Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie erkennt Tiefpass höhere Frequenzen


von Peter Dillenberg (dillenberg)


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Guten Tag,

wie genau funktioniert ein Tiefpassfilter? Also es werden Signale alle 
oberhalb der Grenzfrequenz weggefiltert, in dem die Dämpfung ab der 
Grenzfrequenz immer weiter ansteigt und so diese mit steigender Frequenz 
immer stärker gefiltert werden.

Aber wie muss man sich das bildlich vorstellen? Könnte man das System 
mit einer träger Masse vergleichen, die bei höherer Frequenz nicht 
angeregt wird und deshalb die Schwingung nicht weiter überträgt?

von Franko P. (sgssn)


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Ja, wie die Stossdämpfer in einem Auto. Bin zwar E-techniker, aber in 
der Mehanik dürfte das sowas wie ein Masse-Feder-System (ohne 
Resonanzfall) sein.

Gruß

von Jens B. (dasjens)


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Weißt Du wie sich Spulen und Kondensatoren bei unterschiedlicher 
Frequenz, z.B. 0Hz-1GHz verhalten?
Wenn nicht, informier dich mal, dann kommste evtl. schon alleine drauf.

von J. T. (chaoskind)


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Peter Dillenberg schrieb:
> Aber wie muss man sich das bildlich vorstellen? Könnte man das System
> mit einer träger Masse vergleichen, die bei höherer Frequenz nicht
> angeregt wird und deshalb die Schwingung nicht weiter überträgt?

Ja ganz genau. Als Beispiel ein Schwingkreis aus Spule und Kondensator 
bzw ein System aus Masse und Feder.

Die Induktivität der Spule entspricht der trägen Masse und die Kapazität 
entspricht der Feder.

Die Spule sei nun bestimmt und der Kondensator leer. Die Masse ist in 
Bewegung und die Feder ungespannt. Der Schwung der Masse drückt die 
Feder zusammen. Der "Schwung" der Induktivität drückt den Strom in den 
Kondensator.

von J. T. (chaoskind)


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Peter Dillenberg schrieb:
> Aber wie muss man sich das bildlich vorstellen? Könnte man das System
> mit einer träger Masse vergleichen, die bei höherer Frequenz nicht
> angeregt wird und deshalb die Schwingung nicht weiter überträgt?

Ja ganz genau. Als Beispiel ein Schwingkreis aus Spule und Kondensator 
bzw ein System aus Masse und Feder.

Die Induktivität der Spule entspricht der trägen Masse und die Kapazität 
entspricht der Feder.

Die Spule sei nun bestromt und der Kondensator leer. Die Masse ist in 
Bewegung und die Feder ungespannt. Der Schwung der Masse drückt die 
Feder zusammen. Der "Schwung" der Induktivität drückt den Strom in den 
Kondensator.

Franko P. schrieb:
> Ja, wie die Stossdämpfer in einem Auto

Die Stoßdämpfer entsprächen einem Widerstand.

: Bearbeitet durch User
von GHz N. (ghz-nerd)


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Es gibt sogar eine Familie von Frequenzfilter in der Elektrotechnik, die 
rein mechanisch aufgebaut sind!
Diese Bauweise wird (bzw wurde) zwar primär für Bandpassfilter 
verwendet, aber die mechanischen/elektrischen Analogien lassen sich 
anhand dieser Technologie recht gut darstellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Mechanisches_Filter

Das elektrische Signal wird z.B durch Spulen ins mechanische System ein- 
und ausgekoppelt. Mechanisch lassen sich Resonatoren von Güten 
realisieren, die mit LC Schwingkreisen kaum vorstellbar sind.
Schwingquarze sind im Grunde auch mechanische Stimmgabeln...

von Jobst Q. (joquis)


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J. T. schrieb:

> Franko P. schrieb:
>> Ja, wie die Stossdämpfer in einem Auto
>
> Die Stoßdämpfer entsprächen einem Widerstand.

Da ein Tiefpass aber meistens keine LC-Schaltung, sondern eine RC- oder 
LR- Schaltung ist, kommt der Stoßdämpfer dem Tiefpass näher als ein 
Masse-Federsystem.

von Brüno (dominic_m833)


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Stell dir vor was passiert, wenn du einen Kondensator über einen 
Widerstand laden möchtest. Legst du eine Spannung an, läd sich der 
Kondensator langsam auf bis er auf die angelegte Spannung erreicht hat. 
Legst du nun eine andere Spannung an, wird der Kondensator entsprechend 
langsam umgeladen und nähert sich dieser Spannung an.

Ist die Änderung langsam genug, kann der Kondensator fast instantan 
folgen. Änderst du die Spannung sehr schnell, hat der Kondensator keine 
Zeit mehr diese Spannung zu erreichen und es findet nurnoch eine 
verhältnismäßig kleine Änderung der Spannung überm Kondensator statt.

Et voila, du hast dir einen RC-Tiefpass gebaut. Die Ausgangsspannung 
wird am Kondensator abgegriffen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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J. T. schrieb:
> Die Induktivität der Spule entspricht der trägen Masse und die Kapazität
> entspricht der Feder.

Das klingt gut, kann aber so nicht stimmen.
Nach deiner Darstellung:

Induktivität = trage Masse
Kapazität = Feder
Schwung (Kraft) = Strom

Wenn jedoch die Kraft (Schwung) dem Strom entspricht, haben wir die 
folgende Zuordnung:

Induktivität = Feder
Kapazität = träge Masse
Kraft = Strom
Geschwindigkeit = Spannung

von J. T. (chaoskind)


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Joe G. schrieb:
> Induktivität = trage Masse
> Kapazität = Feder
> Schwung (Kraft) = Strom

Da hab ich mich unpräzise ausgedrückt. Der Strom in der Induktivität 
entspricht der Bewegung der Masse, die Größe der Induktivität entspricht 
der Größe der Masse.

von Norbert (der_norbert)


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Stellen wir uns mal ein Saarland vor.
Und jetzt brauchen wir eine Anzahl Schwimmbäder in den Olympia-Maßen. 
Die Tragen wir nun über mehrere Fußballfelder…

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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J. T. schrieb:
> Da hab ich mich unpräzise ausgedrückt. Der Strom in der Induktivität
> entspricht der Bewegung der Masse, die Größe der Induktivität entspricht
> der Größe der Masse.

So ist es korrekt. Bei der von dir benutzen Analogie entspricht der 
Strom der Geschwindigkeit und die Induktivität der (trägen) Masse.
Allergings halte ich diese Analogie für ungünstig, weil ein Strom, also 
eine Flußgröße, in der Mechanik dann einer Potentialgröße 
(Geschwindigkeit) entspricht. Aber so, wie jeder möchte ….

: Bearbeitet durch User
von J. T. (chaoskind)


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Joe G. schrieb:
> Allergings halte ich diese Analogie für ungünstig, weil ein Strom, also
> eine Flußgröße, in der Mechanik dann einer Potentialgröße
> (Geschwindigkeit) entspricht. Aber so, wie jeder möchte ….

Aber unter dieser Analogie kann sich auch ein elektronisch Unbedarfter 
eher etwas vorstellen, als unter Feldern und Potentialen. Man hat im 
Alltag einfach öfter mit bewegten Massen zu tun, und hat daher eher eine 
Vorstellung davon.

Und am Ende des Tages ist doch jedes Modell eine Analogie. Was da in der 
"wirklichen Wirklichkeit" passiert, weiß doch kein Mensch. An der Stelle 
gehe ich durchaus mit unserem geliebten Kurt schwanger und sage "Es hat 
noch nie ein Mensch ein Elektron irgendwo langlaufen sehen". Oder wie 
sein genauer Wortlaut auch immer lautete.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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J. T. schrieb:
> Aber unter dieser Analogie kann sich auch ein elektronisch Unbedarfter
> eher etwas vorstellen, als unter Feldern und Potentialen.

Ich glaube, wir missverstehen uns. Meine oben genannten 
Analogievorstellungen [1] sind mehr universeller Art [2]. Feldgrößen 
kommen da noch nicht vor. Mit der Potentialgröße sind in diesem Fall, 
Spannungen, Geschwindigkeiten, Drücke, Temperaturen usw. gemeint.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrpolbasierte_Modellbildung
[2] https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-67289-1

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter Dillenberg schrieb:
> wie genau funktioniert ein Tiefpassfilter? Also es werden Signale alle
> oberhalb der Grenzfrequenz weggefiltert, in dem die Dämpfung ab der
> Grenzfrequenz immer weiter ansteigt und so diese mit steigender Frequenz
> immer stärker gefiltert werden.
> Aber wie muss man sich das bildlich vorstellen?
Ich würde mir da gar nichts "bildlich vorstellen" und zwanghaft analog 
"passende" Beispiele aus der Mechanik, Pneumatik oder Hydraulik suchen. 
Solche Analogismen werden nämlich ratzfatz ein Sackgasse und man bastelt 
irgendwas dazu (z.B. den Stoßdämpfer in das schwingfähige Federsystem), 
bis es wieder passt.

Deshalb würde ich mir einfach die "Widerstandsverläufe" (**) der 
beteiligten Bauteile ansehen und dann den resultierenden Spannungsteiler 
für ein paar Frequenzen exemplarisch durchrechnen.

(**) jaja, ich weiß, dass das ein komplexer Widerstand ist, deshalb auch 
die Hochkommas, aber für den Anfang un den groben Überblick ist so eine 
Betrachtung allemal näher am Kern der Sache

von Rüdiger B. (rbruns)


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Die "Widerstände" von L und C sind Frequenzabhängig, also ist das ein 
Frequenzabhängiger Spannungsteiler.

von Martin H. (horo)


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Lothar M. schrieb:
> Ich würde mir da gar nichts "bildlich vorstellen" und zwanghaft analog
> "passende" Beispiele aus der Mechanik, Pneumatik oder Hydraulik suchen.
> Solche Analogismen werden nämlich ratzfatz ein Sackgasse und man bastelt
> irgendwas dazu (z.B. den Stoßdämpfer in das schwingfähige Federsystem),
> bis es wieder passt.

Kommt auf die Denkweise des Fragenden an, ich modelliere mir bei 
mechanischen oder hydrodynamischen Fragestellungen ein elektrisches 
Ersatzschaltbild, das ist für mich einfacher.

> Deshalb würde ich mir einfach die "Widerstandsverläufe" (**) der
> beteiligten Bauteile ansehen und dann den resultierenden Spannungsteiler
> für ein paar Frequenzen exemplarisch durchrechnen.

Auch da spielt es eine Rolle, in welcher Welt Du zu Hause bist, im 
Zeitbereich (ich messe mit dem Scope, typisch für die Digitalos) oder im 
Frequenzbereich (ich nutze meine Ohren, FFT oder SA, typisch für 
Hi-Fi-Fanatiker, Akustiker, Musiker und Funker). Dein analoger Ansatz 
gefällt mir als simple Erklärung, aber der TO denkt offenbar in Zeiten 
(und damit läuft es auf eine DGL hinaus) und nicht in Frequenzen (wo man 
mit Deiner Vereinfachung den Dreisatz bemühen kann).

von Klaus H. (hildek)


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Lothar M. schrieb:
> Ich würde mir da gar nichts "bildlich vorstellen" und zwanghaft analog
> "passende" Beispiele ... suchen.
Ab da endlich mal sinnvolle Antworten ...!

Schon die Eingangsfrage vom TO führt in die falsche Richtung: da wird 
nichts angeregt, da schwingt nichts, es wird nur frequenzabhängig 
gedämpft.
Ja, bei einem Bandpass würde es passen, aber er fragt nach dem Tiefpass.

Es ist im einfachsten Fall eben schlicht ein Spannungsteiler mit zwei 
Widerständen wobei einer oder beide frequenzabhängig sind.

von Rainer W. (rawi)


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Peter Dillenberg schrieb:
> Also es werden Signale alle oberhalb der Grenzfrequenz weggefiltert,

Nein. Erstens werden sie nicht ab der Grenzfrequenz weggefiltert (weg = 
ganz wech) und zweites entfaltet das Filter auch unterhalb schon seine 
Wirkung. Guck dir einfach einmal die Lage von Pol- und Nullstellen der 
Übertragungsfunktion an. Als graphische Darstellung wird gerne das 
Bode-Diagramm verwendet.
Anhand der Stichworte solltest du genug finden.

: Bearbeitet durch User
von Mann Fred (Gast)


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J. T. schrieb:
> Die Induktivität der Spule entspricht der trägen Masse und die Kapazität
> entspricht der Feder.

> Die Induktivität der Spule entspricht der Massenträgheit, nicht der Masse. Die 
Masse ist das Objekt und dessen Position das Proportional.

> Kapazität entspricht der Feder.
Auch ungenau:

Die Kapazität entspricht dem E-Modul der Feder.

Lothar M. schrieb:
> Solche Analogismen werden nämlich ratzfatz ein Sackgasse
Schon im zweiten Beitrag passiert:

Der Fehler in dem Ansatz dort ist, die Feder einzuführen. Wir brauchen 
nur Masse und Reibung!

von Michael M. (michaelm)


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Peter Dillenberg schrieb:
> wie genau funktioniert ein Tiefpassfilter? ....

Ich frage mich ernsthaft, ob manche Menschen die Funktion und Existenz 
von Suchmaschinen bewusst ausblenden. :-/

Zu einer solchen Frage gibt es tausende Einträge im Netz, und zwar von 
ganz niedrigem bis sehr hohen Niveau, die Verständlichkeit bzw. den 
Kenntnisstand betreffend.
Wenn dann immer noch Klärungsbedarf vorhanden sein sollte, kann man sich 
gerne an ein Forum wie dieses wenden.
Auch auffällig: Mehr als zehn Stunden nach Eröffnung de Themas ist der 
Fragesteller wie vom Erdboden verschwunden; also eine erhebliche Menge 
Trollverdacht....

von Mann Fred (Gast)


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Michael M. schrieb:
> der
> Fragesteller wie vom Erdboden verschwunden;

Wie alle faulen U30 schreibt er es eben in 10 Foren gleichzeitig ...

Leider vermehrt sich diese Fraktion wie die Kanickel! Sie infiltrieren 
die Firmen und bremsen Ingenieure aus. Heute auch wie so einen:

Bacheler auf der dualen Hohschule gemacht (also kurz über HTL in AT):

"Wieso müssen so viele Kondensatoren vor den AD-Wandler und warum kann 
man die nicht zusammenfassen? oder gleich in digital filtern"?

3h Diskussion, um die Notwendigkeit eines alias-Filters mit eingebautem 
Frequenzgang, um das Spektrum in Richtung blau zu verbiegen, damit der 
Delta-Sigma-Wandler die HF nicht zu schlecht abbildet. Die Diskussion 
kostete in der Gruppe 15 Mannstunden und somit in Richtung 2000,-. Die 
Bauteile liegen im Bereich 2,50 bei insgesamt gerade <500 PCBs. Finde 
den Fehler.

Es gibt nichts Schlimmeres als Halbwissende von der dualen Hochschule 
mit Halbbildung, die sich ihr Wissen irgendwo zusammengeklaubt haben.

von H. H. (Gast)


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von Norbert (der_norbert)


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H. H. schrieb:
> bildungswissenschaftler

Impressum…

Na, da hast du ja einen echten Schenkelklopfer präsentiert.
Danke für die zutiefst lustige Aktion! ;-)

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