Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ringkerntrafo defekt, Messwerte


von Tom K. (ez81)


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Ein Gerät hat sich sanft ohne Rauch und Knall verabschiedet. Schaltplan 
habe ich nicht zur Hand, ist aber eine Mono-Audio-Endstufe mit 
MJ11015/MJ11016 und etwas Opamp-Vorstufe.
 - Die Primärsicherung 4AT ist durchgebrannt.
 - Sekundärsicherungen, Gleichrichter, Elkos, Leistungselektronik sehen 
unauffällig aus.
 - Die Wicklungen des Ringkernnetztrafos (0,233kVA) messen sich wie 
folgt:
    * 17 V @ 0.4 A: 1,5 Ohm
    * 2 x 33 V @ 3 A:  < 0,5 Ohm (mein DMM kann in dem Bereich nur 
schätzen)
    * primär: ~800 Ohm.

Was ist hier passiert? Windungsschluss primär mit Durchbrennen und 
schwach leitenden Verkohlungsrückständen? Bisher sind mir nur komplett 
unterbrochene Windungen begegnet.

von Bauform B. (bauformb)


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Verglichen mit einem Ringkerntrafo mit 250VA, 2x18V scheinen deine 
Messwerte völlig normal zu sein (primär 722 Ohm, sekundär je 0.1 Ohm).

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Bauform B. schrieb:
> Verglichen mit einem Ringkerntrafo mit 250VA, 2x18V scheinen deine
> Messwerte völlig normal zu sein (primär 722 Ohm, sekundär je 0.1 Ohm).

Für 250VA sind 722R deutlich zu hoch! Mein kleiner 230V / 50VA 
Ringkerntrafo mit sekundärseitigen 2x15V und 1,67A hat auf der 
Primärseite nur knapp 30R DC Widerstand.

von D. J. (basteldag)


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Was dödelt da noch so an Bauteilen im Primärkreis, Tipp 
Einschaltstrombegrenzung.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Enrico E. schrieb:
> Für 250VA sind 722R deutlich zu hoch! Mein kleiner 230V / 50VA
> Ringkerntrafo mit sekundärseitigen 2x15V und 1,67A hat auf der
> Primärseite nur knapp 30R DC Widerstand.

Jepp, sehe ich ähnlich. Meine beiden Trafos liegen bei 5,6 Ohm, bzw 3,5 
Ohm, 250VA bzw 334VA.

von Bauform B. (bauformb)


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Enrico E. schrieb:
> Für 250VA sind 722R deutlich zu hoch!

Stimmt absolut, 7.2 Ohm kommt eher hin. Warum darf ich den Blödsinn 
jetzt nicht mehr löschen?

von D. J. (basteldag)


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Bauform B. schrieb:
> Stimmt absolut, 7.2 Ohm kommt eher hin. Warum darf ich den Blödsinn
> jetzt nicht mehr löschen?

Damit wir alle etwas Spass haben.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Tom K. schrieb:
> - Die Wicklungen des Ringkernnetztrafos (0,233kVA) messen sich wie
> folgt:
>
> * primär: ~800 Ohm.

Fahrkarte, 800 Ohm an 230V ergeben 290mA, da kommt keine 4A-Sicherung.

Alle Sekundärwicklungen von der Schaltung trennen und den Trafo mit 
Netzspannung versorgen.

Ausgänge messen, soweit machbar, auch mal Last drauf legen.

Mit "sehen unauffällig aus" wird das nichts, da muß gemessen werden.

von Tom K. (ez81)


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Danke für die Beiträge, ich werde Rückmeldung geben, wenn das Rätsel 
gelöst ist.

von Harald W. (wilhelms)


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Bauform B. schrieb:

> Warum darf ich den Blödsinn jetzt nicht mehr löschen?

Mit etwas Glück schaffst Du das mit einer Email an einen
der Moderatoren. :-)

von Udo S. (urschmitt)


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Tom K. schrieb:
> - Sekundärsicherungen, Gleichrichter, Elkos, Leistungselektronik sehen
> unauffällig aus.

Einer durchlegierten Gle4ichrichterdiode sieht man nicht an dass sie 
defekt ist. Warum wird immer zuerst der Trafo als Übeltäter vermutet. 
Der ist im allgemeinen (falls er nicht völlig auf Kante genäht ist) das 
Bauteil das am unempfindlichsten ist.
Systematisches Messen ist besser als vermuten.

Transformator sekundär abklemmen und im Leerlauf messen.
Ggf. eine 60W Glühlampe (oder einen Regel(trenn)trafo) vorschalten.

von Tom K. (ez81)



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Tom K. schrieb:
> ich werde Rückmeldung geben, wenn das Rätsel
> gelöst ist.

Inzwischen war Zeit, dem auf den Grund (bzw. Kern) zu gehen.

Die Primärwicklung des Trafos bestand aus zwei 115-V-Wicklungen, die im 
Isolierschlauch der Primäranschlüsse versteckt in Reihe geschaltet 
waren. Die Widerstände des Trafos außerhalb der Schaltung entsprachen 
auf der Sekundärseite denen im Eingangsbeitrag (also OK), die 4 
Anschlüsse der Primärwicklungen hatten mit-/untereinander 20--1500 Ohm 
Widerstand, was recht deutlich für einen Windungsdefekt spricht.

Die Schlachtung des Trafos hat das bestätigt. Es gab einen 
Windungsschluss (Fotos 2 und 3), die innere Lage der 
Primär-Sekundär-Isolierfolie war mit durchgeschmort (Foto 1), der 
Plastikring auf dem Ringkern zeigte auch kleine Schmorspuren (Foto 4). 
Ich war etwas ernüchtert, wie wenig Isolation zwischen Primär- und 
Sekundärseite vorhanden ist.

Ernsthaft belastet wurde der Trafo im Laufe seines Lebens übrigens 
nicht.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Tom K. schrieb:
> Ich war etwas ernüchtert, wie wenig Isolation zwischen Primär- und
> Sekundärseite vorhanden ist.
>

Was ein schrecklicher Schaden an dem Trafo entstanden ist. Tektronix gab 
früher (1970 +- 8 Jahre) auf seine Trafos lebenslange Garantie. Wenn die 
wüßten, daß ich noch vier davon hier stehen habe...


> Ernsthaft belastet wurde der Trafo im Laufe seines Lebens übrigens
> nicht.

Mal wieder Schlamperei des Herstellers oder einfach ein Billigprodukt?

Hätte man die Windungen nicht ernsthaft isolieren können, ohne da 
etliche Windungen einfach durchzuschneiden?

mfg

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Christian S. schrieb im Beitrag
> Hätte man die Windungen nicht ernsthaft isolieren können, ohne da
> etliche Windungen einfach durchzuschneiden?
> mfg


Nein, da die  durchgeschnittenen Windungen über der Wickellage der 
verschmorten lagen.

Das ist stramm gewickelt, da hilft fast immer nur aufschneiden.

: Bearbeitet durch User
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