Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rückkopplung piezoelektrischer Transformator


von WR (wr04)


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Hallo allerseits,

bei einigen piezoelektrischen Transformatoren kommt es zu Rückkopplungen 
zwischen Primär- und Sekundärkreis. In solchen Fällen wird der Strom im 
primären Kreis beeinflusst vom Laststrom auf der sekundären Seite. Bei 
klassischen elektromagnetischen Transformatoren ist mir der Grund 
bekannt. Aber wie kann ich mir diesen Effekt physikalisch bei 
piezoelektrischen Transformatoren erklären?

Vielleicht kann mir ja jemand eine überzeugende Antwort liefern.

Grüße
WR

: Verschoben durch Moderator
von Gerald K. (geku)


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Piezoelektrische Transformatoren unterscheiden sich grundlegend von 
elektromagnetischen Transformatoren, da sie auf dem piezoelektrischen 
Effekt basieren. Der piezoelektrische Effekt tritt in Materialien auf, 
die sich bei Anwendung von mechanischem Druck verformen oder verzerren 
und dabei elektrische Ladungen erzeugen.

Umgekehrt erzeugen Spannungsunterschiede mechanische Verformungen.

Rückkopplungen zwischen Primär- und Sekundärkreisen in piezoelektrischen 
Transformatoren können aufgrund der mechanischen Kopplung und der 
elektrischen Eigenschaften des Materials auftreten.

Der Ausgang kann, z.B. bei einem Kurzschluß, auf den Eingang 
zurückwirken.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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WR schrieb:
> kommt es zu Rückkopplungen
> zwischen Primär- und Sekundärkreis.

Hallo,

liest man diese Abhandlung hier: (vorletzte Seite)

https://ei.uni-paderborn.de/fileadmin-eim/elektrotechnik/fg/lea/Forschung/Publikationen/2002/02in-wiss-kolloquium-kauczor-schulte-grotstollen.pdf

"Aufgrund ihrer ausgeprägten Resonanzeigenschaften wirken PT stärker als 
konventionelle Transformatoren auf ihre Speiseeinrichtungen zurück und 
erfordern eine deutlich stärkere Berücksichtigung ihres 
Betriebsverhaltens beim Entwurf der leistungselektronischen 
Schaltungen."

Wird leider nur nebenbei auf die Rückkopplung eingegangen. Letztendlich 
handelt es sich um eine mechanische Schwingung bei Resonanz und es wird 
so sein wie bei Leitungen, daß wenn ausgangsseitig die Energie der 
Schwingung nicht vollständig aufgenommen wird, sich eine stehende Welle 
ausbildet, die dann auf den Eingang zurück reflektiert wird abzüglich 
der Verluste und dort sich mit der Anregung überlagert. Prinzip 
Energiererhaltung.

mfg

: Bearbeitet durch User
von WR (wr04)


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Vielen Dank für deine Antwort, aber das stellt mich noch nicht so ganz 
zufrieden.
Die Deformation – in Folge der primärseitigen Erregung durch die 
Erregerspannung - wird gemäß des direkten Piezoelektrischen Effektes von 
einer Ladungstrennung begleitet. Im Resonanzfall eilt die mechanische 
Schwingung der Erregerfrequenz um 90° nach. Die sekundärseitige 
Spannungsdifferenz ist demnach -90° phasenverschoben zur 
Erregerfrequenz. Wird die Sekundärseite nun durch einen Lastwiderstand 
belastet hat dies einen Einfluss auf den Strom im Primärkreis. Aber wie 
genau kommt das zustande? Rege ich durch den Stromfluss auf der 
Sekundärseite wiederum das piezoelektrische Material an und erzeuge 
Schwingungen, die der ursprünglichen mechanischen Schwingung 
entgegenwirken?

von Hp M. (nachtmix)


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WR schrieb:
> Rege ich durch den Stromfluss auf der
> Sekundärseite wiederum das piezoelektrische Material an und erzeuge
> Schwingungen, die der ursprünglichen mechanischen Schwingung
> entgegenwirken?

Das kann man so sehen.
Selbstverständlich treten durch den hohen elektromechanischen 
Kopplungskoeffizienten Rückwirkungen auf. Auch ein Fahrraddynamo läuft 
schwerer, wenn man ihn elektrisch belastet.

Im Prinzip ist so eine Piezotrafo ja auch nur eine Laufzeitleitung, in 
der stehende Wellen auftreten, wenn sie nicht nicht mit der richtigen 
Impedanz abgeschlossen wird.

von WR (wr04)


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Hp M. schrieb:
> Auch ein Fahrraddynamo läuft
> schwerer, wenn man ihn elektrisch belastet.

Wie Rückkopplung auf den Primärkreis aussehen, wird in dieser 
Veröffentlichung aufgezeigt:

https://www.ee.bgu.ac.il/~pel/pdf-files/conf77.pdf

Eine exakte Erklärung wird allerdings nicht gegeben. Hier hinkt der 
Vergleich mit dem Fahrraddynamo etwas. Im Fall eines sekundärseitigen 
Kurzschlusses sinkt nur die Resonanzfrequenz im Primärkreis die 
Amplitude bei Resonanz bleibt gleich. Der Piezotrafo läuft nicht 
schwerer nur die Frequenz ändert sich.

Hat jemand eine gute Erklärung warum die mechanische Schwingung 
(repräsentiert durch den Reihenschwingkreis) nur die Frequenz, nicht 
aber die Amplitude des Ausschlags bei Belastung mit einer Last gegen 0 
Ohm ändert?

Beste Grüße
WR

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der Unterschied liegt vielleicht im Betriebspunkt. Konventionelle Trafos 
werden nicht resonant betrieben.

Vielleicht liegts auch am Übersetzungsverhältnis.

Im Paper ist eine Ersatzschaltung drin, die man in SPICE werfen kann.

von Hp M. (nachtmix)


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WR schrieb:
> Im Fall eines sekundärseitigen
> Kurzschlusses sinkt nur die Resonanzfrequenz im Primärkreis die
> Amplitude bei Resonanz bleibt gleich. Der Piezotrafo läuft nicht
> schwerer nur die Frequenz ändert sich.

Selbstverständlich.
Ein Kurzschluss oder Leerlauf koppeln ja auch keine Leistung aus, aber 
die Resonanzfrequenz ändert sich.

Beim Kurzschluss tritt eine Reflexion am starren Ende auf, während der 
Leerlauf einer Reflexion am losen Ende entspricht.

Da im ersten Fall bei der Reflexion ein Phasensprung von 180° auftritt, 
hat ein solcher Resonator eine Länge von λ/4 (90° hinlaufend + 180° 
Phasensprung + 90° rücklaufend = 360° = 0° wenn die Welle wieder am 
Erzeuger eintrifft).

Die leerlaufende Leitung gleicher Länge hingegegen hat ihre Resonanz bei 
einer Länge von λ/2, also der doppelten Frequenz (180° hinlaufend +0° 
(kein Phasensprung) + 180° rücklaufend = 360°) .

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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WR schrieb:
> https://www.ee.bgu.ac.il/~pel/pdf-files/conf77.pdf

Ganz am Ende des Papiers steht eine dem Resultat deiner Überlegung sehr 
kongruente Formel für den optimalen Betriebsbereich.

Könnte man in SPICE mit einer Transmission Line vergleichen.

: Bearbeitet durch User
von WR (wr04)


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Hp M. schrieb:
> Beim Kurzschluss tritt eine Reflexion am starren Ende auf, während der
> Leerlauf einer Reflexion am losen Ende entspricht.

Ehrlich gesagt verstehe ich diese Erklärung in Bezug auf die 
Funktionsweise des piezoelektrischen Transformators nicht.

Bei einem klassischen elektromagnetischen Transformator ist eine 
physikalische Erklärung für die Rückkopplungen auf den Primärkreis 
vermeintlich einfacher: Im Sekundärkreis wird eine Spannung induziert, 
die der Erregerspannung 90° nacheilt. Durch einen Stromfluss im 
Sekundärkreis bzw. in der Sekundärwicklung induziere ich wiederum eine 
Spannung in der Primärwicklung, die der ursprünglichen Spannung (im 
Primärkreis) 180° entgegengerichtet ist.

Ich kann sicherlich parallelen zu Laufzeitleitungen oder 
elektromagnetischen Transformatoren ziehen, aber dadurch erhalte ich 
auch keine fundierte Begründung über die elektromechanischen Ursachen, 
die eine entsprechende Modellierung von piezoelektrischen 
Transformatoren rechtfertigt.
Mit der Begründung „Das ist ebenso“ möchte ich mich nicht zufrieden 
geben.

von Hp M. (nachtmix)


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WR schrieb:
> Bei einem klassischen elektromagnetischen Transformator ist eine
> physikalische Erklärung für die Rückkopplungen auf den Primärkreis
> vermeintlich einfacher: Im Sekundärkreis wird eine Spannung induziert,
> die der Erregerspannung 90° nacheilt.

Du solltest dich erst einmal mit den Grundlagen befassen, bevor du 
solche Bretter bohrst.

von WR (wr04)


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Hp M. schrieb:
> WR schrieb:
>> Bei einem klassischen elektromagnetischen Transformator ist eine
>> physikalische Erklärung für die Rückkopplungen auf den Primärkreis
>> vermeintlich einfacher: Im Sekundärkreis wird eine Spannung induziert,
>> die der Erregerspannung 90° nacheilt.
>
> Du solltest dich erst einmal mit den Grundlagen befassen, bevor du
> solche Bretter bohrst.

Der Erregerstrom. Pardon.

So zurück zum eigentlichen Thema:
Der Piezoelektrische Transformator wird angeregt (in Resonanz). Der 
Erregerstrom ist in Phase mit der Erregerspannung. Die mechanische 
Schwingung eilt der Erregerfrequenz 90° nach. Die mechanische 
Deformation bzw. die auftretenden mechanischen Spannung rufen, gemäß der 
konstitutiven Gleichungen der Piezoelektrizität,  elektrische 
Polarisationen von gleicher Natur hervor. Das - infolge der 
Polarisationen - hervorgerufene Potential bzw. das elektrische Feld regt 
wiederum das piezoelektrische Material an, deren Schwingung der 
ursprünglichen mechanischen Schwingung 180° phasenverschoben ist.
Die elektrische Energie, die ich in den piezoelektrischen Transformator 
zuführe, wird in kinetische und potentielle Energie umgeformt, wobei 
letztere noch in elastische und elektrostatische Energie aufgetrennt 
werden kann. Wird der Transformator nun durch einen Widerstand belastet 
sinkt der Erregerstrom, um das „System“ im Gleichgewicht zu halten.

Lässt du mich damit die Bretter zusammen schrauben, oder muss ich neue 
Löcher bohren oder doch besser den Fachmann kommen lassen?

Über Anmerkungen und Anregungen wäre ich sehr erfreut.
Beste Grüße
WR

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Das sekundär unbelastete Piezoelement biegt sich stärker durch als das 
belastete.

von WR (wr04)


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Dieter D. schrieb:
> Das sekundär unbelastete Piezoelement biegt sich stärker durch als das
> belastete.

Merci!

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