Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Suche "Filtertabelle"


von Heiko H. (einerdieserbastler)


Lesenswert?

Moin

Ich suche eine für Normalbastler verständliche statische Tabelle wie ich 
Hochpaß- und Tiefpaß-Filter 3. und 4. Ordnung in Teilfilter 1. und 2. 
Ordnung zerlegen kann.

Als Beispiel:

Ich möchte einen Hochpaß Butterworth Q=0,7 3. Ordnung mit Trennfrequenz 
120Hz

Was ich jetzt suche wären die Faktoren daß ich einen Filter 2. Ordnung 
mit Q=<Faktor1> und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor2> kaskadieren muß mit 
einem Filter 1. Ordnung und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor3>


Was ich nicht suche sind akademische Tabellen in denen was mit Polen und 
Nullstellen auf Ortskreisen steht (das geht leider über meinen Horizont)

Was ich auch nicht suche sind "Zauberer" wie 
http://sim.okawa-denshi.jp/en/Sallen3tool.php die mir am Ende fertige 
Bauteilwerte ausspucken
(das hilft auch nicht wenn die Filterschaltung davon abweicht, z.B. auch 
akustisch entsteht wirkt)

von Robert M. (r0bm)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> Was ich jetzt suche wären die Faktoren daß ich einen Filter 2. Ordnung
> mit Q=<Faktor1> und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor2> kaskadieren muß mit
> einem Filter 1. Ordnung und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor3>

Sallen-Key HP-Filter benötigen die geringste Anzahl an Bauteilen.

** Butterworth **

[HP 1. Ordnung (f0 = 120Hz, Q = 0,7071)] + [HP 2. Ordnung (f0 = 120Hz, Q 
= 1)] = [HP 3. Ordnung (f0 = 120Hz, Q = 0,7071)]

[HP 2. Ordnung (f0 = 120Hz, Q = 0,541)] + [HP 2. Ordnung (f0 = 120Hz, Q 
= 1,307)] = [HP 4. Ordnung (f0 = 120Hz, Q = 0,7071)]

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

https://www.analog.com/media/en/training-seminars/design-handbooks/basic-linear-design/chapter8.pdf

hat Tabellen für verschiedene Charakteristiken (Butterworth, Bessel, 
Tschebyschew (Transkription variiert) verschiedener Welligkeit) bis 10. 
Ordnung aus Sallen&Key-Blöcken maximal 2. Ordnung. Um die Tabellen 
(8.42ff) zu verstehen und anzuwenden, muß man aber den Begleittext 
zumindest in Teilen gelesen und verstanden haben.

Ich habe hier das "electronica" Heft 193, "Aktive RC-Filter" von 
Hans-Hürgen Kowalski (1981, Militärverlag der DDR). Eine bessere (oder 
nur gleichwertige) Darstellung habe ich im Netz noch nicht gefunden.


PS: aktive Hochpässe sind in der Praxis immer Bandpässe und schlimmeres, 
wegen des begrenzten Gain·Bandwith Produkts der OPV.

: Bearbeitet durch User
von Lutz V. (lvw)


Lesenswert?

(A) Buterworth 3. Ordnung:

Stufe 1: Fp=1
Stufe 2: Fp=1 Qp=1

Dabei ist Fp die auf die 3dB-Grenze (fg) normierte Polfrequenz, hier 
also ganz einfach: fg=fp=120 Hz und Qp ist die sog. "Polgüte".

Dabei muss man wissen, dass diese beiden Größen bei Stufe 2 direkt in 
der Übertragungsfunktion 2. Grades auftauchen:

H(s)=Ao/[1+s(1/wpQp)+(s/wp)²] mit wp=2Pi*fp und natürlich s=jw

Diese Gleichung muss man dann gliedweise vergleichen mit der aus der 
Schaltung (Stufe 2; es gibt dafür ja etliche Alternativen) sich 
ergebenden Ü-Funktion, um die Bauteilwerte zur Realisierung von 
fp=fg=120 Hz und Qp bestimmen zu können.

(B) Für das Filter 4. Ordnung gelten andere Werte:

Stufe 1: Fp=1 Qp=0,5412
Stufe 2: Fp=1 Qp=1,3065

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> Was ich jetzt suche wären die Faktoren daß ich einen Filter 2. Ordnung
> mit Q=<Faktor1> und Trennfrequenz 120Hz<Faktor2> kaskadieren muß mit
> einem Filter 1. Ordnung und Trennfrequenz 120Hz<Faktor3>

Tietze Schenk, Tabelle Koeffizienten der verschiedenen Filtertypen, 
Spalte f_gi/f_g
Für Butterworth Filter 3. Ordnung aus 2.+1. Ordnung: 1.000, 1.272

von Lutz V. (lvw)


Lesenswert?

Noch ein Nachtrag zu meiner Antwort:

* Ich habe bewusst die normierte Schreibweise mit Fp gewählt, weil man 
es so in fast allen Filtertabellen findet (Ausnahme Tietze-Schenk) und 
weil Fp=1 NUR für Butterworth-Funktionen gilt.

* Dass die Polgüte für die Stufe 2. Ordung (beim Filter 3. Ordnung) 
nicht Qp=0,7071 (sondern Qp=1) ist. liegt daran, dass ja die 
Zusammenschaltung beider Stufen erst die Butterworth-Funktion ergeben 
soll mit dem typisch maximal flachen Betragsverlauf.

von Lutz V. (lvw)


Lesenswert?

Sorry - noch ein Nachtrag ist nötig:

Du hast zwar allgemein nach Tiefpass- und/oder Hochpass-Tabellen 
gefragt, beim Beispiel dann aber den Hochpass angesprochen. Das hab ich 
erst jetzt bemerkt und ich hab deshalb auch auf den Tiefpass Bezug 
genommen, da es ja auch nur Tiefpass-Tabellen gibt.
Glücklicherweise ist das Butterworth-verhalten aber nun ein Sonderfall, 
für den laut Transformationsvorschrift auch die Tiefpass-Tabellen 
gelten.

Die Ü-Funktion der Stufe 2. Grades hat dann aber einen Zähler der Form

Zähler: Aoo*s² (mit Verstärung Aoo für sehr hohe Frequenzen).

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?


: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> Was ich auch nicht suche sind "Zauberer" wie
> http://sim.okawa-denshi.jp/en/Sallen3tool.php die mir am Ende fertige
> Bauteilwerte ausspucken
> (das hilft auch nicht wenn die Filterschaltung davon abweicht, z.B. auch
> akustisch entsteht wirkt)

Ich verstehe Dich nicht so recht. Früher hatte ich auch mit einem HP41 
und dem Tietze/Schenk Filter entworfen und dann Kurven auf 
Millimeterpapier geschrieben. Alsolute Steinzeit, es gab aber nichts 
besseres.

Vor gut 5 Jahren hat mich ein Tool von Texas Instruments überzeugt. Es 
ging um ein Antialiasing-Filter. Der Auftraggeber hatte dazu 
Vorstellungen die technisch so nicht machbar waren. Ich konnte ihn mit 
Hilfe des Tools überzeugen und die Vorgaben wurden realistischer.


https://webench.ti.com/filter-design-tool/filter-response


Heiko H. schrieb:
> Ich möchte einen Hochpaß Butterworth Q=0,7 3. Ordnung mit Trennfrequenz
> 120Hz
>
> Was ich jetzt suche wären die Faktoren daß ich einen Filter 2. Ordnung
> mit Q=<Faktor1> und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor2> kaskadieren muß mit
> einem Filter 1. Ordnung und Trennfrequenz 120Hz*<Faktor3>

Das Tool arbeitet genau so wie Du es wünscht. Du wählst Hoch- oder 
Tiefpass, Filtertyp, Ordnung und Anzahl der Stage (Stufen). Max Q gibst 
Du auch noch an und natürlich Deine gewünschte Grenzfrequenz.

In Deinem Fall kommst Du noch mit normalen OPV aus. Wenn man 6. oder 8. 
Ordnung realisieren muß, dann staunt man wie schnell die Anforderungen 
an die OPV in den einzeinen Stufen ansteigen.

So weit ich noch weiß wird auch die Toleranz der Bauteile mit 
berücksichtigt. Man sieht dann einfach die Auswirkungen.
Das Tool dürfte Dir wirklich entgegenkommen.

mfg Klaus

von Klaus R. (klara)



Lesenswert?

Hallo,
ich habe die Anforderungen für den Hochpass mal eben in das Filtertool 
von TI eingegeben. Die für die Wahl der Komponenten kann man E-Reihen 
vorgeben und die Toleranzen. So werden die Werte nicht ganz so krumm. 
Den OPV kann man auch aus einer Liste selber wählen. Die erfoderliche 
Bandbreite wird dabei angezeigt. Sie liegt hier bei 0,77 - 1,54 MHz. Doe 
obere Grenzfrequenz solte natürlich auch abgedeckt werden.

Für "Type of Senstivity Analysis" wurde hier Monte Carlo gewählt. Die 
Auswirkungen sieht man hier nur im Group Delay. Dort zeigt sich eine 
gewisse Streuung des Verlaufs auf Grund der Toleranzen. Das Filter ist 
ja noch harmlos.

Alle Angaben werden im Design-Report fein zusammengestellt. Was will man 
mehr.
mfg Klaus

von Heiko H. (einerdieserbastler)


Lesenswert?

Danke, aber das ist genau die Mathematik die mir schon zu kompliziert 
für mein Verständnis wird

Axel S. schrieb:
> 
https://www.analog.com/media/en/training-seminars/design-handbooks/basic-linear-design/chapter8.pdf
>
> hat Tabellen für verschiedene Charakteristiken (Butterworth, Bessel,
> Tschebyschew (Transkription variiert) verschiedener Welligkeit) bis 10.
> Ordnung aus Sallen&Key-Blöcken maximal 2. Ordnung. Um die Tabellen
> (8.42ff) zu verstehen und anzuwenden, muß man aber den Begleittext
> zumindest in Teilen gelesen und verstanden haben.
>
> Ich habe hier das "electronica" Heft 193, "Aktive RC-Filter" von
> Hans-Hürgen Kowalski (1981, Militärverlag der DDR). Eine bessere (oder
> nur gleichwertige) Darstellung habe ich im Netz noch nicht gefunden.
>
> PS: aktive Hochpässe sind in der Praxis immer Bandpässe und schlimmeres,
> wegen des begrenzten Gain·Bandwith Produkts der OPV.

von Heiko H. (einerdieserbastler)


Lesenswert?

Danke, das ist perfekt die Zusammenfassung die ich gesucht habe! Da 
würde ich wenn ich könnte gleich 10 Punkte geben

Lutz V. schrieb:
> (A) Buterworth 3. Ordnung:
>
> Stufe 1: Fp=1
> Stufe 2: Fp=1 Qp=1
>
> Dabei ist Fp die auf die 3dB-Grenze (fg) normierte Polfrequenz, hier
> also ganz einfach: fg=fp=120 Hz und Qp ist die sog. "Polgüte".

> (B) Für das Filter 4. Ordnung gelten andere Werte:
>
> Stufe 1: Fp=1 Qp=0,5412
> Stufe 2: Fp=1 Qp=1,3065

von Heiko H. (einerdieserbastler)


Lesenswert?

Da


Lutz V. schrieb:
> Noch ein Nachtrag zu meiner Antwort:
> Ich verstehe Dich nicht so recht. Früher hatte ich auch mit einem HP41
> und dem Tietze/Schenk Filter entworfen und dann Kurven auf
> Millimeterpapier geschrieben. Alsolute Steinzeit, es gab aber nichts
> besseres.
>
> Vor gut 5 Jahren hat mich ein Tool von Texas Instruments überzeugt. Es
> ging um ein Antialiasing-Filter. Der Auftraggeber hatte dazu
> Vorstellungen die technisch so nicht machbar waren. Ich konnte ihn mit
> Hilfe des Tools überzeugen und die Vorgaben wurden realistischer.

Es geht mir darum daß ich nicht auf ein Werkzeug angewiesen sein möchte 
das nur online auf einem fremden Server verfügbar ist und jederzeit 
VerPÖFFen kann, stattdessen suche ich das WISSEN mit welchen Zahlen ich 
rechnen kann.



Ews geht mir auch um eine Verallgemeinerung, wenn ein Rechentool jetzt 
ausschließlich fertig gekaute Ergebnisse mit R und C für eine 
Gesamtschaltung ausspuckt, dann hilft mir das nicht weiter wenn ich 
etwas anderes als diese eine Schaltung bauen möchte.

Als Praxisbeispiel möchte ich ein Gesamtfilter 3. oder 4. Ordnung 
aufbauen, aber ein Teilfilter 2. Ordnung ist schon mechanisch als 
Mitteltöner in einer Plastedose gegeben.

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> Als Praxisbeispiel möchte ich ein Gesamtfilter 3. oder 4. Ordnung
> aufbauen, aber ein Teilfilter 2. Ordnung ist schon mechanisch als
> Mitteltöner in einer Plastedose gegeben.

Das Problem der passiven Filter ist, sie sind nicht rückwirkungsfrei. Im 
allgemeinen geht man bei den Berechnungen davon aus, das man im Eingang 
und im Ausgang eine definierte Impedanz hat. Das kann man mit aktiven 
Filtern schaffen.

Wenn Du sagst, Du hast da eine Plastedose, dann weißt Du wohl auch nicht 
was da drin ist. OK, es soll ein Filter 2. Ordnung sein und natürlic 
passiv. Aber, ist es richtig angepasst? Oder Du müßtest zumindest wissen 
wie der Phasen- und Amplitudengang aussieht und dann danach den neuen 
Teil des Filters auslegen.

Ansonsten kannst Du nur Kompromisse eingehen und schauen was aus der Box 
herauskommt. Dabei kann Dir REW helfen.

https://www.avnirvana.com/threads/some-guides-to-rew-and-acoustic-measurement.121/
https://www.avnirvana.com/resources/no-longer-used-rew-windows-64-bit-installer.26/updates
https://www.heimkinoverein.de/forum/thread/14792-messen-mit-rew-deutsche-bedienungsanleitung/
https://www.heimkinoverein.de/forum/
http://www.roomeqwizard.com/
https://www.minidsp.com/applications/acoustic-measurements/umik-1-setup-with-rew

mfg Klaus

von Lutz V. (lvw)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> >
>
> Ews geht mir auch um eine Verallgemeinerung, wenn ein Rechentool jetzt
> ausschließlich fertig gekaute Ergebnisse mit R und C für eine
> Gesamtschaltung ausspuckt, dann hilft mir das nicht weiter wenn ich
> etwas anderes als diese eine Schaltung bauen möchte.
>
> Als Praxisbeispiel möchte ich ein Gesamtfilter 3. oder 4. Ordnung
> aufbauen, aber ein Teilfilter 2. Ordnung ist schon mechanisch als
> Mitteltöner in einer Plastedose gegeben.

Heiko, das von Dir um 12:36 wiedergegebene Zitat stammt nicht von mir - 
aber egal:
Ich verstehe Dein Anliegen, nicht - mehr oder weniger - blind 
irgendwelchen Programmvorschlägen (aus Entwurfsprogrammen) zu folgen, 
sondern den Filterentwurf auch zu verstehen.
Dazu musst Du aber etwas Arbeit investieren, denn es ist nicht ganz 
einfach, sich aus -zig Schaltungs-Alternativen die zur jeweiliogen 
Anwendung "passende" rauszusuchen.

Auch die für bestimmte Anwendungen gewünschten Dämpfungsanforderungen 
können zu unterschiedlichen Filter-Ordnungen führen - ja nach 
Filter-Charakteristik (Butterworth, Tschebyscheff,...).
Wenn z.B. Tschebyscheff erlaubt ist (Welligkeit im Durchlassbereich), 
kommt man oft mit einer geringeren Ordnung aus im Vergleich zu 
Butterworth-Typen.

Es gibt ja spezielle Bücher, die sich diesem Thema widmen (so würde ich 
das weiter oben erwähnte "Filter-Kochbuch" von Don Lancaster gerade 
nicht empfehlen, da es keine/kaum Erklärungen bietet).

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.