Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik alter russischer Rasierer mit komischen Trafo


von MadMax1001 (ali_b275)


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Ich hab hier einen alten Rasierer aus Sowjetzeiten. Ich will es auch 
nicht reparieren, er funktionierte bis zum Schlachten. Hier ist die 
Sekundärseite mit der Primärseite verbunden. Das kann doch nicht normal 
sein, selbst für die Sowjets. Kennt jemand solche Schaltungen? Die 
Ausgangsspannung müsste über 20V und unter 100V sein. Leider kann ich 
nichts mehr messen, der Trafo scheint wie tot zu sein und keine 
vernünftige Kombination bringt Durchgang. Also kennt jemand solche 
Schaltungen wo Primär und Sekundärseite verbunden sind und der Trafo nur 
3 Anschlüße hat?

von Marc X. (marc_x)


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MadMax1001 schrieb:
> Also kennt jemand solche
> Schaltungen wo Primär und Sekundärseite verbunden sind und der Trafo nur
> 3 Anschlüße hat?

Spartrafo

https://www.mikrocontroller.net/articles/Spartransformator

: Bearbeitet durch User
von MadMax1001 (ali_b275)


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Oh, sowas habe ich noch nicht gesehen.
Fand es merkwürdig ohne galvanische Trennung damit im Gesicht 
rumzurasieren.
Wird wohl irgendwo Kunstoffzahnräder haben.
Danke.

von Martin S. (sirnails)


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MadMax1001 schrieb:
> Also kennt jemand solche
> Schaltungen wo Primär und Sekundärseite verbunden sind und der Trafo nur
> 3 Anschlüße hat?

Ja klar, denn das spart enorm Kupfer. Nachteil ist die fehlende 
galvanische Trennung, die aber durchaus auch anderweitig erfolgen kann.

von Harald K. (kirnbichler)


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MadMax1001 schrieb:
> Ich hab hier einen alten Rasierer aus Sowjetzeiten.

Das ist lustig, das Ding sieht aus wie eine exakte Kopie eines 
Philips-Rasierers, den ich mal hatte. 80er Jahre. Auch die Farbgebung 
(Rot/Schwarz) ist gekonnt getroffen.

Wie sieht der Scherkopf bei dem Ding aus?

von Peter D. (peda)


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MadMax1001 schrieb:
> Fand es merkwürdig ohne galvanische Trennung damit im Gesicht
> rumzurasieren.

Das war früher Standard. Die 220V gingen direkt in den Rasierer zur 
Spule und der Scherkopf vibrierte mit 100Hz.

von Harald K. (kirnbichler)


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Der von mir vorhin erwähnte Philipsrasierer (dem das Bild sehr, sehr 
ähnlich sieht) verwendete einen Motor und trieb mit dem zwei rotierende 
Scherköpfe an.

Der Trafo im Gerät sah aber ziemlich genauso aus wie der im Bild, und 
auch die Steckverbindung für das Netzkabel.

Ich hab' das Ding vor ein paar Jahren entsorgt, sonst könnte ich 
Vergleichsbilder zeigen. Eine Google-Bildersuche brachte auch keine 
Ergebnisse.

von Martin S. (sirnails)


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Peter D. schrieb:
> MadMax1001 schrieb:
>> Fand es merkwürdig ohne galvanische Trennung damit im Gesicht
>> rumzurasieren.
>
> Das war früher Standard. Die 220V gingen direkt in den Rasierer zur
> Spule und der Scherkopf vibrierte mit 100Hz.

Auch damals wurde galvanisch getrennt. Dafür gab es dann Trenntrafos für 
die Unterputzmontage. Dort statt dann auch drauf "Nur für 
Rasierapparate".

https://c8.alamy.com/compde/amc12m/rasierer-steckdose-amc12m.jpg

Die gab's natürlich auch für die DIN Stecker.

Wird nebenbei noch heute mancherorts verbaut. Die gibt es nachwievor bei 
Amazon zu kaufen. Nur etwas moderner.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Martin S. schrieb:
> Wird nebenbei noch heute mancherorts verbaut.

In vielen Hotels zum Beispiel. Meine Frau wollte dort den Fön 
anschließen, nur tat dieser keinen Mucks.
Mit dem kleinen Schriftzug "20VA" auf der Dose konnte sie herzlich wenig 
anfangen...

von Klaus H. (hildek)


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Martin S. schrieb:
> Auch damals wurde galvanisch getrennt. Dafür gab es dann Trenntrafos für
> die Unterputzmontage. Dort statt dann auch drauf "Nur für
> Rasierapparate".

Wo in einer privaten Wohnung gibt es denn das? Vielleicht im Ausland? 
Hier in D ist mir das noch nicht begegnet.

Martin S. schrieb:
> Ja klar, denn das spart enorm Kupfer.

Enorm? Für die paar Sekundärwicklungen v.s. der elektrischen Sicherheit?

von Bernd G. (Gast)


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Klugscheißmodus: Das ist kein russischer, sondern ein ukrainischer 
Apparat.
"Charkiw".

von Karl B. (gustav)


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Klaus H. schrieb:
> Wo in einer privaten Wohnung gibt es denn das?

Sogar in der Kölner Wohnung. Garnicht so selten, wie man denkt.
Dafür waren die Schukodosen in den Badezimmer-Lampen verboten.
Irgendwie musste man ja den Rasierapparat anschließen.
Man beachte auch den Schalter. Der Trafo ist nur in Betrieb, wenn 
Stecker gesteckt.

https://www.voltus.de/schalterprogramme/legrand/livinglight/steckdosen-o/legrand-n4177-steckdose-fuer-rasierapparat-weiss.html

ciao
gustav

von Daniel S. (supernova01)


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Deswegen gibt/gab es die Rasierersteckdose.

Eine Rasiersteckdose (Rasiersteckdoseneinheit nach EN 61558-2-5[1]) ist 
eine vom Niederspannungsnetz galvanisch getrennte Steckdose, um 
elektrische Rasierapparate, Zahnbürsten und ähnliche Geräte der Klasse 
II mit geringer Leistung in Feuchträumen anzuschließen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rasiersteckdose

VG
DS

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Der Grund dieser Steckdosen war aber nicht dass elektr. Rasierapparate 
keine galvanische Trennung haben, sondern das diese Steckdosen nicht den 
vorgeschriebenen Installationszonen entsprechen. Bzw. bei 
internationalen Hotels sich diese nicht irgendwelchen 
Haftungen/Prozessen bei evt. Elektrounfällen aussetzen wollen.

von Daniel S. (supernova01)


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Udo S. schrieb:
> sich diese nicht irgendwelchen
> Haftungen/Prozessen bei evt. Elektrounfällen

Das kommt doch auf selbe hinaus. Hätten die Apparate einen Trenner, 
hätte es diese Rasierersteckdose in Hotels vermutlich nie gegeben...auch 
wenn die Steckdose dort dann eigentlich vielleicht immer noch nicht 
hätte sein  "dürfen"...

DS

von Stefan W. (stefan_w234)


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Bernd G. schrieb:
> Klugscheißmodus: Das ist kein russischer, sondern ein ukrainischer
> Apparat.
> "Charkiw".

Zu der Zeit als das Ding gebaut wurde gehörte Charkiw noch zur 
Sowjetunion...

von Peter D. (peda)


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Hier seht man auch schön den Schwinganker:
http://www.kulturelle-projekte.de/node/157

Die beiden Spulen ließen sich über einen Kippschalter in Reihe oder 
parallel schalten (220/110V).

von Bernd G. (Gast)


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Stefan W. schrieb:
> Zu der Zeit als das Ding gebaut wurde gehörte Charkiw noch zur
> Sowjetunion...

Aber noch lange nicht zur Russischen Föderation.

von Udo S. (urschmitt)


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Dennis S. schrieb:
> Das kommt doch auf selbe hinaus. Hätten die Apparate einen Trenner,
> hätte es diese Rasierersteckdose in Hotels vermutlich nie gegeben

Quatsch, wenn du den 230V Rasierer in das mit Seifenwasser gefüllte 
Waschbecken oder die Badewanne fallen lassen kannst nützt dir ein 
eingebauter Trafo mit galvanischer Trennung genau NICHTS!

von Daniel S. (supernova01)


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Udo S. schrieb:
> galvanischer Trennung genau NICHTS!

Stimmt, das ist aber heute auch nicht anders, außer man hat einen 
Akkurasierer. Diese Steckdosen sieht man aber nur noch selten, ergo...

Gut, heute gibt es den FI ...

DS

von Harald K. (kirnbichler)


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Peter D. schrieb:
> Hier seht man auch schön den Schwinganker:
> http://www.kulturelle-projekte.de/node/157

Das ist ein komplett anderer Rasierer.

Und wie eine Bildersuche nach "electric shaver kharhikv" oder "kharkov" 
zeigt, haben die tatsächlich Philips-Rasierer mit rotierenden 
Scherköpfen geklont.

Ein ähnliches Exemplar:

https://i.etsystatic.com/11228235/r/il/9eace0/1487428002/il_fullxfull.1487428002_eudf.jpg

Daß der vorliegende Rasierer auch so aufgebaut war, dafür sprechen die 
auf der Platine erkennbaren vier Dioden ...

von Harald W. (wilhelms)


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Martin S. schrieb:

>> Das war früher Standard. Die 220V gingen direkt in den Rasierer zur
>> Spule und der Scherkopf vibrierte mit 100Hz.
>
> Auch damals wurde galvanisch getrennt. Dafür gab es dann Trenntrafos für
> die Unterputzmontage. Dort statt dann auch drauf "Nur für
> Rasierapparate".

Die waren in D aber nie Vorschrift und wurden in privaten
Baqdezimmern eher selten verbaut.

> Die gab's natürlich auch für die DIN Stecker.

Solche?
https://www.on-off-hifi.de/Produkte/DIN+Stecker+5pol%252C+Vollmetall/index.php?rex_media_type=half-fallback@1x&rex_media_file=din_stecker_lumberg.jpg

von Harald W. (wilhelms)


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Karl B. schrieb:

> Dafür waren die Schukodosen in den Badezimmer-Lampen verboten.

Ach, wo steht das? Igendwo möchte man (frau) doch auch den Haartrockner
anschliessen.

von Martin S. (sirnails)


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Harald W. schrieb:
>> Die gab's natürlich auch für die DIN Stecker.
>
> Solche?
> 
https://www.on-off-hifi.de/Produkte/DIN+Stecker+5pol%252C+Vollmetall/index.php?rex_media_type=half-fallback@1x&rex_media_file=din_stecker_lumberg.jpg

DIN VDE 0620-101 und DIN 49464:2001-06: „flacher, 
nichtwiederanschließbarer zweipoliger Stecker, 2,5 A 250 V, mit Leitung, 
für die Verbindung von Klasse-II-Geräten für Haushalt und ähnliche 
Zwecke“.

von Harald W. (wilhelms)


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Martin S. schrieb:

>>> Die gab's natürlich auch für die DIN Stecker.
>>
>> Solche?
>>
> 
https://www.on-off-hifi.de/Produkte/DIN+Stecker+5pol%252C+Vollmetall/index.php?rex_media_type=half-fallback@1x&rex_media_file=din_stecker_lumberg.jpg
>
> DIN VDE 0620-101 und DIN 49464:2001-06: „flacher,
> nichtwiederanschließbarer zweipoliger Stecker, 2,5 A 250 V, mit Leitung,
> für die Verbindung von Klasse-II-Geräten für Haushalt und ähnliche
> Zwecke“.

Auch wenn es für die "Europastecker" eine DIN gibt, wurde die
Bezeichnung DIN-Stecker eigentlich nur für die früher allgemein
benutzten Audio-Stecker genommen. Der von dir gezeigte Trafo
eignet sich übrigens auch für "Europastecker".

von Klaus H. (hildek)


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Harald W. schrieb:
> Karl B. schrieb:
>
>> Dafür waren die Schukodosen in den Badezimmer-Lampen verboten.
>
> Ach, wo steht das? Igendwo möchte man (frau) doch auch den Haartrockner
> anschliessen.

Da war auch nichts verboten. Nur der Mindestabstand zur Dusche/Badewanne 
musste eingehalten werden und vermutlich auch das Schild angebracht sein 
mit dem Text: "Fassen sie keine elektrischen Geräte und 
Steckvorrichtungen an, während Sie im Wasser sind oder auf nassem Boden 
stehen"

von Manfred P. (pruckelfred)


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Peter D. schrieb:
> Die 220V gingen direkt in den Rasierer zur
> Spule und der Scherkopf vibrierte mit 100Hz.

Im ursprünglichen Braun Sixtant liefen die beiden Schwingspulen direkt 
an 220 Volt.

Martin S. schrieb:
> Auch damals wurde galvanisch getrennt. Dafür gab es dann Trenntrafos für
> die Unterputzmontage. Dort statt dann auch drauf "Nur für
> Rasierapparate".

Im Privathaushalt selten bis nie anzutreffen.

Dennis S. schrieb:
>> galvanischer Trennung genau NICHTS!
> Stimmt, das ist aber heute auch nicht anders, außer man hat einen
> Akkurasierer.

Auch den kann man mit angeschlossenem Netzkabel nutzen. Ist bei meinem 
Philips sogar in der Anleitung beschrieben. In dem Ding steckt ein recht 
komplexes Schaltnetzteil. Bei einem Braun war zum Laden ein 
Steckernetzteil bei, was natürlich das Risiko verringert.

Klaus H. schrieb:
> Da war auch nichts verboten. Nur der Mindestabstand zur Dusche/Badewanne
> musste eingehalten werden

Eben das wollte Udo sagen:
Udo S. schrieb:
> vorgeschriebenen Installationszonen ..

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