Forum: Haus & Smart Home Selbstgebauter AC-gekoppelter Speicher hat schlechten Wirkungsgrad :(


von Sven (elitron)


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Hi.

Ich habe eine Batteriespeicher-Anlage selbst gebaut.
Die Anlage ist AC gekoppelt, sie entnimmt also vom 230V Netz Leistung 
und speist auch dort ein.
Die Anlage lädt bei PV Überschuss. Die Ladeleistung wird mehrstufig 
entsprechend dem Überschuss geregelt. Eine Stufenlose Regelung hat die 
Anlage nicht.
Die Grundladung wird über ein kommerzielles Blei-Gel Ladegerät gemacht, 
welches mit einigen Minuten Verzögerung eingeschaltet wird, wenn 
Überschuss vorhanden ist, und ausgeschaltet wird, wenn Netzbezug 
vorhanden ist.
zusätzlich gibt es noch ein simples Trafonetzteil (1 kVA Steuertrafo mit 
Gleichrichter). Mit dem wird einfach mit ordentlich Strom die 
Spitzenleistung in den Akku gedrückt.
Die Ladeleistung wird über die Umschaltung von primären 
Wicklungsanzapfungen per Relais im Sekundentakt geregelt.
Insgesamt sind 4 Stufen für die Ladeleistung realisiert.

Rückspeisung ins Netz erfolgt über einen Modulwechselrichter. Wenn der 
Bezug eine bestimmte Grenze überschreitet, wird der Wechselrichter 
eingeschaltet und einfach eine feste Leistung eingespeist.
Praktisch speist die Anlage bei Bedarf nach Sonnenuntergang bis 
Sonnenaufgang Dauerstrich 200W ein. Bei hoher Last (z.B. E-Herd) speist 
sie manchmal auch tagsüber die 200W ein.

Zusätzlich gibt es bei der Anlage noch die Möglichkeit, maximal 2kVA 
über einen Inselwechselrichter abzunehmen.

Die Anlage ist ein 24V System, als Akkubank stehen mir zur Zeit rund 200 
Ah @ 24 V Bleiakku zur Verfügung. Später soll es mehr Akkukapazätät 
werden und auch ein Teil der Panels bzw. Verbraucher ohne den Umweg über 
das normale 230V AC Netz angeschlossen werden.

Eigentlich funktioniert die Anlage recht gut. Problem ist nur der sehr 
bescheidene Wirkungsgrad, wenn ich auf der 230V Ebene schaue, inklusive 
aller Verluste wie z.B Eigenverbrauch der Steuerung, Netzteil, 
Wechselrichter usw. Also was geht effektiv rein, was kommt wieder raus.

In den letzten 24h habe ich 1,76 kWh in die Anlage eingespeist, wieder 
raus gekommen sind aber nur 730Wh.
Seit die Anlage in Betrieb ist, sind 24,34 kWh in die Anlage geflossen, 
aber  nur 9,54 kWh kamen wieder raus.

Also bummelig 40 bis 50% Wirkungsgrad. Sehr bescheiden irgendwie.

Okay, der Strom, der in die Anlage floss, war kostenlos und der Strom, 
der raus kam, hatte einen wert von 59 Cent (bzw 40 Cent wenn man die 
Bremse noch mitrechnet)
Und die Anlage hat kaum Geld in der Anschaffung gekostet weil ich viel 
auf "Schrott" und "Reste" zurück gegriffen habe.

Ich hatte auch schon überlegt, auf 48V zu gehen, aber da kostet alles 
viel mehr Geld. 24V geht gut mit alten Teilen aus dem KFZ Bereich und 
aus dem Schaltschrankbau. 48V Teile muss man fast alles kaufen Und mein 
Modulwechselrichter geht ab ca 30V nur noch im MPPT Betrieb, so dass man 
ihn dann nicht mehr direkt an eine Batterie klemmen kann, sondern 
nochmal einen DCDC Wandler dazwischen hängen müsste.

Aber vielleicht könnte man das noch irgendwie optimieren?
Wie würdet ihr einen Speicher bauen?

Grüße

: Bearbeitet durch User
von C. D. (derschmied)


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Sven schrieb:
> Aber vielleicht könnte man das noch irgendwie optimieren?
> Wie würdet ihr einen Speicher bauen?

Schwer zu sagen seitdem wir zweierlei Arten der Physik haben - die alt 
hergebrachten, und die Habeck'sche.

Sven schrieb:
> In den letzten 24h habe ich 1,76 kWh in die Anlage eingespeist, wieder
> raus gekommen sind aber nur 730Wh.

Viel besser wird's kaum werden, und für gut 1 kWh/Tag den Aufwand 
treiben, nuja, das ist schon sehr enthusiastisch. Sieh's als 
Lernprojekt, wirklich Sinn ergibt das nicht.
Man könnte zwar sagen Kleinvieh würde auch Mist machen, aber in Deinem 
Fall frißt Dir das Vieh mehr Futter als es Mist abwirft.

Ist nicht bös gemeint...

Gruß, DerSchmied

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (amesser)


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Mir ist anhand deiner Prosa nicht klar, was wie verkabelt ist und wie 
die Energieflüsse sind. Wie wäre es mit einem Schaltplan? Danach kann 
man über Optimierungen sprechen.

von Michael B. (laberkopp)


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Sven schrieb:
> Aber vielleicht könnte man das noch irgendwie optimieren?

Na ja, nehmen wir nicht unrealistische 75% Wirkungsgrad des 
netztrafobasierten Ladegeräts an, übliche 75% Wirkungsgrad des Bleiakkus 
und 90% Wirkungsgrad des Wechselrichters, liegt man schon bei 50% 
Verlusten.

Du brauchtest mindestens ein anderes (schaltnetzteilbasiertes) Ladegerät 
und eine andere Akkutechnologie (LiFePo4) wenn du deutlich besseren 
Wirkungsgrad (von 72%) erreichen willst, und es gäbe bessere 
Wechselrichter mit über 95% Wirkungsgrad für das letzte Quäntchen.

Aber das willst du alles nicht, also bleibt es so.

Bei meiner Anlage gibt es noch einen weiteren Akteur: der Wechselrichter 
misst die eingespeiste Leistung um 10% anders als der 
Stadtwerkestromzähler, abhängig von der Schwankungsgeschwindigkeit der 
Last. Das sollte nicht sein, beide Geräte messen angeblich viel genauer, 
ist aber trotzdem so.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Blei hat gewaltige Lade/Entladeverluste.

Dazu laden über Trafo... Viel mehr geht so nicht.

Ich würd sagen so 10-15% mehr Wirkungsgrad ginge noch in der Art, wenn 
du Geld in bessere Komponenten investiert.

Sagen wir 85% Effizienz für Akku, Trafo und WR macht ca 60% (ja, ja, 
stimmt nicht ganz aber so ca).

Mit 700-800V Batteriespannung in LiIon und 3phasigem bidirektionalen 
Inverter geht sicher mehr.... Aber sehr viel mehr als so 80% wird auch 
da nicht drinnen sein.

73

: Bearbeitet durch User
von Sven (elitron)


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Hi.

Also dass mein eigener Zähler und der von den Stadtwerken anders messen, 
das habe ich bei mir auch.
Bei mir ist der Unterschied bei Einspeisung 7 Watt, leider zu Gunsten 
der Stadtwerke. Selbst dann, wenn Phasensaldierend eigentlich ein Bezug 
raus kommt.
Nur wenn auf allen 3 Phasen Bezug ist, ist es relativ genau.

Wenn ich alle Teile ganz regulär gekauft hätte, würde sich der Speicher 
niemals rechnen. Selbst wenn ich einen fertigen kaufen würde und 
Fördergelder beantragen würde, würde es sich nicht rechnen.
Die Anlage ist sozusagen ein Hobby.


Die Anlage ist wie folgt gebaut:
1. Zähler, der über IP jede Sekunde ausgelesen wird.
2. RasPi zur Auswertung
3. Wenn der Überschuss mehr als 70W ist, wird ein kommerzielles 24V 
Bleiakku Ladegerät eingeschaltet. (kleines elektronisches E-Scooter 
Ladegerät). Dieses Ladegerät hat eine Ein- und Ausschaltverzögerung und 
eine großzügige Hysterese, damit das nicht so viel taktet.
4. Sekündlich wird überprüft, wie hoch der Überschuss ist.
Wenn er mehr als 150W ist, wird der Trafo auf der kleinsten Stufe 
eingeschaltet. Wenn er mehr als 250 Watt ist, zweite Stufe. Bei 500W die 
dritte.
Die Stufen sind über die primären Anpassungsabgriffe des Trafos 
realisiert. Er hat 230V +-/- 20% in 5% Schritten. Ich habe 3 Stück 
gewählt, wo die Ladeleistung bei halb leerem Akku dann etwas unter den 
Sollwerten liegen.
Bei ganz leerem Akku funktioniert es nicht mehr. Wenn die 
Leistungaufnahme des Trafos zu hoch ist, wird er abgeschaltet und das 
elektronische Ladegerät muss erstmal alleine laden.
5. Sobald der Netzbezug 1 W oder größer ist, wird der Trafo sofort 
wieder ausgeschaltet.
Jenachdem, was im Hausnetz so los ist, taktet die Kiste schon ganz 
ordentlich.
6. Wenn der Bezug für eine bestimmte Zeit mehr als 500W ist (Tagsüber) 
oder 300W (Nachts) wird der Modulwechselrichter eingeschaltet.

Geschaltet wird alles auf der 230V Seite, 24V Seitig ist alles einfach 
parallel angeschlossen.
Als Aktoren sind Shelly Pro 4 PM verbaut. Damit wird auch überwacht, was 
der Trafo tatsächlich zieht und gegebenfalls abgeschaltet.

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