Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 10kV an einen 20kV Transformator


von Janek (janek_r717)


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Hi,

folgendes Gedankenbeispiel :

Kunde ist auf der Suche nach einem Transformator für eine Fabrik / Firma 
im Allgemeinen.

Anforderungen sind/waren :
- 20kV für Eingangsseite
- circa 630kVA - 1000kVA Gesamtleistung
- wahlweise Gießharztransformator oder Öltransformator

nach erfolgreicher Lieferung kommt nun dem ortansässigen Elektriker 
(Meister vage ich zu bezweifeln) die Erkenntnis, dass nur 10kV anliegen.

Für die Geräte im aufzubauenden Netz wird eine Wechselspannung im 
Bereich von 200 - 360V benötigt.

Und das Theater beginnt... laut Typenschild würde man dem Kunden 
vorschlagen Verbindung 3 und 6 auf dem Trafo zu wählen, dann wäre das 
ein Wicklungsverhältnis
1 : 47,5. D.h. für 10kV am Eingang wären das 210V zwischen den 
jeweiligen Phasen.

Wählt man nun ein TN-Netz wären es demzufolge 121V Wechselspannung 
zwischen L1 und N usw. also folglich zu niedrig.

Wäre nun bspw. ein IT-Netz denkbar ? Neutral an der Sekundärseite bleibt 
unbenutzt. Es wird zudem ein Isolationswächter installiert.
Nun die Frage bzgl. der gleichmäßigen Auslastung aller drei Leiter.
Würde das bedeuten man klemmt eine 'Steckdose' dann zwischen L1 und L2 
und eine weitere Steckdose an L2 und L3, oder benötigt man eine dritte 
Steckdose zwischen L3 und L1 ?

Gruß

von H. H. (Gast)


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Der Trafo ist in jedem Fall zu klein.

von Janek (janek_r717)


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H. H. schrieb:
> Der Trafo ist in jedem Fall zu klein.

Die Nennleistung wäre gewissermaßen vernachlässigbar. Mit 
Querstromlüftern könnte man die Nennleistung um circa 1.25 bis 1.5fachen 
der Nennleistung erhöhen. Mir geht es eher darum, ob mittels IT-Netz der 
richtige Spannungsbereich realisiert werden kann und das die Außenleiter 
gleichmäßig belastet werden. Die angeschlossenen Geräte benötigen keinen 
Drehstrom.

von H. H. (Gast)


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Den Sternpunkt erden und ein TN- oder TT-Netz bauen. IT ist wohl kaum 
nötig.


Und Dyn5 verträgt Schieflast.

von Stephan (stephan_h623)


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Und die blauen Adern in der Installation braun anmalen.
Wer denkt sich denn sowas aus??

von H. H. (Gast)


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Stephan schrieb:
> Und die blauen Adern in der Installation braun anmalen.

Ist nicht nötig.


> Wer denkt sich denn sowas aus??

Wenn man keine Ahnung hat...

von Rüdiger B. (rbruns)


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H. H. schrieb:
> Der Trafo ist in jedem Fall zu klein.

Halbe Spannung, halber Strom, viertel Leistung.
also 250kW

von H. H. (Gast)


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Rüdiger B. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Der Trafo ist in jedem Fall zu klein.
>
> Halbe Spannung, halber Strom, viertel Leistung.
> also 250kW

Unsinn im Quadrat!

von Janek (janek_r717)


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H. H. schrieb:
> Den Sternpunkt erden und ein TN- oder TT-Netz bauen. IT ist wohl kaum
> nötig.
>
>
> Und Dyn5 verträgt Schieflast.

D.h. Neutral der Sekundärseite (Sternpunkt) vom Trafo gegen Erde, jedoch 
nicht mit der Installation verbunden.

Mit der nachfolgenden Installation dann bspw. L1, L2 und PE (also 
TN-Netz).

Und dann 2 polige RCDs ?

von H. H. (Gast)


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Janek schrieb:
> D.h. Neutral der Sekundärseite (Sternpunkt) vom Trafo gegen Erde, jedoch
> nicht mit der Installation verbunden.

Ja.


> Mit der nachfolgenden Installation dann bspw. L1, L2 und PE (also
> TN-Netz).

Ja, und natürlich zweipolige LS, nicht 1+N!


> Und dann 2 polige RCDs ?

Wenn erforderlich.

von Janek (janek_r717)


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klingt plausibel. Vielen Dank.

von Rainer D. (rainer4x4)


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H. H. schrieb:
> Unsinn im Quadrat!

Nur wenn die Wickeldrähte glühen dürfen!

Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen 
vernünftigen Trafo?

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Rainer D. schrieb:
> Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen
> vernünftigen Trafo?

Den gab es wohl eher günstig auf dem Schrottplatz?

Weshalb plant jemand an sowas herum, der sich im Internetforum 
Grundlagen besorgen muß?

von H. H. (Gast)


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Manfred P. schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen
>> vernünftigen Trafo?
>
> Den gab es wohl eher günstig auf dem Schrottplatz?

Für so einen Ortstrafo ist das doch kein Alter.


> Weshalb plant jemand an sowas herum, der sich im Internetforum
> Grundlagen besorgen muß?

Wer wird ihm die Bastelei ans Mittelspannungsnetz anklemmen?

von Manfred P. (pruckelfred)


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H. H. schrieb:
>>> Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen
>>> vernünftigen Trafo?
>> Den gab es wohl eher günstig auf dem Schrottplatz?
> Für so einen Ortstrafo ist das doch kein Alter.

Für ein existierendes Netz.

Aber wie kommt man für eine NEUeinrichtung an einen knapp 40 Jahre alten 
Trafo?

>> Weshalb plant jemand an sowas herum, der sich im Internetforum
>> Grundlagen besorgen muß?
> Wer wird ihm die Bastelei ans Mittelspannungsnetz anklemmen?

Na der:
Janek schrieb:
> (Meister vage ich zu bezweifeln)

von H. H. (Gast)


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Manfred P. schrieb:
> H. H. schrieb:
>>>> Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen
>>>> vernünftigen Trafo?
>>> Den gab es wohl eher günstig auf dem Schrottplatz?
>> Für so einen Ortstrafo ist das doch kein Alter.
>
> Für ein existierendes Netz.
>
> Aber wie kommt man für eine NEUeinrichtung an einen knapp 40 Jahre alten
> Trafo?

Vor Abbruch ausgebaut. Es gibt Händler für sowas.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Und die blauen Adern in der Installation braun anmalen.

Das passiert von ganz alleine.

> Mit Querstromlüftern könnte man die Nennleistung um
> circa 1.25 bis 1.5fachen der Nennleistung erhöhen.

Verkauf den Trafo und suche einen passenden. Mit der richtigen 
Nennleistung und mit 10kV wenn da nur 10kV anliegen. Es gibt inzwischen 
auch Ortsnetztransformatoren, die sind zwischen 10 und 20kV umschaltbar 
oder umklemmbar, da die alten 10kV Erdkabelnetze perspektivisch auf 20kV 
umgebaut werden.

So'n Pfusch wie 20kV Trafo an 10kV Netz schaltet sowieso kein 
EVU-Techniker ein, der seinen Job noch ein Weilchen behalten möchte.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Rüdiger B. schrieb:
> Halbe Spannung, halber Strom, viertel Leistung.
> also 250kW

Warum soll denn bei halber Spannung der Draht dünner werden?
Ein Trafo hält immer den vollen Nennstrom ab.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Klar, wenn die Spannung erhöht wird bleibt der Strom auch gleich.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Janek schrieb:
> Für die Geräte im aufzubauenden Netz wird eine Wechselspannung im
> Bereich von 200 - 360V benötigt

ist der Trafo denn einstellbar?

༼⍢༽

von Janek (janek_r717)


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Manfred P. schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> Was ich nicht verstehe, weshalb kauft sich der Gewerbebetrieb keinen
>> vernünftigen Trafo?
>
> Den gab es wohl eher günstig auf dem Schrottplatz?
>
> Weshalb plant jemand an sowas herum, der sich im Internetforum
> Grundlagen besorgen muß?

Grundlagen wären wohl eher was ist Spannung, was ist Strom. Bei diesem 
Thema sind wir wohl weit darüber.

Der Trafo ging in einen Balkanstaat und war günstig. Angefordert war ein 
20kV Trafo. Erst im Nachgang ist den Leuten dort eingefallen, dass diese 
eigentlich 10kV haben.

Die deutsche Leier "das ist aber nicht nach Typenschild", ist bei den 
Leuten dort drüben nicht produktiv. Die Trafostation wurde exportiert 
und muss nun in Betrieb gehen. Eine pragmatische Lösung musste gefunden 
werden. Laut Geafol gibt es hierzu auch ein Datenblatt, dass explizit 
die Benutzung von Querstromlüftern erwähnt. Im Detail soll ab circa 80°C 
gekühlt werden, ab circa 130-140°C dann der Lastabwurf. Dann kann man 
die 1.25 - 1.5fache Nennleistung fahren.

Vor ein paar Jahren waren Trafos günstiger, durch die Energiewende 
liegen gebrauchte Trafostationen zwischen 10 - 25k€ bei 630 - 1250kVA. 
Der hier erwähnte Trafo kam aus einer Insolvenz für 1/3 des Preises.

Es wird sich zeigen, wie das Ergebnis aussieht...

Gruß

von H. H. (Gast)


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Janek schrieb:
> Es wird sich zeigen, wie das Ergebnis aussieht...

Bedenkt, dass der Trafo bei Unterspannung ziemlich weich sein wird. Die 
Kurzschlussspannung beträgt dann ja 12% der Betriebsspannung.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Im Detail soll ab circa 80°C gekühlt werden, ab circa 130-140°C dann
> der Lastabwurf.
Das empfinde ich schon als ziemlich heiße Sache, evtl. kann man sich das 
bei alten Transformatoren und mineralischem Öl noch erlauben, aber 
besser werden die davon nicht. Normalerweise gibt's bei 75..80°C schon 
eine Warnung und bei 90..100°C wird der Lastschalter rausgeschmissen.

> Dann kann man die 1.25 - 1.5fache Nennleistung fahren.
Und das Schicksal der gesamten Firma hängt an ein paar kleinen 
Lüftermotoren... top!

Wie gesagt, für mich ist das Pfusch, aber andere Länder haben's ja 
sowieso nicht so mit der Versorgungssicherheit... also letztlich nicht 
mein Problem. Ich vermute nur, daß meine Steckdose hier eine höhere 
Netzverfügbarkeit und Spannungsstabilität erreicht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ben B.

Ben B. schrieb:

>> Dann kann man die 1.25 - 1.5fache Nennleistung fahren.
> Und das Schicksal der gesamten Firma hängt an ein paar kleinen
> Lüftermotoren... top!

Du hast wohl noch nie in prekären betrieblichen Verhältnissen 
gearbeitet. Besser in einem halben Jahr pleite als sofort.

> Wie gesagt, für mich ist das Pfusch, aber andere Länder haben's ja
> sowieso nicht so mit der Versorgungssicherheit... also letztlich nicht
> mein Problem. Ich vermute nur, daß meine Steckdose hier eine höhere
> Netzverfügbarkeit und Spannungsstabilität erreicht.

Mag sein, aber der TO hat sein Problem halt nicht "hier" und solche 
prekären Verhältnisse gibt es auch hier zu hauf. Hält nur jeder den Mund 
drüber.....

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Janek schrieb:
> Anforderungen sind/waren :
> - 20kV für Eingangsseite
> - circa 630kVA - 1000kVA Gesamtleistung
> - wahlweise Gießharztransformator oder Öltransformator
Habt ihr das schriftlich?
Wahrscheinlich nicht!
Ansonsten würde ich halt mal den "Vertrieb" drum bitten das zu klären.
----> Anwälte kommen dann später ins Spiel.

> nach erfolgreicher Lieferung kommt nun dem ortansässigen Elektriker
> (Meister vage ich zu bezweifeln) die Erkenntnis, dass nur 10kV anliegen.
Ich würde einfach so einen Ton nicht anschlagen, der ist ziemlich 
herrablassend.
Macht sich nicht gut.

Beitrag #7510702 wurde vom Autor gelöscht.
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Da ist das Kind bereits zu 1/3 in den Brunnen gefallen.

Zu Bedenken gebe ich hier noch, das die Verluste im Trafo P_verl ~ 
R*(I_last)^2 steigen. Forumsteilnehmer Hinz hat das schon angemerkt. Auf 
diese Verlustleistung kommt noch eine ordentliche Schippe drauf, wenn es 
sich nicht um sinusförmige Verbraucher oder/und mit cos(phi)=1 handelt.

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