letzten Jahre nicht, aber der 
Einkauf für die Serienfertigung wurde früher eigentlich nie über 
Online-Shops wie Farnell abgewickelt, sondern z. B. bei den großen 
Distributoren EBV/Avnet und Spoerle/Arrow. Dort gibt es leider keine 
Preisliste. Man muss anfragen, ein paar Tage/Wochen warten und bekommt 
dann ein Angebot mit Preis und Lieferzeit, abhängig von der Stückzahl 
aber auch vom Gesamtumsatz, den man dort tätigt. Die Angebote waren 
zumindest vor gut 10 Jahren eigentlich immer deutlich günstiger als die 
Katalogversender oder Onlineshops. Das kann sich inzwischen geändert 
haben, weil heute auch Onlineshops wie Mouser oder TME Preisstaffeln bis 
weit in den Tausenderbereich haben.

von Bernd G. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Dort gibt es leider keine Preisliste.
Das stimmt nicht. Sowohl Avnet/Silica als auch Arrow zeigen auf ihren 
Webseiten die Preise.

von Thomas B. (thomas2)


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Bernd G. schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> Dort gibt es leider keine Preisliste.
> Das stimmt nicht. Sowohl Avnet/Silica als auch Arrow zeigen auf ihren
> Webseiten die Preise.

Aber nur für Kleinstmengen.

von Bernd G. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Aber nur für Kleinstmengen.

Auch das stimmt nicht. Oder welche Mengen interessieren dich?

Beitrag #7434139 wurde vom Autor gelöscht.
von Thomas B. (thomas2)


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Bernd G. schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> Aber nur für Kleinstmengen.
>
> Auch das stimmt nicht. Oder welche Mengen interessieren dich?

Da ich nicht mehr in der Industrie arbeite, interessieren mich heute nur 
noch Kleinstmengen.

Es dürfte aber klar sein, dass man bei einem Bauteil für wenige Cent bei 
1.000 Stück kein manuelles Angebot erstellt. Für so kleine Summen kauft 
man Online zum Katalogpreis. Wenn man aber 100.000 Stück braucht, 
fordert man ein Angebot an. Bei teureren Bauteilen entsprechend schon 
bei kleineren Stückzahlen.

Avnet/Silica wickelt die Kleinbestellungen auch gar nicht selbst ab, 
sondern verlinkt zu Farnell, die gehören inzwischen ebenfalls zum 
Konzern.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Bernd G. schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> Dort gibt es leider keine Preisliste.
> Das stimmt nicht. Sowohl Avnet/Silica als auch Arrow zeigen auf ihren
> Webseiten die Preise.

Die dort gezeigten Preise sind nicht unbedingt die, die man tatsächlich 
bezahlt. Weiter vorne, auch von Dir, wurde geschrieben, dass es 
Spielraum gibt.

Für ein paar tausend Euro Umsatz pro Jahr bezahlst Du die Listenpreise. 
Machst Du richtig Umsatz , sechsstellig pro Jahr und hast 
Rahmenabkommen, ist da sehr viel Luft nach unten.

Ich kenne aus früheren Zeiten, dass man mal eben ein paar ICs für die 
Entwicklungsmuster braucht. Die sind dann am übernächsten Tag ohne 
Rechnung auf dem Tisch, gehen im Gesamtumsatz unter.

von Martin S. (sirnails)


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C-hater schrieb:
> Man muss allerdings schon in der Vergangenheit recht erhebliche Mengen
> (egal von was) abgenommen haben, um in der Wertschätzung des
> Distributors hoch genug zu stehen

Da fällt mir gerade noch ein, dass mein alter AG (kleine Firma, 15 MA) 
damals mit Bürklin einen Rabattvertrag ausgehandelt hat. Und die haben 
tatsächlich ordentlichen Nachlass gewährt. Dafür haben wir uns auch 
verpflichtet, wenn möglich, alles dort zu kaufen, was aber in Anbetracht 
des Preisgefüges dann eh selbstverständlich war.

Allerdings bestückt meine alte Firma auch noch zum Teil selbst und da 
werden schonmal 10000 Leistungshalbleiter pro Jahr gekauft, die dann mit 
Rabatt noch gute 3-4 Euro pro Stück gekostet haben.

Beim schreiben fällt mir gerade so dunkel wieder ein, dass man bei 
Bürklin wohl so um die 50.000 Jahresumsatz machen muss. Aber sicher bin 
ich mir da nicht und ob das jetzt (8 Jahre später) noch so gilt?!

von Bernd G. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> Das stimmt nicht. Sowohl Avnet/Silica als auch Arrow zeigen auf ihren
> Webseiten die Preise.

Ich korrigiere mich dahingehend, dass Arrow und Avnet noch getrennte 
Webseiten für Großkunden haben: my.arrow.com und avnet.com. Bei Avnet 
wird bereis auf der Startseite das Onlinequoting beworben.
Wenn man dort Zugriff hat, bewegen sich die Preise bereits im moderaten 
Bereich.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Wenn ich die Zahl grob im Kopf habe, dann sind Distributoren für rund 
1/4 der Einnahmen von Halbleiterherstellern verantwortlich.

Die wirklich dicken Fische bedienen die Hersteller selber. Das das wäre 
die Rabattstufe über dem was Distributoren anbieten.

von Cyblord -. (cyblord)


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Jo schrieb:
> nach einer kurzen Bauteilrecherche bei den einschlägigen Distributoren
> bin ich doch immer wieder über die hohen Preise überrascht.

Hohe Preise im Vergleich zu was? Reichelt, Conrad, Aldi, eBay?

von Jo (buildroot)


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Vielen Dank für die Beiträge!

Cyblord -. schrieb:
> Hohe Preise im Vergleich zu was? Reichelt, Conrad, Aldi, eBay?

Im Vergleich zum Hersteller.

Jo schrieb:
> Oder kaufen die
> alle beim Hersteller direkt?

Beispiel1: 50x Weidmüller 1610200000:

Bei digikey: 8,43300 €
https://www.digikey.de/en/products/detail/weidm%C3%BCller/1610200000/263664

Angebot von Weidmüller: ca. 4,80€

Beispiel2:
Vor kurzem habe ich bei microchipdirect.com für 250 Controller ca. 865€ 
bezahlt, ein Distributor wollte ca. 987€.

von Thomas B. (thomas2)


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Jo schrieb:
> Beispiel1: 50x Weidmüller 1610200000:
>
> Bei digikey: 8,43300 €
> Angebot von Weidmüller: ca. 4,80€

Preis beim ach so teuren Conrad: 4,36 EUR
Dafür kann man nur komplette Packungen á 48 Stück kaufen.

von Martin S. (sirnails)


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Thomas B. schrieb:
> Preis beim ach so teuren Conrad: 4,36 EUR

Conrad ist nicht immer teurer, aber dafür oft. Das liegt wohl aber auch 
daran, weil sie halt auch ab 1 Stück senden.

Versuche mal 10 Widerstände bei den üblichen zu kaufen. Entweder hast Du 
einen horrenden Stückpreis oder sie machen es gleich gar nicht.

von Bernd G. (Gast)


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Jo schrieb:
> Vor kurzem habe ich bei microchipdirect.com für 250 Controller ca. 865€
> bezahlt, ein Distributor wollte ca. 987€.

Niemand wird dir die Suche nach der preiswertesten Quelle abnehmen.

von Uwe D. (monkye)


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Es werden höchst selten Artikel bezogene Verträge ausgehandelt. Häufig 
werden diese auf Warengruppen oder Abnahmevolumen definiert. Und alles 
was Spot-basierte Preise hat, sehr oft über ein Bonussystem. D.h., nach 
einem Geschäftsjahr gibt es etwas zurück (oder auch nicht) und eine neue 
Einstufung in die Preisliste.
Alles was die Kosten des Händlers erhöht, wie z.B. der bei Conrad 
angesprochene Gebindeanbruch (10 Bauteile aus dem 48er Pack), zahlt 
korrekterweise der Kunde. Das natürlich auch auf Lager- und 
Haltbarkeitsbedingungen usw. - der betriebswirtschaftliche Aspekt hat 
höchste Priorität. (abgesehen von firmenpolitischen Entscheidungen)

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