Forum: Platinen Kleine Stromschiene - Wärmeentwicklung berechnen


von Detlef R. (detlef_rr)


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Guten Abend Freund,

zuallererst ich bin noch Schüler, daher bitte nicht allzu streng sein.

Folgendes Problem:

Ich möchte mir eine Schaltung bauen über dessen Leiterbahnen ein recht 
hoher Strom von ca. 2A bei 9V fließen.

Zur Größenwahl habe ich folgende Gedanken angestellt:

1. Es muss einen Prozess geben, welche die Leiterbahenn erwärmt --> der 
Strom der darüberfließt.

2. Es muss einen Prozess geben, welche die Leiterbahenn gleichzeitig 
abkühlt --> die Kontaktfläche zur Luft

3. Es muss sich irgendwann ein Gleichgewicht einstellen, bei dem die 
Leiterbahnen eine kostante Temperatur besitzen.

Nun zur eigentlichen Frage: Kann ich die Dimensionen der Leiterbahnen 
grob berechnen unter dem Aspekt, dass sie maximal 80 Grad warm werden 
dürfen?

Ich habe leider nur die "Schulmathematik" drauf (ich denke man kann 
dieses Problem sehr genau und sehr sehr komplex angehen), mir reicht 
jeodch eine mittelmäßig grobe Mathematische berechnung mit von mir aus 
einigen Vereinfachungen. Leider finde ich dafür nur Formeln die ich im 
Ansatz nicht verstehe.

Kann mir einer von euch versierten Elektronikern weiterhelfen?

Danke und Gruß

: Verschoben durch Moderator
von H. H. (Gast)


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von Bauform B. (bauformb)


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Der Kalkulator bei Digikey meint, Leiterbahnen auf Innenlagen müssten 
mehr als doppelt so breit sein wie auf Außenlagen. IPC-2152-2009 meint, 
ganz im Gegenteil, "Internal and external conductors operate very close 
to the same temperature rise for the same applied current and cross- 
sectional area". Das könnte daran liegen, dass FR4 ein guter Wärmeleiter 
ist -- verglichen mit Luft.

Oliver Betz erlaubt, abhängig von der Geometrie, sogar schmalere Bahnen 
in den Innenlagen. Man die Nachkommastellen bei solchen Kalkulatoren 
oder Tabellen also getrost vergessen. Die Ergebnisse hängen auch stark 
von der Umgebung ab, z.B. wie warm werden benachbarte Bahnen, wie weit 
sind die entfernt, gibt es große Kupferflächen in den Innenlagen, wie 
dick sind die einzelnen FR4/Prepreg Lagen... 70µ statt 35µ Kupfer 
halbiert zwar den Widerstand, bringt aber praktisch nicht mehr 
Oberfläche, aber man darf trotzdem einfach mit dem Querschnitt rechnen, 
weil es noch genug andere Unbekannte gibt.

IPC-2152 stellt sich praktisch selbst in Frage: "With such a broad range 
of PB construction, materials, and operating environments, a single 
conductor-sizing chart cannot be expected to describe the temperature 
rise of a conductor as a function of current for all PB designs. Fine 
line and space, heavy copper, single-layer PBs and multilayer PBs all 
constitute different configurations in which conductors with the same 
cross-sectional area vary from 10 to 100 °C or more for the same amount 
of applied current."

von Klaus H. (hildek)


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Detlef R. schrieb:
> Nun zur eigentlichen Frage: Kann ich die Dimensionen der Leiterbahnen
> grob berechnen unter dem Aspekt, dass sie maximal 80 Grad warm werden
> dürfen?

hhinz hat dir den Weg gezeigt.

Ich möchte nur dazu sagen, dass eine Leiterbahn, die sich auf knapp 80° 
erwärmt, wird viel zu viel Spannungsabfall haben.
Bei z.B 10cm Länge und 0.3mm Breite mit 35μ Dicke (das erfüllt deine 
Bedingungen) fehlt dir am Leitungsende schon fast ein halbes Volt!

Gut, bei 24V ist das eher ein kleines Problem; bei den 
Versorgungsleitung  für die Corespannung von moderneren Prozessoren und 
FPGAs mit Spannungen <1V, oft nur 3% Toleranz und meist hohem 
Strombedarf ist das nicht mehr tragbar.

von Frederic S. (frederics)


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Für einfache Platinen (nur wenige Leiterbahnen mit höherem Strom und 
Leiterbahnen auf den Außenlagen) kannst Du Dich bedenkenlos nach den 
Werten des digikey Rechners richten.

Den Spannungsabfall immer auch im Blick haben, nicht nur die Erwärmung.

von Benjamin K. (bentschie)


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Da du das anscheinend zum ersten mal machst, meine Grundtregel lautet: 
"Leiterbahnen so dick wie möglich, und nur so dünn wie nötig."

D.h. man wählt die Leiterbahnbreite nicht so, das die gerade noch passt. 
Sondern so, das der Platz auch genutzt wird. Das ist ein gaaanz großer 
Bereich, das ist mir bewusst.
Und ja, eine Signalleitung mit 2mA muss auch nicht 5mm breit werden.

Als grobe Orientierung:
Bei Durchstecktechnik (THT, DIPxx, Stecker,.) sind die Pads eh größer, 
also Signale ca. 0,5mm, Versorgungen gerne größer, 0,8mm-1mm.

Bei "normalem" SMD (SO8, .. 0805 und größer,..) 0,4mm für Signale und 
0,6-0,8mm für Versorgung

Bei Finepitch (TQFP, SSOP, TSOP,...) würd ich mich am kleinsten Package 
orientieren. Also (0,25mm) 0,3mm-0,4mm für Signale. Versorgung etwas 
größer.

Von BGA oder 0603 würd ich als ersten Versuch abraten, es sei denn du 
hast jemanden der dir das Zeigen kann und schon mehrfach! gemacht hat.

Je größer bedeutet vor allem auch mechanisch robuster. Sonst lösen sich 
gerne auch die Pads ab, wenn man nicht so gut löten kann.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Benjamin K. schrieb:
> "Leiterbahnen so dick wie möglich, und nur so dünn wie nötig."
Auf "dick" und "dünn" hat man wenig Einfluss, das macht der 
LP-Hersteller. Man kann aber im CAD leicht an "breit" und "schmal" 
drehen...

von Thorsten S. (thosch)


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Wenn sich Leiterbahnen im regulären Betrieb nennenswert erwärmen, hat 
der Entwickler seine Hausaufgaben nicht gemacht. (Oder absurde Vorgaben 
von BWLern haben ihn daran gehindert, es richtig machen zu können...)

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