Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu Leitungsquerschnitt bei Gleichstrom


von Niemand (einniemand)


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Hallo,
ich verstehe folgende Sache nicht:

Gleichstrom, Netzteil mit 20V, 3.25A = 65W Leistung, benötigt laut 
online rechner einen Leitungsquerschnitt von 1.6mm² (grob).

Wenn ich die selbe Stromstärke bei 5V haben will, muss ich schon auf 
über 2mm² gehen, obwohl hier nur 16.25W umgesetzt werden.

Warum braucht die 5V Variante einen höheren Querschnitt?
Und hat all das irgendwas mit dem Leitwert (G) zutun?

Wo liegt mein Denkfehler?

: Verschoben durch Moderator
von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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Kommt auf die Rahmenbedingungen an. Bei niedrigerer Betriebsspannung 
möchte man möglicherweise einen niedrigeren Spannungsabfall über der 
Zuleitung.

von Udo S. (urschmitt)


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Niemand schrieb:
> laut online rechner

Benutze weniger Rechentools die du nicht durchschaust sondern mehr dein 
Gehirn.
Das ohmsche Gesetz ist jetzt wahrlich keine Raketentechnik.

von Bruno V. (bruno_v)


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Niemand schrieb:
> laut online rechner

Wenn der geheim ist, frag ihn.

Entweder gibt er seine Formel Preis oder erklärt sein Ergebnis

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Niemand schrieb:
> online rechner

Welcher?
Oder ist das Geheimsache.

Vielleicht liegt es daran, das 5V Spannungsabfall bis zur Last bei 200V 
kein Problem waere, aber wenn bei 12V nur noch 7V ankommen, das Mist 
waere.

von Daniel S. (stokmar)


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Niemand schrieb:
> Hallo,
> ich verstehe folgende Sache nicht:
>
> Gleichstrom, Netzteil mit 20V, 3.25A = 65W Leistung, benötigt laut
> online Rechner einen Leitungsquerschnitt von 1.6mm² (grob).
>
> Wenn ich die selbe Stromstärke bei 5V haben will, muss ich schon auf
> über 2mm² gehen, obwohl hier nur 16.25W umgesetzt werden.
>
> Warum braucht die 5V Variante einen höheren Querschnitt?
> Und hat all das irgendwas mit dem Leitwert (G) zutun?
>
> Wo liegt mein Denkfehler?

Hört sich nach LED Lichtbändern an.

Das Problem ist der Spannungsabfall auf der Leitung. Der wird nur durch 
den Strom und den Widerstand der Leitung selbst bestimmt. Systemspannung 
ist dort egal (Also auch die Leistung)
U = R/I

Und 1V Spannungsabfall bei 5V ist wesentlich schlimmer als bei 12V oder 
24V. Denn bei 4V Leuchtet der LED Streifen wohlmöglich gar nicht mehr. 
Bei 11V hingegen wird's wohl noch ausreichend hell.

Das ist auch das Problem, wenn man z.b. 30m dieser LED Bänder am Stück 
nutzen möchte. Die ersten 5m sind prall hell und die letzten 5m glimmen 
nur noch. Darum Speist man die Bänder öfters ein.

Dein Onlinerechner quarkt garantiert auch nur weil der Spannungsabfall 
in % zu hoch ist und nicht, dass die Leitung anfängt zu glühen...

Vielleicht verstehst du denn ja auch warum Hochspannungsleitungen nicht 
mit 5V arbeiten.

von Klaus H. (hildek)


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Es gibt zwei Kriterien für den Leiterquerschnitt bei gegebenem Strom:
1. Die Erwärmung des Leiters auf Grund seines ohmschen Widerstands und 
der maximalen Temperatur, die er annehmen darf.
2. Den Spannungsabfall, auch auf Grund seines ohmschen Widerstands.

Auf der Netzseite ist meist die Erwärmung das Hauptkriterium für einen 
Mindestquerschnitt, bei kleinen Spannungen, speziell die Versorgung von 
ICs auf einer Platine ist das Problem meist der Spannungsabfall.
Vergleiche: z.B. 1V Spannungsabfall auf einer Leitung macht bei einer 
5V-Schiene 20% aus, bei der Steckdose nicht mal ein halbes Prozent.
Und je kleiner die Versorgungsspannung deiner ICs ist, desto schlimmer 
wird es.

(Ich hatte mal ein FPGA zu versorgen mit 0.9V Corespannung und 3% 
Toleranz - da wird es schnell eng, insbesondere, da auch die 
Spannungsquelle nicht mit 0% Toleranz gebaut werden kann und bei kleinen 
Corespannungen meist größere Ströme fließen.)

von Rubble C. (Gast)


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Niemand schrieb:
> Wenn ich die selbe Stromstärke bei 5V haben will, muss ich schon auf
> über 2mm² gehen, obwohl hier nur 16.25W umgesetzt werden.

Die 16W werden ja nicht in der Leitung "umgesetzt", sondern kommen im 
Verbraucher zur Anwendung.

Insofern wäre bei gleichem Strom (in Ampere) derselbe Querschnitt zu 
verwenden, wie Du erkannt hast.

> Warum braucht die 5V Variante einen höheren Querschnitt?

Weil die Online-Rechner meist nach undurchsichtigen Vorgaben rechnen, z. 
B. max 3% Spannungsabfall, was nur bei Hausinstallationen wichtig ist, 
oder entsprechend regulierte Bereiche.

Der (geheime) Online Rechner erwägt vielleicht auch, wieviel Erwärmung 
erlaubt ist. Unter Isolation ist weniger Erwärung erlaubt, beim 
Bastelprojekt an der freien Luft geht aber mehr.

Mein Rechner im Kopf sagt mir mit 0,75qmm geht's auch.

von Jens G. (jensig)


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Rubble C. schrieb:
> Der (geheime) Online Rechner erwägt vielleicht auch, wieviel Erwärmung
> erlaubt ist. Unter Isolation ist weniger Erwärung erlaubt, beim
> Bastelprojekt an der freien Luft geht aber mehr.

Eher nicht, wenn er den Querschnitt nur von der Speisespannung abhängig 
macht.

von Rainer W. (rawi)


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Niemand schrieb:
> Wo liegt mein Denkfehler?

Du hast anscheinend Leitungslänge und tolerierbaren Spannungsabfall noch 
nicht in deinen Überlegungen berücksichtigt. Wer weiß, von welchen 
Anforderungen der Online-Rechner aus geht?

Blind irgendeine Formel zu verwenden, ohne ihre Anwendbarkeit zu kennen, 
kann schon mal daneben gehen.

von Michi S. (mista_s)


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Niemand schrieb:
> Und hat all das irgendwas mit dem Leitwert (G) zutun?

Natürlich, auch wenn i.A. eher vom ohmschen Widerstand spricht, was aber 
letztlich nur der Kehrwert des Leitwerts (also R=1/G) ist; insofern also 
Jacke wie Hose.


Niemand schrieb:
> Wo liegt mein Denkfehler?

Tja, gute Frage. Möglicherweise denkst Du vor allem an den 
Kurzschluß-Fall, denn nur in jenem werden die von Dir genannten 
Leistungen tatsächlich in Deiner Leitung umgesetzt.


Niemand schrieb:
> Warum braucht die 5V Variante einen höheren Querschnitt?

Rein von der Stromtragefähigkeit (also wieviel Ampere passen durch) des 
Kabels brauchst Du den ja nicht; in der Hausinstallation sind für 1,5mm² 
(bis zu einer gewissen Länge) sogar 16 Ampere zulässig.

Warum Dir Dein geheimer Rechner trotzdem einen höheren Querschnitt 
vorschlägt (Spannungsabfall), wurde eh schon mehrfach beantwortet; aber 
man kanns durchaus auch aus der Perspektive der Leistung sehen: Bei 5V 
hast Du deutlich weniger Gesamtleistung verfügbar, also ist es umso 
wichtiger, möglichst wenig davon schon in der Zuleitung zu verbraten.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Michi S. schrieb:
>> Und hat all das irgendwas mit dem Leitwert (G) zutun?
>
> Natürlich, auch wenn i.A. eher vom ohmschen Widerstand spricht, was aber
> letztlich nur der Kehrwert des Leitwerts (also R=1/G) ist; insofern also
> Jacke wie Hose.

Ich nutze gerne den Leitwert, weil ich mir das simpel vorstellen kann:

56 Meter Kupferkabel mit 1qmm haben 1 Ohm.
Wird der Draht dünner, reichen weniger Meter für 1 Ohm oder halt 
umgekehrt, wenn der Querschnitt größer wird ...

Nicht vergessen darf man, dass ein reales Kabel zwei Adern hat, Strom 
hin und zurück - also 28 Meter Kabel für 1 Ohm.

Was man an Querschnitt braucht, hängt erheblich von der Leitungslänge 
ab.

von Falk B. (falk)


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Manfred P. schrieb:
> Ich nutze gerne den Leitwert, weil ich mir das simpel vorstellen kann:
>
> 56 Meter Kupferkabel mit 1qmm haben 1 Ohm.
> Wird der Draht dünner, reichen weniger Meter für 1 Ohm oder halt
> umgekehrt, wenn der Querschnitt größer wird ...

Naja, kann man so oder so sehen. Für mich sind es 18 mOhm mm^2/m.
Sprich, 1m 1mm^2 sind 18mOhm. mal n Meter = Widerstand mal n. Doppelter 
Querschnitt = halber Widerstand. Damit kann man einfach und schnell eine 
Abschätzung machen.

von Niemand (einniemand)


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danke für die antworten. am besten fand ich die antwort von mista_s und 
manfred p.

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