Forum: Offtopic PV fliegt im März aus der Förderung, was tun?


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

ein guter Freund von mir (drei linke Hände ohne Daumen) hat das Haus vom 
Vater übernommen. Auf dem Dach ist eine 10kW(p) Analge, die im März aus 
der Vergütung fliegt - ab da gehört ihm dann auch die Anlage.

Die Frage, die sich stellt, ist, was er danach damit anstellen soll. Als 
Laie wurden ihm natürlich die Flausen des eigenen Energiespeichers, 
Energieautarkie und das sonstige Marketinggeschwurbel eingefleucht, um 
wucherhaft überteuerte Energiespeicher zu vertreiben.

Sein Jahresverbrauch liegt < 3000kWh. Die Analge erzeugt grob 10MWh pa.

Soweit ich das sehe, gibt es jetzt ein paar Möglichkeiten:

a) weiterhin komplett einspeisen zu 1/4 der bisherigen Vergütung - wären 
also für eine amortisierte Anlage 1300 Euro Ertrag pro Jahr.

b) Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung - wären also ungefähr 500 
Euro pro Jahr (30% Eigenverbrauchsquote mal angenommen).

c) Eigenverbrauchsquote mit Akkuspeicher erhöhen (Rentabilität hängt 
dann ganz maßgeblich davon ab, wie stark sich die Quote dadurch erhöht, 
aber bei 10kWp ist der Speicher im Sommer nach zwei Stunden voll und im 
Winter nach fünf Tagen immernoch leer).

d) Anschaffung eines E-Autos. Durch den wechselnden Schichtdienst der 
Frau hätte das Auto auch oft die Möglichkeit, tagsüber geladen zu 
werden.

e) Volleinspeisung der Anlage, Wechsel zu Stromanbietern wie Tibber für 
den Bezug, und zusehen, dass man den Strom zur günstigen Stunde 
verbraucht (also nicht zwischen 18-20 Uhr kochen, sondern schon um 5). 
Alleine damit schon wäre viel Geld einzusparen.

Hab ich was vergessen? Hier hat sicher schon jemand die gleiche 
Fragestellung durchdacht.

von Falk B. (falk)


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Martin S. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ein guter Freund von mir (drei linke Hände ohne Daumen) hat das Haus vom
> Vater übernommen. Auf dem Dach ist eine 10kW(p) Analge, die im März aus
> der Vergütung fliegt - ab da gehört ihm dann auch die Anlage.
>
> Die Frage, die sich stellt, ist, was er danach damit anstellen soll. Als
> Laie wurden ihm natürlich die Flausen des eigenen Energiespeichers,
> Energieautarkie und das sonstige Marketinggeschwurbel eingefleucht, um
> wucherhaft überteuerte Energiespeicher zu vertreiben.
>
> Sein Jahresverbrauch liegt < 3000kWh. Die Analge erzeugt grob 10MWh pa.

3000 kWh kosten je nach Anbieter mit 30-50 Cent/kWh 900-1500 Euro.

> a) weiterhin komplett einspeisen zu 1/4 der bisherigen Vergütung - wären
> also für eine amortisierte Anlage 1300 Euro Ertrag pro Jahr.

Bezahlt die Stromrechnung und kostet keinen zusätzlichen Cent 
Investition.

> b) Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung - wären also ungefähr 500
> Euro pro Jahr (30% Eigenverbrauchsquote mal angenommen).

Und wieviel Einsparung der Stromkosten?

> c) Eigenverbrauchsquote mit Akkuspeicher erhöhen (Rentabilität hängt
> dann ganz maßgeblich davon ab, wie stark sich die Quote dadurch erhöht,

Aber auch von den Kosten des Speichers! Realistisch rechnen!

> aber bei 10kWp ist der Speicher im Sommer nach zwei Stunden voll und im
> Winter nach fünf Tagen immernoch leer).

Mag sein, es zählt aber das Jahresmittel.

> d) Anschaffung eines E-Autos. Durch den wechselnden Schichtdienst der
> Frau hätte das Auto auch oft die Möglichkeit, tagsüber geladen zu
> werden.

Dito.

> e) Volleinspeisung der Anlage, Wechsel zu Stromanbietern wie Tibber für
> den Bezug, und zusehen, dass man den Strom zur günstigen Stunde
> verbraucht (also nicht zwischen 18-20 Uhr kochen, sondern schon um 5).
> Alleine damit schon wäre viel Geld einzusparen.

Und viel Stress verbunden. Nein Danke. Wir reden über reichlich 1000 
Euro/Jahr Stromrechnung. Das ist keine Summe, die einen Hausbesitzer ins 
Schwitzen bringen sollte. Da groß zu optimieren wird schwierig.

von Michael B. (laberkopp)


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Bei 3MWh Eigenverbrauch also ca. 800 EUR Stromkosten im Jahr, und 1200 
Ertrag aus Einspeisung ist er finanziell voll autark. Die Speicherung, 
Spitzenlastbereitstellung und Phasenverteilung übernimmt das E-Werk für 
ihn, das liefert sogar Strom wenn seine Anlage technische Defekte haben 
sollte und schenkt ihm noch 400 EUR Weihnachtsgeld. Es ist in den 
Preisen auch noch Luft bis zur Deckelung drin.

So lange er sich kein e-Auto anschafft, macht weder Tibber Sinn (man 
erinnere sich an das Gejammer dass Spanier und Norweger zu Beginn der 
Energiekrise ausstiessen, nachdem man sie zuvor landesweit von den 
Vorzügen der Spekulation auf Marktpreise überzeugt hatte) noch 
Eigenverbrauchsoptimierung.

Er soll sich freuen, dass sein alter Herr so kluge Entscheidungen 
getroffen hat, dass er ihm nun eine Solaranlage schenkt, und die Füsse 
still halten, lediglich die Anlage am laufen.

von Peter D. (peda)


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Martin S. schrieb:
> Sein Jahresverbrauch liegt < 3000kWh.

Scheint mir recht wenig, nur durchschnittlich 300W zu verbrauchen.
Womit läuft die Kühltruhe, Dusche, Fön, Waschmaschine, Kaffeemaschine, 
Herd, Thermomix, PC, TV usw.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Per Heizstab und klirrfaktorarmem Sinus Unmengen heisses Wasser 
erzeugen.
Scheint mir zumindest beim Publikum hier sehr beliebt zu sein ;-)

duck&wech
WK

von Matthias S. (da_user)


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Wenn man sich für Variante b) entscheidet könnte man den Eigenverbrauch 
ggf. noch mit einem Heizstab für das Warmwasser optimieren. Kostet den 
Bruchteil eines Akkus. Denkbar wäre auch eine Brauchwasserwärmepumpe.

Man könnte auch in die Richtung "Komfort" gehen, und den 
Sommerüberschuss in eine Klimaanlage stecken, welche u.U. im 
Winter/Übergangszeit auch günstiger heizen kann, als die Primärheizung.

Natürlich ist beides auch für die Varianten c-e) denkbar.

Einfach mal als Gedankenanstöße. Ist natürlich von vielen Faktoren 
abhängig und natürlich auch vom "was will ich". Die Sache mit der 
Klimaanlage könnte z.B. schnell in einem Bereich sein, wo es sich 
finanziell eigentlich nicht rentiert, aber evtl. macht gerade die 
Ersparnis durch die PV das aus, dass man sagt "ok, den Rest leiste ich 
mir jetzt einfach weil ich den Komfort haben will".

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Peter D. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Sein Jahresverbrauch liegt < 3000kWh.
>
> Scheint mir recht wenig, nur durchschnittlich 300W zu verbrauchen.

Weshalb? Es ist eben der Durchschnitt :-)

> Womit läuft die Kühltruhe, Dusche, Fön, Waschmaschine, Kaffeemaschine,
> Herd, Thermomix, PC, TV usw.

Das sind bei den meisten Geräten nur kurzzeitige Lastspitzen. Im 
"Ruhemodus" (inkl. Kühlschrank/Gefriertruhe) - also quasi Grundlast - 
liegen wir hier klar unter 200W.

Unser Verbauch letztes Jahr lag bei 2131 kWh (zwei Personen, 
zweigeschossiges Haus mit 240qm, unten Firma, es wird also darin auch 
gearbeitet). Abschlag jetzt 66€/m. Ist alles eine Frage von vernünftigem 
(Komfort bleibt erhalten) Einsparen - 2011 lagen wir noch bei 4765 kWh. 
3000 kWh würde ich mit der Erfahrung jetzt schon als viel bezeichnen.

Zur Frage des OP: ich würde auch die 1300€ mitnehmen. Für wenig bis 
keine Arbeit ist dann der gesamte Strom schon bezahlt und es bleibt noch 
etwas übrig.

von Martin S. (sirnails)


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Hab's jetzt nicht explizit dazu geschrieben, aber auf dem Dach sind noch 
10m² Kollektoren. Die reichen von Februar bis November, dass es keine 
BWA mit Gas braucht.

von Oliver S. (oliverso)


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Martin S. schrieb:
> c) Eigenverbrauchsquote mit Akkuspeicher erhöhen (Rentabilität hängt
> dann ganz maßgeblich davon ab, wie stark sich die Quote dadurch erhöht,
> aber bei 10kWp ist der Speicher im Sommer nach zwei Stunden voll und im
> Winter nach fünf Tagen immernoch leer).

Dafür gibt es ja Rechner im Netz, mit denen man das ganz gut abschätzen 
kann. Je nach Verbrauchsprofil kommt man mit einem passen 
dimensionierten Akku (<10kWh) auf gut 55% Eingenverbrauchsquote. Der 
Rest ist eine reine Rechenaufgabe, mit Glaskugelinput über die 
zukünftigen Strompreise. Da kann man sich dann doch Amortisationszeiten 
von 10-15 Jahren zusammenrechnen, bei etwas (mit drei linken Händen 
allerdings unwahrscheinlicher) Eigenleistung.

Martin S. schrieb:
> d) Anschaffung eines E-Autos. Durch den wechselnden Schichtdienst der
> Frau hätte das Auto auch oft die Möglichkeit, tagsüber geladen zu
> werden.

Ist natürlich immer eine Möglichkeit, aber die Autos gibt es halt auch 
nicht geschenkt.

Oliver

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Matthias S. schrieb:
> Wenn man sich für Variante b) entscheidet könnte man den Eigenverbrauch
> ggf. noch mit einem Heizstab für das Warmwasser optimieren.

Geil.

Dergute W. schrieb:
> Per Heizstab und klirrfaktorarmem Sinus Unmengen heisses Wasser
> erzeugen.
> Scheint mir zumindest beim Publikum hier sehr beliebt zu sein ;-)

Ein Irrenhaus.

Oliver S. schrieb:
> aber die Autos gibt es halt auch nicht geschenkt.

Vor allem amortisiert es sich nicht, so viel teurer wie es ist. Da war 
sein alter Herr klüger, und sparte nicht koste es was es wolle.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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Es geht mir hier nicht um Plattitüdenaustausch.

von Matthias S. (da_user)


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Martin S. schrieb:
> Hab's jetzt nicht explizit dazu geschrieben, aber auf dem Dach sind noch
> 10m² Kollektoren. Die reichen von Februar bis November, dass es keine
> BWA mit Gas braucht.

Dann ist so ne Sache mit Heizstab und ähnliches Unsinn.

Ich glaube, ich würde jetzt erstmal die Varianten a) & b) 
durchrechnen, evtl. mit einer guten Portion Bauchgefühl entscheiden und 
dann mal ein Jahr mitprotokollieren. Dann kann man a) & b) nochmal 
bewerten und evtl. sogar über c) nachdenken.

Ggf. ändern sich natürlich auch die Umstände im Laufe der Zeit (man 
schafft sich doch ein E-Auto an, man kommt irgendwie günstig an einen 
Akku,...), dann muss man natürlich neu gucken.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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Ich kenne jetzt die Regelungen nicht, nur mal so als Idee:

Kannst du dann die Anlage bei einem Direktvermarkter laufen lassen?
Also ohne Förderung den Strom über einen Direktvermarkter verkaufen?

Damit braucht man eventuell einen anderen Zähler, damit der 
Direktvermarkter da zugriff drauf hat, das kostet auch nicht so viel.
Der Vorteil wäre dass man den aktuellen Börsenpreis für einen Strom 
bekommen würde.

Ich hatte dazu mal ein YT Video gesehen, der diese Idee vorgestellt 
hatte.

von Stefan F. (Gast)


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Peter D. schrieb:
>> 3000kWh.
> Scheint mir recht wenig

Wir brauchen mit 2 Kindern 3500 kWh.

Kühltruhe  Fön, Thermomix haben und brauchen wir nicht. Wir kochen mut 
Gas.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Stefan F. schrieb:
>>> 3000kWh.
>> Scheint mir recht wenig
> Wir brauchen mit 2 Kindern 3500 kWh.
> Wir kochen mut Gas.

Und das in der Mietwohnung? Da besteht dringender Klärungsbedarf, wo 
diese verschleudert werden.

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Manfred P. schrieb:
> Da besteht dringender Klärungsbedarf, wo diese verschleudert werden.

Da läuft wahrscheinlich den ganzen Tach das Fernsehn.

📺

von Cyblord -. (cyblord)


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Stefan F. schrieb:
> Wir brauchen mit 2 Kindern 3500 kWh.
>
> Kühltruhe  Fön, Thermomix haben und brauchen wir nicht. Wir kochen mut
> Gas.

Man kann schon viel Strom durch Gas ersetzen. Camper wissen das. Aber 
der Energieaufwand wird halt nur etwas anders gedeckt. Sonst ändert sich 
wenig.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Für mich klingt b) und als Perspektive dann d) doch ganz gut.
Ich würde jedenfalls eine bereits vorhandene PV Anlage mit 10kWp nicht 
als Belastung, sondern als Chance begreifen.
Überschuss abschöpfen fürs Auto geht dann mit einer nicht ganz dummen 
Wallbox.
Ich weiss auch gar nicht, warum sich manche Leute lustig machen über die 
Überschussnutzung durch den Heisswasserspeicher. Das spart richtig Strom 
aus dem Netz.
Selbst ich mit meiner kleinen 1kWp Anlage habe damit letzes Jahr schon 
etwa 800kWh aus dem Netz eingespart.

von Martin S. (sirnails)


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Matthias S. schrieb:
> Ich weiss auch gar nicht, warum sich manche Leute lustig machen über die
> Überschussnutzung durch den Heisswasserspeicher. Das spart richtig Strom
> aus dem Netz.

Naja das liegt halt an der Frage, die hier mindestens einmal die Woche 
aufkommt: "Ich will mit PWM meinen Heizstab..."

Wenn man es so macht: Bezug < 0, und dann halt 100W oder 200W 
zuschaltet, und so lange anlässt, bis der Netzbezug > 0 wird, dann ist 
das schon vollkommen OK. Aber die meisten Menschen denken, dass sie 83W 
übrig haben, und mit PWM dann auf 0W kommen, verkennen dabei aber, dass 
bei einer PWM im An-Moment halt die volle Leistung aus dem Netz gezogen 
wird, und nicht nur die effektiven 83W, auf die sie regeln, sodass die 
Zählerbilanz halt eben nicht 0 wird, sondern die volle Leistung als 
Bezug misst. Je nach Zähler mal mehr, mal weniger.

Wie dem auch sei, nach einigem Querlesen und Gedankenmachen wird es 
darauf hinaus laufen, dass die Anlage erstmal gar nicht verändert wird, 
bis die zweite Anlage 2025/2026 aus der Förderung fliegt. Dann wird auf 
Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung umgestellt und dafür muss dann 
ohnehin erstmal der Elektriker ran, die Anlage auf den aktuellen Stand 
hochziehen.

von Troll A. (trollator)


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Ich würde zu Variante b) tendieren. Eine zusätzliche Investition ist 
nicht notwendig und ich mildere künftige Preissteigerungen im Voraus 
schon mal ab.

Den Überschuss lässt man sich halt vergüten, bzw. man könnte über eine 
Brauchwasserwärmpepumpe nachdenken. Da aber Solarthermie vorhanden ist, 
wird sich die auch nicht so schnell rechnen.

Lieber also das Leben etwas nach der PV ausrichten. Alleine 
Kleinigkeiten, wie die Waschmaschine tagsüber und nicht nachts laufen zu 
lassen bringen auch schon recht viel.

von Andre M. (andre1597)


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Stefan F. schrieb:
> Kühltruhe  Fön, Thermomix haben und brauchen wir nicht. Wir kochen mut
> Gas.

Ein Thermomix mit Gasanschluss, das wär aber die Innovation der Woche.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Martin S. schrieb:
> Hab ich was vergessen? Hier hat sicher schon jemand die gleiche
> Fragestellung durchdacht.

Legal, Illegal Scheißßßßßßßegal!!!!!!!!!!!!!

Besorg ihm einen EdV, und dann wird alles gut!

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