Forum: Offtopic Oxidschicht chemisch lösen


von Be W. (bauchspeck)


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Hallo,

ich habe eine Prüfvorrichtung zur Kontaktierung von Lötperlen eines IC. 
Kontaktiert wird mit vergoldeten Prüfnadeln mit flachem Kopf. Der flache 
Kopf ist nötig, da die Perlen so klein sind, dass eine spizte Nadel 
nicht zuverlässig treffen würde und selbst Waffel-Köpfe zu grob wären, 
sodass schlimmstenfalls die Lötperle zwischen zwei Zacken läge, ohne zu 
kontaktieren.

Das Problem ist nun, dass die flachen Nadelköpfe keinen zuverlässigen 
Kontakt herstellen. Ich gehe davon aus, dass es an der Oxidschischt 
liegt, die sich auf den Lötperlen bildet. Chemisch bin ich leider nicht 
sonderlich bewandert, aber ich hatte mich gefragt, ob es nicht eine 
Chemikalie gibt, die diese Oxidschicht beseitigt, ohne das IC-Gehäuse 
anzugreifen. Im Idealfall könnte man dann die Bauteile einsetzen, kurz 
einsprühen oder einpinseln und dann kontaktieren. Es sollte aber 
trotzdem flüchtig sein, damit das Bauteil nicht hinterher klebrig oder 
dergleichen ist. Der IC sollte nach der Prüfung noch neuwertig sein. 
Kennt jemand da zufällig etwas passendes?

: Verschoben durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Klassisches Flussmittel macht genau das, Oxidschicht lösen, aber erst 
bei Löttemperaturen und nicht bei Zimmertemperatur, mit Absicht damit es 
drauf bleiben kann ohnenach dem Lötvorgang alles weiter zu zerfressen.
Säuren wie Salzsäure lösen deine Oxidschicht schnell auch bei 
Zimmertemperatur, arbeiten aber weiter bis sie verbraucht sind müssen 
also abgewaschen werden.
Das Abwaschen ist der grösste Aufwand, und kann verkürzt werden, in dem 
man nicht mit hochkonzentrierter Säure anfängt, sondern nur in der 
Stärke die für eure wohl neuen Chips nötig ist.
Auf Grund der Flüchtigkeit der Salzsäure, die Lagerung und Verarbeitung 
erschwert, würde ich Amidosulfonsäure nehmen.
Wichtig: abwaschen, abwaschen, neutralisieren, abwaschen und nochmal 
abwaschen sonst haben die Kunden später am Chip keine Freude.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Be W. schrieb:
> Kontaktiert wird mit vergoldeten Prüfnadeln mit flachem Kopf. Der flache
> Kopf ist nötig, da die Perlen so klein sind, dass eine spizte Nadel
> nicht zuverlässig treffen würde und selbst Waffel-Köpfe zu grob wären,
> sodass schlimmstenfalls die Lötperle zwischen zwei Zacken läge, ohne zu
> kontaktieren.

Mit einem glatten Kopf kontaktierst Du so ziemlich garnichts. Ob eine 
Waffel einsetzbar oder eine Spitze trifft, hängt davon ab, wie genau Du 
den Prüfling positionieren kannst und wie stark Dein Nadelboden 
klappert.

Einen fast spielfreien Nadelboden kann man bauen, wobei die Kollegen da 
gerne mal 100 Stunden Mechanik gebraucht haben. Das Hauptproblem ist die 
Positionierung des Prüflings.

Deine Angaben sind zu vage, es braucht konkrete Maße und den Prüfling in 
der Hand.

Lasse Dich von Leuten beraten, die etwas davon verstehen:
https://ingun.com/

Über Chemie nachzudenken, ist eine Schnapsidee.

von Mani W. (e-doc)


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Manfred P. schrieb:
> Mit einem glatten Kopf kontaktierst Du so ziemlich garnichts. Ob eine
> Waffel einsetzbar oder eine Spitze trifft, hängt davon ab, wie genau Du
> den Prüfling positionieren kannst und wie stark Dein Nadelboden
> klappert.

Im Prüfgerätebau wurden viele Geräte gebaut, die den Prüfling
kontaktierten, und das funktionierte immer, solange die
Präzision eingehalten wurde...

von Manfred P. (pruckelfred)


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Mani W. schrieb:
> Im Prüfgerätebau wurden viele Geräte gebaut, die den Prüfling
> kontaktierten, und das funktionierte immer, solange die
> Präzision eingehalten wurde...

Ich glaube, dass ich das formuliert hatte.

Ich war viele Jahre in dem Bereich aktiv und wir hatten, nicht ohne 
Grund, auch verschiedene Kopfformen und Federkräfte im Schrank.

"Immer" unterschreibe ich nicht, da war schon Erfahrung notwendig, die 
wir uns erarbeiten mussten.

von Stefan F. (Gast)


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Als ahnungloser Laie bin ich neugierig. Wie sieht so eine 
Prüfvorrichtung aus? Hat jemand ein Foto?

von Michael (Gast)


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Be W. schrieb:
> Prüfnadeln mit flachem Kopf

Ist nicht unbedingt ein Oxymoron. Platinenprüfungen erfolgen ab Werk so, 
evtl. könnte der Federdruck erhöht werden?

von Be W. (bauchspeck)


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Danke für eure Antworten. Der Waschprozess klingt schon abschreckend, 
dann werden wir uns eher eine andere Lösung überlegen.


Stefan F. schrieb:
> Als ahnungloser Laie bin ich neugierig. Wie sieht so eine
> Prüfvorrichtung aus? Hat jemand ein Foto?

Die können ganz unterschiedlich aussehen. Traditionell so:
https://www.atx-hardware.de/

Sie können aber auch so aussehen:
https://www.eloprint.de/

von Manfred P. (pruckelfred)


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Be W. schrieb:
> dann werden wir uns eher eine andere Lösung überlegen.
> [..]
> Die können ganz unterschiedlich aussehen. Traditionell so:
> https://www.atx-hardware.de/

Dann zeige denen Dein Problem.

von Stefan F. (Gast)


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Be W. schrieb:
> Die können ganz unterschiedlich aussehen. Traditionell so:
> https://www.atx-hardware.de/
> Sie können aber auch so aussehen:
> https://www.eloprint.de/

Interessant. Das sieht allerdings verdammt teuer aus. Ist wohl nix für's 
Hobby :-)

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Stefan F. schrieb:
> Interessant. Das sieht allerdings verdammt teuer aus. Ist wohl nix für's
> Hobby :-)

Die machen da kein Geheimnis draus: 
https://www.eloprint.de/preisrechner/

von Be W. (bauchspeck)


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Magnus M. schrieb:
> Stefan F. schrieb:
>> Interessant. Das sieht allerdings verdammt teuer aus. Ist wohl nix für's
>> Hobby :-)
>
> Die machen da kein Geheimnis draus:
> https://www.eloprint.de/preisrechner/

Ja für Hobby ist das nix. Im Vergleich sind die aber trotzdem sehr 
günstig und vor allem extrem schnell und unkompliziert. Kann ich nur 
empfehlen.

von Michael B. (laberkopp)


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Be W. schrieb:
> Ja für Hobby ist das nix. Im Vergleich sind die aber trotzdem sehr
> günstig und vor allem extrem schnell und unkompliziert. Kann ich nur
> empfehlen.

?!?

Wenn die Mechanik, also Halterung und Schliesmechanismus vorhanden ist, 
kann ich mich an Lochplatten erinnern in die die PogoPin Prüfnadeln nur 
eingesteckt wurden, Kabel der InCircuitTester angelötet wurden, und 
fertig war die Laube, das dauerte keinen Nachmittag und der HiWi war 
nicht teuer.

Ja, die Lochplatten hatten 0.1" Raster  die Testpunkte mussten auf der 
Platine dazu passen, aber man muss ja nicht blöd sein nur um die Preise 
zu treiben.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Michael B. schrieb:
> Wenn die Mechanik, also Halterung und Schliesmechanismus vorhanden ist,

Die fällt nicht vom Himmel, die muß gebaut werden. Netürlich fährt die 
parallel und ist mit gehärteten Führungsstifeten / Gleitbuchsen fast 
spielfrei.

> kann ich mich an Lochplatten erinnern in die die PogoPin Prüfnadeln nur
> eingesteckt wurden, Kabel der InCircuitTester angelötet wurden, und
> fertig war die Laube, das dauerte keinen Nachmittag und der HiWi war
> nicht teuer.

Quatsch. Der HiWi braucht eine konkrete Vorgabe, deren Erstellung durch 
Fachpersonal deutlich mehr als er kostet.

> Ja, die Lochplatten hatten 0.1" Raster  die Testpunkte mussten auf der
> Platine dazu passen,

"0.1" Raster" klingt nach Landmaschinenbau der 60er Jahre. Meine 
Mechanikkollegen haben es durchaus hin bekommen und wir brauchten es 
auch, erheblich kleinere Raster zu kontaktieren. Wo es möglich war, 
wurden im Layout Prüfflächen angelegt, aber halt nicht immer. Natürlich 
braucht man in der Leiterplatte Zentrierbohrungen und Fangstifte in der 
Prüfaufnahme.

Schade, dass es damals noch keine Digitalknipsen gab, ich habe viele 
Jahre Prüftechnik für recht filligrane Geräte erstellt.

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