Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schwarzstart Verbundnetz und HGÜ Verbindungen


von G. K. (zumsel)


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Die Szenarien für einen Schwarzstart des europäischen Verbundnetz sehen 
angeblich ein stückweises Hochfahren über ein paar Pumpspeicher/Stauseen 
(Malta) in Österreich vor.Mittlerweile gibt es ja an der Nordsee und 
Ostsee leistungsfähige HGÜ-Verbindungen in die skandinavischen Länder 
und nach UK.

Würde es sich nicht anbieten einen Schwarzstart über diese 
HGÜ-Verbindungen zusätzlich zu planen?
Darüber gibt es ja mehr Bumms der auch schnell zu regeln ist, von der 
Normandie bis Polen/Baltikum hätte man man den einen Streifen wo man 
alle nicht schwarzstartfähigen aber schnellstartfähigen Kraftwerke (Öl, 
Wind, Gas, Sonne) beleuchten kann um diese in diesen Streifen zu starten 
welcher auch durch die HGÜ-Verbindungen mit ausgeregelt werden kann.

Sicherlich könnte so die Anfangsphase eines Schwarzstarts beschleunigt 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (fpga_eth)


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G. K. schrieb:
> Würde es sich nicht anbieten einen Schwarzstart über diese
> HGÜ-Verbindungen zusätzlich zu planen?

Leistungsstarke HGü können nur in ein bestehendes Netz einspeisen. (Die 
Thyrisoren benötigen die jeweils nächste Phase am Zielnetz für deren 
Löschung).
IGBT basierte HGü könnten dies, diese sind aber in den höheren 
Leistungsklassen nicht konkurenzfähig, und werdens auf absehbare Zeit 
auch nicht sein.
Anstelle eines IGBT HGü: kleiner Dieselgenerator+ grosser Schwungradgen. 
Dann ist die Thyristor basierte HGü auch Schwarzstartfähig.

Aber eigentlich hat es in Deutschland (noch?) viele Gaskraftwerke, diese 
könnten im zusammenhang mit einem kleinen Dieselgen eigentlich sehr gut 
schwarzstart.
Zudem bieten sich die Speicherkraftwerke der Alpen an. Also ich gehe 
davon aus, dass für schwarzstart viele möglichen szenarien geplant, und 
mehr als genügen möglichkeiten vorhanden sind, da meines wissens die 
Gaskraftwerke nicht mal in diesen Plan einbezogen werden.

: Bearbeitet durch User
von Jan H. (j_hansen)


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G. K. schrieb:
> Die Szenarien für einen Schwarzstart des europäischen Verbundnetz sehen
> angeblich ein stückweises Hochfahren über ein paar Pumpspeicher/Stauseen
> (Malta) in Österreich vor.

Woher hast du dieses "angeblich"? Würde mich wundern, wenn man in so 
einem Fall nur von einem Kraftwerk aus starten würde. Alleine in 
Österreich gibt es viele schwarzstartfähige Kraftwerke, das wird auch 
regelmäßig geprüft.

Schwarzstart mit den Maltastufen hat wohl das Ziel, innerhalb eines 
Tages Kärnten wieder versorgt zu haben. Glaube kaum, dass im Falle eines 
europaweiten Blackouts Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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HGÜ-Anlagen mit Thyristoren sind normalerweise nicht schwarzstartfähig, 
da die Stromrichter auf der zu speisenden Seite auf ein vorhandenes Netz 
angewiesen sind. Dieses müsste man auf anderen Wegen stellen, dann 
könnte die HGÜ damit synchronisieren und einspeisen, es braucht aber 
irgend eine Anlage, die die Frequenzstabilisation übernimmt. 
Idealerweise ein laufender Großgenerator, evtl. reicht auch der 
Phasenschieberbetrieb einer solchen Anlage.

IGBT-Anlagen sind normalerweise schwarzstartfähig, viele könnten auch 
als einzelne Stromquelle ein Inselnetz versorgen.

Nachtrag: In Deutschland wird die Schwarzstartfähigkeit über Gasturbinen 
sichergestellt. Beispielsweise darf das Gasturbinenkraftwerk Thyrow 
(gebaut als reines Spitzenlastkraftwerk) nicht stillgelegt werden, da es 
als Schwarzstart-Reserve für das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde dient. 
In einem solchen Szenario würde das (schwarzstartfähige) 
Gasturbinenkraftwerk Thyrow gestartet werden und Energie für das 
Hochfahren des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde liefern.

Atomkraftwerke sind prinzipiell auch schwarzstartfähig, da man sie 
allein mit ihren Dieselgeneratoren hochfahren könnte, aber soweit ich 
weiß wird das nicht gemacht, weil die Verfügbarkeit eines externen 
Netzes eine wesentliche Sicherheitsanforderung ist.

: Bearbeitet durch User
von Tom K. (nextcc)


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Max M. schrieb:

> Aber eigentlich hat es in Deutschland (noch?) viele Gaskraftwerke, diese
> könnten im zusammenhang mit einem kleinen Dieselgen eigentlich sehr gut
> schwarzstart.

Wobei hier neulich in einem anderen (Heizungs-) Thread erwähnt wurde, 
daß im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls auch mit dem Ausfall 
der Gasversorgung zu rechnen ist...

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Die größere Herausforderung dürfte das Kommunikationsnetz (Internet, 
Telefon, Mobilfunk nach kurzer Pufferzeit) werden, das dann auch 
ausgefallen sein dürfte.

Es gibt dann nur noch das Netzbetreiber eigene Netz zur Kommunikation 
und Fernwirkung zwischen Erzeugern, Netzschaltzentralen und 
Umspannwerken.

Die Mitarbeiter, die auf den ÖPNV angewiesen sind, können nicht mehr zum 
Helfen kommen. Die Mitarbeiter vor Ort müssen länger bleiben, weil sonst 
niemand da wäre um den Schwarzstart durchzuführen.

Durchaus denkbar, das der Schwarzstart ausfällt. Da nach der 
EU-Arbeitszeitverordnung jeder bis dahin so weit über der zulässigen 
Arbeitszeit wäre und nichts mehr was machen darf. ;o) 😄

von G. K. (zumsel)


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Jan H. schrieb:
> Glaube kaum, dass im Falle eines
> europaweiten Blackouts Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)

Gibt ja nicht nur die Alpen in Europa, die Karpaten und die Pyrenäen 
gibt es auch noch.

von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:

> Leistungsstarke HGü können nur in ein bestehendes Netz einspeisen. (Die
> Thyrisoren benötigen die jeweils nächste Phase am Zielnetz für deren
> Löschung).
> IGBT basierte HGü könnten dies, diese sind aber in den höheren
> Leistungsklassen nicht konkurenzfähig, und werdens auf absehbare Zeit
> auch nicht sein.

Hast du eine Zahl/Größenordnung zu den höheren Leistungsklassen?

von Max M. (fpga_eth)


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G. K. schrieb:
> Hast du eine Zahl/Größenordnung zu den höheren Leistungsklassen?

HGü übliche 1-7GW (evtl giebt inzwischen auch Leistungstärkere, ist 
Stand vor 10 Jahren dass die grössten ca. 7GW haben)

: Bearbeitet durch User
von Jan H. (j_hansen)


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G. K. schrieb:
> Jan H. schrieb:
>> Glaube kaum, dass im Falle eines
>> europaweiten Blackouts Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)
>
> Gibt ja nicht nur die Alpen in Europa, die Karpaten und die Pyrenäen
> gibt es auch noch.

Also war der erste Satz hier im Thread, von dir geschrieben, Unsinn?

von H. H. (Gast)


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Max M. schrieb:
> G. K. schrieb:
>> Hast du eine Zahl/Größenordnung zu den höheren Leistungsklassen?
>
> HGü übliche 1-7GW (evtl giebt inzwischen auch Leistungstärkere, ist
> Stand vor 10 Jahren dass die grössten ca. 7GW haben)

Und die (AFAIK) aktuell leistungsstärkste Stromrichterstation mit IGBTs 
kann 1,4GW ab: North Sea Link.

https://www.power-technology.com/projects/north-sea-link-nsl/?cf-view

von Andrew T. (marsufant)


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G. K. schrieb:
> Die Szenarien für einen Schwarzstart des europäischen Verbundnetz
> sehen
> angeblich ein stückweises Hochfahren über ein paar Pumpspeicher/Stauseen
> (Malta) in Österreich vor.Mittlerweile gibt es ja an der Nordsee und
> Ostsee leistungsfähige HGÜ-Verbindungen in die skandinavischen Länder
> und nach UK.
>
> Würde es sich nicht anbieten einen Schwarzstart über diese
> HGÜ-Verbindungen zusätzlich zu planen?

Reichen Deiner Meinung nach 174 schwarzstartfähige Kraftwerke in 
Deutschland
nicht (Stand 2020)?

https://www.fdpbt.de/anfrage/kleine-anfrage-kraftwerke-schwarzstartfaehigkeit

von G. K. (zumsel)


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Andrew T. schrieb:
> Reichen Deiner Meinung nach 174 schwarzstartfähige Kraftwerke in
> Deutschland
> nicht (Stand 2020)?
>
> https://www.fdpbt.de/anfrage/kleine-anfrage-kraftwerke-schwarzstartfaehigkeit

Scheiße, da bin ich wohl auf die Propaganda von Preppern und 
Reichsbürgern reingefallen.

von G. K. (zumsel)


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Jan H. schrieb:
> G. K. schrieb:
>> Jan H. schrieb:
>>> Glaube kaum, dass im Falle eines
>>> europaweiten Blackouts Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)
>>
>> Gibt ja nicht nur die Alpen in Europa, die Karpaten und die Pyrenäen
>> gibt es auch noch.
>
> Also war der erste Satz hier im Thread, von dir geschrieben, Unsinn?

Welchen Teil von "angeblich" hast du nicht verstanden?

von H. H. (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Glaube kaum, dass im Falle eines
> europaweiten Blackouts Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kraftwerken_in_Portugal

von Rüdiger B. (rbruns)


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Nach einem Europaweiten Blackout zerfällt das Netz in VIELE Inselnetze. 
Diese werden dann separat einzel hochgefahren, die wichtigsten 
Verbraucher wie z.B. Kraftwerke , Krankenhäuser und Wasser 
Abwasseranlagen eingeschaltet. Danach werden die Inselnetze wieder 
Synchronisiert.

von H. H. (Gast)


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Rüdiger B. schrieb:
> Nach einem Europaweiten Blackout zerfällt das Netz in VIELE Inselnetze.

Ein europaweiter Blackout ist eh nur ein Schreckgespenst. Das 
Verbundnetz zerfällt notfalls in kleinere Netze, und in einzelnen kann 
es dann wirklich zum Blackout kommen, aber doch nicht in allen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Angehängte Dateien:

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IGCT werden fuer so hohe Leistungen eingesetzt.

von H. H. (Gast)


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Dieter D. schrieb:
> IGCT werden fuer so hohe Leistungen eingesetzt.

Das sind Thyristoren.

von Timo W. (timo)


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Es ist ein extrem unwahrscheinliches Ereignis weil es bedeuten würde das 
kein einziges Inselnetz(Teilnetz) in ganz Europa sich auf den 
Eigenverbrauch ausregeln kann.
Es gibt exakte Vorgaben wie das Netz bei Extremereignissen stabilisiert 
wird. Es werden z.B. automatisch ganze Ortsteile bei extremer 
Unterfrequenz vom Netz genommen.

Warum ist es dann trotzdem denkbar das Teilnetze sich vollständig 
abschalten? Durch diese Abwürfen von Verbrauchern und auch Erzeugern 
kann das Netz stark ändern und z.B. die kapazitive Blindlast stark 
überhand nehmen. Das kann dazu führen dass Schutzeinrichtungen oder 
Regler abschalten da diese auf ein "normales" Netz ausgelegt sind.
Aber noch mal: wie wahrscheinlich ist es das dies in jedem einzelnen 
Teilnetz in ganz Europa passiert?

Die gleichen Gründe die zu einem totalen Ausfall führen könnten sind 
dann auch die die einen Scharzstart erschweren. Schwarzstartfähige 
Kraftwerke sind nicht das Problem aber die Regel-, Steuer- und 
Schutztechnik ist auf ein normal funktionierendes Netz ausgelegt.
Bei einem Schwarzstart müsste erst mindestens ein Kraftwerk ans 
Übertragungsnetz geschaltet werden und dann Trafos und mindestens ein 
Mittelspannungsnetz zugeschaltet werden bevor die ersten Verbraucher ans 
Netz geschaltet werden könne. Die (höchstspannungs) Leitungen sind eine 
überwiegend kapazitive Last. Untersuchungen zu einer solchen Situation 
haben ergeben das Regler in Kraftwerken nicht dafür ausgelegt sind fast 
nur kapazitive Blindleistung einzuspeisen und nach kurzer Zeit 
abschalten würden.
Wenn Trafos zugeschaltet werden sind fast nur Induktivitäten und 
Kapazitäten im Netz. Das ist ein interessantes und komplexes Netz für 
einen Generator. Resonanzen, Spannungsüberhöhungen und ein nicht 
vorgesehener Regelbereich würden wahrscheinlich sofort wieder zur 
Abschaltung führen.
Für einen zuverlässigen Schwarzstart wären definiert 
schaltbare/regelbare ohmschen Lasten möglichst im Übertragungs- oder 
Mittelspannungsnetz erforderlich. Es ist einige Jahre her das ich mit 
diesem Bereich zu tun hatte aber zumindest damals gab es diese nicht.

Ein weiteres Problem sind die undefinierten Lastsprünge wenn Ortsteile 
oder Industriebetrieb zugeschaltet würden. Kleinere für den 
Netzbetreiber zuschaltbare Einheiten gibt es kaum. Ein derartiger 
Lastsprung auf bisher unbelastete Kraftwerke würde wahrscheinlich wider 
zur Abschaltung führen.

= Ein großes Problem beim Schwarzstart ist das Netz definiert zu 
belasten.

Um zurück zum Thema zu kommen: Ich bezweifele das ein HGÜ Umrichter 
einfach so problemlos 90% kapazitive Blindleistung liefern kann selbst 
wenn man ein Generator im Netz hat um die HGÜ Leitung in Betrieb zu 
nehmen. Am Ende hat man exakt die selben Probleme wie bei einem 
Kraftwerk auch.

Schwarzstartfähige Erzeuger haben wir genug. Was fehlt sind steuerbare, 
definierte und unempfindliche Verbraucher und ein Netz aufzubauen. Etwas 
in der Art wie riesige Hoch- oder Mittelspannungstauchsieder wären 
optimal. In den letzten Betrachtungen zum Thema die ich gelesen habe war 
das Fazit aber eher das dies zu Teuer und nicht nötig wäre da es viel zu 
unwahrscheinlich ist das kein einziges Teilnetz in ganz Europa übrig 
bleibt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Problematisch wird es, wenn Klimafanatiker losziehen und Strommasten zu 
fossilen Kraftwerken umsaegen um die Gunst der Stunde zu nutzen.

von Timo W. (timo)


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Dieter D. schrieb:
> Problematisch wird es, wenn Klimafanatiker losziehen und Strommasten zu
> fossilen Kraftwerken umsaegen um die Gunst der Stunde zu nutzen.

Ja ne is klar. Hauptsache der konservative Wutbürger hat ein klares 
Feindbild. Dann is die Welt scho in Ordnung.


Problematisch wird es wenn man immer nur an der Vergangenheit festhält 
und jedwede Veränderung bekämpft. Und vor allem wenn man Netze und 
Erzeuger immer nur betriebswirtschaftlich nur nach Gewinnmaximierung 
betreibt und aufbaut. Speichertechnik wird in D z.B. eher ab als 
aufgebaut. Mit Redundanz und Reserve wird man halt nicht so reich als 
wenn man Überschuss im Ausland einkauft und teuer weiterverkauft oder 
Strom einfach nur durchleitet gegen Gebühr.

von G. K. (zumsel)


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Timo W. schrieb:

> Für einen zuverlässigen Schwarzstart wären definiert
> schaltbare/regelbare ohmschen Lasten möglichst im Übertragungs- oder
> Mittelspannungsnetz erforderlich. Es ist einige Jahre her das ich mit
> diesem Bereich zu tun hatte aber zumindest damals gab es diese nicht.

Die großen Kraftwerke (Atom, Kohle) brauchen doch einiges an Strom auch 
wenn die nichts produzieren.

von G. K. (zumsel)


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Timo W. schrieb:
> Speichertechnik wird in D z.B. eher ab als
> aufgebaut.

Würde ich nicht so stehen lassen:
https://www.golem.de/news/akku-neue-grossspeicheranlage-in-deutschland-bewilligt-2310-178648.html

Es gibt auch noch mehr Projekte da sich das langsam rechnet.
Zusätzlich gibt es noch  sogenannten Netzboostern die außerhalb des 
Marktes stehen und von den Netzbetreibern zur Netzsteuerung betrieben 
werden.

von Timo W. (timo)


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G. K. schrieb:
> Die großen Kraftwerke (Atom, Kohle) brauchen doch einiges an Strom auch
> wenn die nichts produzieren.

naja das ist relativ. Ein Stromnetz mit ein paar Kraftwerken möchte man 
eher in der Größenordnung GW belasten. Da ist so ein Kraftwerk nicht 
wirklich viel.

zweitens sind das überwiegen Netzteile (Computer/Steuerungstechnik) und 
Motoren (Kohlemühlen/Pumpen/Förderbänder) dazu auch eher variabel. Das 
ist nicht gerade eine optimale Grundlast.

drittens möchte man in einem solchen Fall wahrscheinlich auch nicht 
unbedingt die Technik in einem Kraftwerk an einem instabilem Netz 
riskieren. Die Sicherheitstechnik und Kühlung eines Atomkraftwerks lässt 
man wahrscheinlich auch lieber am Generator als mal zu testen ob es mit 
einem instabilen/unsauberen Netz auch funktioniert.


Auch im regulär laufenden Verbundnetz funktioniert es nicht immer so 
problemlos ein Ortsteil oder ähnliches nach einem Stromausfall wieder 
ans Netz zu bringen. Da braucht es auch schon mal mehrere Versuche und 
dass kann auch schon mal weitere teile des Mittelspannungsnetzes 
mitreißen beim Versuch wider einzuschalten. Stell dir das mal vor mit 
wenigen Kraftwerken und nur wenigen MW Grundlast im Netz.

von Timo W. (timo)


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G. K. schrieb:
> Würde ich nicht so stehen lassen:
> 
https://www.golem.de/news/akku-neue-grossspeicheranlage-in-deutschland-bewilligt-2310-178648.html
>
> Es gibt auch noch mehr Projekte da sich das langsam rechnet.
> Zusätzlich gibt es noch  sogenannten Netzboostern die außerhalb des
> Marktes stehen und von den Netzbetreibern zur Netzsteuerung betrieben
> werden.

ja der Markt ändert sich auch langsam. Aber bis vor einigen Jahren 
wurden Pumpspeicherkraftwerke noch abgebaut und Potential wie 
Speicherkraft in ehemaligen Bergbauschächten mit ~1000m Höhendifferenz 
nicht genutzt und statt dessen zugeschüttet.

Die Betreiber haben lieber ihren eigenen Braunkohlestrom verkauft und 
billigen Strom aus dem Ausland anstatt in D zu speichern. Die 
Marktstruktur (Gewinne von großen Erzeugern und von Netzbetreibern 
landen am Ende in der gleichen Tasche) und die Netzentgelte in D 
begünstigen das (Speichen kostet 2 mal Netzentgelte, Netzentgelte sind 
immer die selben egal ob ein Speicher Solarstrom aus der Nachbarschaft 
nimmt oder ob ein Industriebetrieb im Süden Strom an der Ostsee kauft).

Bis vor einigen Jahren gab es Europaweit Überschuss. Dadurch waren die 
Preise niedrig. Netzbetreiber habe Strom günstig irgendwo gekauft statt 
zu investieren. Jetzt gibt es zeitweise Mangel wodurch die Preise teils 
extrem steigen. Da Rächt sich das man es verpasst hat in der 
Vergangenheit in Speicher zu investieren. Jetzt schreit man eher nach 
Subventionen vom Staat.

von Andrew T. (marsufant)


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Möglicherweise (und nicht nur weil da ein hübsches Tektronix TAS220 so 
schön rüberkommt !) ist
dieses Erklärbärvideo der österreichischen Nachbarn hilfreich, mal das 
Thema etwas weniger emotional und dafür mehr technisch zu betrachten:

https://www.youtube.com/watch?v=dVJYG44Wswg


Insbesondere Schwarzstart sowie Primär-, Sekundär und Tertiärregelung 
sind da m.M. gut erklärt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Der größte Energieverbraucher eines Wärmekraftwerks (Kohle oder Atom) 
ist die Hauptspeisepumpe des Kessels, die das kondensierte Wasser zurück 
in den Kessel pumpen und dabei den vollen Druckunterschied überwinden 
muss. Ihre Leistung liegt im Bereich um die 15MW bei großen Blöcken, oft 
wird sie über eine eigene Dampfturbine angetrieben. Sie wird aber nur im 
Leistungsbetrieb gebraucht, beim Anfahren des Blocks oder nachdem sich 
eine Anlage nach Lastabwurf im Eigenbedarf gefangen hat, reichen die 
Hilfsspeisepumpen problemlos aus weil nur noch sehr wenig Dampf 
gebraucht wird. Da kommen dann eher Schwierigkeiten mit der minimalen 
thermischen Leistung des Kessels oder des Reaktors, ich glaube die 
meisten Kraftwerke müssen für einen dauerhaften Betrieb im Eigenbedarf 
einen Teil des Frischdampfes an der Turbine vorbei leiten, was viel 
verlorene Energie bedeutet und in keinster Weise wirtschaftlich ist. 
Also wenn absehbar ist, das eine so stabilisierte Anlage nicht bald 
wieder ans Netz zurück kann, dann wird man sie herunterfahren.

Bei großen Atomkraftwerken liegt der Eigenbedarf bei voller Leistung bei 
etwa 50MW pro Block. Bei Kohlekraftwerken sind die Blöcke etwas kleiner 
(maximal so 1GW, nicht 1,4GW wie bei Atomkraftwerken), aber man muss den 
Betrieb der Kohleförderung mit einrechnen. Im Schnitt gehen so 8..10% 
des erzeugten Stroms dafür drauf, daß die Kohle aus der Erde ins 
Kraftwerk kommt.

Für die Stabilität eines Netzes braucht man schnell steuerbare 
Regelenergie. Am besten sind dafür große rotierende Massen wie die 
Turbinen und Synchrongeneratoren von großen Kraftwerken. Diese 
stabilisieren die Frequenz durch ihre Trägheit völlig automatisch, ohne 
daß man sich darum zu kümmern braucht. Außerdem können sie große Mengen 
Blindleistung bereitstellen. Sowas kann man daher als erste Stufe der 
Netzregelung betrachten, die zweite Stufe sind schnell regelbare Anlagen 
wie Wasserkraftwerke (Speicherkraftwerke), von denen manche Anlagen 
Lastsprünge von Leerlauf auf Nennleistung binnen 15 Sekunden schaffen 
(Pumpspeicherkraftwerke mit bereits netzsynchron rotierenden 
Generatoren). Die dritte Stufe ist die Leistungsanpassung von Kraftwerke 
im Lastfolgebetrieb, kann auch Grundlastkraftwerke betreffen kann. 
Beispielsweise waren einige eigentlich als Grundlastkraftwerke am 
effektivsten einsetzbare Atomkraftwerke hierzulange im Lastfolgebetrieb 
und vor allem Siedewasserreaktoren (z.B. Gundremmingen und Krümmel) 
konnten das aufgrund ihrer schnellen Regelbarkeit auch ziemlich gut.

von Timo W. (timo)


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Ben B. schrieb:
> Am besten sind dafür große rotierende Massen wie die
> Turbinen und Synchrongeneratoren von großen Kraftwerken. Diese
> stabilisieren die Frequenz durch ihre Trägheit völlig automatisch, ohne
> daß man sich darum zu kümmern braucht.

Eine beliebte aussage von Fans großer rotierender Maschinen. In der 
Realität hilft es nur etwas die Sinusform zu erhalten. Um relevante 
Mengen dieser Energie ins Netz zu bekommen müsste die Drehzahl reduziert 
werden. Bei den üblichen 200mHz oder maximal 2,5Hz ist das nicht 
wirklich viel Energie gespeichert. Und bei fast -2,5Hz ist schon 
mindestens 1/3 von Deutschland ohne Strom.
Die Primärregelung bei Dampfkraftwerken funktioniert indem mehr Dampf 
als nötig produziert wird und an der Turbine vorbei ins freie geleitet 
wird. Dadurch kann innerhalb von Sekunden nach geregelt werden. Das ist 
natürlich schlecht für den Wirkungsgrad aber bei diesen Kraftwerken 
nötig.
Gaskraftwerke erreichen das indem einfach mehr Gas in die Turbine kommt.
Wasserkraftwerk die schon am Netz sind indem weiter aufgedreht wird.
Akkus plus Wechselrichter können schneller reagieren als jedes 
mechanische Kraftwerk.

Aber die Frage hier war ja nicht nach der normalen Netzregelung sonder 
Netzaufbau nach Blackout. Und da haben wir vorübergehend eine Zeit ohne 
Verbraucher. Gas, GuD, Kohle und Atom hat üblicherweise eine Mindestlast 
im Bereich 20%-60%

Wasserkraft ist da flexibler aber auch üblicherweise nicht dafür 
vorgesehen fast nur Blindleistung einzuspeisen.
Bei HGÜ weiß ich nicht ob es eine Mindestlast gibt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Timo W. schrieb:
> Ja ne is klar. Hauptsache ...

Hauptsache es passt zu Deinem Weltbild über Andere. Steht aber nur als 
Beispiel, weil andere problematischer waeren zu erwaehnen.

Es gibt Personen, die finden Diversitaet bei der Energieversorgung gut 
oder besser, auch im Hinblick auf die Versorgungssicherheit.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Timo W. schrieb:
> Eine beliebte aussage von Fans großer rotierender Maschinen. In der
> Realität hilft es nur etwas die Sinusform zu erhalten.

Zur Verbesserung der Spannungsform , d.h. Sinusform, haben die 
Generatoren spezielle Daempferwicklungen.

Die Schwungmasse ist erheblich und notwendig fuer die Verzoegerung bis 
die schnellsten Gasturbinen anspringen oder Lastabwurf vollzogen waere.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Timo W. schrieb:
> Akkus plus Wechselrichter können schneller reagieren als jedes
> mechanische Kraftwerk.

https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/auto-2022-0036/html?lang=de

Herkömmliche Wechselrichter können die netzregelnden Eigenschaften der 
Synchrongeneratoren in konventionellen Kraftwerken nicht vollständig 
ersetzen. Um die Netzstabilität in einem zukünftigen, auf 
Leistungselektronik basierenden Stromnetz zu gewährleisten, werden 
netzbildende Umrichterregelungskonzepte benötigt.

Vom Nov 2022.

Irgendwo habe ich die Meldung aus letztem Jahr von der Entwicklung eines 
Wechselrichters, der das nun leisten kann.

Bisherige Systeme benoetigten noch eine prozentuale Mindestleistung von 
rotierenden Generatoren im Netz.

: Bearbeitet durch User
von Timo W. (timo)


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Dieter D. schrieb:
> Die Schwungmasse ist erheblich und notwendig fuer die Verzoegerung bis
> die schnellsten Gasturbinen anspringen oder Lastabwurf vollzogen waere.

nein. sieh dir die Verläufe der Netzfrequenz bei Zwischenfällen an. Die 
Frequenz springt im Sekundenbereich. Die Schwungmasse stabilisiert den 
Sinus im ms Bereich. Aber keine Chance bis da mal eine Turbine 
angelaufen ist (eher 15m wenn vorgewärmt).
Die Stabilisierung kommt durch Nachregelung der Turbinen.

Dieter D. schrieb:
> Herkömmliche Wechselrichter können die netzregelnden Eigenschaften der
> Synchrongeneratoren in konventionellen Kraftwerken nicht vollständig
> ersetzen. Um die Netzstabilität in einem zukünftigen, auf
> Leistungselektronik basierenden Stromnetz zu gewährleisten, werden
> netzbildende Umrichterregelungskonzepte benötigt.

Ich rede auch nicht von heutigen Einspeisewechselrichtern sondern von 
der Technik die z.B. in dem oben Erwähnten zu bauenden Akku eingebaut 
wird. Und die können wesentlich schneller regeln als konventionelle 
Kraftwerke. Außer bei Wasserkraft reden wir üblicherweise über weniger 
als 10% Leistungsänderung pro Minute die möglich sind.

von H. H. (Gast)


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Timo W. schrieb:
> Dieter D. schrieb:
>> Die Schwungmasse ist erheblich und notwendig fuer die Verzoegerung bis
>> die schnellsten Gasturbinen anspringen oder Lastabwurf vollzogen waere.
>
> nein. sieh dir die Verläufe der Netzfrequenz bei Zwischenfällen an. Die
> Frequenz springt im Sekundenbereich. Die Schwungmasse stabilisiert den
> Sinus im ms Bereich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Regelleistung_(Stromnetz)#Frequenzregelung_in_der_UCTE

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Eine beliebte aussage von Fans großer rotierender Maschinen.
Äh ja.

> In der Realität hilft es nur etwas die Sinusform zu erhalten.
Genau das können Synchron-Großgeneratoren prima.

> Um relevante Mengen dieser Energie ins Netz zu bekommen müsste
> die Drehzahl reduziert werden. Bei den üblichen 200mHz oder
> maximal 2,5Hz ist das nicht wirklich viel Energie gespeichert.
Es geht nicht darum, die Dinger als Energiespeicher zu missbrauchen, 
sondern nur um das Grundrauschen im Verbrauch glattzubügeln und für eine 
saubere Netzspannung und den passenden festen Phasenversatz zu sorgen.

> Und bei fast -2,5Hz ist schon
> mindestens 1/3 von Deutschland ohne Strom.
Laber nicht. Bei so einer Großstörung brechen Teile des Netzes lange 
vorher zusammen, bevor so eine starke Frequenzabweichung erreicht wird 
bzw. das Zusammmenbrechen eines oder mehrere Teilnetze führt erst zu so 
starken Frequenzschwankungen. Die dann durch die Lastverschiebungen bzw. 
Neuverteilung der Lastflüsse auftretenden Ausgleichsströme reißen das 
Verbundnetz sowieso durch Überlastung einzelner Leitungen auseinander. 
Das ist eine Kettenreaktion binnen weniger Sekunden, da bleibt sowieso 
keine Zeit zum Handeln. Man muss schauen was übrig bleibt und dann baut 
man das Netz halt neu auf.

von Timo W. (timo)


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Ben B. schrieb:
> Es geht nicht darum, die Dinger als Energiespeicher zu missbrauchen,
> sondern nur um das Grundrauschen im Verbrauch glattzubügeln

Richtig. Die rotierenden Massen bügeln Rauschen glatte. stabilisieren im 
sub Sekunden Bereich.

Ben B. schrieb:
> Laber nicht. Bei so einer Großstörung brechen Teile des Netzes lange
> vorher zusammen, bevor so eine starke Frequenzabweichung erreicht wird
> bzw. das Zusammmenbrechen eines oder mehrere Teilnetze führt erst zu so
> starken Frequenzschwankungen.

Es ging nur darum das die Netzfrequenz (~Drezahl) nicht mehr als 4-5% 
schwankt. Normalerweise nicht mehr als 1% und da kann halt nicht viel 
Energie aus der Rotationsenergie entnommen werden.

Du hast behauptet das würde reichen und wäre die Primärregelung. Als 
zweites hast du schon die zuschaltbaren im im zweistelligen 
Sekundenbereich aufgeführt. Und das ist schlicht falsch. Die 
Primärregelung ist in erster Linie die Drehzalregelung der Turbinen. Die 
Trägheit bügelt nur Störungen unter 1s glatt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Zum Beispiel bei einem Kraftwerk hat der Rotor eines 400MW Generators 
rund 3MWh Rotationsenergie gespeichert. Wenn dieser in 1s um 1Hz 
abgebremst wird, gibt das eine zusätzliche Peakleistung von rund 400MW.

Weitere rotierende Massen, wie Antriebswellen und Turbinenschaufeln sind 
dabei noch nicht berücksichtigt.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Du hast behauptet das [die Rotationsenergie] würde reichen
> und wäre die Primärregelung.
Nein. Ich habe weder behauptet, daß das die Primärregelung wäre, noch, 
daß das reichen würde.

> Richtig. Die rotierenden Massen bügeln Rauschen glatt.
> stabilisieren im sub Sekunden Bereich.
Ach guck. Wieso unterstellst Du mir irgendwelchen Quark, wenn Du's im 
Grunde doch schon korrekt verstanden hast?

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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G. K. schrieb:
> Die Szenarien für einen Schwarzstart des europäischen Verbundnetz sehen
> angeblich ein stückweises Hochfahren über ein paar Pumpspeicher/Stauseen
> (Malta) in Österreich vor.
Höh?????????

> Mittlerweile gibt es ja an der Nordsee und
> Ostsee leistungsfähige HGÜ-Verbindungen in die skandinavischen Länder
> und nach UK.

Naja, es gibt auch Brücken nach Skandinavien und Tunnel nach UK!

Nix neues unter der Sonne.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Jan H. schrieb:
> Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)
Ich denke die Portugiesen haben schneller Licht als der Rest der EU!

von Re D. (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> Jan H. schrieb:
>> Portugal mal 1-2 Wochen wartet bis es dran ist ;)
>
> Ich denke die Portugiesen haben schneller Licht als der Rest der EU!

Ich würde sagen in Rumänien wird es als erstes hell.

von (prx) A. K. (prx)


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Re D. schrieb:
>> Ich denke die Portugiesen haben schneller Licht als der Rest der EU!
>
> Ich würde sagen in Rumänien wird es als erstes hell.

Und ich würde sagen, es ist Frankreich.
Da wird es auch als letztes hell.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Um Frankreich würde ich mir am wenigsten sorgen machen. Wenn da ein paar 
ihrer alten Atomkraftwerke explodiert sind, haben die immer Licht, 
schickes blass-blau und ganz ohne Strom.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Ben B. schrieb:
> Um Frankreich würde ich mir am wenigsten sorgen machen. Wenn da ein paar
> ihrer alten Atomkraftwerke explodiert sind, haben die immer Licht,
> schickes blass-blau und ganz ohne Strom.

was du auch im Öko-rechtlichen-Rundfunk nicht sehen wirst weil bei der 
zuhause die Glotze, elektro-Bauchwärmer, Beleuchtung bis zur 
Wasserspülung alles off-line ist.

von G. K. (zumsel)


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Cha-woma M. schrieb:

> was du auch im Öko-rechtlichen-Rundfunk nicht sehen wirst weil bei der
> zuhause die Glotze, elektro-Bauchwärmer, Beleuchtung bis zur
> Wasserspülung alles off-line ist.

Hallo Moderation,

ich bin der TO, wäre super wenn man den Thread schließen könnte.
Jetzt kommen sowieso nur noch Kommentare von verbitterten alten Säcken.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Dieter D. schrieb:
> IGCT werden fuer so hohe Leistungen eingesetzt.

Ergaenzt sei noch, das es HGÜ-Anlagen mit aktiven Oberwellenfilter gibt 
in denen IGBT als aktive Halbleiter werkeln.

von Max M. (fpga_eth)


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Timo W. schrieb:
> Die Primärregelung bei Dampfkraftwerken funktioniert indem mehr Dampf
> als nötig produziert wird und an der Turbine vorbei ins freie geleitet
> wird. Dadurch kann innerhalb von Sekunden nach geregelt werden. Das ist
> natürlich schlecht für den Wirkungsgrad aber bei diesen Kraftwerken
> nötig.

Ja genau, Dampfzufluss von 3-5GW (AKW) innert sekunden Regeln. Mach mal 
giebt sicher gute quote bei Youtube :P.

Ist natürlich quatsch und wird innert minuten geregelt. Für den Worst 
case (Generator gerät unter Vollast ausser tritt, geht halt die drehzal 
entsprechend hoch). Turbine und Generator sind dafür ausgelegt.

Eine Dampfregelung inntert Sekunden geht logischerweise schief.

von Max M. (fpga_eth)


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Zum Thema IGBT/Thyristoren:

Der stärkste mir bekannte IGBT kann 3.3kV und 1.2kA

Thyristor: 7.5kV 8kA

Dazu kommt, der Thyristor ist hart im nehmen, zb. Blitzeinschlag:

Thyristor kann wegen dU/dt eine fehlzündung -> kurzschluss machen
IGBT -> kaputt

Im sekundärseitigen Netzausfall/Kurzschluss kanns ebenfalls vorkommen, 
dass der Thyristor nicht gelöscht wird. Strom geht dann auf etliche 
10kA.
Der Thyrisor kanns ab.

IGBT -> fail

IGBT giltet dafür als modern und cool.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Max M. schrieb:
> IGBT giltet dafür als modern und cool.

Das ist Unsinn. Stromrichterstationen sind keine Jubelelektronik.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Für den Notfall (z.B. Lastabwurf von außen während vollem 
Leistungsbetrieb) gibt es zwei Sicherheitseinrichtungen. Die Turbine 
wird mit Schnellschlussventilen vor Überdrehzahl geschützt (die halten 
weit weniger aus als man meint bzw. sind bei Nenndrehzahl schon recht 
nahe an den mechanischen Grenzen dran) und das Dampf-System wird mit 
Überdruckventilen entlastet, entweder an der Turbine vorbei direkt in 
den Kondensator, das sorgt für besondere Stimmung in der Turbinenhalle 
oder auch direkt ins Freie.

Dabei entstehen zusätzliche Probleme, z.B. hat ein Kohlekraftwerk noch 
richtig Feuer im Kessel und man muss diese Wärmeleistung abführen bis 
die Brenner heruntergeregelt sind bzw. der Brennstoff im Feuerraum 
aufgebraucht ist. Bei Atomkraftwerken löst eine automatische 
Turbinenschnellabschaltung während des Leistungsbetriebs auch immer eine 
automatische Reaktorschnellabschaltung aus und das mögen diese Anlagen 
nicht. Es kann sein, daß sie danach mehrere Tage außer Betrieb gehen 
müssen oder wenn sich der Reaktor dabei zu schnell zu stark abkühlt, ist 
das ein Zyklus, von denen der Reaktor nur eine begrenzte ziemlich kleine 
Anzahl in seinem Leben absolvieren darf. Es fängt sich auch keine Anlage 
nach einer automatischen Turbinenschnellabschaltung im Eigenbedarf, was 
für ein schnelles Wiederanfahren (falls nötig) wünschenswert wäre.

Allerdings hat das nichts mit der normalen Regelung im Lastfolgebetrieb 
zu tun. Das übernehmen so große Anlagen nur in Ausnahmefällen und dann 
eher als Mittellast. Die Spitzenlast (und damit auch die Primärregelung) 
wird von kleineren, schnell regelbaren Anlagen erledigt, wie 
beispielsweise Gasturbinen oder Wasserkraftwerken, bei letzteren vor 
allem die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke. Pumpspeicherkaftwerke 
können dazu auch überschüssige Leistung aus dem Netz aufnehmen, während 
normale Kraftwerke lediglich ihre Erzeugung drosseln können.

von Max M. (fpga_eth)


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H. H. schrieb:
> Max M. schrieb:
>> IGBT giltet dafür als modern und cool.
>
> Das ist Unsinn. Stromrichterstationen sind keine Jubelelektronik.

Nun kommt leider manchmal so vor. Aber ja kosteneinsparungen bei der 
Filterung geben den IGBTs schon überraschend starken Schub, dass die 
bereits bei Kabelgebundenen 1GW Anlagen verwedet werden, und mann sich 
all die IGBT nachteile mit ins boot holt.

Ben B. schrieb:
> Für den Notfall (z.B. Lastabwurf von außen während vollem
> Leistungsbetrieb) gibt es zwei Sicherheitseinrichtungen. Die Turbine
> wird mit Schnellschlussventilen vor Überdrehzahl geschützt (die halten
> weit weniger aus als man meint bzw. sind bei Nenndrehzahl schon recht
> nahe an den mechanischen Grenzen dran) und das Dampf-System wird mit
> Überdruckventilen entlastet, entweder an der Turbine vorbei direkt in
> den Kondensator, das sorgt für besondere Stimmung in der Turbinenhalle
> oder auch direkt ins Freie.

Hmmm also ich kannte einen Fall der war auf 82HZ max ausgelegt. Klar 
giebt es "schnell" Umlenksysteme aber eben schnell bezieht sich eher auf 
minuten als auf sec.

Ben B. schrieb:
> Dabei entstehen zusätzliche Probleme, z.B. hat ein Kohlekraftwerk noch
> richtig Feuer im Kessel und man muss diese Wärmeleistung abführen bis
> die Brenner heruntergeregelt sind bzw. der Brennstoff im Feuerraum
> aufgebraucht ist. Bei Atomkraftwerken löst eine automatische
> Turbinenschnellabschaltung während des Leistungsbetriebs auch immer eine
> automatische Reaktorschnellabschaltung aus und das mögen diese Anlagen
> nicht. Es kann sein, daß sie danach mehrere Tage außer Betrieb gehen
> müssen oder wenn sich der Reaktor dabei zu schnell zu stark abkühlt, ist
> das ein Zyklus, von denen der Reaktor nur eine begrenzte ziemlich kleine
> Anzahl in seinem Leben absolvieren darf. Es fängt sich auch keine Anlage
> nach einer automatischen Turbinenschnellabschaltung im Eigenbedarf, was
> für ein schnelles Wiederanfahren (falls nötig) wünschenswert wäre.

Meines wissens ist die Kühlung normalerweise auf die gesamte 
Wärmekapatzität des Boilers/Reaktors ausgelegt. Wie du korrekt bemerkt 
hast mögen beide Schnellabschaltungen nicht. Beim Reaktor ist ein 
erneutes anfahren wegen dem Xenon-135 ebenfalls für Tage physikalisch 
nicht möglich.

Daher möchte mann bestimmt keine Schnellabschaltung riskieren 
(insbesondere AKW) bei einem Lastabwurf. D.h. Reaktor läuft entweder 
voll weiter (zeitnahe Netzresysncronisation geplant) oder wird langsam 
heruntergefahren. In der Zeit volle Wärmeenergie -> Kühlturm.

Zumindest ist dies mein Kentnisstand

Ben B. schrieb:
> Allerdings hat das nichts mit der normalen Regelung im Lastfolgebetrieb
> zu tun.

Mit dem rest bin ich absolut daccord.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Max M. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Max M. schrieb:
>>> IGBT giltet dafür als modern und cool.
>>
>> Das ist Unsinn. Stromrichterstationen sind keine Jubelelektronik.
>
> Nun kommt leider manchmal so vor. Aber ja kosteneinsparungen bei der
> Filterung geben den IGBTs schon überraschend starken Schub, dass die
> bereits bei Kabelgebundenen 1GW Anlagen verwedet werden, und mann sich
> all die IGBT nachteile mit ins boot holt.

Immer noch Unsinn. Die existierenden Stromrichterstationen mit 
IGBT-Technik sind keinen deut weniger zuverlässig als solche mit 
Thyristortechnik.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Also wenn Deine Schnellschlussventile Minuten brauchen, um die 
Dampfzufuhr zu einer lastlosen Turbine zu unterbrechen, dann baust Du 
besser keine Kraftwerke... weil die bauen sich beim ersten derartigen 
Vorfall von selbst wieder auseinander. Die Dinger schließen in wenigen 
Sekunden und das ist bei bis zu über 4GW thermischer Leistung auch 
absolut notwendig.

Normalerweise können bei Atomkraftwerken etwa zwei Drittel der 
Reaktorleistung direkt in den Kondensator abgeblasen werden, das fühlt 
sich an wie ein Erdbeben in der Turbinenhalle. Aber man kann den Reaktor 
mit zwei Dritteln Nennleistung betreiben, ohne daß die Turbine läuft. 
Bei Kohlekraftwerken weiß ich nicht, wo da die Grenze ist, üblicherweise 
sind die Blöcke auch etwas kleiner, aber dafür komplexer (z.B. 
Dampf-Zwischenüberhitzer, der sollte auch unbeschadet bleiben).

Xenon 135... ich sagte ja, daß ein schnellabgeschaltetes Atomkraftwerk 
ggf. ein paar Tage außer Betrieb gehen muss, wollte aber nicht zu sehr 
auf Reaktorphysik eingehen, um den Thread nicht zu überlasten. Die 
genauen Umstände hängen aber vom jeweiligen Reaktortyp ab und in welchem 
Betriebszustand er zum Zeitpunkt der Schnellabschaltung war. Die relativ 
modernen Reaktortypen hierzulande konnten mit nur 20% Mindestleistung 
betrieben werden, für die Menge des entstehenden und nicht sofort wieder 
(durch Neutronenstrahlung) abgebautem Xenon-135 ist die Geschwindigkeit 
einer Lastabsenkung ausschlaggebend. Heißt, ein Reaktor mit tagelangem 
Betrieb bei 100% Leistung steht nach einer Schnellabschaltung deutlich 
länger still als einer, der zu diesem Zeitpunkt mit nur 20% betrieben 
wurde.

Und wegen der Reaktorschnellabschaltung - die erfolgt bei hoher 
Reaktorleistung automatisch wenn es zu einer Turbinenschnellabschaltung 
kommt. Da ist nichts mit langsam herunterfahren, die Anlage fährt sofort 
alle Steuerstäbe in den Kern, es bleibt nur die Nachzerfallswärme. Die 
dann nötige Temperaturstabilisierung ist allein Aufgabe des Kühlsystems, 
weder Temperatur noch Dampfdruck darf zu schnell absinken oder zu hoch 
ansteigen.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (fpga_eth)


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H. H. schrieb:
> Die existierenden Stromrichterstationen mit
> IGBT-Technik sind keinen deut weniger zuverlässig als solche mit
> Thyristortechnik.

1. Bauartbedingt (Thyristor kann der Ganze Waver direkt als Wafer 
gepresst so genutzt werden) IGBT hat meines wissens noch Bonding - 
begrenzte Lebensdauer.
2. Bei den IGBT wird dann auch etliches an Schutzvorkerhrungen 
unternommen worden sein (insbesondere wenn Freileitung).

Ben B. schrieb:
> Normalerweise können bei Atomkraftwerken etwa zwei Drittel der
> Reaktorleistung direkt in den Kondensator abgeblasen werden,

Dies ist mir neu, das würde bedeuten, dass die Kühlung überhaupt nicht 
überdimensioniert ist. Der Kondensator kriegt im Normalbetrieb 2/3 der 
Leistung.
Dachte die Kühlung ist immer auf min. 100% ausgelegt (Kühlturm sind ja 
keine Kosten im vergl. zum Reaktor)

Ben B. schrieb:
> das fühlt
> sich an wie ein Erdbeben in der Turbinenhalle.

Kann ich mir vorstellen, möchte da auch nicht vor Ort sein :P

Ben B. schrieb:
> Xenon 135...

Genau

Ben B. schrieb:
> Die relativ
> modernen Reaktortypen hierzulande konnten mit nur 20% Mindestleistung
> betrieben werden

Bei einer geplanten Abschaltung?
Sehen die zuständigen regulatorischen Behörden sonnst vermutlich eher 
ungerne, insbesondere wenn danach ohne Abschaltung erneut einen 
Leistungsanstieg geplant ist oder? (Teillast mit AKW ist meines wissens 
generell etwas riskannter und wird normalerweise nicht gemacht).

Ben B. schrieb:
> Und wegen der Reaktorschnellabschaltung - die erfolgt bei hoher
> Reaktorleistung automatisch wenn es zu einer Turbinenschnellabschaltung
> kommt. Da ist nichts mit langsam herunterfahren, die Anlage fährt sofort
> alle Steuerstäbe in den Kern, es bleibt nur die Nachzerfallswärme. Die
> dann nötige Temperaturstabilisierung ist allein Aufgabe des Kühlsystems,
> weder Temperatur noch Dampfdruck darf zu schnell absinken oder zu hoch
> ansteigen.

Das ist für mich absolut unglaublich. Nun dann hätten die Grünen 
Demonstranten nur ein paar widerholte Kurzschlüsse an der abgehenden 
400kV Leitung machen müssen und das AKW wäre im Eimer gewesen. Also 
eigentlich 2 Sachen:
1. keine überdimensionierung der Kühlung
2. aufgrund Mangel 1. Reaktorabschaltung
kann ich kaum glauben, hast du diesbez referenz?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Einfach mal den Nuhr machen.

von G. K. (zumsel)


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Ben B. schrieb:

> Immer noch Unsinn. Die existierenden Stromrichterstationen mit
> IGBT-Technik sind keinen deut weniger zuverlässig als solche mit
> Thyristortechnik.

Kurz mal Google bemüht, die Verbindung von Norwegen nach UK mit 1,4GW 
läuft mit IGBTs:
https://library.e.abb.com/public/5a38fa71bd2f451897ecefae3d731c64/24-26%203m6043_DE_72dpi.pdf

Das entsprechende Produkt "HVDC Light" hat jedenfalls Eigenschaften wie 
Schwarzstart, Blindleistungskompensation, Spannungshaltung, Inselbildung 
lt. diesem PDF:
https://library.e.abb.com/public/0d1371737d8b4e139c0f3fb9d42031be/60-67%20m7059_DE_72dpi.pdf?x-sign=nx2UA/4LgBL24K3sGj9LBVzwXpnQx62bgKO2GvpRGy2RT6cAuxqVvUUj7bQwaElA

Das klingt jedenfalls nach einer Technik die man im Fall eines 
großflächigen Blackouts sinnvoll mit einsetzen könnte, jedenfalls nach 
meinen Verständnis.

Und es gibt davon einige Installationen in Europa:
https://publisher.hitachienergy.com/preview?DocumentID=POW0027&LanguageCode=en&DocumentPartId=&Action=launch&DocumentRevisionId=AJ

Evtl. sollte man im ENTSO-Netz mit dieser Technik ein paar lange Tampen 
verlegen (Nord-Süd und Ost-West) um bei Ausfällen schneller wieder Licht 
zu haben.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Atomkraftwerke eignen sich wunderbar für den Mittellastbetrieb, im 
Bereich 50..90% Nennleistung können vor allem Siedewasserreaktoren bis 
zu 10% Änderung pro Minute erreichen. Das ist für so eine große Anlage 
verdammt schnell. Kohlekraftwerke sind langsamer, bei Braunkohle ist bei 
etwa 3% pro Minute das Ende der Fahnenstange erreicht. Schneller sind 
nur Gasturbinen ohne GuD-Turbinen (20% pro Minute für die reine 
Gasturbine) und Wasser-Speicherkraftwerke (keine Laufwasserkraftwerke), 
darauf ausgelegte Pumpspeicherkraftwerke können einen Lastsprung von 
Null auf Nennleistung binnen 15 Sekunden.

Ein Lastfolgebetrieb ist für Atomkraftwerke nur nicht besonders 
wirtschaftlich bzw. sie müssten sich das extra bezahlen lassen. Die sind 
ja alle dafür gebaut, 11..12 Monate am Stück mit voller Leistung am Netz 
zu sein und dann eine etwa einmonatige Revision zu durchlaufen, in der 
alle Arbeiten wie Prüfungen, Reparaturen/Teiletausch und 
Brennstoffwechsel erledigt werden. Danach geht's wieder 11..12 Monate in 
den Leistungsbetrieb.

Ich sehe auch keinen Grund, wieso der Kondensator 33% größer ausgelegt 
werden sollte, als er für den Volllastbetrieb sein muss. Die Dinger sind 
neben der Turbine das größte Bauteil eines solchen Kraftwerksblocks und 
arbeiten normalerweise mit eher geringen Temperaturen. Viele unserer 
Atomkraftwerke waren ja durch Flusswasser gekühlt (Biblis z.B. konnte 
beides, Kühltürme und den Rhein als Kühlwasser) und da wird dann wert 
drauf gelegt, daß das Gewässer nicht zu stark erwärmt wird. Das ist aber 
lange nicht die technisch erreichbare Wärmeleistung des Kondesators, der 
könnte mit höheren Auslasstemperaturen auch mehr. Außerdem wird der 
Reaktor praktisch nie ohne Turbine betrieben (außer beim An- oder 
Abfahren der Anlage), schon gar nicht mit 100% Nennleistung.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Nachtrag:
> Nun dann hätten die Grünen Demonstranten nur ein paar widerholte
> Kurzschlüsse an der abgehenden 400kV Leitung machen müssen
Bei einem Kurzschluss einer 400kV-Leitung ist fraglich, ob man den 
"nebenbei" mal eben stark genug hinkriegt, daß dabei gleich das AKW vom 
Netz geht. Aber im Prinzip: ja. Und ich will nicht wissen, wievele Jahre 
man dafür im Bunker landet, darauf haben auch Atomkraftgegner keine 
große Lust.

> und das AKW wäre im Eimer gewesen.
So einfach ist es nicht. Reaktorschnellabschaltung heißt nicht 
unbedingt, daß der Reaktor dabei einen Zyklus mit unerlaubt schneller 
Temperaturabsenkung durchläuft. Wenn das Kühlsystem so arbeitet wie es 
soll, dann sollte das eigentlich nicht passieren.

> kann ich kaum glauben, hast du diesbez referenz?
Die kannst Du Dir selbst raussuchen, einfach mal die Liste 
INES0/1-Ereignisse in Kernkraftwerken durchgehen und die 
Untersuchungsberichte dazu lesen.

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> Bei Atomkraftwerken löst eine automatische
> Turbinenschnellabschaltung während des Leistungsbetriebs auch immer eine
> automatische Reaktorschnellabschaltung aus

Nein. Wenn nach Turbinenschnellabschaltung (TUSA) die FDU zur Verfügung 
steht, erfolgt eine schnelle Absenkung der Reaktorleistung auf <45% 
durch Stabeinwurf (Bei Leistungen >45% durch Synchroneinwurf, und 
zwischen 42% und 45% durch Folgeeinwurf). Die KMT-Regelung bleibt weiter 
im Eingriff und zieht dann in den nächsten paar Minuten die 
Reaktorleistung auf den KMT-Mindestlastpunkt von ca. 30%. Weiter spricht 
die Frischdampf-Maximaldruckregelung an und öffnet die 
Frischdampf-Umleitventile und regelt den Frischdampfdruck auf ca. 79 
bar. In dem Zustand kann man dann langfristig stehen bleiben, oder recht 
schnell wieder den Turbosatz anstoßen, wenn die Störung, die die TUSA 
ausgelöst hat, beseitigt ist.

Erst wenn die FDU nicht zur Verfügung steht (z.B. im Notstromfall nach 
Verlust der Hauptnetzanbindung, und falls das Reservenetz ebenfalls 
nicht verfügbar ist), erfolgt mit der TUSA eine 
Reaktorschnellabschaltung, und die sekundärseitige Wärmeabfuhr erfolgt 
durch Abblasen des Frischdampfs über Dach.

Das Gesagte gilt im Detail für die Anlagen der KWU Vorkonvoi- und 
Konvoi-Baulinie. Bei älteren deutschen Anlagen oder Anlagen mit 
Siedewasserreaktor läuft das aber ähnlich.

> und das mögen diese Anlagen
> nicht. Es kann sein, daß sie danach mehrere Tage außer Betrieb gehen
> müssen

Ganz sicher nicht.

> oder wenn sich der Reaktor dabei zu schnell zu stark abkühlt, ist
> das ein Zyklus, von denen der Reaktor nur eine begrenzte ziemlich kleine
> Anzahl in seinem Leben absolvieren darf.

Die Parameter auf der Primärseite (Druck, Temperatur,...) bekommen von 
der TUSA nicht allzu viel mit, und alle entsprechenden Regelungen 
bleiben im Eingriff. Nur die Aufwärmspanne über den Kern sinkt von ca. 
32 K (Vollast) auf ca. 5-6 K. Da kühlt nichts ab.

> Es fängt sich auch keine Anlage
> nach einer automatischen Turbinenschnellabschaltung im Eigenbedarf, was
> für ein schnelles Wiederanfahren (falls nötig) wünschenswert wäre.

Richtig, Turbinenschnellschluss (TUSA) und Lastabwurf auf Eigenbedarf 
(LAW) sind zwei verschiedene Dinge. Bei ersterem werden Turbine und 
Generator abgeschaltet, bei letzterem nicht.

Max M. schrieb:
> Beim Reaktor ist ein
> erneutes anfahren wegen dem Xenon-135 ebenfalls für Tage physikalisch
> nicht möglich.

Kommt darauf an. Wenn der Reaktor am KMT-Mindestlastpunkt stehen bleibt, 
gibt es keine betrieblichen Einschränkungen wegen Xe-Aufbau. Das wird 
erst ab ca. einer Stunde nach Schnellabschaltung aus dem 
Leistungsbetrieb ein Thema. Wie gut und wie schnell man dann wieder 
kritisch machen kann, hängt vom Abbrand des Kerns ab. Ab einem gewissen 
Wartezeit muss man die im aufgebauten Xe gebundene Reaktivität durch 
Deborieren des Kühlmittels kompensieren, was gegen Zyklusende, wo man 
geringe Borkonzentrationen fährt, länger dauert, als am Zyklusanfang. 
Ganz gegen Zyklusende wird dann die zum Deborieren benötigte Zeit 
ähnlich lang wie die Zeit, die man wegen des natürlichen Xe-Zerfalls 
warten müsste (ca. 24h), so dass sich die Sache nicht mehr lohnt.

Von Tagen kann aber keine Rede sein, höchstens etwa 24h, und auch 
deutlich eher, wenn der Kern nicht schon völlig platt ist.

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> Atomkraftwerke eignen sich wunderbar für den Mittellastbetrieb, im
> Bereich 50..90% Nennleistung können vor allem Siedewasserreaktoren bis
> zu 10% Änderung pro Minute erreichen. Das ist für so eine große Anlage
> verdammt schnell.

Nicht nur Siedewasserreaktoren. Die Vorkonvoi- und Konvoi-Anlagen können 
150 MW/min mit dem Blockleistungsregler fahren, und das praktisch 
zwischen Null und hundert Prozent Generatorleistung (unter 30% 
Reaktorleistung dann allerdings mit FDU). Solche extremen Lastrampen 
fährt man in der Praxis aber nicht, und erst recht nicht über den ganzen 
Leistungsbereich. Typische Einschränkungen sind 10%/min bei 
Leistungsänderungen <20% der Nennleistung, 5%/min bei 
Leistungsänderungen von <50% der Nennleistung, und 3%/min bei 
Leistungsänderungen <80% der Nennleistung.

Sprungförmige Lastabsenkungen gehen noch viel schneller, wie z.B. bei 
Lastabwurf auf Eigenbedarf. So etwas kann man, wenn man will, auch von 
Hand machen, indem man am unverzögerten Sollwert des 
Blockleistungsreglers dreht. Normalerweise gibt es für solche Fahrweisen 
aber keinen Grund. Anlagenschonend ist das auch nicht gerade.

> Ein Lastfolgebetrieb ist für Atomkraftwerke nur nicht besonders
> wirtschaftlich bzw. sie müssten sich das extra bezahlen lassen.

Dem vernehmen nach hat man in den letzten Jahren sehr gutes Geld damit 
verdient.

> Viele unserer
> Atomkraftwerke waren ja durch Flusswasser gekühlt (Biblis z.B. konnte
> beides, Kühltürme und den Rhein als Kühlwasser) und da wird dann wert
> drauf gelegt, daß das Gewässer nicht zu stark erwärmt wird.

Bei den meisten Anlagen war Ablaufkühlung Standard, und Umlaufkühlung an 
heißen Tagen, wenn man den Fluss nicht zu sehr aufheizen darf.

von Max M. (fpga_eth)


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Danke für die informativen Worte.

Kannst du noch was zur Kühlkapatzität sagen? Wäre es möglich 100% 
Leistung zu verheizen?

Da die Reaktoren anscheinend viel besser regelbar sind als ich dachte, 
ist die Motivation dies zu tun vermutlich klein. Dennoch 
Informationshalber?

Nachtrag: Da du anscheinend etwas tiefer in der Matherie steckst. Was 
ist der aktuelle Zustand unserer Reaktoren. Mal angenommen wir hätten 
von morgen an eine AKW freundliche politik. Wie lange würde es dauern 
bis wir unsere AKWs wieder synchronisiert hätten?

: Bearbeitet durch User
von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Max M. schrieb:
> Kannst du noch was zur Kühlkapatzität sagen? Wäre es möglich 100%
> Leistung zu verheizen?

Nein, der Kondensator ist nicht dafür ausgelegt, dauerhaft 100% 
Reaktorleistung abzuführen. Daher muss man z.B. bei 
Turbinenschnellschluss die Reaktorleistung schnell reduzieren. Zunächst 
wird auf <45% Leistung per Stabeinwurf reduziert, und dann langsam auf 
30% mit der KMT-Regelung.

> Da die Reaktoren anscheinend viel besser regelbar sind als ich dachte,
> ist die Motivation dies zu tun vermutlich klein. Dennoch
> Informationshalber?

Wahrscheinlich ein Missverständnis. Für das Regeln z.B. im 
Lastfolgebetrieb wird kein Frischdampf um die Turbine herum in den 
Kondensator abgeführt. Das passiert erst bei sehr geringen Leistungen, 
wenn der Reaktor am Mindestlastpunkt der KMT-Regelung steht, und man 
entsprechend kleinere Generatorleistungen einstellt.

Das ist z.B. der Fall beim Lastabwurf auf Eigenbedarf (Reaktor bei 30% 
und Generator bei ca. 6%). Aber auch dann könnte man, wenn man 
langfristig in dem Zustand stehen bleiben will, von Hand die 
KMT-Regelung ablösen und die Reaktorleistung der Turbinenleistung 
angleichen, und so weniger Frischdampf in den Kondensator geben. Man 
muss dann allerdings ein paar Dinge wie den Xe-Aufbau achten, der einem 
den Reaktor unterkritisch machen kann, wenn der Abbrand gegen Zyklusende 
schon recht hoch ist.

> Nachtrag: Da du anscheinend etwas tiefer in der Matherie steckst. Was
> ist der aktuelle Zustand unserer Reaktoren. Mal angenommen wir hätten
> von morgen an eine AKW freundliche politik. Wie lange würde es dauern
> bis wir unsere AKWs wieder synchronisiert hätten?

Keine Ahnung. Es wurden in den meisten Anlagen bereits irreversible 
Rückbaumaßnahmen durchgeführt. Für die letzten Anlagen, die vom Netz 
gegangen sind, war gegen Ende dieses Jahres z.B. eine 
Primärkreisdekontamination vorgesehen, was ebenfalls bedeutet, dass die 
Anlage nicht mehr anfährt. Den tagesaktuellen Status habe ich aber nicht 
auf dem Schirm. Das Schichtpersonal wurde z.T. auch schon in alle Winde 
verstreut, oder hat sich in den Vorruhestand zurückgezogen.

von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:
> Was
> ist der aktuelle Zustand unserer Reaktoren. Mal angenommen wir hätten
> von morgen an eine AKW freundliche politik. Wie lange würde es dauern
> bis wir unsere AKWs wieder synchronisiert hätten?

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomausstieg-atomkraftwerk-isar-2-kann-nicht-wieder-hochgefahren-werden-a-c8f11686-2428-4f1a-8b78-c8a44dc338bd

von (prx) A. K. (prx)


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Max M. schrieb:
> Da die Reaktoren anscheinend viel besser regelbar sind als ich dachte,
> ist die Motivation dies zu tun vermutlich klein. Dennoch
> Informationshalber?

Bei einem fossiles Kraftwerk spielen die Brennstoffkosten eine sehr 
grosse Rolle. Geringere Last senkt also die Kosten erheblich.

Der Brennstoffabbrand geht jedoch nur gering in die Betriebskosten eines 
KKW ein. Der Betrieb wird also kaum billiger, verkauft aber weniger 
Strom. Unwirtschaftlich. Man fährt ein KKW also nur im Lastfolgebetrieb, 
wenn man davon so viele hat, dass man es muss, etwa in Frankreich.

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Max M. schrieb:
> Dies ist mir neu, das würde bedeuten, dass die Kühlung überhaupt nicht
> überdimensioniert ist. Der Kondensator kriegt im Normalbetrieb 2/3 der
> Leistung.
Der Reaktor kann ja sofort runtergefahren werden. Ausserdem wird im 
"Normalbetrieb"  ja auch Stromproduziert. die Kondensation des Abdampfes 
hinter den Turbinen erfordert ein Kühlmedium. Ist entweder Flußwasser 
oder Meerwasser. Die Kühltürme sind nur dann im Betrieb wenn das 
Flusswasser nicht mehr weiter erwärmt werden darf.
Das Kraftwerk Isar 2.  durfte  den üblicherweise recht kalten 
Gebirgsfluss der Isar  auf maximal 24,5 Grad erwärmen und nur in 
Ausnahmefällen auf 24,8 Grad.

> Dachte die Kühlung ist immer auf min. 100% ausgelegt (Kühlturm sind ja
> keine Kosten im vergl. zum Reaktor)

Wie kommst du darauf?
Willste etwa die Natur großflächig "aufheizen"?

Die Kosten des Kühlturms sind auch nicht ohne!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Max M. schrieb:
> (Teillast mit AKW ist meines wissens
> generell etwas riskannter und wird normalerweise nicht gemacht).

Es ist halt eine Frage der Auslegung des Reaktors.
Jede Wärmemaschine hat ihren optimalen Arbeitspunkt bei dem sie den 
Brennstoff am optimalsten verwertet.
z.B.
GUD-Kraftwerke haben nur dann einen Wirkungsgrad von 50% wenn die Abgase 
effektiv vom Abhitzekessel auf ca. 120°C abgekühlt werden.
Verbrennungsmotoren habten ihren Optimalpunkt bei ca. 2/3 der max 
Drehzahl.
.....
Nur weil vor 50 Jahren den AKW`s die Rolle als Grundlastkraftwerke 
zugewiesen wurde. Bedeutet es nicht das sie nicht auch als 
Teillast-Kraftwerke eingesetzt werden können.
Es ist halt eine Frage der Konstruktion und der Wirtschaftlichlkeit!

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Ben B. schrieb:
> Die sind
> ja alle dafür gebaut, 11..12 Monate am Stück mit voller Leistung am Netz
> zu sein und dann eine etwa einmonatige Revision zu durchlaufen,

AKw`s haben nur alle 2 Jahre eine Revision, die laufen als 20-22 Monate 
durch. Aber nicht immer in Vollast, wenn z.b. Neujahr (+/- 5) ist, da 
sind die nur im "Warmhaltebetrieb".

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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G. K. schrieb:
> Max M. schrieb:
>> Was
>> ist der aktuelle Zustand unserer Reaktoren. Mal angenommen wir hätten
>> von morgen an eine AKW freundliche politik. Wie lange würde es dauern
>> bis wir unsere AKWs wieder synchronisiert hätten?
>
> 
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomausstieg-atomkraftwerk-isar-2-kann-nicht-wieder-hochgefahren-werden-a-c8f11686-2428-4f1a-8b78-c8a44dc338bd

Nicht nur das die keine Leute haben (es geht um die externen Fachkräfte 
und Spezialisten) die dann nötig sind um so eine AKW wieder anzufahren. 
Es sind auch schon Rückbauarbeiten erfolgt und darüberhinaus ist die 
Betriebserlaubnis erloschen.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (fpga_eth)


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Cha-woma M. schrieb:
> Nicht nur das die keine Leute haben (es geht um die externen Fachkräfte
> und Spezialisten) die dann nötig sind um so eine AKW wieder anzufahren.
> Es sind auch schon Rückbauarbeiten erfolgt und darüberhinaus ist die
> Betriebserlaubnis erloschen.

Nun dachte die Rückarbeiten sind nur politsches getue. Z.b. Kühlturm 
sprengen, viel aufsehen aber eigentlich einfach zu ersetzen.

Haben wirs wirklich geschaft unsere Reaktoren ernsthaft zu 
beschädigen?!? Hat unsere Nation eine Behinderung? Wozu? Sie sind ja 
abgeschaltet weshalb kaputt machen und zukünftige optionen zerstören?

Ist ja schon fast so geistesgestört wie Stuttgart-21.

Der der ein bisschen groben Unfug macht mit 400kV Leitungen 
kurzschliessen soll jahrelang in den Bau. Aber absichtlich alle 
Zerstören soll legal sein.

: Bearbeitet durch User
von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:
> Haben wirs wirklich geschaft unsere Reaktoren ernsthaft zu
> beschädigen?!? Hat unsere Nation eine Behinderung? Wozu? Sie sind ja
> abgeschaltet weshalb kaputt machen und zukünftige optionen zerstören?

AKWs baut man besten direkt nach der Abschaltung ab, dann können sich 
die Leute um den Rückbau kümmern die den Bau auch kennen.

Wenn das Ding erstmal ein paar Jahre nur rum gammelt wird der Rückbau 
noch teurer weil sich niemand mehr mit dem Bau auskennt. Das ist eine 
einfache rationale Entscheidung.

von (prx) A. K. (prx)


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Bisschen gammeln ergibt wohl schon Sinn. Im ehedem hochaktiven Teil.

Wobei man Gammelei allerdings weltweit zur Kunstform entwickelte. Egal 
wo, überall gammeln die Hinterlassenschaften einfach nur herum, wird 
nicht abschließend weggeräumt.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (fpga_eth)


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G. K. schrieb:
> Wenn das Ding erstmal ein paar Jahre nur rum gammelt wird der Rückbau
> noch teurer

Die Kosten nehmen massiv ab (also natürlicher negativer Zins). Und in 
dem fall dass es evtl erneut gebraucht werden könnte (z.B. Deutschland) 
wäre ein cold shutdown sinnvoll.

von H. H. (Gast)


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Max M. schrieb:
> G. K. schrieb:
>> Wenn das Ding erstmal ein paar Jahre nur rum gammelt wird der Rückbau
>> noch teurer

ACK.


> Die Kosten nehmen massiv ab (also natürlicher negativer Zins). Und in
> dem fall dass es evtl erneut gebraucht werden könnte (z.B. Deutschland)
> wäre ein cold shutdown sinnvoll.

Träumereien.

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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(prx) A. K. schrieb:
> Man fährt ein KKW also nur im Lastfolgebetrieb,
> wenn man davon so viele hat, dass man es muss, etwa in Frankreich.

Lastfolgebetrieb war mindestens in den letzten 20 Jahren die Regel in 
deutschen Kernkraftwerken.

von Max M. (fpga_eth)


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H. H. schrieb:
> Träumereien.

Physik!

von H. H. (Gast)


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Max M. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Träumereien.
>
> Physik!

Nuhr!

von G. K. (zumsel)


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von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:

> Die Kosten nehmen massiv ab (also natürlicher negativer Zins).

Was ist das?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Im monatlichen Intervall sieht man keinen Lastfolgebetrieb, dazu 
bräuchte man eine mindestens in Stunden aufgelöste Kurve. Also keine 
über einen ganzen Monat, die evtl. nur aus einem Messwert pro Tag 
gebildet wurde.

von G. K. (zumsel)


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Ben B. schrieb:
> Im monatlichen Intervall sieht man keinen Lastfolgebetrieb, dazu
> bräuchte man eine mindestens in Stunden aufgelöste Kurve. Also keine
> über einen ganzen Monat, die evtl. nur aus einem Messwert pro Tag
> gebildet wurde.

Den Tagesgang der anderen Erzeuger kann man ziemlich gut erkennen, 
Brille vergessen?

Hier die Einzelwerte für eins der Beispiele um das auch ohne Brille 
erkennen zu können: 
https://energy-charts.info/charts/power/raw_data/de/month_2010_10.json

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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G. K. schrieb:
> Wo siehst du dort einen Lastfolgebetrieb?

Schau mal in die Betreiberberichte, die regelmäßig in der atw abgedruckt 
wurden. Leider ist das alles hinter einer Bezahlschranke, man müsste 
sich also in die Bibliothek begeben. In den dort abgebildeten 
anlagenspezifischen Lastprofilen sieht man Lastplan- und 
Lastfolgebetrieb recht deutlich, ebenso wie Streckbetrieb.

Bei einer Reihe von Anlagen war übrigens der Blockleistungssollwert und 
der Leistungsgradient vom ÜNB fernsteuerbar. Die Schicht auf der Warte 
hatte natürlich Vorrang gegenüber der Fernsteuerung, und konnte die 
Leistungsgrenzen vorgeben. Diese Blockleistungs-Fernsteuerungen wurden 
vor nicht allzu langer Zeit nachgerüstet. Blindleistung war hingegen 
schon immer vom ÜNB steuerbar.

von G. K. (zumsel)


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Mario H. schrieb:
> Schau mal in die Betreiberberichte, die regelmäßig in der atw abgedruckt
> wurden.

Warum sollen da andere Daten drinstehen als von den Netzbetreibern?

Den Streckbetrieb Anfang des Jahres kann man beim energy-charts.info 
auch gut erkennen

https://energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=en&c=DE&stacking=stacked_absolute_area&interval=year&source=total&legendItems=0010000000000000000000

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Bei einer Reihe von Anlagen war übrigens der Blockleistungssollwert
> und der Leistungsgradient vom ÜNB fernsteuerbar.
LOL ... Das waren noch Zeiten,
als man noch auf der Blockwarte anrufen musste.

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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G. K. schrieb:
> Warum sollen da andere Daten drinstehen als von den Netzbetreibern?

Sie sind auf jeden Fall anlagenspezifisch, und nicht die Summe aller 
Einspeisungen der KKW ins Verbundnetz. Ob die zeitliche Auflösung der 
Daten bei energy-charts.info ausreicht, weiß ich nicht.

Ben B. schrieb:
> Das waren noch Zeiten,
> als man noch auf der Blockwarte anrufen musste.

In den ostdeutschen KKW hieß die Warte ganz offiziell Blockwarte. Hat 
hin und wieder einen Lacher gegeben, wenn ein ostdeutscher Kollege 
diesen Begriff verwendet hat.

von G. K. (zumsel)


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Mario H. schrieb:

> Sie sind auf jeden Fall anlagenspezifisch, und nicht die Summe aller
> Einspeisungen der KKW ins Verbundnetz. Ob die zeitliche Auflösung der
> Daten bei energy-charts.info ausreicht, weiß ich nicht.

Selbst wenn man sich die Daten der einzelnen Blöcke bei 
energy-charts.info anschaut kann man bei den AKWs keinen Tagesgang 
erkennen.

Warum sind eigentlich die AKW-Fuzzis immer so stur?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Warum sind eigentlich die AKW-Fuzzis immer so stur?
Vielleicht, damit es nicht puff macht und alle Häuser drum herum 
umfallen und alle Kühe?

von G. K. (zumsel)


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Ben B. schrieb:
>> Warum sind eigentlich die AKW-Fuzzis immer so stur?
> Vielleicht, damit es nicht puff macht und alle Häuser drum herum
> umfallen und alle Kühe?

Das wäre ja was wenn die Dinger nicht puff machen würden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen

von Max M. (fpga_eth)


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G. K. schrieb:
> Das wäre ja was wenn die Dinger nicht puff machen würden:

Nun kein deutscher Reaktor hat erheblich Radioaktivität ausgestossen.

Habe auch mal gelesen, dass der weltweite Radioaktive Ausstoss von 
radioaktivität von Fossilen Brenstoffen (Radon Polonium etc.), die 
radioaktive Freisetzung aller ausstösse Kerntechnischer Anlagen 
übersteigt (ob dabei Majak mitgerechnet wurde kann ich nicht sagen, 
würde mich etwas überraschen, da die Soviets die Region schon ordentlich 
versaut haben).

: Bearbeitet durch User
von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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In einem deutschen AKW sind mal zwei Männer umgekommen und im Zinksarg 
beerdigt worden...

Jetzt wollen sie Mini-AKW in Ruanda bauen. Das ist ein Zwergstaat 
umgeben von unberechenbaren riesigen Nachbarn.

Beitrag #7526064 wurde vom Autor gelöscht.
von (prx) A. K. (prx)


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Abdul K. schrieb:
> Das ist ein Zwergstaat

... mit mehr Einwohnern als Belgien und fast so groß.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Mehr Einwohner macht die Sache noch brisanter...

von Max M. (fpga_eth)


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Abdul K. schrieb:
> In einem deutschen AKW sind mal zwei Männer umgekommen und im Zinksarg
> beerdigt worden...

Tragisch, will ich im folgenden auf induvidueller Ebene nicht 
kleinreden:
Aber gemessen an der Energiemenge welche die AKWs eingespeist haben ist 
dies sicherer als selbst erneuerbar. Z.b. Es sind schon 100e Leute im 
zusammenhang mit Solarinstallationen umgekommen. Wind ist diesbezüglich 
(offensichtlich) auch nicht ideal. Fossil schiesst natürlich den Vogel 
ab bezüglich Lebenszeitverkürzung der Bevölkerung.

von G. K. (zumsel)


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Abdul K. schrieb:

> Jetzt wollen sie Mini-AKW in Ruanda bauen. Das ist ein Zwergstaat
> umgeben von unberechenbaren riesigen Nachbarn.

Meinst du etwa dieses Ding was ungefähr so groß wie eine Waschmaschine 
ist?

von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:

> Habe auch mal gelesen, dass der weltweite Radioaktive Ausstoss von
> radioaktivität von Fossilen Brenstoffen (Radon Polonium etc.), die
> radioaktive Freisetzung aller ausstösse Kerntechnischer Anlagen
> übersteigt (ob dabei Majak mitgerechnet wurde kann ich nicht sagen,
> würde mich etwas überraschen, da die Soviets die Region schon ordentlich
> versaut haben).

(Braun)Kohle haut ordentlich Quecksilber raus.

von G. K. (zumsel)


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Max M. schrieb:

> Aber gemessen an der Energiemenge welche die AKWs eingespeist haben ist
> dies sicherer als selbst erneuerbar. Z.b. Es sind schon 100e Leute im
> zusammenhang mit Solarinstallationen umgekommen. Wind ist diesbezüglich
> (offensichtlich) auch nicht ideal. Fossil schiesst natürlich den Vogel
> ab bezüglich Lebenszeitverkürzung der Bevölkerung.

Bei einer fetten Havarie in dicht besiedelten Teilen Europa ist danach 
die Volkswirtschaft so im Arsch das schafft noch nicht mal Putin.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> ob dabei Majak mitgerechnet wurde kann ich nicht sagen,
Unwahrscheinlich, Majak oder damals Tscheljabinsk-65 ist kein 
Kernkraftwerk. Aber mit radioaktivem Abfall wurde damals sowieso sehr 
leichtsinnig umgegangen, auch ohne den Kyschtym-Unfall (übrigens eine 
chemische Explosion eines Lagertanks, die radioaktiven Abfall weiträumig 
in der Ost-Ural-Spur verteilte, keine nukleare Explosion oder 
Leistungsexkursion, kein Reaktorunfall). Der Westen hat's nicht besser 
gemacht, sondern auch große Mengen aus den Wiederaufarbeitungsanlagen 
(braucht man nicht nur zur Wiederaufarbeitung, sondern vor allem um 
Plutonium für Kernwaffen aus den bestrahlten Brennelementen zu gewinnen) 
einfach so ins Meer gekippt (was die Russen in Majak mit dem 
Karatschai-See gemacht haben).

Tschernobyl und Fukushima sind in solche Studien wahrscheinlich auch 
nicht eingerechnet, genau wie all die anderen kleineren Unfälle, bei 
denen geringere Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Davon gab es 
einige, auch in Westeuropa.

von Max M. (fpga_eth)


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Ben B. schrieb:
> Tschernobyl und Fukushima sind in solche Studien wahrscheinlich auch
> nicht eingerechnet, genau wie all die anderen kleineren Unfälle, bei
> denen geringere Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Davon gab es
> einige, auch in Westeuropa.

Denke schon, da beide ja unmittelbar mit dem Betrieb eines Reaktors zum 
Zwecke der Produktion elektrischer Energie zusammenhängen. Was aber 
vermutlich mit eingerechnet worden ist, ist welche menge dieser 
Radioaktivität von der Bevölkerung aufgenommen wird.

Da das meiste der 2*10^18 Bq von Tschernobyl sehr kurzlebig war hat 
diese grosse Zahl erst mal wenige personen verstrahlt (vieles 
halbwertszeit im sekundenbereich). Anders sind Fossil Kraftertke deren 
Radon/Polonium ist langlebiger und wird kontinuierlich ausgestossen was 
wiederun die umliegende Bevölkerung kontinierilch mit frischem 
strahlenden Material versorgt.

Das fossil noch weitere chemische Schadstoffe ausstösst kommt noch 
hinzu. Hier geht es lediglich um den Vergleich radioaktiver Austoss 
fossil im vergleich AKW

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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G. K. schrieb:
> Meinst du etwa dieses Ding was ungefähr so groß wie eine Waschmaschine
> ist?

Meinte ich.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ein "Atomkraftwerk" in etwa so groß wie eine Waschmaschine ist aller 
Wahrscheinlichkeit mal wieder nichts weiter als eine Radionuklidbatterie 
(a.k.a radioisotope thermoelectric generator, RTG). Geringe Leistung, 
aber prima um z.B. für die Kernwaffenproduktion unbrauchbares 
Plutonium-238 zu entsorgen, bspw. als Energiequelle für Marsrover oder 
irgendwelche deep-space-Sonden.

Die Russen haben sowas als Energiequelle für sehr entlegene Leuchttürme 
benutzt. Heute haben sie da so ihre Problem mit, die Dinger wieder 
einzusammeln und verträglich zu entsorgen, nachdem sie bereits 
Jahrzehnte in der Gegend vor sich hin rosteten. Manche wurden schon von 
Schrottsammlern zerlegt, die sich dabei entsprechende Strahlungsschäden 
weggeholt haben.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Das Ding heißt irgendwas mit 2 Wave.

von Fabian H. (fabianh84)


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Abdul K. schrieb:
> Das Ding heißt irgendwas mit 2 Wave.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Laufwellenreaktor

Die sind aber zum einen nicht klein und zum andern ist es nur ein 
theoretisches Konzept - es gibt keinen Musterreaktor! Selbst wenn man 
heute mit dem Bau eines Prototypen beginnt, wird man IMHO nicht von 2050 
in Serie gehen.

Oder diese:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Small_Modular_Reactor

„Small“ ist aber noch immer deutlich größer als eine WaMa.

In dem verlinkten Artikel heißt es: „ Keine der diskutierten 
Technologien ist derzeit und absehbar am Markt verfügbar. Gleichzeitig 
werden sie mit ähnlichen Versprechen wie zu den Reaktoren in den 1950ern 
und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angepriesen“

Ich würde sagen, wir sind bei der Fusion weiter als mit diesen 
Reaktoren!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich glaube auch nicht, daß ein Laufwellenreaktor jemals als 
Leistungsreaktor gebaut wird. Im Grunde ist das ja nichts anderes als 
eine bestimmte Betriebsart eines Brutreaktors. Leistungsstarke 
Brutreaktoren haben sich im Betrieb nicht gerade als unproblematisch 
erwiesen. Frankreich hat lange an diesen Dingern festgehalten, aber ihr 
großer Entwurf in Creys-Malville (1200MW) muss wohl als Fehlschlag 
bezeichnet werden. Ein kleinerer Reaktor (240MW) lief bis 2010 in 
Marcoule. Ich glaube, bei den Russen laufen noch zwei (BN-600 und -800), 
Indien und China forschen an Reaktoren an Reaktoren mit 500..600MW 
elektrisch. In Deutschland wurde einer mit 300MW in Kalkar gebaut, aber 
nie in Betrieb genommen.

Fusionsreaktoren sind genau so eine Totgeburt, da kommt auch kein 
Rosenduft aus dem Auspuff, hat nur noch niemand gemerkt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Fabian H. schrieb:
> „Small“ ist aber noch immer deutlich größer als eine WaMa.

Ich bin dafür kein Experte und habe das auch nie behauptet. Letztlich 
kaue ich auch nur irgendwelche Pressemeldungen und Inet wieder!

Gut, die ganz offensichtlichen Hirnfürze lasse ich weg😄


Aber schaut selbst was ein PV-Modul gerade kostet und wie billig die 
sicherlich noch werden... Da hat sich Atomkraft erledigt.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Abdul K. schrieb:
> Aber schaut selbst was ein PV-Modul gerade kostet und wie billig die
> sicherlich noch werden... Da hat sich Atomkraft erledigt.

Die sind JETZT billig, weil die Produktionsanlagen für die nächste 
Generation
( u.a. PERC) an Solaranlagen vorbereitet werden.
Da werden die Panele zu Schleuderpreisen z.Z. angeboten.
Dürfte aber nicht von Dauer sein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Na mal schauen wie es weitergeht. Und was der Strom im Winter kosten 
wird.

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