News Udoo Vision – x86-Board mit Arduino Leonardo


von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Obwohl Linux (und Windows für ARM) Fortschritte machen, gilt nach wie vor, dass viele Aufgaben mit X86-CPUs bequemer erledigbar sind. Als Beispiel für viele derartige „X86-Raspberry Pis“ wollen wir hier den Udoo Vision näher ansehen, der seit einigen Tagen kommerziell verfügbar ist.

Wie funktioniert es in der Theorie

Intels Versuche im Embeddedbereich verliefen wenig erfolgreich – die Quark-CPUs kündigte man bald unter Zurücklassung diverser Chippartner ab; Systeme wie der hier gezeigte Arduino Galileo dürften Seltenheitswert haben.

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

Heutige Embedded-x86-Systeme nutzen meist die aus dem Netbookbereich bekannten Atom-CPUs, die keine nennenswerten GPIO-Komplemente mitbringen. Zur Lösung des Problems, und aufgrund der extrem schlechten Echtzeiteignung von Desktop-Windows, realisieren so gut wie alle Anbieter einen kombinatorischen Prozessrechner – der Windows-Teil kommuniziert normalerweise per USB mit einem dedizierten zweiten Mikrocontroller, der sich um die Hardwarekommunikation kümmert.

Bildquelle: Udoo.

Im Fall des vorliegenden Systems gibt es derer sogar zwei: neben dem Arduino steht auch ein MEC1705 zur Verfügung, der einige weitere GPIOs und zwei serielle Busse exponiert. Sein unter https://ww1.microchip.com/downloads/aemDocuments/documents/CPG/ProductDocuments/DataSheets/MEC170x-Data-Sheet-DS00002206H.pdf bereitstehendes Datenblatt bietet mehr Informationen zum Thema an.

Inbetriebnahme...

Die Rückseite des Udoo Vision wird komplett vom Kühlkörper bestimmt; neben zwei Ethernet-Ports bringt die Platine auch zwei USB-Ports mit. Zum Installieren von Windows 10 – Windows 11 unterstützt die verwendete Atom-CPU nicht – ist ein Hub erforderlich, weil das Betriebssystemimage in Form eines von Workstation und Co bekannten USB-Stick angeliefert werden muss.

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

Für die Stromversorgung kommt zwingend ein dediziertes Netzgerät zum Einsatz, dessen Stecker nicht sonderlich zuverlässig ist. Sonst verhält sich die hier mit 8GB RAM und 64GB internem Flashspeicher ausgestattete Maschine im Allgemeinen so, wie man es von einem Windows-PC erwarten würde. Der massive Kühlkörper katapultiert den Rechner außerdem in hohe Gewichtsklassen – siehe Abbildung.

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

… Findung unüblicher Erweiterungsmöglichkeiten ...

Auf der Unterseite findet sich ein Portkomplement, das – unter Anderem – zwei USB 2.0-Ports, einen seriellen Port exponiert (siehe https://udoo.org/download/files/UDOO_VISION/Doc/UDOO_VISION_MANUAL.pdf).

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

Externe Erweiterbarkeit (Stichwort Funkmodul) steht in Form eines M2. Key B-Sockels zur Verfügung, außerdem findet sich ein gewöhnlicher SATA-Port. Außerdem ist eine externe Batterie anschließbar, die wohl die Echtzeituhr puffert.

...und Interaktion mit dem Arduino

Ein Blick auf die Unterseite der Platine zeigt – siehe auch das Makrofoto – das Echtzeitelement, das sich schaltungstechnisch streng am Arduino Leonardo orientiert.

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

Wer die Arduino IDE startet (oder in den Gerätemanager blickt), stellt fest, dass dieser Eindruck korrekt ist – der Arduno bucht sich unter Windows 10 in COM3 ein, und lässt sich von dort aus wie ein externes Board programmieren.

Kritik am vorliegenden Design

Das wichtigste Problem bei der vorliegenden Platine ist die Energieversorgung: die Verbindung zur Platine geht reproduzierbar verloren, sobald man den Rechner umdreht. Dies ist doppelt schade, weil er nur in diesem „umgedrehten“ Zustand zuverlässig steht – die Füße sind zu kurz.

Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.

Durch die Vibrationsempfindlichkeit disqualifiziert sich das System für die Nutzung als „mobiles Rechensystem“ – egal ob Drohne oder Fahrzeug gilt, dass Vibration zur Bewegung dazugehört.

Lohnt es sich?

x86-Boards sind schon ob der hohen Kosten – die vorliegende Planare wechselt um mehr als 300 EUR den Besitzer – nicht für jeden Einsatz geeignet. Nach Ansicht des Autors lohnt sich die Verwendung immer dann, wenn eine für x64 optimierte Applikation ausgeführt werden muss: Windows on ARM ist nun mal nicht mit allem kompatibel...


: Bearbeitet durch NewsPoster
von Harald K. (kirnbichler)


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Das Konzept, einen Arduino auf einem embedded-PC-Board unterzubringen, 
ist nicht neu, das gab es bereits beim "Latte Panda", der mit einem aus 
Tablet-PCs bekannten Vierkern-Atom (x5-Z8350) ausgestattet war. Der bot 
zwar nicht irrwitzig viel Rechenleistung, benötigte dafür aber auch 
keine großartigen Kühlkörper:

https://www.lattepanda.com/lattepanda-v1

von Florian S. (sevenacids)


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> Obwohl Linux (und Windows für ARM) Fortschritte machen, gilt nach wie vor, dass 
viele Aufgaben mit X86-CPUs bequemer erledigbar sind.

Irgendwie ergibt dieser Satz keinen Sinn - was hat der Umstand, dass 
viele Aufgaben mit x86-CPUs bequemer erledigbar sind damit zu tun, dass 
Linux und WOA Fortschritte machen - also welche Fortschritte sind 
überhaupt gemeint? In Bezug auf ARM-CPUs? Das ist so aber irreführend 
formuliert, weil "Windows für ARM" ein Produkt bezeichnet und Linux ohne 
Bezug da steht.

Andererseits frage ich mich immer wieder, wie man auf einem 
Embedded-x86er überhaupt einen Klotz wie Windows nutzen kann. Als 
einziger Grund fällt mir altgediente Software sein, die sich 
leistungsmäßig auf ARM schwer tut (bzw. nicht kompatibel ist wie 
angesprochen) und so auf Windows getrimmt ist, dass sie nicht oder nur 
mit sehr viel Aufwand portabel ist. Da ist dann m.E. aber das Design 
schon von der ersten Stunde an (Plattform: Windows) nicht klug gewählt 
worden. Das Windows 11 aus firmenpolitischen Gründen darauf nicht läuft 
(technisch sollte der Atom kein Problem darstellen) lädt das Ganze dazu 
noch mit einer weiteren Prise Ironie auf.

Als Mini-Linux-Server wäre aufgrund der Baugröße für mich persönlich so 
ein Board schon interessant, für ein wenig mehr Geld kann ich mir dann 
aber schon ein richtiges ATX-basiertes Board mit einem kleinen Core-i3 
besorgen und stehe durch die Austauschbarkeit der Komponenten deutlich 
besser da.

von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Florian S. schrieb:
>
> Andererseits frage ich mich immer wieder, wie man auf einem
> Embedded-x86er überhaupt einen Klotz wie Windows nutzen kann. Als
> einziger Grund fällt mir altgediente Software sein, die sich

+1000! Damit hast du das Raison d'Etre der Planare beschrieben!

> leistungsmäßig auf ARM schwer tut (bzw. nicht kompatibel ist wie
> angesprochen) und so auf Windows getrimmt ist, dass sie nicht oder nur
> mit sehr viel Aufwand portabel ist. Da ist dann m.E. aber das Design
> schon von der ersten Stunde an (Plattform: Windows) nicht klug gewählt
> worden. Das Windows 11 aus firmenpolitischen Gründen darauf nicht läuft
> (technisch sollte der Atom kein Problem darstellen) lädt das Ganze dazu
> noch mit einer weiteren Prise Ironie auf.
>

Ich habe da ein bisschen Hintergrundinfo eingeholt: das Board wurde 
eigentlich um 2019 herum entwickelt. Warum es erst jetzt auf den Markt 
kommt - Katzo Miauo Alcoholico oder Rantanplan.


> Als Mini-Linux-Server wäre aufgrund der Baugröße für mich persönlich so
> ein Board schon interessant, für ein wenig mehr Geld kann ich mir dann
> aber schon ein richtiges ATX-basiertes Board mit einem kleinen Core-i3
> besorgen und stehe durch die Austauschbarkeit der Komponenten deutlich
> besser da.

Definitiv.

von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Harald K. schrieb:
> Das Konzept, einen Arduino auf einem embedded-PC-Board unterzubringen,
> ist nicht neu, das gab es bereits beim "Latte Panda", der mit einem aus
> Tablet-PCs bekannten Vierkern-Atom (x5-Z8350) ausgestattet war. Der bot
> zwar nicht irrwitzig viel Rechenleistung, benötigte dafür aber auch
> keine großartigen Kühlkörper:
>
> https://www.lattepanda.com/lattepanda-v1

Hallo,
danke dir!

Das Lustige daran ist: der Luefter lief in meinem Test so gut wie nie...

von Gerald B. (gerald_b)


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Wer was Rüttelfreies unter x86 braucht, ich habe noch einen Simatic 
Microbox PC in Backsteingröße abzugeben.
Bei Interesse PN :-)

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