Forum: Offtopic Arbeiten unter Spannung


von Frank S. (tueftler81)


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Da muss man ganz schön die Ruhe weg haben:
https://x.com/flysicardi/status/1621932187045040130

von Falk B. (falk)


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Frank S. schrieb:
> Da muss man ganz schön die Ruhe weg haben:
> https://x.com/flysicardi/status/1621932187045040130

Fake News. Dort ist kein Dampf drauf, denn der gute Mann hat keinen 
Potenialausgleich angeschlossen. Das sieht dann eher so aus!

https://www.youtube.com/watch?v=DPNK7bc2qvM#t=2m

Edit. Ok, hat er doch, sieht man nur sehr schlecht, wohl aber am Ende 
vom Video.

: Bearbeitet durch User
von Frank S. (tueftler81)


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Ja das Bild ist nicht sehr scharf, aber am Ende sieht man den 
Lichtbogen.

Ich hatte ja geschrieben, dass ich letztens so ein Teil in der Hand 
hatte
(Beitrag "Re: Stromimport in DE")
ist ganz schön schwer. Ich würde mal so schätzen zwischen 5 und 10 kg.
Was ist eigentlich die primäre Aufgabe? Die 4 Leiter auf Abstand zu 
halten oder den Strom bzw. das Potenial der vier Leiterseile gleichmäßig 
zu verteilen?

von Michael B. (laberkopp)


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Frank S. schrieb:
> Da muss man ganz schön die Ruhe weg haben

Jeder Vogel setzt sich drauf.

Beachtlich ist der Hubschrauberpilot und das allgemeine Risiko, dass 
sich der Hubschrauber in der Leitung verfängt, mit der Kufe oder der 
Kiste.

von Marcel V. (mavin)


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Falk B. schrieb:
> ...denn der gute Mann hat keinen Potenialausgleich angeschlossen.

Das muss er auch nicht. Sonst würden alle Vögel, die sich auf die 
Leitung gesetzt haben, beim Losfliegen eine Funkenstrecke hinter sich 
her ziehen.

🐥

von Alexander (alecxs)


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und beim Landen

von Michael B. (laberkopp)


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Falk B. schrieb:
> denn der gute Mann hat keinen Potenialausgleich angeschlossen.

Hat er. Ganz am Anfang, und weiter hinten sieht man die rote Klammer mit 
dem schwarzen Kabel.

von Frank S. (tueftler81)


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Marcel V. schrieb:
> Sonst würden alle Vögel, die sich auf die
> Leitung gesetzt haben, beim Losfliegen eine Funkenstrecke hinter sich
> her ziehen.

Den Potenialausgleich würde ich aber auch nicht mit der Hand machen 
wollen. Wenn man die Ausgleichsfunken auf den beiden Videos sieht sind 
das nicht nur 24V Spannungsdifferenz.

Vor ein paar Wochen saßen viele Vögel (die hatten sich wahrscheinlich zu 
ihrer weiten Reise gesammelt) auf einer (110kV Bahn) Freileitung, auch 
auf den Isolatoren. Da fehlten nicht mehr viele Vögel dann hätte es 
einen Überschlag gegeben.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael B. schrieb:

> Jeder Vogel setzt sich drauf.

Normalerweise setzen sich Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen.
Sie sitzen nur auf dem Erdseil.

von Alexander (alecxs)


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Frank S. schrieb:
> Da fehlten nicht mehr viele Vögel dann hätte es einen Überschlag
> gegeben.

Die letzten wären dann die Spaßvögel.

von Frank S. (tueftler81)


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Harald W. schrieb:
> Normalerweise setzen sich Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen.
> Sie sitzen nur auf dem Erdseil.

Das hatte ich sonst auch immer so beobachtet, aber letztens nicht. Ich 
habe das zwar nur im Augenwinkel beim vorbeifahren auf der Autobahn 
gesehen. Ich bin mir aber sicher, dass die Vögel in zwei Reihen auf der 
Leitung saßen. Der Blick war in etwa so wie auf dem Bild von 
Googlestreetview. Es kann aber auch gut sein, das die Leitung 
freigeschaltet war. Die Bahn baut in der Nähe  gerade ein Umrichterwerk 
und nutzt zukünftig Netzspannung (Wind&Sonnenstrom) und ändert die 
Frequenz von 50Hz auf 16 2/3Hz anstatt Kohlestrom direkt vom Kraftwerk 
zu nehmen.

von Falk B. (falk)


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Michael B. schrieb:
>> Da muss man ganz schön die Ruhe weg haben
>
> Jeder Vogel setzt sich drauf.

Nö, sicher nicht auf DER Spannungsebene, die Coronaentladungen kribbeln 
zu viel.

> Beachtlich ist der Hubschrauberpilot und das allgemeine Risiko, dass
> sich der Hubschrauber in der Leitung verfängt, mit der Kufe oder der
> Kiste.

Amis halt.

von Marcel V. (mavin)


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Harald W. schrieb:
> Normalerweise setzen sich Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen.
> Sie sitzen nur auf dem Erdseil.

Die Vögel sitzen auf allen Leitungen, nicht nur auf der Erdleitung. Die 
können den Strom ja nicht riechen oder sehen.

von Falk B. (falk)


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Marcel V. schrieb:
> Die Vögel sitzen auf allen Leitungen, nicht nur auf der Erdleitung. Die
> können den Strom ja nicht riechen oder sehen.

Sicher, aber die Feldstärke.

von Marcel V. (mavin)


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Falk B. schrieb:
> Nö, sicher nicht auf DER Spannungsebene, die Coronaentladungen kribbeln
> zu viel.

Selbst wenn es so wäre, dann würden sie beim Losfliegen aber keine 
Funkenstrecke hinter sich her ziehen und auch nicht daran sterben.

von Thorsten S. (thosch)


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So ein Vögelchen hat eine viel kleinere Kapazität, als ein Hubschrauber. 
Daher brauchen die Piepmätze keine Lichtbögen zu fürchten.
Und die sitzen nicht nur auf dem Erdseil, sondern auf allen Leitern. 
Habe die auch schon auf 'ner 380kV Leitung sitzen sehen.

von Frank S. (tueftler81)


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Das hatte ich zu dem Them gefunden:
Nabu:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/stromtod

Amprion:
https://www.amprion.net/Dokumente/Mensch-Umwelt/Vogelschutz/V%C3%B6gel-und-Freileitungen-Vogelschutz-bei-Amprion-(DE).pdf

Tennet:
https://www.tennet.eu/de/blog/freileitungen-und-vogelschutz

Fazit es sterben Vögel, aber eher an Mittelspannungsmasten/-leitungen
(ca. 10 bis 20kV) oder an Bahnleitungen als an Hoch- oder 
Höchstspannungsleitungen. Aber dann durch ausgelöste Kurz- oder 
Erdschlüsse.

: Bearbeitet durch User
von Thorsten S. (thosch)


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Frank S. schrieb:
> Fazit es sterben Vögel, aber eher an Mittelspannungsmasten/-leitungen
> (ca. 10 bis 20kV) oder an Bahnleitungen als an Hoch- oder
> Höchstspannungsleitungen. Aber dann durch ausgelöste Kurz- oder
> Erdschlüsse.

Ja, vor allem an den in dem von dir verlinkten Nabu-Beitrag zu sehenden 
T-Masten mit Stützisolatoren! Weil die Vögel da dann oft nicht auf den 
Leiterseilen sitzen, sondern den Träger des Mastes bevorzugen. Und dann 
sind die Leiter auf den stehenden Stützisolatoren in direkter 
Reichweite.

Gerade große, langbeinige Vögel wie Weißstörche sind durch derartige 
Masten gefährdet, da die sich fast immer auf den Mast und praktisch nie 
aufs Leiterseil setzen. Hängende Isolatoren sind deutlich 
vogelfreundlicher.
Die Leitungsnetzbetreiber haben inzwischen aber an vielen Masten mit 
Stützisolatoren isolierende Leiterabdeckungen nachgerüstet.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk B. schrieb:
> Fake News. Dort ist kein Dampf drauf, denn der gute Mann hat keinen
> Potenialausgleich angeschlossen.

Der Potentialausgleich muss bei Arbeiten vom Hubschrauber aus immer
gemacht werden, unabhängig davon, ob "Dampf" auf der Leitung ist oder
nicht. Ich gehe mal davon aus, dass die Leitung aus Sicherheitsgründen
abgeschaltet wurde, auch wenn rein theoretisch auch unter Spannung
gearbeitet werden könnte.

von Frank S. (tueftler81)


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Yalu X. schrieb:
> Ich gehe mal davon aus, dass die Leitung aus Sicherheitsgründen
> abgeschaltet wurde, auch wenn rein theoretisch auch unter Spannung
> gearbeitet werden könnte.

Der jenige, der das Video gepostet hat ist aus Argentinien. Das lässt 
jetzt nicht auf den Aufnahmeort schließen. Ich vermute aber, das es in 
Südamerika aufgenommen wurde.

Am Ende des Videos ist zu sehen, dass die Leitung unter Spannung steht.

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Alexander schrieb:
> und beim Landen

Beim landen weniger, den runterkommen tun sie alle!

von Icke ®. (49636b65)


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Frank S. schrieb:
> Was ist eigentlich die primäre Aufgabe? Die 4 Leiter auf Abstand zu
> halten oder den Strom bzw. das Potenial der vier Leiterseile gleichmäßig
> zu verteilen?

Hauptzweck dieser Bündelleiter ist die Überlistung des Skineffektes. 
Ähnlich wie bei HF drängt der Strom auf die Außenseite des Leiters und 
mit dieser Anordnung der Seile trickst man ihn quasi aus.

von Icke ®. (49636b65)


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Yalu X. schrieb:

> Der Potentialausgleich muss bei Arbeiten vom Hubschrauber aus immer
> gemacht werden, unabhängig davon, ob "Dampf" auf der Leitung ist oder
> nicht. Ich gehe mal davon aus, dass die Leitung aus Sicherheitsgründen
> abgeschaltet wurde, auch wenn rein theoretisch auch unter Spannung
> gearbeitet werden könnte.

Nein, die Leitung wird eben gerade nicht abgeschaltet, deswegen macht 
man ja solche Einsätze mit dem teuren Hubschrauber. Der 
Potentialausgleich wird auch nicht wegen der Spannung auf der Leitung 
gemacht, sondern wegen der statischen Aufladung des Helikopters. Würde 
der Monteur einfach so an die Leitung fassen, bekäme er ordentlich eine 
gewischt. Ich kenne das sehr gut, wir haben beim Energiebau auch oft mit 
Hubschraubern gearbeitet und uns Erdungsstangen aus Besentielen gebaut, 
mit einem dicken Draht am Ende, der über eine Litze zu einem am Boden 
schleifenden, großen Metallstück verbunden war. Mir ist es nur einmal 
passiert, ohne vorherige Erdung nach dem Lastseil zu greifen, der Moment 
war unvergeßlich...

von Falk B. (falk)


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Icke ®. schrieb:
> Hauptzweck dieser Bündelleiter ist die Überlistung des Skineffektes.
> Ähnlich wie bei HF drängt der Strom auf die Außenseite des Leiters und
> mit dieser Anordnung der Seile trickst man ihn quasi aus.

Nicht nur. Es geht bei den Spannungsebenen auch darum, den virtuellen 
Radius der Elektrode zu vergrößeren. Drei bzw. vier Leiterseite mit 
Abstand wirken dann wie ein dickes Rohr mit ähnlichem Durchmesser wie 
der Abstand (Diagonale) der Leiterseile, damit werden die 
Coronaentladungen reduziert. Leg mal 380kV AC auf einen Klingeldraht in 
der Luft und staune.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Frank S. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Ich gehe mal davon aus, dass die Leitung aus Sicherheitsgründen
>> abgeschaltet wurde, auch wenn rein theoretisch auch unter Spannung
>> gearbeitet werden könnte.
>
> ...
>
> Am Ende des Videos ist zu sehen, dass die Leitung unter Spannung steht.

Ein Lichtbogen bildet sich auch dann, wenn nicht die Leitung, sondern
der Hubschrauber unter Spannung steht, was im Betrieb auf Grund von
elektrischer Aufladung an den sich bewegenden Rotorblättern fast immer
der Fall ist.

"Similarly, helicopter blades move fast, and tribocharging can generate
voltages up to 200 kV."

Aus

  https://en.wikipedia.org/wiki/Triboelectric_effect

Deswegen muss der Potentialausgleich bspw. auch beim Aufnahmen und
Absetzen von Ladung mit der Seilwinde in einen bzw. von einem
schwebenden Hubschrauber erfolgen.

Icke ®. schrieb:
> Nein, die Leitung wird eben gerade nicht abgeschaltet, deswegen macht
> man ja solche Einsätze mit dem teuren Hubschrauber.

Dafür gibt es noch andere Gründe, sonst würde der Hubschrauber nicht
auch für Arbeiten am Erdseil eingesetzt werden wie bspw. hier:

  https://www.mynewsdesk.com/de/lew/pressreleases/helikoptereinsatz-fuer-den-vogelschutz-lvn-bringt-kunststofflamellen-an-hochspannungsleitungen-an-3275489

von Icke ®. (49636b65)


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Yalu X. schrieb:
> Dafür gibt es noch andere Gründe, sonst würde der Hubschrauber nicht
> auch für Arbeiten am Erdseil eingesetzt werden wie bspw. hier:

Wie willst du an das Erdseil rankommen, wenn das System darunter unter 
Spannung steht? Das wird schon aus Sicherheitsgründen nicht gemacht. 
Prinzipiell ist es zwar möglich, auch an unter Spannung stehenden 
Leitungen vom Boden bzw. Mast aus zu arbeiten. Der Aufwand ist aber 
wegen der nötigen Spezialausrüstung nicht trivial. Wir hatten in der 
ganzen Firma nur eine einzige Truppe, die dafür ausgebildet und 
zugelassen war. Bei abgeschalteteten Leitungen braucht man keinen 
Hubschrauber, der pro Flugstunde mehrere 1000€ kostet. Die Stege werden 
mittels an den Leiterseilen eingehängten Fahrkörben installiert und für 
Marker o.ä. am Erdseil gibt es schon Roboter:

https://www.youtube.com/watch?v=c4gu4BRjsfg

Ansonsten werden Hubschrauber auch zur Vermeidung von Flurschäden, an 
vom Boden aus schlecht zugänglichen Stellen, oder beim Neubau auch zum 
Ausfliegen der Vorseile benutzt. Letzteres vor allem, weil es sehr 
schnell geht.

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