Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Angeschweißte Litze - Wie?


von Timo N. (tnn85)


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In meinem Bohrhammer hat sich vom Kohlebürstenhalter die Litze gelöst 
(sauber an der Kante abgebrochen).
Ich kenne es meist so, dass die Ader vom Schalter /Elektronik mit einem 
dünnen Flachstecker an den Kohlebürstenhaltern gesteckt ist. Hier ist 
die Litze aber auf die Kohlebürstenhalter geschweißt?
Ich habe es jetzt notdürftig gelötet, aber diese Verbindung scheint mir 
nicht robust genug für einen Bohrhammer.
Kann man irgendwie selbst diese Schweißverbindungen von Litze auf diese 
Messinghalter herstellen? Oder wie würdet ihr das reparieren?


Ach ja, das Foto zeigt den Bürstenhalter, an dem die Litze noch fest 
ist. Der obere war der Übeltäter.

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von Michael B. (laberkopp)


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Timo N. schrieb:
> Kann man irgendwie selbst diese Schweißverbindungen von Litze auf diese
> Messinghalter herstellen

Nein. Ultraschallschweissen. Hast du nicht.

Man könnte eine kleine Platte (Unterlegscheibe) mit einer Schraube in 
ein neu in ein Loch auf der Trägerplatte geschnittenes Gewinde, M2 oder 
so, nutzen um das abgefallene geschweisste Ende mit der Schraube fest 
mit dem Blech zu verbinden.

von Bernd G. (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Hier ist die Litze aber auf die Kohlebürstenhalter geschweißt?

Das ist eine Ultraschallschweißung. Für Bohrhämmer von Bosch (?) sollte 
es eigentlich Ersatzteile geben. Vllt reicht Löten ja auch - 
ausprobieren.

von Frank O. (frank_o)


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Bernd G. schrieb:
> Vllt reicht Löten ja auch -
> ausprobieren.

Hat schon einmal jemand das mit Hartlot versucht?
Müsste doch eigentlich klappen und ist dann stabiler.

: Bearbeitet durch User
von Timo N. (tnn85)


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Michael B. schrieb:
> Nein. Ultraschallschweissen. Hast du nicht.

Dachte ich mir fast. Hab erst gedacht es wäre Punktgeschweißt, aber 
denke das würde dann wohl anders aussehen bzw. gar nicht funktionieren.

Michael B. schrieb:
> Man könnte eine kleine Platte (Unterlegscheibe) mit einer Schraube....

Ja, ist eben wenig Platz da. Aber guter Grund mir einen 
M2-Gewindeschneider zu holen.

Bernd G. schrieb:
> Für Bohrhämmer von Bosch (?) sollte
> es eigentlich Ersatzteile geben.

Das Problem ist, dass da alle Verbindungen so geschweißt wurden. Also am 
Schalter und vom Schalter bis zur Elektronik etc. Es gibt das ganze nur 
als ein Ersatzteil für 139€. Mehr als der Hammer noch wert ist:

https://www.boschtoolservice.com/de/de/bosch-pt/spareparts/bohrhammer-gbh-36-vf-li-3611J01R00

Ich vermute, dass es bei den Profihämmern notwendig ist das als 
Ultraschallschweißung auszuführen, da sich sonstige Verbindungen zu 
schnell lösen. Der Hammer hat ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel.

Frank O. schrieb:
> Bernd G. schrieb:
>> Vllt reicht Löten ja auch -
>> ausprobieren.
>
> Hat schon einmal jemand das mit Hartlot versucht?
> Müsste doch eigentlich klappen und ist dann stabiler.

Ich habs jetzt mit Stannol HS10 einfach mal probiert. Mal schauen wie 
lang es hebt. Wollte aber einfach mal wissen, wie man sowas mit der 
Ausrüstung eines einigermaßen gut ausgestattet Hobby-Handwerker selbst 
reparieren kann.

von Achim M. (minifloat)



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Timo N. schrieb:
> Oder wie würdet ihr das reparieren?

a) Die Steckverbindung hier, siehe erster Anhang, hat auch gehalten. Ich 
würde es mit einem angecrimpten Flachstecker probieren. Weil der 
Bürstenkontakt da derselbe ist, mit einem Abzweigverbinder, siehe 
zweiter Anhang.

b) Weichlöten, warum nicht. Eine Kupferoberfläche, auf der das Zinnlot 
gut haften wird, hat der Hersteller dir bereits dort hinterlassen. Gegen 
Vibration hilft ggf. Schrumpfschlauch. Oder direkt an die Bürstenlitze 
ran.

Timo N. schrieb:
> Ach ja, das Foto zeigt den Bürstenhalter, an dem die Litze noch fest
> ist.

Je mehr ich die noch als "intakt" bezeichnete Stelle ansehe, desto mehr 
halben Kabelbruch sehe ich auch dort.
Eventuell gleich präventiv reparieren.

mfg mf

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von Harald K. (kirnbichler)


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Achim M. schrieb:
> Ich würde es mit einem angecrimpten Flachstecker probieren.

Die Idee ist gut, aber warum zeigst Du dann einen Quetsch- und keinen 
Crimpstecker?

von Edi M. (edi-mv)


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Achim M. schrieb:
> Weichlöten, warum nicht. Eine Kupferoberfläche, auf der das Zinnlot
> gut haften wird, hat der Hersteller dir bereits dort hinterlassen. Gegen
> Vibration hilft ggf. Schrumpfschlauch. Oder direkt an die Bürstenlitze
> ran.

Ich habe schon öfter vorherige Schweißverbindungen von Kupfer- und 
Messingteilen gelötet, das war nie ein Problem.
Bei einem Bohrhammer sind zwar starke Vibrationen da, aber bei einer 
guten Verlötung hält die die Lötstelle länger als das Werkzeug. Und ggf. 
(wenn man Ablösungserscheinungen oder gerissene Litzenadern entdeckt) 
kann man eine Lötstelle ja neu verlöten.

: Bearbeitet durch User
von Timo N. (tnn85)


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Edi M. schrieb:
> Ich habe schon öfter vorherige Schweißverbindungen von Kupfer- und
> Messingteilen gelötet, das war nie ein Problem.
> Bei einem Bohrhammer sind zwar starke Vibrationen da, aber bei einer
> guten Verlötung hält die die Lötstelle länger als das Werkzeug. Und ggf.
> (wenn man Ablösungserscheinungen oder gerissene Litzenadern entdeckt)
> kann man eine Lötstelle ja neu verlöten.

Danke für deinen Erfahrungsbericht. Habe vorher die Lötstelle auch von 
der Oxydschicht befreit und mit Flussmittel gearbeitet.
Ich war aber trotzdem im Zweifel gerade wegen den starken Vibrationen.
Außerdem wollte ich wissen, was man sonst noch machen könnte bzw. wie es 
ursprünglich gemacht wurde.
Ultraschallschweißgeräte gibts ja sicher nicht günstig :) Könnte ich 
auch mal gebrauchen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Timo N. schrieb:
> Ich war aber trotzdem im Zweifel gerade wegen den starken Vibrationen.

Das würde mir an Deiner Stelle genauso gehen.

Du hast allerdings noch nicht berichtet, wie oft Du den Bohrhammer 
benutzt, ggfls. beruflich?

Wenn er nur gelegentlich und hobbymäßig gebraucht wird, war das Löten 
auf jeden Fall einen Versuch wert.

Achim M. schrieb:
> Eine Kupferoberfläche, auf der das Zinnlot
> gut haften wird, hat der Hersteller dir bereits dort hinterlassen.

Eben drum.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Ich würds auch anlöten.
Hält wahrscheinlich besser als der Kram von der Industrie.

von Timo N. (tnn85)


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Rainer Z. schrieb:
> Du hast allerdings noch nicht berichtet, wie oft Du den Bohrhammer
> benutzt, ggfls. beruflich?
>
> Wenn er nur gelegentlich und hobbymäßig gebraucht wird, war das Löten
> auf jeden Fall einen Versuch wert.

Nein, nur hobbymäßig. Hab ich damals günstig gebraucht erstanden.

Danke für die ganzen Antworten, ich denke ich lasse es jetzt mit der 
Lötverbindung und schaue ob es hält. Dann ggfls nachlöten oder Crimpen.

von Ge L. (Gast)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> Ich würds auch anlöten.
> Hält wahrscheinlich besser als der Kram von der Industrie.

Die Industrie muss bleifrei löten. Das ist spröde und bricht bei 
Vibration. Der Bastler darf Bleilot nehmen, das ist elastischer.

von Achim M. (minifloat)


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Harald K. schrieb:
> Achim M. schrieb:
>> Ich würde es mit einem angecrimpten Flachstecker probieren.
>
> Die Idee ist gut, aber warum zeigst Du dann einen Quetsch- und keinen
> Crimpstecker?

Warum nennst du es Stecker, wenn es eigentlich ein männlicher und 
weiblicher Einzelkontakt ist?

mfg mf

von Peter R. (pnu)


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Löten durchaus.

Schwachstelle ist aber der Übergang vom Zinn auf die freie Litze. Dort 
entsteht ein spröder Übergang aus Bronze.

Wenn genügend Platz vorhanden ist:

Am Ende der Litze ein Metallröhrchen aufpressen wie man es bei der 
Elektroinstallation verwendet . Die Lötung findet nicht an der Litze 
sondern an der Außenseite des Röhrchens statt. Diese Metallröhrchen 
haben ja oft an einer Seite Trichterform, das die Kerbwirkung des 
Biegens abschwächt.

von Harald K. (kirnbichler)


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Achim M. schrieb:
> Warum nennst du es Stecker,

Mit dem Stecker ("Flachstecker") hast Du selbst angefangen. Das hast Du 
sogar gerade selbst nochmal schön zitiert.

Davon abgesehen ist die Polzahl kein Kriterium, das darüber entscheidet, 
ob etwas ein Stecker ist oder nicht - siehe "Laborstecker" oder 
"Bananenstecker".

Der Punkt ist: Quetschen ist nicht Crimpen.

von Achim M. (minifloat)


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Harald K. schrieb:
> Der Punkt ist:

Was von beidem sollte, wenn die Lösung Crimpkontakt oder Quetschkontakt 
ist, bevorzugt werden und warum?

Vielleicht ist eine andere Lösung besser, wenn ja warum?

mfg mf

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Achim M. schrieb:
> Crimpkontakt oder Quetschkontakt

Ich habe Vorurteile gegen Quetschkontakt wegen der Quetschungen der 
Autobastler und ihrem billigen Werkzeug vor zig Jahren. Bei einer 
Waschmaschine mit Universalmotor habe ich zwei reparierte 
Kabelanschlüsse mit Quetschkontakt vorgefunden und sie auf Crimpkontakt 
geändert.

Liegt vermutlich in der doppelten Crimpung begründet, die einmal den 
Leiter befestigt und zusätzlich eine Zugentlastung enthält. Das ist 
einfach vertrauenserweckender.

Wissenschaftliche Quellen kann ich leider nicht vorweisen. Bin aber auf 
Expertenmeinungen gespannt.

von Achim M. (minifloat)


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Rainer Z. schrieb:
> Ich habe Vorurteile gegen Quetschkontakt wegen der Quetschungen der
> Autobastler

Für mich als Laie ist beides ein Pressverband, nur sollte der jeweils
- mit passendem Werkzeug
- in korrekter Handhabung des Materials
- korrekter Bedienung des Werkzeuges

...ausgeführt sein. Nur mit der Spitzzange unkontrolliert rum drücken 
ist wirklich Pfusch.

Rainer Z. schrieb:
> Liegt vermutlich in der doppelten Crimpung begründet, die einmal den
> Leiter befestigt und zusätzlich eine Zugentlastung enthält.

Naja, ich habe hier eine Quetsch-/Presszange, die
- vorne den (innen) metallischen Teil des Kontaktes auf den Leiter 
presst
- hinten die Kunststoffhülse des Kontaktes um den Isoliermantel presst

Rainer Z. schrieb:
> Bin aber auf Expertenmeinungen gespannt.

Ich ebenfalls, deswegen fragte ich auch nach Hintergründen, nicht nach 
korrektem Namen eines Verfahrens ;)

mfg mf

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Rainer Z. schrieb:
> Liegt vermutlich in der doppelten Crimpung begründet

Nein.

In der gasdichtheit einer Crimpung

https://kabelforum.com/index.php/mechanische-grundlagen/item/gasdichtheit-gasdichte-crimpverbindung

Das geht mit dem fliessenden Werkstoff unter dem leicht verformbaren 
Plastik der Qutschverbinder prinzipiell nicht.

von Achim M. (minifloat)


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Michael B. schrieb:
> gasdichtheit

 ... in der Schlagbohrmaschine? OK.

mfg mf

von Harald K. (kirnbichler)


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Es geht darum, daß die Verbindung nicht wegrottet. Deswegen wurde der 
ursprüngliche Kontakt auch auch nicht drangetüddelt, sondern 
verschweißt.

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