Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Welchen Kondensator für Kompressor?


von Peter (u325523)


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Hallo,

ich habe einen alten Druckluftkompressor aus den 80ern, welcher nicht 
mehr anläuft. Wenn man ihn erstmalig einschaltet, läuft er kurz ganz 
langsam und geht dann aus, da die Sicherung fliegt. Danach läuft er gar 
nicht mehr an und brummt nur noch. Ich vermute daher, dass der 
Kondensator defekt ist. Optisch kann ich allerdings keinen Defekt 
feststellen.

Es ist folgender Kondensator verbaut:
1
SR55 93PF40
2
uF40 +/- 5%
3
V~450 DB HPFPU
4
V~500 DB HPFQV
Mein Problem ist, dass ich nicht sicher weiß, welchen Kondensator ich 
hierfür verbauen kann. Die meisten Kondensatoren im Internet haben keine 
500V HPFQV. Meist steht nur 40uF / 400V dran. Ich finde auch nicht, für 
was HPFQV stehen soll.
Kann mir hier jemand weiterhelfen? Ist die 500V Angabe wichtig?

Viele Grüße

von H. H. (Gast)


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von Sebbl M. (sbm)


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Prüfe bitte gleich mal noch dein Rückschlagventil. Könnte verklebt/ 
verklemmt sein und auch so ein Bild abgeben. Du kannst auch kurz die 
Druckleitung am Verdichter abmachen, dann muss er eigentlich anlaufen - 
außer wenn dein Kondensator kaputt ist.
Wenn er denn mal Druck aufbaut kommt die nächste Frage: Anlaufentlastung 
funktioniert?

von Andrew T. (marsufant)


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Kurz gesagt: wenn der Kompressor nur selten benutzt wird, sind  die 
1000h von hpfqv erst nach Jahren erreicht.
Da könnte evtl die Mechanik früher aufgeben, da das Teil ja schon 
40jahre hinter sich hat.

von Peter (u325523)


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H. H. schrieb:
> 
https://info.elektro-kahlhorn.de/typenschilder-von-motorkondensatoren-entraetselt/

Danke dir für den Link, die Seite ist echt gut! Nun kann ich den 
kryptischen Namen aufschlüsseln.


Andrew T. schrieb:
> Kurz gesagt: wenn der Kompressor nur selten benutzt wird, sind  die
> 1000h von hpfqv erst nach Jahren erreicht.

Ich denke auch, dass es hier ein günstigerer Kondensator tut. Ich 
brauche den Kompressor auch nur paar mal im Jahr.

Sebbl M. schrieb:
> Prüfe bitte gleich mal noch dein Rückschlagventil. Könnte verklebt/
> verklemmt sein und auch so ein Bild abgeben. Du kannst auch kurz die
> Druckleitung am Verdichter abmachen, dann muss er eigentlich anlaufen -
> außer wenn dein Kondensator kaputt ist.
> Wenn er denn mal Druck aufbaut kommt die nächste Frage: Anlaufentlastung
> funktioniert?

Danke für den Tipp! Der Motor läuft auch nicht an und weist exakt die 
gleichen Probleme auf, wenn die Druckleitung abgeklemmt ist. Wie würde 
man die Anlaufentlastung testen?

Könnte es auch die kleine Thermosicherung sein? (Weber T11 211-10A)
Da hing der Druckknopf in der Vergangenheit schon ein paar mal und dann 
sprang der Kompressor auch nicht an.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ist der Motor mit einem Riemen mit dem Kompressor verbunden oder sitzt 
beides auf einer gemeinsamen Welle?

Bei ersterem könnte man den Riemen runternehmen und schauen was der 
Motor dann macht. Wenn man ihn andreht und dann einschaltet (während er 
noch dreht) laufen Kondensatormotoren meistens auch ohne Kondensator an. 
Bitte nicht einschalten und dann andrehen, das funktioniert zwar 
technisch auch, kann aber ungesund für die Finger sein.

von H. H. (Gast)


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Peter schrieb:
> Könnte es auch die kleine Thermosicherung sein? (Weber T11 211-10A)
> Da hing der Druckknopf in der Vergangenheit schon ein paar mal und dann
> sprang der Kompressor auch nicht an.

Kannst du ja auch ersetzen, gibts noch (heute von Schurter), und kostet 
nicht die Welt.

von Peter (u325523)


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Ben B. schrieb:
> Ist der Motor mit einem Riemen mit dem Kompressor verbunden oder sitzt
> beides auf einer gemeinsamen Welle?

Der Motor ist ohne Riemen, alles sitzt auf einer gemeinsamen Welle, die 
auch ziemlich heiß bei den Startversuchen wird. Von Hand lässt sich der 
Kompressor am Lüfter leicht drehen.

H. H. schrieb:
> Kannst du ja auch ersetzen, gibts noch (heute von Schurter), und kostet
> nicht die Welt.
Kannst du einen Onlineshop empfehlen, bei dem man vermutlich beide 
Artikel bekommt? Mit conrad habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. So 
könnte ich mir wenigstens einmal Versand sparen.

von H. H. (Gast)


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von Peter (u325523)


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H. H. schrieb:
> Peter schrieb:
>> Kannst du einen Onlineshop empfehlen, bei dem man vermutlich beide
>> Artikel bekommt?
>
> TME
>
> 
https://www.tme.eu/de/katalog/kondensatoren-fur-motoren_100263/?params=118:1438055_fassungsvermogen:40uf

Danke für den Tipp!
Bei TME gibt es nur einen 450V 40uF Kondensatoren mit Kabel, der +/-10% 
Toleranz hat, der alte hat 5%. Macht das was aus?

von H. H. (Gast)


Angehängte Dateien:

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https://www.tme.eu/de/details/4.16.10.29.14/kondensatoren-fur-motoren/ducati-energia/416102914/

Und lass dich von den 425V nicht irritieren. Da hätte er 
Lebensdauerklasse A, bei 500V aber immer noch Klasse C.

von Peter (u325523)


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H. H. schrieb:
> 
https://www.tme.eu/de/details/4.16.10.29.14/kondensatoren-fur-motoren/ducati-energia/416102914/
>
> Und lass dich von den 425V nicht irritieren. Da hätte er
> Lebensdauerklasse A, bei 500V aber immer noch Klasse C.

Vielen Dank, ist beides bestellt. Ich werde nach dem Verbauen berichten, 
ob das Problem dadurch behoben wurde.

von Armin X. (werweiswas)


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Peter schrieb:
> der +/-10% Toleranz hat, der alte hat 5%. Macht das was aus?

Der alte Kondensator hatte, bevor ganz aufgegeben hat, mit Sicherheit 
schon einge Zeit mehr als -30%.

von Peter (u325523)



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Ich habe heute den neuen Kondensator mal probeweise angeschlossen (es 
fehlen noch Kabelschuhe). Leider war nach dem Einschalten nur ein 
elektrisches Bitzeln zu hören - sofort wieder ausgeschaltet. Klang wie 
ein Kurzschluss, Sicherung ist aber nicht gefallen und es hat auch 
nirgends auffällig gerochen.

Vermutlich habe ich etwas falsch angeschlossen, finde aber keinen 
Fehler. Ich habe leider vergessen, ein Bild vom Initialzustand zu 
machen, das mache ich sonst immer...

Ich habe hier mal zwei Bilder angehängt. Auf dem Anschlussbild sieht man 
den (falschen?) Anschluss (ohne Kondensator), mit dem es so komisch 
elektrisch geklungen hat. Den Kondensator braun hatte ich bei V1 
angeschlossen und den blauen bei W1. Die zwei losen Kabel sind bei U1, 
die sollten meinen L1 darstellen, wenn ich mich nicht irre.

Im zweiten Bild ist ein spartanisches Schaltbild vom Deckel.

Könnt ihr hier ein Fehler entdecken?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Deinen Fotos nach hast du alles soweit richtig angeschlossen, von den 
fehlenden Kabelschuhen abgesehen.

Es wird wohl Zeit für ein paar Messungen...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ein elektrisches Bitzeln... so so. Na anhand dessen kann sicher jeder 
hier aus der Ferne sofort und eindeutig jeden Fehler erkennen.

Ob man da viel messen kann... Durchgang werden die Wicklungen ja wohl 
haben, Isolationsmessung bräuchte man ein passendes Messgerät 
(mindestens 500V, besser 1000V). Ich würde alles ordentlich 
zusammenbauen (mit Kabelschuhen) und dann den Deckel für einen kurzen 
Test offen lassen, vielleicht sieht man ja irgendwas wenn ein Defekt 
vorliegt.

Und Vorsicht dabei, natürlich NICHT in den Kasten reingreifen solange 
das Ding in der Steckdose steckt, auch dran denken, daß Kondensatoren 
noch eine ganze Weile nach dem Abschalten höhere Spannung führen 
können... in diesem Fall vielleicht nicht gleich sofort tödlich, aber 
auf jeden Fall sehr unangenehm.

Im Zweifel jemanden fragen, der sich damit auskennt.

von Peter (u325523)


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H. H. schrieb:
> Deinen Fotos nach hast du alles soweit richtig angeschlossen, von den
> fehlenden Kabelschuhen abgesehen.
>
> Es wird wohl Zeit für ein paar Messungen...

Schade, hatte schon gehofft, einen Anschlussfehler gemacht zu haben. 
Welche Messungen kommen hier mit einem einfachen digitalen Multimeter 
infrage?


Ben B. schrieb:
> Ein elektrisches Bitzeln... so so. Na anhand dessen kann sicher jeder
> hier aus der Ferne sofort und eindeutig jeden Fehler erkennen.
>
> Ob man da viel messen kann... Durchgang werden die Wicklungen ja wohl
> haben, Isolationsmessung bräuchte man ein passendes Messgerät
> (mindestens 500V, besser 1000V). Ich würde alles ordentlich
> zusammenbauen (mit Kabelschuhen) und dann den Deckel für einen kurzen
> Test offen lassen, vielleicht sieht man ja irgendwas wenn ein Defekt
> vorliegt.

Geräusche zu beschreiben ist schwer, es war eine Art knisterndes leicht 
brummendes Geräusch.
Getestet hatte ich mit offenem Deckel, es war nirgends ein 
blitzen/funken zu sehen.

von H. H. (Gast)


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Peter schrieb:
> Welche Messungen kommen hier mit einem einfachen digitalen Multimeter
> infrage?

Miss die Widerstände der Motorwicklungen.

Und auch den Durchgangswiderstand des Klixons.

Netzstecker vorher ziehen!

von Peter (u325523)


Angehängte Dateien:

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H. H. schrieb:
> Miss die Widerstände der Motorwicklungen.
>
> Und auch den Durchgangswiderstand des Klixons.

Ich habe die Motorwicklung und die alte Sicherung durchgemessen.
Zwischen den Windungen habe ich einen Widerstand zwischen 0 und 3 Ohm. 
Wobei mich die 0 Ohm stutzig machen.
1
Weiß-Braun: ~3 Ohm 
2
Schwarz-Braun: ~1-2 Ohm 
3
Weiß-Schwarz: 0 Ohm

Die alte Sicherung hat gar keinen Durchgang mehr. Die hat es wohl beim 
Test des neuen Kondensators innen komplett zerlegt. Zum Glück habe ich 
die neue Sicherung mitbestellt.

Als ich alles mit Kabelschuhen aufbauen und anschließen wollte, ist mir 
die Motorklemme beim anziehen abgebrochen. Dabei habe ich gar nicht mal 
so fest angezogen. Daraufhin habe ich das Klemmbrett rausgeschraubt und 
sah, dass die braune Leitung dahinter total beschädigt ist. Es hat 
schwarze Schmorstellen, beschädigte Isolation und auch einige defekte 
Litzen. Leider ist die Leitung auch weiter hinten am Schutzschlauch 
defekt, sodass ich sie nicht einfach kürzen kann. Hier muss wohl eine 
neue Leitung reingezogen werden. Den Aufwand hierfür kann ich nicht 
abschätzen. Muss erstmal schauen, wie ich den Motor weiter zerlegt 
bekomme. Ich finde auch die weiße Kalkartige Substanz hinter dem 
Klemmbrett interessant.

: Bearbeitet durch User
von Peter (u325523)


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Ich habe heute den Kompressor weiter zerlegt, um an den Elektromotor zu 
kommen. Dort habe ich das defekte Kabel hinten abgezwickt und ein neues 
mit einer Lüsterklemme befestigt. Das defekte Motorklemmbrett konnte 
wieder gerichtet werden, indem die alte Schraube rausgebohrt und eine 
neue eingesetzt wurde. Hinten mit Dichtmasse abgedichtet.

Ich habe alles mit der neuen Sicherung und dem alten Kondensator 
zusammengebaut und siehe da, er läuft wieder! Ich empfehle natürlich 
niemanden, das so nachzumachen.

Vielen Dank für eure Hilfe.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Danke für die Rückmeldung und Glückwunsch zur erfolgreichen Reparatur.

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