Forum: Haus & Smart Home Ordentlich verschalten: Relais bis zum Abwinken?


von Stephan R. (Firma: FHK) (nautosteer)


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Hallo!

Ich werkel derzeit in einem Wasserwerk herum und wundere mich über die 
schiere Anzahl verbauter Relais in den Schaltschränken.

Beispiel: Anbindung eines Frequenzumrichters an eine Wago-SPS. Da werden 
sämtliche potenzialfreien Status-Schaltausgänge des FU nicht direkt in 
die Wago geführt sondern über Finder-Relais. Genauso die Eingänge. Auch 
werden KlöMö Steuerschalter nicht verwendet um Signalwege herzustellen 
sondern um Relais zu schalten. Ist das Standard? Woran entscheidet sich, 
ob direkt schalten oder über Relais?

Grüße
Stephan

: Verschoben durch Moderator
von Jan (dunno)


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Kenne ich so aus diversen Maschinen. Da sind dann in der Regel alle 
Signale die der Endanwender nutzt und aus dem Schaltschrank raus gehen 
über Koppelrelais verbunden.

Die Spannung für die Koppelrelais wird dann noch extra geschützt bzw 
direkt von extern bezogen, so kann man vermeiden, dass die Steuerung 
geschossen wird wenn ein Techniker irgendwo Mist macht.

Außerdem hat man ggfs weniger Probleme mit Potentialunterschieden..

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger B. (rbruns)


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Auch kann man dann eine Summenfehlermeldung bauen oder Antriebe 
ausschalten.

von Lotta  . (mercedes)


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Relasis sind bei der Fernsteuerung zum Markieren langsamer digitaler
Vorgänge wunderbar.
Relais sind unepfindlicher gegen Erdströme, sie wirken wie ein 
schmitt-Trigger, können unsymmetrische auf symmetrische Signale 
umwandeln
, sorgen für Niederohmigkeit im Fernsteuernetz , verschlucken 
kurzzeitige Störsignale u.s.w.
Also , gerad in der Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sind sie
erstklassig, wenns um die Trennung von "Außen und innen" geht.
Und die Störungssuche ist auch einfacher, Eine Prüflampe und
ein Ohmmeter reicht. :-P

mfg

von Stephan R. (Firma: FHK) (nautosteer)


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Danke für eure Antworten.
Nur, wenn zwischen FU und SPS ca. 50cm liegen .. sind da Relais nicht 
übertrieben?

von Peter #. (ich_eben)


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Da ist alles übertrieben, weil wenn man den FU über einen Bus anschließt 
hat man volle Kontrolle, ganz ohne Relais. Aber man hat das schon immer 
so gemacht und mit einer prüflampe kann auch fast jeder Elektriker 
umgehen

von Lotta  . (mercedes)


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Stephan R. schrieb:
> Danke für eure Antworten.
> Nur, wenn zwischen FU und SPS ca. 50cm liegen .. sind da Relais nicht
> übertrieben?

Ich würd sagen, "JA"
aber vielleicht gibts da Vorschriften oder die ankommenden Leitungen
wurden hintereinander ohne nachzudenken auf sie SPS "geschmissen",
oder man wollte alle eingehenden / ausgehenden Signale einheitlich 
behandeln...


mfg

von Jan (dunno)


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Oder es handelt sich um eine modulare Baugruppe von der Stange wo der FU 
je nach Endanwendung auch extern stehen kann, anders ausgeführt ist, 
oder oder oder..

Die Gründe wird dir nur der ursprüngliche Entwickler nennen können..

von Sven L. (sven_rvbg)


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Viele Wasserversorgungen sind auch sehr alt, da wird noch über Draht 
übertragen, also pro Signal ein Adernpaar für Messewerte oder eben ein 
Draht für einen Befehl.

Und natürlich trennt man dann innen von außen über Relais bzw. 
Trennverstärker.

Ein weiterer Vorteil ist, das man Signale vervielfältigen und einfach 
abgreifen kann. Oder man kann zur Diagnose auch mal ein Relais ziehen 
und muss nichts abklemmen.

Und natürlich sind externe Relais kostengünstiger zu tauschen, als 
Baugruppen von SPSen etc.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Jan schrieb:
> Die Gründe wird dir nur der ursprüngliche Entwickler nennen können..

Vermutlich selbst dieser nicht. Die Frage ist ob die Anlage überhaupt 
noch so ist wie sie ursprünglich mal geplant war, oder ob da 
verschiedene Funktionsblöcke nach und nach mal modernisiert worden sind.

Im einen Jahr wird die SPS gegen ein neueres Model getauscht. Diese muss 
dann aber weiterhin die umliegenden Schnittstellen genauso bedienen wie 
die Alte. Man will ja nicht alles neu machen. Jahre später wird dann der 
FU gegen einen neuen getauscht und auch der muss mit den vorhandenen 
Schnittstellen zurechtkommen. Man will ja nicht auch noch gleichzeitig 
an z.b. der SPS rumbauen usw. Da mal eben schnell eine neuere 
Schnittstelle zu benutzen, bloß weil man es mit den neueren Komponenten 
jetzt könnte, kann eine Menge an Arbeit nach sich ziehen. Ggf. Anpassung 
der SPS Programme und damit ggf. größere Abnahmeprozeduren usw. 
Wochenlange Ausfälle und riesige Kosten nur wegen des Austausches eines 
FU für ein paar Tausender?
Irgendwann hast du dann einen wunderbaren Mix aus modernen Teilen und 
verschieden alten, historisch gewachsenen, Altlasten.

von AlterEli E. (altereli)


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Es kann auch daran liegen das ein Hand ODER Automatikbetrieb möglich 
sein MUSS. Dann braucht man die Relais für die SPS unabhängige Steuerung 
/ Entkopplung.

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Stephan R. schrieb:
> Auch werden KlöMö Steuerschalter nicht verwendet

Was sind denn KlöMös? Das hört sich ja spannend an.

von Helmut -. (dc3yc)


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Enrico E. schrieb:
> Was sind denn KlöMös? Das hört sich ja spannend an.

Klöckner-Möller, Fabrik für Schwerelektroniksteuerungen.

von Ich A. (alopecosa)


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Enrico E. schrieb:
> Stephan R. schrieb:
>> Auch werden KlöMö Steuerschalter nicht verwendet
>
> Was sind denn KlöMös? Das hört sich ja spannend an.

Klöckner Möller .. heute bekannt als Eaton ...


Stephan R. schrieb:
> Ist das Standard? Woran entscheidet sich,
> ob direkt schalten oder über Relais?

Welche Spannungslage haben die Meldungen/Steuereingänge des FU, welche 
die I/O der SPS?

Alles potentialfrei (eher nicht)?

Abgesehen davon wurde es schon in einem anderen Beitrag erklärt:

irgendwann ist der FU hin und man baut nen neuen ein. Der hat andere 
Schnittstellen etc. mit der SPS das gleiche. Mit den Koppelrelais alles 
kein großes Ding.

Ich hab das Thema jetzt gerade erst mit der Erneuerung einer 
Netzersatzanlage durch.
Dadurch das die relevanten Ein-/Ausgänge zur Steuer-/Leittechnik über 
Koppelrelais gehen ist alles kein Problem, denn die neue Steuerung der 
NEA würde nicht zur SPS passen, welche aber schon vor 1 Jahr erneuert 
wurde.


Peter #. schrieb:
> Da ist alles übertrieben, weil wenn man den FU über einen Bus anschließt
> hat man volle Kontrolle, ganz ohne Relais.

Und das bringt mir was genau wenn ich die "Kontrolle" garnicht brauche?!
Genau, nur mehr Fehlerquellen für die im Zweifel wieder ein speziell 
geschulter Techniker mit seinem Notebook anrücken muss. Und in der Zeit 
steht die Anlage, weil ich nicht mal ein Provisorium herstellen kann.

: Bearbeitet durch User
von Enrico E. (pussy_brauser)


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Helmut -. schrieb:
> Klöckner-Möller, Fabrik

Ich A. schrieb:
> Klöckner Möller .. heute bekannt als Eaton

Aha, danke Leute für euren Aufklärungsunterricht. 👍

Puhh, und ich dachte zuerst, das wäre was ganz anderes. 😅

von Stephan R. (Firma: FHK) (nautosteer)


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Jan schrieb:
> Die Gründe wird dir nur der ursprüngliche Entwickler nennen können..

Der redet mir leider zu viel.. macht keinen Sinn nach Sinn zu fragen.

Ich danke euch herzlich für eure vielen Anregungen. Aufgrund der 
denkbaren Szenarien werde ich es einfach dabei belassen und mich nicht 
einmischen.

von Gerd E. (robberknight)


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Manchmal hast Du auch unterschiedliche Firmen die am Design beteiligt 
sind. Jede ist für ein Modul zuständig.

Jede von denen veröffentlicht dann eine empfohlene Beispielschaltung für 
das Design. An den Schnittstellen aus ihrem Verantwortungsbereich heraus 
geben die dann etwas vor bei dem mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts 
schief geht, auch wenn es in der Gesamtansicht hinterher etwas 
übertrieben scheinen mag. Aber dann sind sie eben aus der Verantwortung 
raus.

Der Planer des Gesamtsystems übernimmt dann diese Schaltungen quasi 1:1 
- auch wenn da dann 3 Relaisstufen hintereinander sind und es ein 
einziges es eigentlich auch tun sollte. Nur will der Planer sich auch 
nicht dem Risiko aussetzen irgendwo von der Empfehlung abgewichen zu 
sein.

: Bearbeitet durch User
von Ich A. (alopecosa)


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Stephan R. schrieb:
> Jan schrieb:
>> Die Gründe wird dir nur der ursprüngliche Entwickler nennen können..
>
> Der redet mir leider zu viel.. macht keinen Sinn nach Sinn zu fragen.

Wow... einfach nur wow ...

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