Forum: Offtopic Gefährlicher Lithiumakku - was damit tun?


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

ich habe am Straßenrand eine Akku-Taschenlampe aufgelesen, die scheinbar 
verloren wurde. Drin verbaut eine recht dick Li-Taschenzelle mit 
irgendwas um die 8000mAh. Mehrere Autos sind drüber gefahren und ich 
wollte das Ding ordnungsgemäß entsorgen anstatt es einfach liegen zu 
lassen.

Daheim habe ich aber festgestellt, dass die Zelle noch 3,8V hat, also 
ziemlich voll ist. Man sieht aber, dass die Zelle mechanisch beschädigt 
wurde.

Durch die mechanische Beschädigung ist ja leider davon auszugehen, dass 
die Zelle jederzeit die Selbstzerstörung einleiten kann.

Entladene Akkus können ja nicht mehr groß reagieren, also wollte ich sie 
entladen. Ich habe etwas quer gelesen, aber es wird regelmäßig vor 
Tiefentladung gewarnt, weil es da zur Selbstentzündung kommen kann. 
Irgendwie ist mir das nicht schlüssig, denn früher oder später ist jeder 
Akku mal an dem Punkt.

Die am wenigsten anstrebsame Lösung ist den Akku zu zerstören, also 
einen Nagel reinzuschlagen. Danach wäre er sicher, aber die Umwelt würde 
viel Dreck dabei abbekommen.

Wie ist also das Vorgehen, um defekte Akkus zu sichern?

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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Martin S. schrieb:
> Ich habe etwas quer gelesen, aber es wird regelmäßig vor
> Tiefentladung gewarnt, weil es da zur Selbstentzündung kommen kann.

So wie ich es verstanden habe: Gefahr besteht, wenn versucht wird, eine 
tiefentladene Zelle wieder aufzuladen.

von Jack V. (jackv)


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Martin S. schrieb:
> Wie ist also das Vorgehen, um defekte Akkus zu sichern?

Über einen angemessen dimensionierten Widerstand auf Null entladen und 
anschließend in die Sammelbox legen.

von Oliver S. (oliverso)


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Martin S. schrieb:
> aber es wird regelmäßig vor
> Tiefentladung gewarnt, weil es da zur Selbstentzündung kommen kann.

Ein ganz leerer Akku ist ziemlich harmlos. Nur laden sollte man den dann 
nicht mehr.

Früher (tm) stand in den Beipackzetteln der üblichen 
China-Modellbauakkus immer der Ratschlag, den Akku vor der Entsorgung 
längere Zeit in ein Gefäß mit Salzwasser zu legen. Das entlädt den 
zuverlässig bis auf Null.
Auch dazu findet man natürlich Hinweise im Netz, die sagen "Blos nicht".

Das Gefäß stellste hat in den Garten, oder sonst irgendwie nach draußen.

Alternativ verbuddel den nackten Akku halt irgendwo für ein paar Monate 
in feuchter Erde, danach ist der auch safe. Die Stelle solltest du dir 
halt gut merken.

Oliver

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Ingo W. schrieb:
> So wie ich es verstanden habe: Gefahr besteht, wenn versucht wird, eine
> tiefentladene Zelle wieder aufzuladen.

Ja.

Die meisten Taschenlampen nutzen aber LiIon Akkus mit Protection PCB, 
die lassen sich mit einem Widerstand von plus nach minus nur bis ca. 
2.5V entladen, also nicht ganz leer, etwas Restenergie die theoretisch 
im Batteriesammelkasten immer noch einen Brand auslösen könnte, z.B. 
wenn ein durchgekloppter Nagel sie kurzschliesst, ist also immer noch 
drin. Blöd wenn das nachts im Supermarkt passiert, aber letztlich deren 
Problem.

Hier könnte man Akkus auch am Wertstoffhof zurückgeben, der ist eher auf 
einen Brand eingerichtet. Keine Ahnung ob das auch für dich möglich ist.

Ansonsten 10 Jahre draussen im Blumentopf lagern und dann in die 
Batteriesammelbox.

von Jack V. (jackv)


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Michael B. schrieb:
> etwas Restenergie die theoretisch
> im Batteriesammelkasten immer noch einen Brand auslösen könnte

Theoretisch vielleicht, praktisch zeigen wirklich viele Versuche, dass 
das nicht passieren wird. Pole abkleben ist aber trotzdem keine 
schlechte Idee.

von Christian M. (likeme)


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Kübel Wasser, ne Woche irgendwo stehen lassen, fertig! Lipos, sind 
wasserdicht, loche ich erst mal nachdem sie auf 0V entladen wurden. Dazu 
einfach 100-500 Ohm über jede Zelle löten und paar Tage liegen lassen.

von Troll A. (trollator)


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Bevor ich da selbst irgendwelche Versuche anstelle, oder viel Zeit 
investiere, würde ich einfach mal beim Wertstoffhof anrufen und fragen 
ob ich das Ding vorbeibringen kann...

von Martin S. (sirnails)


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Ingo W. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Ich habe etwas quer gelesen, aber es wird regelmäßig vor
>> Tiefentladung gewarnt, weil es da zur Selbstentzündung kommen kann.
>
> So wie ich es verstanden habe: Gefahr besteht, wenn versucht wird, eine
> tiefentladene Zelle wieder aufzuladen.

So verstehe ich es auch. Aber es ist echt schwer, hier seriöse Quellen 
zu finden, die über das übliche Bla Bla hinaus gehen.

von Jonny O. (-geo-)


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Troll A. schrieb:
> Bevor ich da selbst irgendwelche Versuche anstelle, oder viel Zeit
> investiere, würde ich einfach mal beim Wertstoffhof anrufen und fragen
> ob ich das Ding vorbeibringen kann...

Das ist das Vernünftigste. Ich habe da auch immer meine aufgeblähten 
Modellbau LiPos hingebracht. Allerdings wundert es mich, dass nicht 
öfter Wertstoffhöfe abbrennen. Da waren ganze Berge an Akkus und Zeug. 
Alles auf einem Haufen. :D

von Martin S. (sirnails)


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Jonny O. schrieb:
> Troll A. schrieb:
>> Bevor ich da selbst irgendwelche Versuche anstelle, oder viel Zeit
>> investiere, würde ich einfach mal beim Wertstoffhof anrufen und fragen
>> ob ich das Ding vorbeibringen kann...
>
> Das ist das Vernünftigste. Ich habe da auch immer meine aufgeblähten
> Modellbau LiPos hingebracht. Allerdings wundert es mich, dass nicht
> öfter Wertstoffhöfe abbrennen. Da waren ganze Berge an Akkus und Zeug.
> Alles auf einem Haufen. :D

Bei uns haben sie die Lipos in Tonnen mit Löschpulver gekippt. Immer 
schön rein, und dann ne Ladung Mittel drauf. Inzwischen kleben sie 
nurnoch einen streifen Tesa über die Kontakte.

von Stefan F. (Gast)


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Transportiere den Akku im einem Kochtopf zum Wertstoffhof. Alles weitere 
ist deren Job.

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Martin S. schrieb:
> So verstehe ich es auch. Aber es ist echt schwer, hier seriöse Quellen
> zu finden, die über das übliche Bla Bla hinaus gehen.

Mann kann aber auch seine gesamte Lebenszeit in eine banale Sache 
investieren. Klebeband über die Kontakte und ab in den Sammelbehälter. 
Manchmal ist einfaches bla bla auch die einfache Lösung.

Gefährlicher ist es einen Akku ungeschützt auf der Werkbank herumliegen 
zu lasen. Meine Bude hätte abfackeln können. Ich wollte gerade meinen 
Hobbyraum verlassen, als ich zum Glück noch bemerkte wie eine kleine 
Rauchwolke von der Werkbank aufstieg. Ein Stück Entlötlitze hatte sich 
genau um eine 14500-Zelle gebogen. Die Litze glühte hellrot! Die Zelle 
gefühlt auch. Ich hab sie nach draußen in den Hof gelegt und später 
entsorgt. Wollte die lieber nicht mehr laden.

Jonny O. schrieb:
> Allerdings wundert es mich, dass nicht
> öfter Wertstoffhöfe abbrennen.

Bei unseren Wertstoffhof stehen etwa ein Dutzend runde ca. 70cm hohe 
Stahlbehälter mit kleiner Öffnung. Weit ab von den Gebäuden.

Allerdings frage ich mich was mit dem Wasser passiert, das sich 
zumindest bei Starkregen doch ordentlich im Behälter ansammeln dürfte. 
Muss doch dann auch fachgerecht entsorgt werden.

von Christian B. (luckyfu)


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Martin S. schrieb:
> Entladene Akkus können ja nicht mehr groß reagieren, also wollte ich sie
> entladen. Ich habe etwas quer gelesen, aber es wird regelmäßig vor
> Tiefentladung gewarnt, weil es da zur Selbstentzündung kommen kann.
> Irgendwie ist mir das nicht schlüssig, denn früher oder später ist jeder
> Akku mal an dem Punkt.

Das ist so: Wenn der Akku tiefentladen wird, wachsen im inneren 
sogenannte Dendriten. Das sind kleine Metallgebilde aus Lithium. Diese 
Wachsen mit jedem Be- und Entladevorgang weiter bis sie irgendwann einen 
Kurzschluss zwischen Anode und Kathode der Batterie erzeugen. Dann wird 
die Batterie quasi schnell entladen was zu erhöhter Wärmebildung führt 
und in der Folge dann die Batterie oft platzen lässt. Bei einer 
Batterie, die tiefentladen wird und dies auch bleibt, ist praktisch 
keine Gefahr mehr vorhanden. Das Lithium ist dann komplett gebunden und 
die Batterie ist chemisch im Gleichgewicht. Nur dieses Chemische 
Ungleichgewicht der geladenen Batterie ist es ja, was überhaupt den 
Stromfluss generiert. Also mittels Widerstand entladen und dann zum 
Wertstoffhof bringen. Solange der Widerstand nicht zu klein ist, 
passiert da überhaupt nichts.

Tim 🔆 schrieb:
> Allerdings frage ich mich was mit dem Wasser passiert, das sich
> zumindest bei Starkregen doch ordentlich im Behälter ansammeln dürfte.
> Muss doch dann auch fachgerecht entsorgt werden.

wieso? Solange die Batterien mechanisch intakt sind passiert dem Wasser 
gar nichts. Li-Batterien sind Luftdicht verklebt.

: Bearbeitet durch User
von Tim 🔆 (solarlicht)


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Christian B. schrieb:
> wieso? Solange die Batterien mechanisch intakt sind passiert dem Wasser
> gar nichts. Li-Batterien sind Luftdicht verklebt.

Da muss ich beim nächsten Besuch doch mal schauen, ob die Behälter 
beschriftet sind. In einer Erinnerung kamen alle Arten von Batterien und 
Akkus in die selben Behälter. Aber ob sie nun getrennt gesammelt werden 
oder nicht, bei den Behältern mit den Alkaline und Zink-Kohle dürften 
die meisten ausgelaufen sein.

von Stefan F. (Gast)


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Tim 🔆 schrieb:
> Allerdings frage ich mich was mit dem Wasser passiert, das sich
> zumindest bei Starkregen doch ordentlich im Behälter ansammeln dürfte.
> Muss doch dann auch fachgerecht entsorgt werden.

Wieso? Ist das Wasser giftig?

Neulich habe ich eine Doku gelesen, wonach man im Südwesten von 
Deutschland sehr große Lithium Reserven im Trinkwasser gefunden hat. Das 
will man jetzt abscheiden, aber nicht weil es giftig ist, sondern 
wertvoll.

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Stefan F. schrieb:
> Wieso? Ist das Wasser giftig?

Nö, Lithium schützt vor Wahnsinn.

von Bernd G. (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Wie ist also das Vorgehen, um defekte Akkus zu sichern?

Legt das Ding wieder dorthin, wo du es aufgesammelt hast.

von Gunnar F. (gufi36)


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Stefan F. schrieb:
> Wieso? Ist das Wasser giftig?

Nö, nur wenn brennende Lipos mit Wasser gelöscht werden, entsteht 
Flußsäure.

von Thomas U. (charley10)


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Tim 🔆 schrieb:
> Stefan F. schrieb:
>> Wieso? Ist das Wasser giftig?
>
> Nö, Lithium schützt vor Wahnsinn.

...und stellt die Bevölkerung ruhig:

"Einige Lithiumsalze haben aber eine medizinische Wirkung und werden in 
der Lithiumtherapie bei bipolaren Affektstörungen, Manie, Depressionen 
und Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt (siehe Medizin). "

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe gerade eine ganze Menge alte Lipos entladen und entsorgt. 
Gebrannt hat keiner. Warm geworden sind sie schon. Da waren auch einige 
Monsterzellen mit 12Sx5Ah dabei, ich vermute einst von einem Modellauto. 
Die habe ich mit 2 LKW-Blinkerbirnen in Reihe entladen, die kleineren 
Zellen mit 24V oder 12V Birnen, 20-50W. Manchmal hat sich nur eine, 
manchmal alle Zellen aufgebläht, wenn sie tiefentladen waren. Die Akkus 
waren dann teils schon unangenehm warm.

Mein Gedankengang war, daß ich eine so relativ starke aber dafür kurze 
Entladung auf dem Balkon nebenher beaufsichtigen konnte (im Dunkeln sähe 
man die Flammen recht gut hochschlagen), während eine langsame Entladung 
über zig Stunden den Nachteil hat, daß es vielleicht eine kritische 
Phase gibt, wo einzelne Zellen umgepolt werden oder aufreißen, rauchen, 
stinken und das natürlich dann, wenn man gerade aus dem Haus ist oder 
gar schläft.

Vorteil der Glühbirnen ist, man erhält gleich eine ungefähre optische 
Rückmeldung über den Stand der Entladung, ganz ohne Hilfsenergie und 
zusätzlichen Verkabelungsaufwand. Und dank ihrer PTC-Kennlinie saugen 
sie auch bei sinkender Spannung noch ordentlich Strom, während man mit 
Lastwiderständen öfters den Wert wechseln oder ewig warten müßte.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wollvieh W. schrieb:
> während eine langsame Entladung
> über zig Stunden den Nachteil hat,

Wenn man eine weiße LED mit Vorwiderstand über jede Zellenstufe hängt, 
hat man das Problem nicht.

von Kilo S. (kilo_s)


Angehängte Dateien:

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Beide anschlussfahnen bis zur Isolierung abgeknipst, das alte Kapton mit 
dem die schutzschaltung isoliert war drüber, morgen werf ich den so in 
die sammeltonne.

Bis dahin verweilt er in einem geschlossenen, spritzwassergeschützt 
belüfteten und feuerfestem behälter auf dem Balkon.

von Alexander (alecxs)


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Christian B. schrieb:
> Wenn der Akku tiefentladen wird, wachsen im inneren sogenannte
> Dendriten.

Das war die richtige Information.

https://www.iee.fraunhofer.de/de/projekte/suche/2021/new/metalit.html

: Bearbeitet durch User
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