Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was für ein Elko ist das?


von Joni (jonquil)


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Hallo,

auf einer Platine sind einige Elkos deutlich aufgebläht und 
wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass sie nicht mehr läuft.

Unter den Elkos ist auch der auf dem Foto, der aber ganz anders 
aussieht. Der Bestückungsdruck auf der Platine ist gleich wie bei den 
andern auch (CE). Das Bauteil ist bedrahtet und hat einen Durchmesser 
von ca. 10mm und eine Höhe von 12mm.
Der Aufdruck ist auf dem Foto zu sehen und lautet
719
SEP
560
10

Meine Frage:
Ist das überhaupt ein Elko? Durch welchen Typ kann der ersetzt werden?

Wenn ich nämlich schon dabei bin, würde ich den auch gleich mit 
tauschen.

Vielen Dank und Grüße
Joni

von Oliver R. (orb)


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560µF 10V

von Johannes Fe (jofe)


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Joni schrieb:
> Ist das überhaupt ein Elko? Durch welchen Typ kann der ersetzt werden?

Ich vermute ja. Würde sagen 560 µF, 10 V.
Die Frage wäre dann noch, ob der Streifen links den Minus- oder Pluspol 
markiert; das ist bei Elkos nicht einheitlich. Man kann nachschauen, 
welches Beinchen mit der Massefläche verbunden ist.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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https://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Polarit%C3%A4tszeichen

560 µF, 10 V

Die Bauform kenne ich sonst eher als SMD, aber es gibt natürlich keinen 
Grund, warum ein Hersteller sie nicht auch mit Drähten ausführen kann.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Johannes F. schrieb:
> das ist bei Elkos nicht einheitlich

Doch. Bei Aluminium (wie hier) wird der Minuspol markiert, bei Tantal 
der Pluspol.

von Christoph Z. (rayelec)


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Das ist ein Polymer-Elko mit speziell niedrigem ESR. Bei "normalen" 
Elkos habe ich noch nie farbige Polaritätsmarkierungen gesehen, ausser 
vielleicht blau.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Es ist kein normaler Elektrolyt-Kondensator, sondern ein 
Polymer-Elektrolytkondensator.

Das sollte man bei einem Austausch bedenken. Erkennbar am violetten 
Aufdruck und der fehlenden Sollbruchstelle.

Im Prinzip Tantal, nur als Elko.

von Johannes Fe (jofe)


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Jörg W. schrieb:
> Doch. Bei Aluminium (wie hier) wird der Minuspol markiert, bei Tantal
> der Pluspol.

Okay, an Tantal dachte ich nämlich auch. Wusste aber nicht, dass das 
direkt danach unterschieden wird. Ich habe allerdings auch schon 
Alu-Elkos gesehen, bei denen der Pluspol gekennzeichnet ist, aber dann 
mit einem Pluszeichen, wenn ich mich recht erinnere.

von Christoph Z. (rayelec)


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Genauer Typ ist 10SEP560M von Panasonic

von H. H. (Gast)


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Christoph Z. schrieb:
> Genauer Typ ist 10SEP560M von Panasonic

ACK, Panasonic Serie SEP.

von Joni (jonquil)


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Ich bin beeindruckt, was ihr hier alles wisst! Toll!

Hier habe ich das Datenblatt gefunden:
https://industrial.panasonic.com/cdbs/www-data/pdf/AAB8000/AAB8000C244.pdf

Der Balken auf dem Gehäuse markiert den Minuspol. Das kann ich auch 
anhand der Platine bestätigen.

Jetzt ist nur die Frage, ob dieser Typ genauso altert wie ein normaler 
Elko. Den kann ich nämlich z.B. bei Reichelt bestellen. Den fraglichen 
Polymer-Kondensator gibt es dort nicht, jedenfalls nicht bedrahtet.

Ich würde vielleicht erst mal nur die andern Kondensatoren tauschen und 
dann sehen, ob die Platine wieder läuft.

Danke für alle Tipps!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joni schrieb:
> Das Bauteil ist bedrahtet und hat einen Durchmesser
> von ca. 10mm und eine Höhe von 12mm.

Neben dem Durchmesser und der Höhe gibt es bedrahtete Elkos auch mit 
unterschiedlichen Pinabständen. Es wäre sehr lästig, hier einen falschen 
Typ gewählt zu haben. Bei den obigen Bauformen dürfte es sich um 5 mm 
oder 7,5 mm handeln.

von Peter K. (chips)


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Joni schrieb:
> Jetzt ist nur die Frage, ob dieser Typ genauso altert wie ein normaler
> Elko

laut Datenblatt ja, in der Praxis imho nein

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian R. schrieb:
> Erkennbar am violetten Aufdruck

Wieder was gelernt. ;-)

von H. H. (Gast)


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TME hat Kemet Serie A755 560uF/16V in passender Baugröße auf Lager.

von Joni (jonquil)


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Also, das alles hilft mir jetzt sehr weiter:
Der Typ ist jetzt bekannt, auch gibt es Erfahrungen zur Alternung und 
dann sogar noch ein alternatives Bauteil.

Ganz vielen Dank für eure Hilfe!

Viele Grüße
Joni

von H. H. (Gast)


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Bzgl Alterung gilt bei allen Elkos das gleiche, die Lebensdauer hängt 
ganz von Temperatur und Belastung ab. Wenn man Polymerelkos auf Kante 
näht, dann leben die eben auch nur überschaubare Zeit. Was es bei denen 
nicht gibt ist das Aufblähen nach Ende der Lebenszeit.

von Peter K. (chips)


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H. H. schrieb:
> ann leben die eben auch nur überschaubare Zeit

Mich würde interessieren: hat da jemand mal ausgefallene Polymer-Elkos 
erlebt und mit welchem Fehlerbild ? (Kap-Verlust, Kurzschluss?)

von A.P. W. (apw)


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Ich würde einen AL-Polymer-Elko nicht auf Verdacht auswechseln.
Im Vergleich zu normalen AL-Elkos halten AL-Polymer-Elkos bei moderaten 
Einsatztemperaturen extrem lange, da die temperaturabhängige Alterung 
unterschiedlich ist:

normaler AL-Elko: pro 10K niedrigere Betriebstemp: 2-fache Lebensdauer
AL-Polymer-Elko: pro 20K niedrigere Betriebstemp: 10-fache Lebensdauer

Achtung bei Hybrid-AL-Polymer-Elkos: die altern wie normale Elkos.

Zum Nachlesen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Polymer_capacitor

von H. H. (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Es ist kein normaler Elektrolyt-Kondensator, sondern ein
> Polymer-Elektrolytkondensator.

Ja.


> Das sollte man bei einem Austausch bedenken.

Vor allem die Spezifikation beachten.


> Erkennbar am violetten Aufdruck

Nein, das macht jeder Hersteller wie er will.


> und der fehlenden Sollbruchstelle.

Fehlt auch bei kleinen Baugrößen nasser Elkos.


> Im Prinzip Tantal, nur als Elko.

Ganz falsch.

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